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Claudia spielt Elefantenpolo

Claudia Plays Elephant Polo


Ihr kennt Fußball. Gut. Ihr kennt Tennis. Okay. Aber was versteht ihr vom Elefantenpolo, hä?

You know soccer. Fine. And you know tennis. Alright. But have you heard about elephant polo? Well?



Das gibt's nämlich wirklich.
Bildquelle: Corkscrew-Balloon.com


Daniel Roy, Bruehl, Deutschland / Germany
Malcolm McGookin, Asterisk, Brisbane (Queensland), Australien / Australia
Ki.Ka, Erfurt, Deutschland / Germany

Töröh, ihr Rübennasen!

Hier ist Claudia Flunkert, und dass ich euch heute mit dem Elefantengruß "Töröh" willkommen heiße, hat einen besonderen Grund. Ich will euch nämlich von einem Sport berichten, mit dem ihr wahrscheinlich alle bestens vertraut seid. Es geht um Elefantenpolo.

Hi hi, kleiner Scherz. Mir ist schon klar, dass einige von euch die Ballsportart Elefantenpolo noch nicht so gut kennen wie beispielsweise Fußball oder Tennis. Aber mit Sicherheit habt ihr schon mal von Polo gehört. Beim Polo sitzen die Spieler zweier gegnerischer Mannschaften auf schnellen Pferden und versuchen, im Reiten mit langen Schlägern einen Ball über den Rasen ins gegnerische Tor zu befördern. (Einen Torwart gibt's dabei übrigens nicht.) Einer der bekanntesten, wenn auch bestimmt nicht einer der besten Pferde-Polosopieler der Welt ist Prinz Esel von England.

Elefantenpolo ist so ähnlich wie Pferdepolo, nur dass man es nicht auf Pferden spielt, sondern halt auf großen ausgewachsenen Elefanten. Was viele gar nicht wissen, ist, dass Deutschland im Jahre 2002 sogar Weltmeister im Elefantenpolo geworden ist. Die drei Gebrüder Winter aus Hamburg nämlich haben Deutschland beim Weltmeisterschaftsturnier in Hua Hin vertreten. Das liegt in Thailand, und dort schalteten sie in der Vorrunde den Favoriten Thailand aus und kamen bis ins Finale. Darin besiegten sie Nepal und gewannen damit den Anantara Hua Hin Gold Cup, gestiftet vom thailändischen König Phrabaatsomdet Boramintaramahaphumiphonadunyadet (genannt: Bhumibol Adulyadej).

Was aber wahrscheinlich nicht mal die Winters wissen, weil das nämlich außerhalb des Raums Hannover kaum jemand weiß: Wir Sehnder spielen auch Elefantenpolo! Seit 1981 findet nämlich einmal im Jahr das große Elefantenpolomatch zwischen den Orten Algermissen und Sehnde statt. Und da ich bekanntermaßen ziemlich sportlich bin, wurde ich von unserem Bürgermeister PERSÖNLICH dieses Jahr ausgewählt, um meine geliebte Heimatstadt Sehnde beim Elefantenpolo gegen den bösen Erzfeind aus Algermissen zu vertreten. Natürlich nicht nur mich, sondern noch zwei andere, denn eine Elefantenpolomannschaft besteht ja bekanntlich aus drei Spielern. Außer mir waren noch Madeleine Mäuselwitz und Holger Hasenknöter dabei, die auch an meiner Schule sind.

Sehnde im Elefantenpolo zu vertreten hat aber einen Haken: Unsere Gegner sind nämlich die haushohen Favoriten. Nicht nur haben die ein Heimspiel, weil das Elefantenpolospielfeld mitten im Ortskern von Algermissen hinter dem Rathaus liegt, sondern auch, weil die Algermissener ihre eigenen Elefanten haben und das ganze Jahr lang trainieren, trainieren, trainieren ... Wir Sehnder dagegen müssen uns unsere Elefanten vom Zoo Hannover borgen (die Aktion heißt: "Rent-a-Phant") und können überhaupt nicht trainieren. Bisher hatte das große Elefantenpolomatch zwischen Algermissen und Sehnde zweiundzwanzigmal stattgefunden, und einundzwanzigmal gewann Algermissen. (Das Spiel im Jahre 1998 wurde unentschieden gewertet, weil starker Regen vor dem Spiel das Spielfeld aufgeweicht hatte und die Elefanten dann während des Spiels im weichen Boden versunken sind. Das Spiel musste abgebrochen und die Elefanten wieder ausgegraben werden.)

Wie dem auch sei, der große Tag war gekommen: Samstag, der 21. Juni 2003, und ganz Algermissen und ganz Sehnde waren zum Spielfeld gekommen. Mensch, war ich aufgeregt! Zwar fand ich mich zum Anbeißen schick mit meiner Elefantenpolokappe, meinem Elefantenpoloshirt, meiner Elefantenpolohose und meinen Elefantenpolostiefeln, aber die Angst, ein Spiel spielen zu müssen, für das ich noch nicht einmal trainiert hatte, war enorm. Madeleine und Holger ging es nicht anders.

Unsere Gegner aus Algermissen waren da sehr viel selbstsicherer. Elefantenpolospielen war für sie ja auch so normal wie für uns Ping Pong. Wir drei Sehnder hingegen hatten noch nie auf einem Elefanten gesessen. Jedenfalls, der Stadionsprecher stellte uns vor: "Meine Damen und Herren, Algermissen wird vertreten von folgenden Spielern und folgenden Elefanten: Detlef Drescher auf dem Elefantenbullen Dumbo Jumbo, Laura Latschenkiefer auf der Elefantenkuh Leila con Dios und Tobias Schlickrutscher auf dem Elefantenbullen Quick Giant. Sie haben Algermissen bereits in den drei vergangenen Jahren mit großem Erfolg vertreten. Ihre Herausforderer aus Sehnde sind: Madeleine Mäuselwitz, Holger Hasenknöter und Claudia Flunkert, und deren Elefantenkühe heißen Elfriede, Mathilde und Lou. Schiedsrichter der Begegnung ist unser hochgeschätzter Sportsfreund Dieter Krummwerner. Ich bitte um Applaus für unsere Helden!" Dass der Herr Krummwerner Schiedsrichter war, war übrigens das Beste: Er war nämlich mal mein Klassenlehrer, und ich hoffte, im Zweifelsfalle würde der Unparteiische auf unserer Seite sein.

Dann kam der Aufstieg. Mit einem Kran, den sich der Veranstalter vom Hamburger Hafen geborgt hatte, wurden wir Spieler einer nach dem anderen auf unseren jeweiligen Elefanten gehoben. Mein Elefant war übrigens Lou, eine Elefantenkuh, mit der ich mich vor dem Spiel schon etwas angefreundet hatte. (Ich habe ihr sanft den Rüssel massiert, und sie hat dabei genussvoll getrötet: TÖRÖH!) Als ich oben saß, musste ich mich erst einmal daran gewöhnen. War irgendwie anders als auf einem Pferd: Höher, aber nicht unbequem. Und sehr viel Platz.


Hoch zu Elefant.
Bildquelle: Corkscrew-Balloon.com

Lous Elefantenführer Machmut sprach mir noch Mut zu: "Das wird schon klappen, Claudia. Denk daran, was ich dir gesagt habe: Am linken Ohr zupfen, und Lou geht nach links. Am rechten Ohr - nach rechts. Gas und Bremse betätigst du mit dem rechten Fuß, die Kupplung mit dem linken. Und nicht vergessen: Im ersten Gang vorsichtig langsam kommen lassen." Na klar, ich bin ja nicht blöd.

Machmut gab mir noch meinen zweieinhalb Meter langen Polostock, mit dem ich den Ball spielen würde, und dann ging's los. Algermissen hatte Anstoß, Dieter Krummwerner, der Schiedsrichter, pfiff an, und ab ging die Post! Am Anfang hatte ich noch etwas Mühe, Lou zu steuern, aber sehr bald hatte ich sie im Griff. Wir stürmten auf den Ball zu - und Lou kickte ihn mit ihrem großen Fuß. Das war nicht so gut. Herr Krummwerner pfiff ab und verkündete: "Foul - der Ball darf weder mit menschlichen noch mit elefantösen Füßen getreten werden. Freistoß Algermissen." Erneut stürmte ich mit Lou (oder besser: Lou mit mir) auf den Ball zu. Lou holte aus mit ihrem Rüssel und schlug damit den Ball ins gegnerische Tor. Ehe ich jubeln konnte, pfiff Herr Krummwerner erneut ab und erklärte wichtig: "Foul. Mit dem Rüssel darf der Ball erst recht nicht gespielt werden. Nur mit dem Schläger. Freistoß Algermissen."

Na, das lief ja nicht so besonders. In den nächsten Minuten hatten die Algermissener eindeutig mehr vom Spiel. Die waren ständig im Angriff, und wir Sehnder hatten mehr als genug damit zu tun, unser Tor zu verteidigen. Trotzdem kamen die Algermissener mehrfach zum Torschuss - aber zum Glück rollte der Ball jedesmal am Tor vorbei. Wat'n Glück!

Wir Sehnder waren froh, als nach zehn Minuten die erste Halbzeit vorbei war. Unsere Elefanten erfrischten sich aus Regentonnen und rüsselten sich Bananen rein. Wir Spieler bekamen auch Bananen und Wasser, durften aber aus der Flasche trinken und die Hände benutzen. Derweil war ein Bagger auf dem Spielfeld und räumte die in der ersten Halbzeit entstandenen Elefantenhaufen weg. Unser Trainer, der Herr Föller, hatte auch keine Ahnung, aber gab uns trotzdem nützliche Tipps: "Spielt einfach so weiter, vielleicht habt ihr ja weiterhin so viel Glück!"

Die zweite Halbzeit wurde angepfiffen, und ich hatte Anstoß für Sehnde. Geschickt klemmte ich den Ball zwischen Schläger und Elefantenbein ein, und Lou rannte los. Aber Herr Krummwerner pfiff wieder mal: "Foul. Ball sperren verboten. Freistoß Algermissen." - "Danke, gut gesehen, Onkel Dieter", sagte Tobias Schlickrutscher von der gegnerischen Mannschaft zum Schiedsrichter. Na toll! 'Onkel Dieter' - der Unparteiische war mit der gegnerischen Mannschaft verwandt. Na, da hatten wir ja eine geniale Ausgangssituation.

Aber wir mussten das Spiel zu Ende spielen. Die zweite Halbzeit sah genauso aus wie die erste. Die Algermissener griffen an wie die Besessenen, aber ballerten immer wieder an unserem Tor vorbei. Und wir Sehnder waren voll und ganz damit beschäftigt, unser Tor zu verteidigen und dabei nicht von unseren Elefanten zu fallen. Das gelang uns allerdings recht gut.

Kurz vor dem Schlusspfiff - wir hatten uns schon innerlich auf eine Verlängerung und eventuell sogar ein anschließendes Elfmeterschießen vorbereitet - da passierte es: Meine Lou erspähte nämlich vor sich auf dem Rasen - nein, nicht etwa eine Maus, sondern einen angebissenen und dann achtlos weggeworfenen Cheeseburger. Der muss sie so angeekelt haben, dass sie durchging. Lou stürmte laut trötend los - zum Glück in Richtung gegnerisches Tor. Mir gelang es mit einigem Geschick und ganz viel Glück, mit meinem Schläger den Ball zu angeln und unter Kontrolle zu halten. Als wir nah genug am Tor der Algermissener waren, holte ich nur eben aus und der Ball kullerte ins Tor, ohne dass ihn noch ein Gegner abfangen konnte. 1:0 buchstäblich in letzter Sekunde!!! Herr Krummwerner sagte: "Schade", und dann pfiff er das Spiel ab. Sehnde hatte zum ersten Mal gewonnen, und die Zuschauer jubelten - natürlich nicht die aus Algermissen.

Ich hatte aber noch nicht so richtig Gelegenheit, mich darüber zu freuen. Lou hatte sich nämlich noch immer nicht beruhigt und stürmte nun mit mir auf den Zuschauerparkplatz. Dort zertrampelte sie erst einmal einige Autos, bevor sie sich von mir und ihrem Elefantenführer Machmut besänftigen ließ.

Mein Papa war nach dem Spiel total stolz auf mich. Und das, obwohl er sich nun ein neues Auto kaufen musste. Sein alter Passat, den er vor vielen Jahren einem palästinensischen Pizzabäcker aus Peine abgekauft hatte, war nämlich eines von Lous Wracks.

Es grüßt euch mit TÖRÖH

Eure Claudia Flunkert

Schickt mir doch mal 'ne Mail!


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