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Simons Geburtstagsparty

Simon's Birthday Party

Simon feiert seinen Geburtstag. Seinen fünfzehnten!!! Sein Vater hat ihm extra die Garage dafür überlassen. Alle seine Freunde kommen (natürlich auch Sirpa!), die Band spielt auf (das "Leverkusener Mord- und Totschlagorchester") - aber irgendwie hat sich auch Griseldis-Godzilla, das "Nashornmädchen" und Simons unerwünschte Verehrerin, zur Party eingeladen.

It's Simon's birthday! His fifteenth!!! His father has left him the garage for the party. All of Simon's friends have come. A cool band is performing (the "Leverkusen Murder and Manslaughter Orchestra")! But unfortunately Griseldis-Godzilla has sneaked in, too. She's the "rhino girl", and a friend Simon could do without.


Daniel Roy, Bruehl, Deutschland/Germany
Malcolm McGookin, Asterisk, Brisbane (Queensland), Australia/Australien
Ki.Ka, Erfurt, Deutschland/Germany

Hi, Mitkids!

Hier ist endlich mal wieder Simon Flunkert mit einer neuen Geschichte. Meine kleine Schwester Claudia hat ja in letzter Zeit behauptet, ich sei zu faul und zu trantütig geworden, euch etwas zu erzählen. Das ist Quatsch! In Wirklichkeit hat sich die kleine Ziege immer vorgedrängelt.

Was ich heute berichten werde, ist für mich selbst eigentlich gar nicht so toll. Allerdings glaube ich, dass ich euch die Geschichte schuldig bin.

Also: Eigentlich fing sie auch gar nicht so schlecht an. Ich traf in Papas Garage nämlich die letzten Vorbereitungen für meine Geburtstagsparty. Ich wurde 15! Unglaublich, wie alt ich inzwischen schon bin, ne? Im Grunde ja schon erwachsen.

Papa hatte extra seine Autos aus der Garage gefahren. Wie ihr vielleicht wisst, restauriert er in seiner Freizeit alte Autos, die er im Wald findet oder aus dem Mittellandkanal fischt und so. Aber heute gehörte mir die Garage! Meine Gäste würden gleich kommen. Ich war dabei, die Fressalien auf den Tischen zu verteilen: Diverse Salate, natürlich Kuchen, und auch für ein ausgewogenes Angebot an Getränken war gesorgt: Es gab sowohl Pepsi als auch Coke. Claudia half mir beim Tischdecken. (Wenn man schon eine kleine Schwester hat, kann sie sich schließlich auch mal nützlich machen!) Und das Beste: Die Band baute bereits ihre Instrumente auf.

Ja, echt: Auf meiner Geburtstagsparty würde eine Band spielen! Nicht etwa irgend eine Band, sondern das berühmte "Leverkusener Mord- und Totschlagorchester". Die heißeste Speed Metal Band Deutschlands! Im Vergleich zum "Leverkusener Mord- und Totschlagorchester" sind die "Toten Hosen" wirklich tote Hosen, müssten "Die Ärzte" mal zum Arzt und klingt "Rammstein" wie Bimsstein. Nicht dass ich einen solchen Luxus selbst hätte bezahlen können. Ich hatte den Auftritt der Band im Preisausschreiben gewonnen, als ich im letzten Frühjahr auf der Sehnder Wirtschaftsschau am Stand von "Schrayers Feine Tütenpulver-Chemiesuppen" ("Die schmecken so gut, die kann man wirklich nicht selber machen - und die schwimmen sogar in Milch") ein Los gezogen und gewonnen hatte. Das "Leverkusener Mord- und Totschlagorchester" kommt übrigens wirklich aus Leverkusen - ihr wisst schon: die nordrhein-westfälische Stadt, die einen toten Fisch in ihrem Stadtwappen hat.

Während wir also den Tisch deckten, beichtete mir Claudia beiläufig: "Du, ich habe übrigens Griseldis-Godzilla Grätenquetscher auch zu deiner Party eingeladen." Ich war schockiert: "Griseldis-Godzilla Grätenquetscher?! Das Nashornweibchen aus deinem Taekwondokurs?! Die, die in mich verknallt ist und nicht einsehen will, dass ich sie zum Reihern finde?! Spinnst du jetzt richtig?!" Claudia war ganz entgegen ihrer Art etwas verlegen und meinte kleinlaut: "Ja, schon. Ich bin ihr doch neulich beim Taekwondotraining, als sie am Boden lag, versehentlich auf die Halsschlagader getreten, und seitdem hatte sie etwas gut bei mir."

Ich war stinkesauer, nur hatte ich jetzt zum Ärgern gar keine Zeit. Meine Gäste würden jeden Moment eintreffen, und außerdem musste ich mit Grufti, dem Leadsänger des "Leverkusener Mord- und Totschlagorchesters" noch die Nummern durchsprechen. "He, Simon, ich denke, wir hauen euch erst ein paar Cover Versions um die Ohren, und dann spielen wir noch ein paar eigene Nummern", schlug er vor. "Okay", meinte ich, weil ich auf Grundsatzdiskussionen an meinem Geburtstag keinen Bock hatte und außerdem einem geschenkten Gaul nicht ins Maul schauen wollte.

Die Gäste kamen pünktlich auf die Minute! Und auch wenn ich schon so gut wie erwachsen bin, so freue ich mich immer noch auf die Geschenke, die ich am Geburtstag so bekomme. Was nicht heißen soll, dass ich mich nicht auch auf die Schenker freue.

Als erstes gratulierte mir meine langjährige Freundin Sirpa Hundelainen. Sirpa stammt eigentlich aus Finnland, aber lebt mit ihrer Familie schon seit ihrer Kindergartenzeit hier in Sehnde. Wir haben uns in der Grundschule kennen gelernt und sind seitdem zusammen. Die Eltern von uns beiden scherzen seitdem: "Sirpa und Simon werden in jedem Falle später mal heiraten. Der Hochzeitstermin steht sicher schon fest!" Was die vier nicht wissen: Das stimmt wirklich! Sirpa und ich haben uns bereits in der 4. Klasse auf den 30. Juni 2012 geeinigt. Dann sind wir beide 24, es ist Sommer, und außerdem ist das ein Samstag. Das passt dann gut mit dem Polterabend ... Jedenfalls: Sirpa nahm mich in den Arm, knutschte mich auf die Backe (nee, nee, auf die Wange), und sagte: "Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, mein Alter! Übrigens, es sind nicht mal mehr zehn Jahre." Früher wäre mir sowas peinlich gewesen, aber inzwischen nicht mehr. Dann drückte sie mir ein großes Paket in die Hand. Ich packte es aus ... und war einigermaßen überrascht. "Oh - ein Schneemann!" rief ich aus. "Aus meiner finnischen Heimat", erklärte Sirpa stolz. "Den werde ich gleich mal in die Gefriertruhe legen, ehe er schmilzt", meinte meine Schwester Claudia fürsorglich. Nur tat sie das dann natürlich nicht.

Als nächstes gratulierte mir meine Klassenkameradin Sophie Liebevoll. Sophie hat lange in Australien gelebt, und vor knapp zwei Jahren waren Sirpa und ich mit Sophie auf einer Musicaltournee in Sydney. Die tollste Reise meines Lebens! Vielleicht erinnert ihr euch noch daran. Sophie gab mir einen schön eingepackten Karton und meinte: "Der Inhalt soll dich an unsere Australienreise erinnern." Neugierig öffnete ich den Karton - und fand darin zehn Gläser Vegemite. Ein australischer Brotaufstrich, den eigentlich nur Australier verdauen können. "Das wäre doch wirklich nicht nötig gewesen", bedankte ich mich bei Sophie. "Freut mich, dass es dich freut", meinte sie. (Ich bin ja höflich und wollte sie nicht kränken.) Auch mein bayrischer Klassenkamerad Sepp Tember war gekommen. Er zerquetschte mir beim Gratulieren fast die Hand: "Gratuliere herzlichst, mei Guata. Do i woaß, des du a guate Musi liabst, hob i ganz a pfundige CD für di ausg'suacht." Er drückte sie mir in die Hand. Ich packte sie aus und war zu Tränen gerührt, als ich sah, was es war: "'Wenn wir erklimmen geschwindelte Höhen' und andere bayrische Berglieder, vorgetragen von den Oberallgäuer Herpesboten." - "Oh, Sepp - ich weiß gar nicht, wie ich dir dafür danken soll", versicherte ich dem strahlenden Sepp.

Auch die anderen Gäste hatten es nur gut gemeint: Zum Beispiel Ramöna Lapalöma, die in Sachsen aufgewachsen ist und mir einen plüschenen Pittiplatsch mitgebracht hatte, oder Alexandra von Heinrichsen zu Planten-un-Blomen, die in Hamburg geboren ist und sich gedacht haben musste, ich würde mich über eine Flasche Original Elbwasser freuen. Alsterwasser wäre in Ordnung gewesen, aber Elbwasser ... nun ja. Und Zbigniew Zombischewski, der sich in der Garage genau umschaute, schenkte mir ein paar Sätze alter Autonummernschilder - "für Dekoration von Zimmerwand", wie er mir erklärte.

Trotzdem freute ich mich darüber, dass sie alle gekommen waren. Meine Freude wich jedoch, als mich von der Seite ein Nashorn ansprach: "Hallo, Simon. Es freut mich sehr, dass ich gekommen bin. Hier, eine kleine Aufmerksamkeit auch von mir." Es war Griseldis-Godzilla Grätenquetscher, der ungebetene Gast, der auf Claudias Rechnung ging. Wortlos packte ich ihr Geschenk aus. Aha! Na sowas! Zwei Ringe. Nicht wertvoll, nein - sie hatte sie von zwei Coladosen abgetrennt. "Für mehr hätte mein Taschengeld nicht gereicht", erklärte mir die Nashornstimme. "Aber du verstehst die Geste, nicht wahr?", meinte sie und versuchte krampfhaft, mir schöne Augen zu machen. Es blieb bei dem Versuch. Mir wurde fast schlecht und ich antwortete nicht. Natürlich wusste ich, dass Griseldis-Godzilla in mich verknallt war. Brrr! Zum Glück hatten die richtigen Gäste und vor allem Sirpa die Peinlichkeit nicht bemerkt. Sie waren nämlich bereits auf der Tanzfläche. Das "Leverkusener Mord- und Totschlagorchester" spielte gerade "Ich hab' noch Sand in den Schuhen aus Hawaii"; ein Hit der jugoslawischen Hard Rock-Legende Bata Ilic. Ich mischte mich unter die Tanzenden.

Als die Band gerade den Marianne-Rosenberg-Kulthit, die Autofahrerinnenhymne "Er gehört zu mir wie die Beule in der Tür" spielte, spürte ich, wie jemand meine rechte Hand fasste. Hoffentlich war das Sirpa. Ich schaute mich um - buhähähä - es war Griseldis-Godzilla! Wie furchtbar! Unauffällig, aber eilig riss ich mich los und verließ die Tanzfläche, um mir vom kalten Büfett ein heißes Würstchen zu holen. Dort traf ich Sirpa. Sie suchte gerade selbst das Bufett ab und meinte: "Das sieht alles sehr lecker aus, Simon. Aber wolltest du nicht auch den finnischen Pilkeakoskihautimäkikristiinankaupunki-Salat besorgen, den ich so gerne esse?" Ich schaute kurz über das Büfett und entschuldigte mich bei Sirpa: "Oh, sorry, Sirpa. Den haben wir wohl in der Küche stehen lassen. Den Waldorf-Astoria-Salat haben wir anscheinend auch da vergessen. Ich hol' die eben schnell. Dabei kann ich auch gleich deinen Schneemann in die Gefriertruhe legen."

Während die Band ihren ersten eigenen Hit spielte ("Sie experimentiert mit Weihrauch, sie liebt Hard Rock auch, sie trinkt Bier aus der Flasche, das ist so ihre Masche"), lief ich aus der Garage in die Küche. Dort legte ich erst einmal Sirpas Schneemann in die Gefriertruhe. Er war inzwischen um die Hälfte geschmolzen. Als ich mir die Schüsseln mit dem Waldorf-Astoria-Salat und Sirpas geliebtem Pilkeakoskihautimäkikristiinankaupunki-Salat schnappen wollte, hielt mir jemand von hinten die Äuglein zu. Das war bestimmt Sirpa. "Du hättest mir nicht nachzukommen brauchen, Sirpa. Ich gehe sofort wieder in die Garage", meinte ich zu ihr. Aber dann sagte eine Nashornstimme: "Sirpa? Wo ist hier denn Sirpa? Vergiss Sirpa. Deine Zukunft heißt Griseldis-Godzilla, Kleiner." Furchtbar! Ich drehte mich um und sah mich mit dem Monster Auge in Auge. "Weiche von mir, Satan!", hörte ich mich noch spontan ausrufen, doch sie meinte: "Du willst es doch auch, Kleiner!" Dann fiel sie über mich her. Da ich nicht mit ihr schmusen wollte, gab sie mir erst ein paar Ohrfeigen und dann fing sie an zu knutschen.

Plötzlich stand jemand in der Tür. Diesmal war es wirklich Sirpa. Sirpa war wie erstarrt. Ich war ebenfalls wie erstarrt. Selbst das Nashornweibchen war wie erstarrt. Ehe ich Sirpa bitten konnte, das Ungeheuer von mir zu zerren und aus dem Fenster zu werfen, sagte Sirpa entsetzt: "Das hätte ich nie und nimmer von dir gedacht, Simon!" Und bevor ich ihr die Situation erklären konnte, verkündigte sie: "Simon Florian Adalbert Flunkert - du wirst am 30. Juni 2012 alleine heiraten müssen!" Dann lief sie weg und ich sah sie den ganzen Tag nicht mehr wieder.

Claudia kam und half mir, Griseldis-Godzilla von mir herunter zu zerren und vor der Haustür in die Mülltonne zu stopfen, aber das rettete mir den Tag auch nicht mehr. Ich war froh, als die Party vorbei war. Zum Glück hatten die übrigen Gäste nichts bemerkt.

Claudia versprach mir noch: "Wenn ich das nächste Mal vom Reiterhof direkt zum Taekwondo-Training gehe, werde ich ... hi hi ... vergessen, mir die Reitstiefel auszuziehen. Von diesen Kicks wird sich Griseldis-Godzilla dann wohl nicht so schnell erholen. Ha ha ha ha haaaaa!" Dieses Versprechen hat sie übrigens inzwischen eingelöst. Sie hat es wie einen Unfall aussehen lassen. Aber Sirpa will seit der Party nichts mehr mit mir zu tun haben.

Schnief

Euer Simon Flunkert

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