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At last:
Daniel Roy’s first Simon Flunkert book is available!!!

Endlich:
Daniel Roys erstes Simon-Flunkert-Buch kann gekauft (und GELESEN!!!) werden!!!

Daniel Roy, Hi, Mitkids!
Simon Flunkerts Abenteuer in der Brägenwurstzone,
Norderstedt: BOD, 2005,
240 Seiten, ISBN: 3-8334-2907-0.

Mehr Informationen gibt es hier!


Die Mitkids in Köln - Fernsehshows und andere Missgeschicke

The "Mitkids" in Cologne - TV Shows and Other Mishaps




Simon, Claudia und Zack sind ein paar Tage in Köln und schauen sich an, wie Fernsehsendungen entstehen. Ich sage nur: Goethestraße, Total genial am Thema vorbei, Ich wär`so gerne Millionär, Verzeih mir - nur die Liebe zählt, Deutschland sucht die goldene Stimme ...
Nicht nur für die Fans von Annette Fröstel und Cordula Stratenkötter sollte dieser Erlebnisbericht interessant sein. (Unter anderem ist auch ein Maddin mit dabei. "Aschäbeschääää ...")

Simon, Claudia and Zack go to Cologne for a couple of days - and in Europe`s largest TV complex they find out how Germany`s television history is (re-)written ... Oh dear, oh dear!


Daniel Roy, Bruehl, Deutschland
Malcolm McGookin, Asterisk, Brisbane (Queensland), Australien
Ki.Ka, Erfurt, Deutschland

Teil 1 - Zu nah am Wasser gebaut?

Hi, (Mit-)Kids!

Hier ist Simon Flunkert, allerdings nicht allein. Neben mir sitzt meine Schwester Claudia, und auch unser Freund Zack Zatzicki ist dabei. Wir drei sind in den vergangenen Herbstferien nach Köln gefahren, und was wir dort erlebt haben, war so durchgeknallt, dass wir euch heute und in der nächsten Zeit davon erzählen wollen. Nur soviel sei schon verraten: Es wird dabei viel ums Fernsehen gehen.

Einige von euch wissen ja, dass ich gerne singe. Das hat angefangen, als ich mal per Zufall in eine Musicaltruppe eingetreten bin, und inzwischen sind die Mitglieder unserer Koala-Band Weltstars - wenn auch nur in unserem Heimatort Sehnde. Na ja, und das war irgendwie auch das, was mir nicht mehr so richtig passte. Ich wollte bundesweit (wie man das so schön nennt) bekannt werden. Und deswegen beschloss ich, als Sänger an so einer Casting-Show teilzunehmen.

Castingshows gibt es ja in Deutschland inzwischen mehr als Pippi Langstrumpf Sommersprossen hat. Ich wählte aufs Geratewohl eine aus und schickte einfach meine Bewerbung drauf los. Vielleicht hätte ich mir bei der Auswahl der Show etwas mehr Zeit nehmen und sorgfältiger sein wollen - die Show hieß nämlich: "Deutschland sucht die goldene Stimme".

Das Casting sollte in der Nähe von Köln stattfinden, und das war sehr praktisch. In Köln wohnen nämlich die Rheinfallers: Tante Marion, Onkel Willi und ihr Sohn Dominik. Als sie davon hörten, dass ich an diesem Casting teilnehmen würde, rief mich Onkel Willi an und schlug mir vor: "Hörma, Jüngelschen, dat finde mer toll, dat do wieder mal nach Kölle küttst. Du kannst bei ons wohnen. Mer han jetzt ne jroße Haus, du kannst jern ein paar Tage bei ons bleiben. Unn bring doch deine Schwester mit. Verdamp lang her, dat mer die dat letzte Mal jesehn han. Unn euer Frünnd Zack iss auch einjeladen."

Also, ich selbst hätte mir sehr gut vorstellen können, in Köln im Hotel zu wohnen, aber meine Eltern freuten sich, und mein Vater sagte noch: "Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul - auch wenn der Gaul dieses furchtbare Kölsch spricht."

Als wir Zack Zatzicki erzählten, dass Onkel Willi auch ihn eingeladen hatte, war er ganz aus dem Häuschen. Er freute sich: "Das ist obercool! Ich liebe ja Shows und Theater. Wisst ihr, dass Köln einer der wichtigsten Medienstandorte Deutschlands ist? Gleich nach Erfurt und nach Knüritz an der Knatter. Vielleicht werde ich dort endlich richtig entdeckt." Er musste natürlich noch seine Eltern fragen, ob er auch wirklich mitkommen dürfte, aber die waren gleich damit einverstanden. Wahrscheinlich waren sie froh, die kleine Nervensäge mal für ein paar Tage loszuwerden. Zack ist ja ein gutes Stück jünger als Claudia und ich - nämlich erst elf.

Das Casting sollte am Dienstag stattfinden, und am späten Montagnachmittag kamen wir drei mit dem Zug am Kölner Hauptbahnhof an. Dort holten uns die drei Rheinfallers ab. Onkel Willi erklärte: "Mer fahren jetz mit der Stadtbahn dirrekt nach Rodenkirschen." - "Wohnt ihr gar nicht mehr in Ehrenfeld?" fragte Claudia, und er meinte: "Nee, schonn lang nit mehr. In Rodenkirschen wohnen wir dirrekt am Wasser. Dat is schöner."

Als wir in die U-Bahn hinunter wollten, bestaunten wir den Kölner Dom. Wer von euch Köln kennt, wird wissen, dass der Dom ja gleich neben dem Hauptbahnhof steht. Praktisch, ne? Wahrscheinlich hatten sich die Dombauer im Mittelalter gedacht: "Wir stellen den Dom mal hier an diese Stelle. Gleich daneben wird irgendwann mal der Hauptbahnhof gebaut, dann haben es die Touris nicht so weit zu laufen." Kleiner Scherz - natürlich ahnte im Mittelalter noch kein Mensch etwas davon, dass es mal so etwas wie Eisenbahn und Bahnhöfe geben würde.

Eine gute halbe Stunde später waren wir in Rodenkirchen. Es stimmte - das Haus lag wirklich in der Nähe des Rheins. Der Rhein ist ja praktisch der berühmteste Fluss Deutschlands. Sicher, es gibt noch die Elbe, die Weser oder auch die Donau, aber der Rhein ist halt etwas Besonderes für uns Deutsche. Warum, das weiß eigentlich kein Mensch. Es ist halt einfach so.

Tante Marion meinte zu uns: "Das Schönste an unserem neuen Haus ist, dass wir so nah am Rhein wohnen. Der größte Nachteil an unserem neuen Haus ist, dass wir so nah am Rhein wohnen." Claudia grinste: "Ich verstehe. Das Schöne ist, dass ihr den Rhein so gut sehen könnt. Aber wenn der Rhein Hochwasser hat, bekommt ihr nasse Füße." Onkel Willi nickte: "Wenn et rischtisch Überschwemmung jibt, dann sind die nassen Fööße noch onser kleinstes Problem."

Dann wechselte Tante Marion das Thema: "Simon, dein Casting findet in Kalscheuren statt. Das ist ein Stadtteil von Hürth, ist aber nicht weit von Rodenkirchen. Ich fahre dich morgen Vormittag mit dem Auto dorthin."

Ja, und somit saßen wir am Dienstagmorgen in Tante Marions Auto und fuhren nach Kalscheuren. Nicht etwa nur zu zweit, sondern Claudia und Zack waren auch dabei, denn die wollten sich mal ansehen, "wo Fernsehen gemacht wird". Dominik war nicht mit dabei. Der musste zur Schule, denn in Nordrhein-Westfalen waren noch keine Herbstferien.

Tante Marion erklärte, als wir auf den Parkplatz in Kalscheuren einbogen: "Das Medienzentrum in Kalscheuren ist eines der größten überhaupt. Viele Fernsehsendungen werden hier aufgezeichnet. Deutschland sucht den Supersack, Top of the Flops of the Pops, Goethestraße, Total genial am Thema vorbei, Ich wär`so gerne Millionär ..." - "Oh ja, ich erinnere mich. Hier war ich doch schon mal ...", meinte Claudia und fletschte gefährlich die Zähne. Was es damit auf sich hatte, wird sie euch sicher irgendwann noch erzählen.

"Was ist das denn da vorne?" fragte Zack und zeigte verwundert auf ein gutes Dutzend kleiner Kinder, die sich um ein orangefarbenes Etwas scharrten. "Ach, das sind Fans der Sendung mit der Maus", meinte Tante Marion. "Die Maus muss wieder mal Autogramme geben." - "Ui", staunte Zack, "ich hätte nicht gedacht, dass es die Maus wirklich gibt."

Tante Marion ließ uns aussteigen. Wir vereinbarten, dass wir sie anrufen würden, wenn sie uns abholen könnte. Dann gingen wir in die Vorhalle dieses Medienzentrums. Ich sprach einen Menschen an, der irgendwie offiziell aussah. Ich stellte mich ihm vor und sagte ihm, was ich wollte. Er schaute auf eine Liste: "Aha. Simon Flunkert aus Sehnde. Soll heute vorsingen. Dann kommen Sie mal mit, junger Mann!" Allerdings durfte nur ich mitkommen. Claudia und Zack mussten warten.

Aber langweilig wurde es keinem von uns. Denn wie es weiterging, erzählen wir euch sogleich.

Es grüßt euch

Euer SIMON FLUNKERT



Teil 2 - Deutschland sucht die goldene Stimme

Hi, Mitkids!

Hier ist wieder Simon Flunkert, und ich möchte mit meiner Geschichte dort weitermachen, wo ich letztes Mal aufgehört habe. Und wenn ihr den ersten Teil gelesen habt, wisst ihr ja, dass ich mit meiner kleinen Schwester Claudia und unserem Freund Zack nach Köln gereist war. Wir waren von der Familie Rheinfaller aus Köln-Rodenkirchen (alte Freunde meiner Eltern und irgendwie um tausend Ecken mit uns verwandt) eingeladen worden.

Der eigentliche Grund unserer Köln-Reise aber war, dass ich mich für ein Casting angemeldet hatte. Die Show, für die „gecastet“ wurde, hieß: „Deutschland sucht die goldene Stimme“, und ich muss zugeben, dass ich keine Ahnung hatte, was für ´ne Show das war. Ich dachte halt, dass das eine Sendung für den Pop-Nachwuchs sei. Nu ja.

Tante Marion Rheinfaller hatte Claudia, Zack und mich am Medienzentrum in Hürth-Kalscheuren mit dem Auto abgesetzt. Dort sollte das Casting stattfinden. Claudia und Zack mussten im Vorraum warten (was sie natürlich nicht getan haben, aber davon werden sie euch später selbst berichten).

Man hatte mich inzwischen in einen Warteraum gebracht, und wie ihr euch vorstellen könnt, war ich nicht der einzige, der an diesem Casting teilnehmen würde. Der Warteraum war bereits voll. Alle waren sie meine Konkurrenten. Und alle waren tierisch nervös! Genauso wie ich. Aber das könnt ihr euch wohl auch vorstellen.

Okay, das alles war für mich natürlich nicht so überraschend. Was für mich hingegen sehr überraschend war: Ich war der einzige in diesem Haufen, der normal angezogen war. Nein, das heißt jetzt nicht, dass die anderen alle schon aussahen wie Pop- oder Rockstars. Nein, eher im Gegenteil. Sie waren, sagen wir mal, etwas altmodisch angezogen. Sozusagen traditionell. Trachten und so. Mir gegenüber saßen zum Beispiel zwei Mädchen aus Bayern im Dirndl. Daneben war eine Truppe aus dem Schwarzwald, die aussah wie eine Horde von Schafhütern aus dem 19. Jahrhundert (nicht mal Schuhe hatten diese Leute an). Und neben mir saß ein Junge im Matrosenanzug. Würde ich auch niemals anziehen, so einen Matrosenanzug.

Allerdings war dieser Matrose ziemlich nett. Er drehte sich zu mir und fragte mich: „Möchtest du auch eine Tasse Kaffee?“ Ich war etwas verwundert, aber freute mich, dass ich mit jemandem sprechen konnte, und antwortete: „Öh ... ja. Eigentlich trinke ich ja keinen Kaffee, und gegen die Aufregung hilft er bestimmt auch nicht, aber ... doch, ja, gerne.“ Der Matrose machte seinen Seesack auf und holte eine Thermoskanne und zwei Plastiktassen heraus. „Ich heiße übrigens Jan“, stellte er sich vor („Ich bin Simon“, sagte ich), und er schenkte für uns beide Kaffee ein. „Danke“, sagte ich, „hast du schon öfters an solchen Castings teilgenommen?“, fragte ich ihn. „Oh ja“, meinte er und nahm erst mal einen Schluck Kaffee. „Vor zwei Wochen war ich bei Deutschland sucht den Superstar. Davor war ich bei Deutschland sucht den Superstar für Deutschland sucht den Superstar. Und noch davor war ich bei Stefan Raab sucht den Superstar für Deutschland sucht den Superstar für Deutschland sucht den Superstar. Ist halt eine lange Quali. Aber am Ende bin ich dann doch noch ausgeschieden. Jetzt versuche ich’s halt hier bei Deutschland sucht die goldene Stimme.

Wir tranken einen Kaffee nach dem anderen (es war eine große Thermoskanne), und allmählich begann ich, mich an den widerlichen Geschmack von Kaffee zu gewöhnen. In der Zwischenzeit wurden unsere Konkurrenten nacheinander abgeholt – zum Vorsingen. Zurück kam übrigens keiner von ihnen. „Raus müssen die wohl alle durch die Hintertür“, vermutete Jan. Irgendwann war dann auch Jan an der Reihe. Wir wünschten einander viel Glück. Ich verschwand noch mal kurz für kleine Jungs (könnt ihr euch ja denken – erst die Aufregung und dann auch noch der ganze Kaffee), und als ich wiederkam, dauerte es nur noch fünf Minuten, und dann war auch ich an der Reihe.

Eine Dame in einem faltigen Rock und einem betonierten Gesicht führte mich in einen Raum – und dort saß auch schon die Jury. Vier Leute, die an einem Tisch saßen, und mich kritisch anguckten. Aber ... ! Also, Dieter Bohlen war nicht dabei. Der ist doch sonst immer dabei! Ich kannte keinen einzigen dieser Herrschaften, und deswegen war ich ganz froh, als die Empfangsdame sagte: „Das ist unser nächster Bewerber, der siebzehnjährige Simon Flunkert aus Sehnde im Brägenwurstland. Simon, das sind unsere Juroren. Du kennst sie sicher aus dem Fernsehen: Karl Mauk, Caroline Reibach, Florian Silberblick und Stefan Mrotzkotz.“ Äh ... tja ... wie gesagt, ich kannte keinen einzigen davon, aber das gab ich natürlich nicht zu. Stattdessen schleimte ich: „Öh ... ja ... ich ... ich kenne alle ihre Gigs.“ Die Juroren guckten etwas verwundert und überlegten wohl, was ich meinte.

Dann ergriff diese Frau Reibach das Wort: „Was möchtest du uns denn vorrrrrrsingen, Simon?“ (Sie rollte das „r“ wirklich so doll.) Ich antwortete stolz: „Ich habe mich für Highway to Hell von AC/DC entschieden.“ Die Jury schwieg. Ich konnte sehen, dass die vier Herrschaften keine Ahnung hatten, was ich meinte, und ich erklärte: „We’re on a highway to hell. Das heißt auf Deutsch: Wir sind auf einer Hauptverkehrsstraße in die Hölle. Das ist eine Nummer von AC/DC.“ Sie schwiegen weiter, und ich fuhr vorsichtshalber fort: „AC/DC ist eine Hardrock-Band aus Australien.“ Und als die Juroren immer noch schwiegen, setzte ich hinzu: „AC/DC ist eine englische Abkürzung und heißt auf Deutsch: Gleichstrom / Wechselstrom.“ Jetzt tuschelten die vier miteinander. Das war immerhin ein Fortschritt. Und als sie fertig beraten hatten, sagte mir die Frau Reibach freundlich: „Wirrrr machen dirrrr einen Gegenvorrrrschlag, den du übrrrrigens nicht ablehnen kannst. Sing doch bitte stattdessen das schöne Volkslied Im Frrrrühtau zu Berrrrge.

Ich war baff! Damit hatte ich nun gar nicht gerechnet. „Im Frühtau zu Berge“ habe ich mal in der Schule singen müssen, klar. Aber ich mochte es überhaupt nicht. Ich mag eigentlich gar keine Volkslieder. Was sollte ich tun? Na ja, wenn ich mich weigern würde, hätte ich gleich verloren. Deswegen gab ich nach. Ich würde „Im Frühtau zu Berge“ halt singen. Wie ging doch noch gleich die Melodie? Ach ja, die wusste ich noch. Aber kannte ich auch noch den Text? Egal – ich musste anfangen. Deswegen begann ich nun und sang:

Im Frühtau zu Berge wir geh’n, fallera – es grünen die Wälder, die Höhn, fallera – wir wandern ohne Sorgen singend in den Morgen, yeah, we`re on a highway to hell, fallera ...

Auweia. Das war mir jetzt peinlich. Da ich nicht rechtzeitig auf den richtigen Text gekommen und weil ich so aufgeregt gewesen war, hatte ich nun doch versehentlich etwas vom "Highway to Hell" (also von der "Straße in die Hölle") gesungen. Also übersetzt: „Wir wandern ohne Sorgen singend in den Morgen, ja, wir sind auf der Straße in die Hölle, fallera.“ Das passte ja gaaar nicht.

Ich entschuldigte mich dafür, und der Herr Mauk sagte beruhigend: „Na, das ist net so schlimm. Gesangstechnisch war das gar nicht so übel. Hauptsache, du singst nicht irgendein italienisches Lied von irgendeinem italienischen Spaghettifresser ...“ Und der Herr Silberblick meinte: „Na ja, du warst auf dieses Lied ja nicht vorbereitet. Möchtest du lieber ein anderes Volkslied singen?

Ich selbst schlug jetzt „Hoch auf dem gelben Wagen“ vor. Die Juroren waren begeistert. Frau Reibach freute sich: „Grrrroßarrrrtig. Das hat derrrr alte Bundesprrrräsident Walterrrr Scheel auch mal gesungen.“ Hm – das muss wohl vor vielen Jahren gewesen sein.

Ich konzentrierte mich einen Moment – aber hatte inzwischen ziemlich die Hosen voll. Dann sang ich also „Hoch auf dem gelben Wagen“:

Hoch auf dem gelben Wa-ha-gen sitz’ ich beim Schwager vorn. Vorwärts die Rosse tra-ha-ben – besoffen stößt er in sein Horn. Felder und Wiesen und Auen, und die Sonne strahlt hell. Ich wär`ja so gern noch geblie-hi-hi-ben, but I’m on a highway to hell.

Auweia, war mir das peinlich. Schon wieder war mir der „Highway to Hell“ rausgerutscht. Diesmal hatte ich gesungen: „Ich wär´ja so gern noch geblieben, aber ich bin auf der Straße in die Hölle.“ Die Jury lachte, und der Herr Mrotzkotz meinte: „Mei, des amüsiert mi jetzt a bisserl.“ Aber sie schienen mich zu mögen, und der Herr Mauk schlug vor: „Hör mal, Simon, wenn du dich auf Volkslieder im engeren Sinne nicht so vorbereitet hast, dann sing doch einfach einen deutschen Schlager. Wie wäre es denn mit Unsere Oma fährt im Hühnerstall Motorrad?

Ich war völlig durch den Wind, und deswegen sang ich ohne weiteres Nachdenken einfach drauf los: „Unsere Oma fährt im Hühnerstall Motooorraaad, Motoooorraaad. Unsere Oooma fährt im Hüüüühnerstall Motooorraaad, Motoooorraaad. She’s on a highway to hell, highway to hell, she`s on a highway to hell, highway to hell hell hell hell hell hell hell ...

Des hob i mir jetz fei scho g’denkt“, lachte der Herr Mrotzkotz und nahm einen tiefen Schluck aus einer Schnapspulle. Die anderen drei lachten auch. Dann wurden sie ernst. Der Herr Silberblick meinte: „Simon, du hast alles, was ein Rockstar braucht.“ Das freute mich. Doch dann sagte der Herr Mauk: „Aber du hast nichts, was ein Star der volkstümlichen Musik braucht. Kein Akkordeon, kein Schmalz in der Stimme und auch nicht im Haar, keine Jodler ..Mei, der Junge aus Hamburg im Matrosenanzug, der vor dir dran war – der konnte wunderbar jodeln.“ Das verwunderte mich: „Wieso denn volkstümliche Musik?“ wollte ich wissen. „Des hob i mir auch scho wieder g’denkt“, sagte der Herr Mrotzkotz wieder und nahm noch einen tiefen Schluck aus der Schnapsflasche. Die Frau Reibach sagte mir nun streng: „Den Eindrrrruck hatte ich schon die ganze Zeit. Dir ist garrrr nicht bewusst, dass fürrrr die Sendung Deutschland sucht die goldene Stimme Volksmusikerrrr gesucht werrrrden – und keine Rrrrock’n Rrrrollerrrr.

Oh, dann bin ich hier falsch“, sagte ich hastig und machte den schnellsten Abgang meines Lebens. So schnell, dass mir die vier gar nichts mehr hinterherrufen konnten.

Auf dem Flur traf ich Zack. „Du wirst mir nicht glauben, was mir gerade passiert ist“, sagte ich zu ihm. „Du mir auch nicht“, sagte er – und strahlte. Und was er erlebt hatte, erzählt er euch nun gleich selbst.

Herzliche Grüße

Euer SIMON FLUNKERT



Teil 3 - Kleider machen Leute

Hallo, ihr!

Mein Name ist Zack Zatzicki, und ich werde nun weitererzählen, was ich mit den Flunkerts in Köln erlebt habe. Claudia, Simon und ich waren ja nach Köln gefahren. Simon hatte sich bei einer Castingshow namens "Deutschland sucht die goldene Stimme" beworben.

Im zweiten Teil hat er euch selbst davon erzählt, wie bei seinem Casting so ziemlich alles danebenging, was danebengehen konnte. Aber während er auf sein Casting wartete, schlenderten Claudia und ich über das riesige Fernsehstudiogelände in Hürth. Und irgendwann schlenderte ich nur noch allein - Claudia hatte nämlich eine Schar Mädchen entdeckt. Die warteten aufgeregt auf eine Boygroup namens "Pekinger Gasthaus", weil sie von den Jungs Autogramme haben wollten. Claudia sagte zu mir: "Ich finde Pekinger Gasthaus zwar Kacke, aber wenn ich schon mal hier bin, stelle ich mich gleich mit an."

Für mich war das wirklich nichts. Ich ging also alleine weiter. Fernsehen fasziniert mich! Wenn ich mal groß bin, will ich Schauspieler werden, und einige von euch wissen ja, dass ich mich unheimlich schnell verkleiden kann und dann oft sogar so gut, dass mich meine eigenen Eltern nicht sofort erkennen. Einige von euch haben mich übrigens schon gefragt, wie ich das mache. Aber seid mir nicht böse: Das ist mein Geheimnis, und wenn ich das hier ausplaudere, wäre es nicht mehr mein Geheimnis, weil dann jeder Hinz und Kunz wissen würde, wie das geht.

Und während ich so durch eine der vielen Hallen schlurfte, kam ich an eine Tür - und auf dieser Tür stand: "Kostüme". Hinter dieser Tür verbarg sich also die Kammer mit den Kostümen, die die Künstler für ihre Auftritte anzogen. Ich konnte nicht widerstehen: Ich drückte die Türklinke herunter und - hurra! Die Tür war offen! Ich wusste, dass das, was ich nun machen würde, nicht so richtig erlaubt war, aber ich ging einfach hinein. Klammheimlich, und ich hatte etwas Angst, aber die Versuchung war einfach zu groß.

Da stand ich nun in dieser großen Kleiderkammer! Kein Mensch zu sehen - Gott sei Dank, denn dann hätte ich einen tierischen Anschiss bekommen und wäre achtkantig rausgeflogen. Aber stattdessen sah ich jede Menge Kostüme.

Ich ging von einer Reihe zur anderen. So viele Kostüme! Sie nur anzusehen, fand ich aber zu langweilig. Deswegen griff ich mir einfach eines heraus - gleich mit einer passenden Perücke dazu. Ich zog mir meine eigenen Klamotten aus (nur die Unterwäsche behielt ich an (g)) und schlüpfte in das Kostüm, was ich gefunden hatte. Ohne dass ich wusste, was dabei herauskommen würde.

Dann stellte ich mich vor einen großen Spiegel, und nun wusste ich, wer ich war: Ich war Obelix. Obelix, der Gallier! Von Asterix und Obelix. Kennt ihr doch. "Schick, schick, schick!", freute ich mich. Und dann sagte ich mit einer ganz tiefen Stimme: "Ich muss jetzt noch ein paar Hinkelsteine ausliefern. Und dann gehe ich in den Wald und fange ein paar Wildschweine. Wenn ich Glück habe, treffe ich auch ein paar Röööömer. Schick, schick, schick! Die lassen sich immer so schön von mir verkloppen. Die spinnen, die Römer!"

Ich fand mich sehr gut. Mal gucken, was für Kostüme da noch auf mich warteten. Oh, das hier war kühl ... äh ... cool. Ich zog mich wieder um und stellte mich vor den Spiegel - und war ganz in Weiß. Nein, ich hatte nicht etwa ein Brautkleid erwischt, sondern ich sah aus wie Elvis Presley - The King of Rock`n Roll. Ich begann auch sogleich zu singen : "Tutti Frutti ... macht die Mutti ... Tutti Frutti ... macht die Mutti - baba babeluba baba babu ... Tutti Frutti ... macht die Mutti ... Tutti Frutti ... macht die Mutti ..."

Jetzt war ich so richtig schön drin. Ich zog mich wieder um - und sah nun aus wie Charlie Chaplin als Tramp. Da hatte ich natürlich nicht so viel Text, denn damals hatte Charlie Chaplin noch Stummfilme gemacht. Aber ich watschelte ein wenig umher, wie es Charlie Chaplin immer gemacht hatte, und wunderte mich, wie wenig man damals als Schauspieler können musste, um zum Weltstar zu werden.

Als nächstes zog ich mir einen alten zerknitterten Mantel an und sah damit aus wie Kommissar Schimanski aus alten Tatort-Folgen. Ich stellte mich vor den Spiegel und fluchte vor mich hin. Das mit dem Fluchen hat der Schimanski nämlich auch immer gemacht, müsst ihr wissen.

Dann verkleidete ich mich als der amerikanische Präsident George Doppeldumm Bush. Ich hielt eine Rede: "Liebe Amerikaner! Ich und meine Regierung haben beschlossen, mal wieder einen Krieg zu erklären. Und somit erkläre ich den Krieg: dem Regen. Im Interesse eines erkältungsfreien Amerikas müssen wir den Regen und seine Handlanger schonungslos verfolgen - zum Wohle unserer Kinder, unserer Enkel, unserer Urenkel und der Urgroßeltern unserer Urenkel ..."

Anschließend wollte ich mich auch mal als Frau verkleiden. Als Mann ist für mich ja keine Kunst. Dann stand ich also wieder vor dem Spiegel, und mir wurde schlecht!!! Entsetzt sagte ich zu mir selbst: "Oh nein! Ich sehe ja aus wie diese furchtbar hässliche Frau aus Verliebt in Berlin. Das ist ja eine Katastrophe!"

"Stimmt", hörte ich plötzlich eine Frauenstimme sagen. Ich erschrak tierisch und drehte mich um. Die Frau sagte weiter: "Als Elvis hast du mir auch besser gefallen. Was meinst du, Cordula?" Da war nämlich noch eine zweite Frau. Die hieß also Cordula, war etwas älter als die andere und hatte irgendwie so einen Bauch, als würde sie ein Baby bekommen. Und diese Cordula sagte: "Jaaa, das stimmt schooon, Annette, aber du musst zugeben, dass der junge Mann ganz schön viel schauspielerisches Talent hat."

Talent oder nicht, sie hatten mich erwischt, und ich entschuldigte mich: "Äh ... ich weiß, ich habe hier nichts zu suchen ...." - "Jaaa", sagte die Frau mit dem Babybauch, die Cordula hieß, "eigentlich müssten wir dich jetzt am Schlawittchen packen und mit einem Tritt in den Hintern hier rausschmeißen." Die andere, die also Annette hieß, meinte: "Ich erledige das eben, Cordula. Du kannst das ja nicht in deinem jetzigen Zustand ..."

Aber dann erkannte ich die beiden. Ich sagte: "He, ich kenne Sie aus dem Fernsehen. Sie spielen in der Goethestraße mit. Sie sind doch Cordula Stratenkötter und Annette Fröstel." - "Rüschtüsch", meinte Annette Fröstel und fragte mich: "Möchtest du noch Autogramme, bevor ich dich am Kragen packe und rausschmeiße?" Aber dann sagte die andere beruhigend: "Warte mal eben, Annette. Rausschmeißen kannst du ihn immer noch. Der Junge ist wirklich nicht schlecht. Und wir brauchen doch für die nächste Goethestraßen-Aufzeichnung noch einen Statisten, der einen jugendlichen Pizzaboten spielt ..." - "Rüschtüsch", meinte Annette wieder.

Dann tuschelten sie kurz miteinander und fragten mich, ob ich Zeit und Lust hätte, eine kleine Rolle in der Goethestraße zu spielen. Ja, ich hatte Zeit, und Lust natürlich sowieso. Schließlich war das meine große Chance! Hunderte von Tausende von Millionen von Milliarden von Fernsehzuschauern würden mich sehen !!!

Dann griff Annette Fröstel in ihre Handtasche und gab mir eine Karte. Sie erklärte mir: "Auf dieser Karte steht, wo du dich für die Aufzeichnung zu melden hast und wann. Sei bitte pünktlich!"

Ich durfte mich eben noch umziehen. Wir verabschiedeten uns freundlich voneinander, und dann warf mich die Frau Fröstel doch noch mit einem Tritt in den Popo aus der Kleiderkammer. "Versprochen ist versprochen und wird auch nicht gebrochen", meinte sie dabei noch.

Draußen traf ich erst einmal Simon, der noch total enttäuscht von seinem Casting war. Eine ganze Weile später fanden wir dann auch seine Schwester Claudia wieder. "Ihr werdet nicht glauben, was mir gerade passiert ist", sagte sie und grinste.

Und davon berichtet sie euch im nächsten Abschnitt.

Ganz viele Grüße

Euer ZACK ZATZICKI



Teil 4 - Ich wär` so gerne Millionär

Hallo, Rübennäschen!

Hier ist Claudia Flunkert! Wie ihr wohl wisst, war ich mit meinem Bruder Simon und unserem Nachbarjungen Zack ins Rheinland gefahren. Wir waren nun auf dem Fernsehgelände in Hürth-Kalscheuren, und Simon hat euch schon davon berichtet, wie er sein Casting für "Deutschland sucht die goldene Stimme" in den Sand gesetzt hat, und Zack hat euch erzählt, wie er durch Zufall von den Schauspielerinnen Cordula Stratenkötter und Annette Fröstel für eine Nebenrolle in der Serie "Goethestraße" engagiert worden war.

Ich selbst hatte allerdings auch ein interessantes Erlebnis. Ihr müsst nämlich wissen: Ich war nicht zum ersten Mal in diesem Fernsehzentrum. Drei Jahre zuvor war ich schon mal hier gewesen. Damals hatte ich als Kandidatin an der Kinder-Ausgabe der Quizsendung "Ich wär`so gerne Millionär" mit dem berühmt-berüchtigen Moderator Gerd Gülle teilgenommen. Ich hatte damals alle Fragen richtig beantwortet - und dafür anschließend keinen Cent Geld bekommen. Gerd Gülle sagte mir damals einfach ins Gesicht: "Das ist doch nur die Kinder-Ausgabe, da spielen wir doch nicht um richtiges Geld. Nur um Punkte. Und du hast halt 1 Million Punkte und nicht 1 Million Euro gewonnen."

Während ich so darüber nachdachte und mich immer noch ärgerte, hörte ich plötzlich eine Männerstimme. Diese Stimme sagte: "Nanu - das ist doch Claudia Flunkert." Ich schaute hoch und sah den jungen Mann - aber ich erkannte ihn nicht sofort. Er meinte: "Du bist ja richtig groß geworden. Inzwischen hast du ja sogar einen richtigen ... na ja, lassen wir das. Aber das Gesicht habe ich sofort wiedererkannt." Das konnte ich umgekehrt noch nicht behaupten, dass ich sein Gesicht auch wiedererkannt hätte. Aber dann klingelte es bei mir doch, als er sagte: "Ich bin Hannes, ich arbeite bei Ich wär' so gerne Millionär." Stimmt, jetzt erinnerte ich mich an Hannes. Hannes ist normalerweise dafür zuständig, dass Gerd Gülle bei jeder Frage hinterher auf seinem Bildschirm sieht, welche der vier Antwortmöglichkeiten richtig ist und warum. Wer weiß, ob der das normalerweise wüsste?

Hannes hatte es damals sehr Leid getan, dass ich statt 1 Million Euro nur 1 Million Punkte gewonnen hatte, und er tröstete mich damals nach der Show. Er war offensichtlich immer noch so nett wie damals, und er fragte mich: "Schaust du dir heute die Show vom Studiopublikum aus an?" Ich schüttelte den Kopf: "Nein, ich wusste gar nicht, dass heute eine Show aufgezeichnet wird." Er meinte: "Doch, heute zeichnen wir das Prominentenspecial von Ich wär' so gerne Millionär auf. Daran nehmen heute nur Promi-Kandidaten teil." Ich sagte ihm, dass ich eigentlich ganz gerne dabei zugucken würde, aber er meinte: "Hmmh, aber wenn du nichts davon gewusst hast, hast du ja gar keine Karte, und ohne Karte lässt man dich nicht ins Studio. Aber weißt du was? Wenn du Lust hast, kannst du dich zu mir in die Kabine setzen und von dort aus zugucken. Dann siehst du auch gleich, woraus meine Arbeit während der Aufzeichnung so besteht."

Ja, das interessierte mich schon - nicht nur, weil ich gerade sowieso nichts Besseres zu tun hatte. Und deshalb saß ich schon ein paar Minuten später bei Hannes in der Kabine. Vor sich hatte er ein elektronisches Pult mit Knöpfen und Tasten und allem. Dort sahen wir auf Monitoren, was im Studio passierte, und schon ging die Show los.

Der Moderator Gerd Gülle begrüßte das Publikum und stellte dann kurz die zehn Kandidaten vor. Es waren tatsächlich alles Promis: Hans-Werner Grottenolm, Janine Schlunzke, Oliver Schlocher, Jeanette Biedermeier, Daniel Kübelkotz, Veronika Fettes, Ingolf Krück, Anke Teufelke, Matthias Opdendööfel und Gracia mit den vier Punkten vom Grand Prix. Um den ersten Kandidaten für die fünfzehn Millionärsfragen auszuwählen, stellte ihnen Gerd Gülle folgende Aufgabe: "Sortieren Sie die folgenden vier Buchstaben alphabetisch: D, B, C und A." Die zehn Kandidaten arbeiteten konzentriert, und nach einer guten Minute wurde das Ergebnis eingeblendet. Gerd Gülle sagte: "Immerhin, einer unser Probanden hat die Aufgabe richtig gelöst. Oliver Schlocher in 56,9 Sekunden. Alle Achtung!"

Während sich dieser Oliver Schlocher auf den Kandidatenstuhl fläzte, fragte ich Hannes: "Sind die Fragen heute denn schwerer als sonst bei den normalen Sendungen?" Hannes antwortete: "Nein, im Gegenteil, sie sind sehr viel einfacher. Normalerweise haben wir ja intelligente Kandidaten, und heute haben wir halt prominente Kandidaten. Die wollen wir ja nicht bloßstellen. Außerdem spielen sie alle für einen guten Zweck."

In diesem Moment fragte Gerd Gülle auch Oliver Schlocher, für welchen guten Zweck er denn spielen würde, und Oliver Schlocher meinte, dass er seinen Gewinn den Zeugen Jehovas für den Aufbau eines Jugendzentrums in der Lüneburger Heide zur Verfügung stellen würde.

Dann ging es auch schon los, und die Fragen waren wirklich so einfach, dass nicht einmal der Herr Schlocher Mühe hatte, sie zu beantworten: Wie heißt die Hauptstadt von Frankreich? In welchem Land findet 2006 die Fußball-WM der Herren statt? Wie heißt Angela Merkel mit Vornamen? Wie hieß der Mann der Frau des Komponisten Mozart mit Nachnamen? Usw. Und Hannes blendete für Herrn Gülle und das Publikum immer die Auflösung der jeweiligen Frage ein.

Zwischendurch bemerkte ich, wie Hannes allmählich ärgerlich wurde. Er schimpfte: "Das Schlimmste ist nicht, dass die Fragen so leicht sind, dass sie sogar der Schlocher richtig beantworten kann. Das Schlimmste ist, dass sie immer noch nicht leicht genug sind, dass sie auch Gerd Gülle richtig beantworten könnte. Ohne mich wäre er aufgeschmissen."

Ab der 64000-Euro-Frage wurde es dann schwieriger. Die Frage lautete: "Welche der folgenden vier Personen ist einer der berühmtesten Fußballspieler Brasiliens? A) Pele? B) Inge Meysel. C) Harald Juhnke? D) Albert Schweitzer?" Oliver Schlocher entschied sich dafür, das Publikum zu befragen. 100 Prozent der Zuschauer tippten auf Pele, und Oliver Schlocher war klug genug, sich ihnen anzuschließen. Richtige Antwort!

Die 125000-Euro-Frage: "In welchem Land sind die Maori beheimatet? A) In Kanada? B) In Afghanistan? C) In Neuseeland? D) In der Schweiz?" Schlocher nahm seinen Fünfzig-Fünfzig-Joker, und übrig blieben die Antworten Neuseeland und Schweiz. Schlocher sagte: Ich habe keine Ahnung. Ich muss raten. Ich nehme Neuseeland." Glück gehabt, da hat er richtig geraten.

Die 500000-Euro-Frage: "Welcher Vogel legt seine Eier in fremde Nester? A) Der Strauß? B) Der Kuckuck? C) Der große Dummvogel? D) Die Schweiz?" Oliver Schlocher meinte: "Ich weiß es leider nicht, aber ich habe ja noch meinen Telefonjoker. Ich rufe Bastian Pastillka an. Der ist Hobby-Vogelkundler und müsste das wissen." Also riefen sie den an, und dieser Herr Pastillka schwankte zwischen Kuckuck und dem Großen Dummvogel. Oliver Schlocher legte sich daraufhin auf den Kuckuck fest und hatte damit wieder mal Glück.

Also würde ihm Gerd Gülle gleich die 1-Million-Euro-Frage stellen. Aber während er mit dem Kandidaten noch plauderte, sagte mir Hannes: "Weißt du, dass das hier heute mein letzter Arbeitstag bei dieser Sendung ist? Ab nächster Woche arbeite ich endlich als Lehrer an einem Gymnasium. Da habe ich ewig drauf gewartet." Ich gratulierte ihm: "Herzlichen Glückwunsch! Aber warum sagst du mir das eigentlich genau jetzt?" Er grinste: "Damit du das, was gleich passieren wird, besser verstehst."

Der Herr Gülle stellte Oliver Schlocher die 1-Million-Frage, und die war erstaunlicherweise wirklich schwer: "Wie heißt die Hauptstadt von Zimbabwe? A) West Nicholson? B) Beitbridge? C) Bulawayo? D) Mombasa?" Oliver Schlocher überlegte angestrengt, und auch dem Herrn Gülle konnte man ansehen, dass er die Antwort wieder einmal nicht wusste. Ich selber, ehrlich gesagt, wusste sie auch nicht. Irgendwann sagte der Schlocher: "Von A, B, und C habe ich noch nie etwas gehört, deswegen tippe ich auf D - Mombasa." Der Herr Gülle zappelte noch etwas herum, aber dann wurde D) Mombasa eingeloggt. Dann drückte Hannes auf eine Taste, und auf dem Bildschirm konnte man plötzlich Folgendes lesen:

"Die richtige Antwort ist: E) Harare. Da müssen die Zeugen Jehovas wohl auf die Million verzichten. Ich habe euch hereingelegt! Und jetzt könnt ihr mich mal! Tschüss - euer Hannes, der lange genug für euch den Tastendrücker gespielt hat."

Im Studio konnte man das auch lesen, und alle guckten ziemlich dumm aus der Wäsche. Hannes rieb sich die Hände, stand auf, zog sich seine Jacke an und sagte: "Komm, Claudia. Ich lade dich zu einem Eis ein."

Und so habe ich mich an Gerd Gülle gerächt, ohne dass ich dafür selbst etwas tun musste.

Es grüßt euch

Eure Claudia Flunkert



Teil 5 - Rotkäppchen und die Pizza

Hallo, ihr!

Ich bin`s, Zack Zatzicki. Wie ihr vielleicht wisst, war ich mit den Flunkerts seit einigen Tagen in Köln. Simon Flunkert hatte dort ein Casting bei "Deutschland sucht die goldene Stimme", und während er das vergeigte, hatte ich mich ja in die Kleiderkammer der Sendung "Goethestraße" geschlichen. Dort bin ich in verschiedene Kostüme geschlüpft und habe ein bisschen geschauspielert. Dabei bin ich von den Goethestraßen-Schauspielerinnen Cordula Stratenkötter und Annette Fröstel erwischt worden. Eigentlich waren die beiden ja erst total sauer auf mich, weil ich dort eigentlich nichts zu suchen hatte. Aber dann fanden sie, dass ich schauspielerisches Talent hätte, und engagierten mich für die nächste Aufzeichnung der Goethestraße. Ich sollte dabei in einer Nebenrolle einen jungen Pizzalieferanten spielen. Die Frau Fröstel gab mir eine Karte, auf der stand, wo und wann ich mich für die Aufzeichnung melden musste.

Mein großer Tag war gekommen. Am Abend würde ich in der Goethestraße mitspielen. Ich war schon ziemlich aufgeregt, und um mich ein bisschen zu beruhigen, ging Simon mit mir in der Innenstadt von Köln spazieren. Seine Schwester Claudia war übrigens nicht mit dabei - warum, das wird sie euch weiter unten selbst erzählen. Ich hatte meine große Sporttasche dabei. Darin hatte ich nämlich das Kostüm des Pizzalieferanten, das ich für den Auftritt anziehen würde. Ich hatte sogar ein Päckchen mit einer Pizza dabei - das würde ich mit auf die Bühne nehmen.

Als ich mit Simon in einem Imbiss im Dumont Carré am Appellhofplatz saß, schaute ich noch mal auf die Karte, die mir die Frau Fröstel gegeben hatte, und wunderte mich etwas: "Komisch. Ich dachte, die Goethestraße würde im Fernsehzentrum in Hürth aufgezeichnet. Hier auf der Karte steht aber, dass ich mich um 19.30 Uhr im Theater im Bauturm in der Aachener Straße 24 in Köln melden soll." - "Na ja, wenn das da steht, wird das schon stimmen", meinte Simon.

In Köln gibt es ziemlich viel zu sehen. In einem indischen Restaurant am Neumarkt aßen wir ein Reisgericht, das so scharf war, dass wir Feuer speien konnten. Und am Friesenwall kaufte sich Simon in einem Australien-Laden einen neuen Bumerang. Und dann war es auch Zeit, dass wir uns zum Theater aufmachten. Dabei passierte uns eine böse Panne: Wir wollten vom Friesenplatz mit der Straßenbahn zum Rudolfplatz fahren. Von dort ist es nicht mehr weit zum Theater im Bauturm. Aber wir nahmen nicht die Linie 12, sondern versehentlich die Linie 5. Wir merkten erst, dass etwas nicht stimmte, als wir an der Endstation Ossendorf (Knast) ankamen. Von dort fuhren wir aufgeregt mit derselben Bahn zurück zum Friesenplatz. Dort merkten wir, was wir falsch gemacht hatten, und da der Rudolfplatz nicht weit war, es aber schon total spät war, beschlossen wir, zum Theater zu rennen. Ich selbst rannte so schnell, wie ich konnte. Offensichtlich war das für Simon zu schnell. Ich hörte noch, wie er mir hinterherrief: "Warte auf mich, Zack!", aber das konnte ich einfach nicht. Schließlich ging es um meine Fernsehkarriere! Jedenfalls habe ich Simon, ohne es zu wollen, abgehängt und erst spät am Abend wiedergetroffen. Deswegen kommt er in dieser Geschichte auch nicht mehr vor.

Als ich am Theater ankam, war es bereits nach acht Uhr. Ich habe den jungen Mann mit der Punk-Frisur am Empfang fast umgerannt, aber er hielt mich fest: "Nicht so stürmisch, Jung - wo willst du denn hin?" Ich war ganz außer Atem und sagte hastig: "Ich muss da rein. Die Annette Fröstel persönlich hat mich eingeladen." Und da er mir sonst vielleicht nicht geglaubt hätte, hielt ich ihm die Karte, die mir Frau Fröstel gegeben hatte, unter die Nase. "Na, wenn das so ist ...", sagte er verwundert, und da hatte ich mich auch schon losgerissen.

Aber wo genau musste ich hin? Eigentlich hätte ich wohl in die Garderobe oder aber in die Maske gemusst, aber diese Räume fand ich nicht. Deswegen entschied ich mich dazu, mich eben im Treppenhaus umzuziehen. Ich schlüpfte in das Pizzalieferantenkostüm, verstaute meine Straßenklamotten unter der Treppe und nahm den Karton mit der Pizza mit. Dann suchte ich weiter und kam an eine Tür, und auf dieser Tür stand: "Bühne".

Gut - wahrscheinlich hätte ich in diesem Moment einfach umdrehen und die ganze Angelegenheit vergessen sollen. Aber ich wollte doch berühmt werden! Deswegen drückte ich die Klinke und ging durch die Tür:

Eine Sekunde später war ich in einer anderen Welt. Irgendwie war alles unwirklich. Im Hintergrund sah ich das Publikum. Normal eigentlich - die Sendung Goethestraße wird schließlich vor einem Live-Publikum aufgezeichnet. Auf der Bühne waren außer mir noch zwei Leute. Eine war die Annette Fröstel. Sie hatte ein geblümtes Kleid an und eine rote Mütze auf, und in der Hand hielt sie einen Korb. Und dann lag da noch jemand in einem Bett. Nein, das war nicht die Cordula Stratenkötter. Es war ein Wolf. Genauer gesagt: Es war ein Schauspieler, der sich als Wolf verkleidet hatte. Also, das überraschte mich schon etwas. Aber ich schien nicht der einzige zu sein, der überrascht war. Die Frau Fröstel guckte mich ganz erstaunt mit gaaaanz großen Augen an. Der Wolf hatte sowieso große Augen, und sein großer Mund stand vor Staunen offen. Und ich hatte das Gefühl, dass sogar die Zuschauer total erstaunt waren.

Der erste Mensch, der wieder etwas sagte, war die Frau Fröstel. Sie schrie mich regelrecht an: "Was machst du denn hier, du Jeck?" Das Publikum lachte laut. Ihre Frage war offenbar das Zeichen für mich, dass ich etwas sagen sollte. Ich sagte: "Buongiorno. Ich bin Zacchini und komme von der Pizzeria La vecchia pelle di Simone. Der Wolf hat bei uns Pizza Margherita bestellt." Das Publikum lachte noch lauter. Offensichtlich kam mein Auftritt gut an.

Aber ein wenig verwirrt war ich schon. Deswegen ging ich zu Frau Fröstel und stellte mich auf meine Zehenspitzen, sodass ich ihr ins Ohr flüstern könnte: "Wo ist denn die Cordula Stratenkötter? Und die Frau Patzig, die uns die Regieanweisungen geben soll, kann ich auch nirgendwo sehen." Das Publikum lachte immer noch wegen meiner Pizza-Margherita-Nummer, als etwas passierte, womit ich nicht gerechnet hatte: Frau Fröstel packte mich fest am Kragen!!! Sie sagte zum Wolf: "Großmutter, ich muss mit diesem jungen Mann eben vor die Tür, um etwas zu klären. Geh nicht weg!" Der Wolf sagte mit tiefer Stimme: "Ist gut. Aber lasst mir die Pizza hier. Ich wollte sowieso gerade `nen Happen essen." - "Ha ha haaa haaaa haaaaa!!!", schallte es aus dem Publikum. Die Zuschauer hatten ihren Spaß.

Ich wollte eigentlich noch gar nicht von der Bühne, aber Frau Fröstel war stärker als ich und zog mich hinter sich her. Das Publikum lachte sich schlapp. "Schluss - Aus - Micky Maus", hörte ich Frau Fröstel zu mir sagen, während sie mich von der Bühne schleppte.

Als wir im Treppenhaus waren, wollten mehrere Mitarbeiter vom Theater hinzukommen, aber Frau Fröstel sagte ihnen: "Lasst mal, Jungs! Mit dem jungen Mann werde ich schon alleine fertig. Ich bin die Freundin von der Pussy von der Possie und kann Ikebana." Sie nahm mich mit in ihre Garderobe und machte die Tür hinter uns zu. Dann guckte sie mich sauer an und sagte: "Zack, ich glaub`s ja nicht! Dass du dich in die Kleiderkammer von der Goethestraße geschlichen hast, habe ich dir verziehen. Aber deswegen darfst du noch lange nicht den Bogen überspannen und unsere Theatervorstellung von Rotkäppchen kaputt machen! Das ist fies! Ich finde das wirklich widerlich und ekelhaft von dir und lasse das nicht durchgehen - http://www.ordentliche-tracht-prügel.de , falls du verstehst, was ich damit meine. Freundchen, du bist echt bekloppt!" Ich war total verwirrt, aber ich verteidigte mich: "Aber wieso denn? Sie haben mich doch selbst für die Goethestraße engagiert!" Sie wurde eher noch saurer: "Ja, genau, für die Goethestraße! Sah das da eben für dich aus wie ein Fernsehstudio und die Goethestraße? Das hier ist das Theater im Bauturm, und wir spielen heute das Märchen Rotkäppchen." - "Roootkäppchen?", fragte ich verwundert. Sie nickte: "Ja! Rotkäppchen! Und ich spiele das Rotkäppchen. Deswegen habe ich auch das rote Käppchen auf, du Rumpelstilzchen."

Also, jetzt fühlte ich mich ungerecht behandelt. Ich holte die Karte, die sie mir damals selbst gegeben hatte, aus meiner Hosentasche und verteidigte mich: "Ich habe nur das getan, was Sie mir gesagt haben." Sie nahm mir die Karte aus der Hand. Als sie las, was darauf stand, wurde sie ganz ruhig ... und dann sagte sie plötzlich sehr viel sanfter: "Uh oh ... das tut mir jetzt wirklich Leid ... Zack - das war mein Fehler. Ich habe dir aus Versehen die falsche Karte gegeben." Sie ging zu ihrer Handtasche und nahm eine andere Karte heraus. Sie gab sie mir und meinte: "Goethestraße ist erst morgen Nachmittag, und zwar im Studio in Hürth-Kalscheuren. Das ist mir jetzt ganz schön peinlich. Erzähl das bitte bloß niemandem, hörst du?"

Sie war dann ganz nett zu mir und gab mir zur Beruhigung etwas Kamillentee aus einer Thermoskanne. Dann meinte sie aber: "Ich muss jetzt zurück auf die Bühne, um mich vom großen bösen Wolf fressen zu lassen. Hoffentlich ist der Frank, der den Wolf spielt, jetzt nicht schon satt von der Pizza. Ach übrigens - ich muss jetzt so tun, als würde ich dich rausschmeißen. Sonst merken die Leute vom Theater noch, dass ich das Durcheinander hier selbst verbockt habe." Deswegen packte sie mich wieder am Kragen, warf mich mit einem Tritt in den Hintern raus und brüllte: "Lass dich hier nie wieder blicken, Freundchen!" Dieser Abgang schien irgendwie zur Gewohnheit zu werden.

Aber in der Goethestraße bin ich dann ja doch noch aufgetreten. Davon erzähle ich euch im übernächsten Teil.

Ganz viele Grüße

Euer ZACK ZATZICKI



Teil 6 - Total genial am Thema vorbei

Hallo, Rübennäschen!

Hier ist Claudia Flunkert, und wie ihr wohl wisst, war ich mit meinem Bruder Simon und unserem Freund Zack in Köln, wo wir allerlei Kata ... Abenteuer mit Leuten vom Fernsehen erlebt hatten.

Ich selbst war dabei, als mein Bekannter Hannes an seinem letzten Arbeitstag für "Ich wär`so gerne Millionär" mit einem Streich den Leuten die Sendung kaputtgemacht hatte.

Ich saß mit Hannes in einem kleinen Lokal in Kalscheuren, und wir feierten seinen Streich, als ein Mann hereinkam, der mir sehr bekannt vorkam. Hannes und dieser Mann schienen sich gut zu kennen. Hannes stellte mich ihm vor, und er erklärte mir: "Claudia, das ist Ego Hugon Später, der Moderator und Produzent von Total genial am Thema vorbei." Herr Später musterte mich, und er erkannte mich überraschenderweise: "Ja, ich glaube, ich kenne dich sogar. Hast du nicht mal vor ein paar Jahren bei Gerd Gülle keinen Cent Geld bekommen, obwohl du die 1-Million-Euro richtig beantwortet hast?" Ich nickte traurig.

Wir plauderten etwas mit Ego Hugon Später, und irgendwann fragte er mich: "Claudia, hättest du Lust, mal im Ratepanel meiner Sendung mitzumachen! Diesmal bekommst du auch Geld für deine Arbeit." Ich glaube, ich war richtig etwas verlegen - ist bei mir ja eher ungewöhnlich. "Total genial am Thema vorbei" ist eine Sendung, in der der Herr Später einer Gruppe von fünf mehr oder weniger bekannten Komikern und Komikerinnen schwierige Fragen stellt, die von Zuschauern und Zuschauerinnen eingesendet wurden, und diese fünf Komiker und Ko ... diese fünf Comedians versuchen dann, die richtige Antwort zu finden.

Ich antwortete dem Herrn Später: "Ja, Lust hätte ich schon. Aber ich weiß nicht, ob ich für die Sendung lustig genug bin. Und auf die richtigen Antworten komme ich bestimmt auch nicht." Herr Später lachte: "Also, ich fände es lustig, wenn du in der Sendung als einzige gar nicht lustig wärst, und die richtigen Antworten wirst du wissen, weil du sie vorher auswendig lernen wirst. Weißt du, die Folge, in der du mitspielen wirst, soll erst am 1. April gesendet werden, und ich brauche dich, um den anderen Mitwirkenden einen Streich zu spielen. Die werden Augen machen!"

Ich sagte "Ja" - erstens hatte ich Lust, zweitens hatte ich Zeit, weil wir eh noch einige Tage in Köln bleiben würden, und drittens würde ich so viel Geld dafür bekommen, dass ich mir davon gleich mehrere Paar neue Stiefel würde kaufen können.

Und schon wenige Tage später - die Redakteurin vom Herrn Später hatte meine "Rolle" mit mir genau einstudiert - saß ich plötzlich mit vier richtigen Berufs-Comedians in einem Fernsehstudio an einem Tisch. Um uns herum saßen Zuschauer. Überall waren Kameras und die ganzen Leute vom Fernsehen, und der Regisseur sagte über einen Lautsprecher: "Hurra, es geht los!" Der Herr Später begrüßte die Zuschauer und stellte uns vor: " ... Heute spielen mit: Hella Wahnsinn, Oliver Kalkhose, Claudia Flunkert, Maddin Aschäbäschä und Kleinhart Höckerchen."

Nachdem sich der Herr Später gesetzt hatte, erklärte er den Leuten, wer ich genau sei. Er erzählte natürlich nicht, was er mit mir vorhatte, sondern berichtete nur davon, wie ich damals bei "Ich wär' so gerne Millionär" eigentlich gewonnen hatte, und alle klatschten - das war mir fast ein bisschen peinlich. Außerdem sagte er, dass ich aus Sehnde komme. Der Herr Kalkhose, der neben mir saß, drehte sich zu mir und fragte mich: "Stimmt das - du kommst aus Sehnde?" Ich bejahte, und er meinte: "Och, du Ärmste. Ich komme aus Peine. Das ist in der Nähe von Sehnde und fast genauso schlimm."

Dann begann Ego Hugon Später mit den Fragen: "Mal gucken, ob ihr heute ausnahmsweise mal eine Frage richtig beantwortet und nicht wieder nur herumalbert. Frage 1 kommt aus der Schweiz, und zwar von Urs Konto aus Zug. Grüezi, Ürsli! Seine Frage lautet kurz und bündig: Was sind Surimi? Ich wiederhole: Was sind Surimi?"

Hella Wahnsinn dachte gar nicht lange nach und sagte: "Och, das sind bestimmt japanische Kaniiiinchen. Habe ich Recht, Herr Später? Das sind Kaniiiiinchen." - "Überhaupt nicht", sagte Herr Später. Herr Kalkhose dachte laut nach: "Aber Surimi hört sich wirklich japanisch an. Ist das eine japanische Art der Selbstverteidigung - so wie Ikebana, Mikado, Sukiyaki und Mitsubishi?" - "Nicht ganz richtig, aber falsch", kommentierte dies der Herr Später. Dann meinte der Maddin Aschäbäschä, der so einen breiten Mund hat, dass er damit eine Zigarette quer rauchen könnte: "Suriiimiiii? Ist das ein rööömisches Wagerenne, bei dem die Gladiatore während der Fahrt Spargel esse müsse?" - "Hä?", reagierte der Herr Später kurz und knapp. Kleinhart Höckerchen meldete sich zu Wort: "Ich glaube, ich weiß es, Herr Später. Surimi ist ein Begriff aus der industriellen Fertigung von Lebensmitteln. Surimi sind Produkte aus Krebsfleisch." Der Herr Später meinte: "Die Richtung stimmt, aber es ist trotzdem falsch."
Er guckte mich an, und ich wusste, dass ich jetzt dran war. Ich sagte: "Surimi bestehen nicht wirklich aus Krebsfleisch, sondern aus nachgemachtem Krebsfleisch. Kleine Garnelen und das Fleisch von Fischen, die man sonst wegschmeißen müsste, werden ganz klein gehackt, bis das Zeug nicht mehr wiederzuerkennen ist, und dann wird ordentlich viel Zucker dazugegeben. Die ganze Masse wird dann gewürzt, geformt, und außen kommt Paprikapulver herum. Gegessen wird es meistens von Leuten, die wirklich glauben, das sei Krebsfleisch." - "So lasse ich das gelten", sagte der Herr Später. Alle freuten sich und applaudierten mir - auch meine vier "Kollegen".

Der Herr Später stellte die zweite Frage: "Die nächste Frage kommt von Hilde Dienst aus Weiß - schönen guten Abend, Frau Dienst - und die Hilde will Folgendes wissen: Was ist das Marollenviertel? Ich wiederhole: Was ist das Marollenviertel?"

Maddin Aschäbäschä antwortete erstaunlicherweise als Erster: "Wenn man eine Marolle in vier Teile schneidet, dann sind däs Marollevierdel." - "Ja, und was ist dann eine Marolle?", fragte der Herr Später. "Ja, däs weiß isch au nedd", gab der Maddin zu. Frau Wahnsinn sagte: "Oooch, sind Marollenviertel Futter für Kaniiiiinchen, Herr Später?" - "Genial daneben", gab ihr Herr Später zur Antwort. Herr Höckerchen kam der Antwort schon wieder näher: "Ich glaube eher, dass das ein erdkundlicher Begriff ist. Ist das Marollenviertel ein Stadtteil von Rabat, der Hauptstadt von Marollo?" Herr Später sagte: "Nein, ist es nicht, aber es ist tatsächlich ein erdkundlicher Begriff."
Deswegen meldete ich mich jetzt zu Wort und sagte: "Das Marollenviertel ist tatsächlich ein Stadtteil, aber ein Stadtteil der belgischen Hauptstadt Brüssel. Es liegt in der Nähe des Justizpalastes und wird hauptsächlich von Handwerkern, Trödlern und vielen anderen einfachen Leuten bewohnt. Dort lebten auch immer schon viele Ausländer - heute zum Beispiel viele Nordafrikaner. Die Bewohner des Viertels heißen Marollen und gelten als ziemlich aufsässig. Es gibt im Marollenviertel sogar eine eigene Sprache - eine Mischung aus Französisch, Flämisch und interessanterweise Spanisch." - "Völlig richtige Antwort", lobte mich Herr Später. Alle freuten sich wieder und klatschten, und meine Kollegen staunten noch mehr als zuvor."

Herr Später kam zur dritten Frage: "Die dritte Frage kommt von Waltraud Haar aus Fall - hallo, Waltraud! - und sie möchte von euch wissen: Wie kann es sein, dass es Holzblasinstrumente gibt, die nicht aus Holz hergestellt werden, sondern aus Metall? Kleine Zusatzinformation: Das Saxofon ist aus Metall, gilt aber trotzdem nicht als Blechblasinstrument, sondern als Holzblasinstrument. Wie kann das sein?"

Herr Kalkhose schlug vor: "Das liegt daran, dass das Saxofon in Bayern hergestellt wird, und die Bayern kennen den Unterschied zwischen Blech und Holz nicht." - "Völlig verkehrt", kommentierte dies Herr Später. Frau Wahnsinn überlegte: "Kann es sein, dass Saxofone aus Blech und nicht aus Holz gemacht werden, damit sie die Kaninchen nicht anknabbern können?"
Ich wartete das Nein von Herrn Später gar nicht ab, sondern erklärte: "Man spricht von einem Holzblasinstrument, wenn der Luftstrom schon beim Anblasen geteilt wird oder später zumindest teilweise abgeleitet wird. Das ist beim Saxofon der Fall - obwohl es aus Blech ist. Für ein Blechblasinstrument ist ausschlaggebend, dass die Luft vom Mundstrom bis zum Schalltrichter das ganze Instrument durchströmt, und das ist beim Saxofon eben nicht der Fall. Die Begriffe Holzblasinstrument und Blechblasinstrument sind also ein bisschen irreführend. Sie kommen daher, dass die ersten Holzblasinstrumente hölzerne Flöten waren, und die ersten Blechblasinstrumente waren blecherne Nachbildungen von Hörnern." - "Richtige Antwort", lobte mich der Herr Später. Alle klatschten, aber meine Kollegen staunten mehr, als dass sie sich noch freuen konnten.

Die vierte Frage kam von Herrn Bruce Oberfuchshuber aus Tralien und lautete: "Wer war Albert Namatjira?", und Frau Wahnsinn sagte sofort: "Das war ein japanischer Kaninchenzüchter."
Ich berichtigte sie: "Nein. Albert Namatjira war ein sehr berühmter australischer Maler. Er gehörte zu den australischen Ureinwohnern und entdeckte als junger Mann seine Liebe zum Malen. Nachdem er von einem anderen professionellen australischen Maler, mit dem er sich angefreundet hatte, sich richtig zum Maler ausbilden ließ, wurde er der bis zum bis zum heutigen Tage wohl bekannteste Landschaftsmaler Australiens. Er war wirklich gut, ich habe einige seiner Bilder gesehen." - "Du bist auch gut, die Antwort ist schon wieder richtig", freute sich Herr Später. Das Publikum klatschte, und meine Mitrater wunderten sich nur noch und freuten sich gar nicht mehr.

Die restlichen sechzehn Fragen waren noch schwieriger, aber ich beantwortete sofort alle richtig, ohne die anderen Leute überhaupt zu Wort kommen zu lassen. Am Ende der Sendung fragte Oliver Kalkhose: "Wieso kann die Kleine das alles wissen? Die kommt doch schließlich auch nur aus Niedersachsen." - "Na ja, wir Sehnder sind halt sehr gebildet", sagte ich hochnäsig. "Dem ist nichts mehr hinzuzufügen", meinte Herr Später und verabschiedete sich von den Zuschauern.

Als ich den Saal verließ, gab mir das Publikum stehende Ovationen. Der Herr Später grinste, und meine "Ratekollegen" guckten säuerlich drein. Als ich gerade zur Tür draußen war, hörte ich die Frau Wahnsinn brüllen: "HERR SPÄÄÄTER! AN DER SACHE IST DOCH ETWAS FAUL!!!" - "Jahahahaha! April, April!", hörte ich ihn noch prusten.

Es grüßt euch verschmitzt

Eure nun hochgebildete CLAUDIA FLUNKERT



Teil 7 - Das Leben in der Goethestraße

Hallo, ihr!

Ich bin's mal wieder, Zack Zatzicki. Ihr wisst ja, dass ich mit den Flunkerts im Rheinland war, wo wir allerhand Abenteuer mit Leuten vom Fernsehen erlebten. Und ich berichte euch heute von meinem großen Tag, denn diesmal bin ich wirklich in der Goethestraße aufgetreten. Zwar hatte ich nur eine Nebenrolle, aber das war eine ziemlich wichtige. Ihr werdet ja sehen:

Die Aufzeichnung (vor Studiopublikum!) hatte bereits angefangen. Ich hatte schon das Kostüm eines Pizzalieferanten an und saß in einem Aufenthaltsraum und konnte auf einem Monitor verfolgen, was auf der Studiobühne passierte. Auf der Bühne waren die vier Comedians Cordula Stratenkötter, Annette Fröstel, Maddin Aschäbäschä und Ralf Spitz. Es ging irgendwie darum, dass Cordula in den letzten Monaten unheimlich viel Gewicht zugenommen hatte. Annette, Ralf und Maddin meinten, dass Cordula dringend abnehmen müsse, und hackten total auf ihr herum. Das fand ich ziemlich gemein! Schließlich wusste doch jeder, dass die Frau Stratenkötter in Wirklichkeit nur deshalb so dick war, weil sie ein Kind bekam! Mit zu viel Essen hatte der Bauch doch gar nichts zu tun.

Während ich mir das anguckte und mich richtig ein bisschen ärgerte, wies mich der zuständige Redakteur noch mal ein: "Zack, wie du ja weißt, handelt es sich bei der Goethestraße um eine sogenannte Improvisationscomedy. Das heißt, die Schauspieler haben kein Drehbuch, sondern reden und machen das, was ihnen einfällt. Außerdem haben sie einen Knopf im Ohr, über den sie von der Spielleiterin Maike Patzig verrückte Anweisungen bekommen. Die müssen sie dann irgendwie in ihr Spiel einbauen." - "Bekomme ich auch noch so einen Knopf?", fragte ich ihn. "Nein", antwortete er, "wir haben verabredet, dass du der Cordula die Pizzen bringst, die sie bestellt hat. Dann machen die anderen ein paar Bemerkungen, irgendjemand gibt dir das Geld für die Pizzen, und dann wirst du auch wieder gehen." Er merkte wohl, dass ich etwas enttäuscht war, weil mein Auftritt nur so kurz sein würde. Er tröstete mich: "Jeder große Schauspieler hat mal klein angefangen. Überleg mal, wie viele Fernsehzuschauer deinen Auftritt sehen werden. Das kann für dich das Sprungbrett in eine ganz große Schauspielerkarriere sein."

Ein paar Minuten später war es so weit: Ein Requisiteur bepackte mich mit dem Pizzastapel - ich konnte kaum noch etwas sehen - und schickte mich auf die Bühne. Ich ging hin und klingelte. Es war der Herr Spitz, der mir aufmachte und mich in die Studiowohnung von der Goethestraße ließ. Die Zuschauer im Saal klatschten, obwohl ich wusste, dass sie mich natürlich überhaupt nicht kannten. Der Herr Spitz sprang herum wie ein Gummiball und sagte: "Cordula, ich glaube, das ist für dich."

Ich stellte die Kartons mit den Pizzen vorsichtig ab. Jetzt konnte ich immerhin etwas sehen - aber vor Aufregung brachte ich zunächst kein Wort heraus. Auweia! Aber dann sah ich, dass mich die Schauspieler freundlich anguckten, und ich wurde mutiger. "Buonasera", sagte ich, "ich komme von der Pizzeria I Funghi Tossichi und bringe der Frau Stratenkötter die zwölf Pizzen, die sie bei uns bestellt hat." - "Ja, richtig - meine Wochenendration Pizza Salami", freute sich Frau Stratenkötter, die träge auf dem Sofa saß.

Aber die anderen waren jetzt richtig böse mit ihr. Annette Fröstel schimpfte: "Cordula, das ist wirklich ekelhaft! Du musst jetzt endlich mal aufhören mit dieser widerlichen Futterei!" Der Maddin Aschäbäschä, der so einen großen Mund hat, dass er die zwölf Pizzen mit einem einzigen Bissen hätte essen können, meinte: "Ja, stimmt, Coddula. Du bist subää-fett gewodde, Coddula." Und Ralf Spitz, der immer noch herumhüpfte wie ein Gummiball, sagte: "Du solltest stattdessen viel mehr Gymnastik machen, Cordula. Aua ..." ("Aua" sagte er, weil er gerade versehentlich gegen die Wand geprallt war.

Das Publikum lachte über die Sticheleien. Und mir passierte jetzt etwas, was einem guten Schauspieler nicht passieren sollte. Ich verwechselte das Spiel auf der Bühne mit der Wirklichkeit. Deswegen sagte ich wütend: "Jetzt lassen Sie doch mal die Frau Stratenkötter in Ruhe! Das sieht doch jeder, dass die nicht vom Essen so dick ist. Die Frau ist hochschwanger!"

Das Publikum machte: "Oooooh" - und die vier Schauspieler schwiegen. Der Herr Spitz hörte sogar mit dem Hopsen auf. Als erste fand die Frau Fröstel ihre Sprache wieder, aber nur, um mich zu fragen: "Was hast du da eben gesagt, du Jeck?" Die Stimmung war angespannt, aber ich schimpfte drauf los: "Ja, das weiß doch ganz Deutschland, dass die Frau Stratenkötter ein Baby bekommt. Das ist doch schließlich etwas Schönes. Ich hätte auch gerne kleine Geschwister! Nur Sie, Sie tun immer noch so, als hätte sie sich den Bauch nur angefressen, und hacken total fies auf ihr rum. Das finde ich schäbig von Ihnen!"

Annette Fröstel hatte sich inzwischen ein Glas Rotwein eingeschenkt und ging damit über die Bühne. Zwischendurch tat sie so, als würde sie stolpern - und schüttete den Rotwein über meine schneeweiße Pizzalieferantenjacke. "Ooooh, das tut mir jetzt aber Leid", heuchelte sie, und dann meinte sie: "Komm, Junge, wir gehen ins Badezimmer, da reibe ich dir die Rotweinflecke wieder raus." Die Frau Stratenkötter heulte und motzte: "Nein, das hat doch keinen Zweck, Annette. Rotweinflecke kriegst du nicht so einfach ausgerieben." Und der Maddin Aschäbäschä schlug vor: "Soll ich die Flegge nicht einfach raus legge?" Frau Fröstel hatte mich allerdings schon gepackt und schob mich vor sich her - sie hat mich dabei richtig ein bisschen geboxt - und sagte zu den anderen: "Schnickschnack ohne Schnuck, das schaffe ich schon. Cordula, du hast doch einen Eins-A-Fleckenentferner im Badezimmer."

Dann schob sie mich durch die Tür in einen Raum, den die Zuschauer nicht sehen konnten. Das war aber nicht wirklich ein Badezimmer, sondern ein Raum mit Technikern und Requisiteuren. Frau Fröstel motzte mich an: "Zu viel Text, Freund!" Und während mir eine Garderobenfrau die schmutzige Jacke auszog und eine neue schneeweiße Jacke anzog, erklärte mir Frau Fröstel: "Natürlich wissen wir, dass Cordula ein Kind bekommt. Und wir wissen auch, dass die Zuschauer das wissen. Aber in der Serie tun wir halt so, dass sie ihren dicken Bauch vom vielen Essen hat, und irgendwann in den nächsten Monaten wird sie dann so eine gute Diät entdeckt haben, dass sie plötzlich wieder ganz schlank ist." - "Ach soooo", meinte ich kleinlaut. "Tschuldigung."

Inzwischen war sogar der Regisseur da, und Frau Fröstel fragte ihn: "Wie machen wir denn jetzt weiter, Jupp?" Der Regisseur ordnete an: "Du gehst mit Zack zurück auf die Bühne. Ansonsten könnten die Leute ja denken, du hättest ihn umgebracht." - "Rüschtüsch", stimmte sie ihm zu.

Also nahm sie mich an die Hand und ging mit mir zurück auf die Studiobühne. "Äääätsch!", sagte Frau Fröstel zu Frau Stratenkötter, "Von wegen 'Annättä, Rotweinfläckä kriegst du nicht raus'. Super gehen die raus!" Frau Stratenkötter guckte beleidigt und sagte: "Wenn man im Badezimmer Requisiteure mit Ersatzkleidung stehen hat, schon." Ich sah dabei oben im Publikum die Spielleiterin Frau Patzig, wie sie sich die Hände vors Gesicht hielt und mit dem Kopf schüttelte.

Ich habe gar nicht mehr so richtig mitbekommen, was die Schauspieler dann noch sagten. Ich bekam nur mit, wie mir Frau Fröstel das Geld für die Pizzen in die Hand drückte (es sollte ja echt aussehen) und "Stimmt so" zu mir sagte. Dann brachte sie mich zur Tür. Ich befürchtete schon, sie würde mich wieder mit einem Tritt in den Hintern hinauswerfen wollen. Das wollte sie wahrscheinlich auch, aber vor so vielen "Zeugen" traute sie sich das wohl nicht. Und damit war der Auftritt für mich beendet.

Ich dachte, dass die Schauspieler und die anderen Leute vom Team tierisch wütend auf mich sein würden. Aber das war dann gar nicht so:

Hinterher war ich mit den Schauspielern nämlich zusammen im Aufenthaltsraum. Frau Stratenkötter schien ziemlich erschöpft, aber zufrieden zu sein, und sagte zu mir: "Weißt du, Zack, ich bin richtig froh, dass du das mit dem Baby erwähnt hast. Dieses ganze 'Cordula, du bist total fett geworden'-Getue geht mir seit Wochen so was von auf die Nerven ..." Der Herr Spitz hüpfte immer noch herum wie ein Gummiball (ist wahrscheinlich angeboren) und meinte: "Stimmt. Ich hatte da auch schon keinen Bock mehr drauf. Aua!" (Er war schon wieder gegen eine Wand geprallt.)

Und auch Frau Fröstel war überhaupt nicht mehr sauer. Sie meinte: "Rüschtüsch. Ein schlechter Witz wird schließlich nicht dadurch besser, dass man ihn ständig wiederholt. Ich frage mich nur , wie wir nun nächste Woche weiterdrehen sollen." Die Frau Stratenkötter winkte ab und sagte: "Ich glaube, die Frage stellt sich gar nicht mehr. Ich habe vorhin bei der Aufzeichnung die ersten Wehen bekommen. Mein Mann wird gleich kommen und mich ins Krankenhaus fahren." Ich guckte wohl total erschrocken, und die Frau Fröstel und der Herr Spitz auch. Nur der Herr Aschäbäschä fragte verwundert: "Wie? Ist die Coddula etwa wikklisch schwangää?"

Dann nahm mich Frau Fröstel zur Seite und sagte zu mir freundlich: "Weißt du, Zack, ich wollte dir eben auf der Bühne noch etwas mit auf den Weg geben, aber da ging das nicht so gut." Auweia! Was hatte die denn jetzt vor? Die wollte mir doch nicht etwa zum Abschied auf die Wange knutschen oder so ???!!!

Nein, wollte sie nicht. Meine Sorge war unbegründet. Stattdessen hat sie mich wieder mal am Kragen gepackt, mich dann zur Tür geschleppt und mir zum Abschied noch mal in den Hintern getreten. Ich bin zwar erst elf, aber ich werde die Frauen wohl nie verstehen.

Hinterher merkte ich, dass sie mir auf der Bühne für die Pizzen 200 Euro (!) gegeben hatte. War wohl ein Versehen. Und dass ich das Geld einfach behielt, war wohl auch ein Versehen.

Es grüßt euch

Euer ZACK ZATZICKI



Teil 8 - Verzeih mir, nur die Liebe zählt

Hi, (Mit-)Kids!

Hier ist Simon Flunkert, der sich freut, dass er auch mal wieder etwas sagen darf.

Meine Schwester Claudia und unser Freund Zack haben euch erzählt, wie unsere Reise nach Köln weitergegangen war. Wir hatten einige Erlebnisse mit Leuten vom Fernsehen, und Claudia und Zack hatten dabei richtig Glück. Zack stand als Pizzabote in der Goethestraße vor einem Riesenpublikum, und Claudia hatte in Ego Hugon Späters Show Total genial am Thema vorbei, einen Auftritt, um den ich sie - ehrlich gesagt - richtig beneide. Nur bei mir selbst war es eigentlich immer nur Sch... schlecht gewesen.

Na ja, und irgendwie war das auch so weiter gegangen. Während sich Claudia und Zack auf ihre großen Auftritte vorbereiteten, dachte ich mir: Wenn ich schon hier beim Fernsehen abhängen muss, kann ich mir wenigstens als Hilfskraft ein bisschen Geld verdienen. Muss ja nicht immer gleich der große Ruhm sein. Deswegen freute ich mich, dass per Zeitungsanzeige für die Musiksendung Top of the Flops of the Pops jemand gesucht wurde, der auch mal "ein bisschen anpacken" kann. Na gut, es gibt kräftigere Menschen als mich, aber ich ging trotzdem hin.

Aber auweia! - auch andere Menschen können offensichtlich lesen. Als ich ankam, war an dem Schalter schon eine lange Schlange von Leuten, die alle mal "ein bisschen anpacken" wollten. Deswegen kehrte ich gleich wieder um. Und während ich mich umdrehte, sah ich einen anderen Schalter. Dort saß eine einsame Frau, und vor sich hatte sie ein Schild: "Junger Kaffeekoch für die Sendung Verzeih mir, aber nur die Liebe zählt gesucht". Ich sprach die Frau an und meinte: "Wenn ich Geld dafür bekomme, koche ich gern mal Kaffee für Sie." - "Eeeehrlich?", fragte sie mich ganz verblüfft.

Doch irgendwann glaubte sie mir, dass ich wirklich arbeiten wollte, und ich unterschrieb einen Ein-Tages-Vertrag. Ich sollte während der Dreharbeiten für eine Folge dieser Sendung dafür sorgen, dass der Moderator Kai Vogelbeere ständig Kaffee nachgeschüttet bekommen würde.

Drei Tage später war es so weit. Ich kam zur Produktionsfirma und erfuhr, dass wir erst einmal wegfahren würden. Dieselbe Frau, die mich als Kaffeekoch angeworben hatte, erklärte mir: "Wir fahren jetzt mit dem Wohnmobil nach Chorweiler. Das ist ein Villenviertel in Köln. Kai Vogelbeere will dort zwei einsame Herzen zusammenführen. Als Kaffeekoch wirst du hautnah dabei sein."

Wir fuhren mit dem Wohnmobil? Also, wie ich das sehe, machten sich ungefähr siebzig Laster auf den Weg nach Köln-Chorweiler (genau gezählt habe ich sie allerdings nicht). Als Kaffeekoch fuhr ich aber tatsächlich im Wohnmobil von Kai Vogelbeere und seinen persönlichen Assistentinnen (der zuständigen Redakteurin, einer Briefbeschwererin, einer Kleiderbügelin und einer Kugelschreiberin) mit und kochte und servierte Kaffee nonstop, und zwar während der Fahrt.

Mag sein, dass mich gerade die Mädels unter euch darum beneiden, dass ich für den berühmten Kai Vogelbeere arbeiten durfte. Aber glaubt mir: So toll fand ich den wirklich nicht. Erstens hielt ich es nicht für möglich, wie viel Kaffee ein einzelner Mensch trinken kann. Außerdem hatte er so ein tunt ... weibisches Lachen. Und arrogant war er auch, denn als ich ihn fragte, was wir in Chorweiler denn drehen würden, sagte er herablassend: "Darum musst du dich nicht kümmern, das ist nicht deine Aufgabe. Koch einfach nur mehr Kaffee."

Während der Fahrt fragte Kai Vogelbeere seine Redakteurin: "Weiß diese Hildegard Quarzgedärm, dass wir sie heute überraschen werden?" Die Redakteurin meinte: "Selbstverständlich. Sie ist schon längst in der Maske und lernt ihren Text." Herr Vogelbeere war sehr zufrieden.

Wir kamen in Chorweiler an, und ich hielt vergeblich nach den Villen Ausschau, die mir angekündigt worden waren. Irgendwo mussten die sich doch versteckt haben. Die Straße, in der wir dann hielten (die Polizei hatte den Bereich bereits abgesperrt und alle dort noch parkenden Autos abgeschleppt), war mehr so`n Containerdorf.

Aus einiger Entfernung beobachtete ich dann, wie Herr Vogelbeere und sein Kamerateam zu einer der Baracken gingen und an der Haustür klingelten. Heraus kam eine Frau, die so aussah, wie man sich eine Frau aus Köln immer vorstellt: Lockenwickler, Zigarette im Mund und mehr Makeup im Gesicht, als ich mit beiden Händen tragen könnte. "Wat dat denn? Fernsehen? Na sowwat, dat is ja mal ne Öwerraschung", sagte sie, ohne die Zigarette aus dem Mund zu nehmen. Herr Vogelbeere sagte smart, dass er der Kai Vogelbeere sei und er sie bitten würde, ihn in sein Wohnmobil zu begleiten, weil er ihr dort etwas zeigen wolle. Sie meinte: "Na, sowwat abba auch. Da han isch ja nun jaaa nit mit jereschnet jetan. Na joot, isch han hück ja Zick, dann kütt isch mal mit." Ich könnte euch das übersetzen, habe aber keine Lust dazu. Jedenfalls war sie bereit, den Herrn Vogelbeere in sein Wohnmobil zu begleiten. Ich, ich wäre gerne draußen geblieben, aber ich musste mich in eine Ecke des Wohnmobils quetschen, um neuen Kaffee zu kochen.

Kai Vogelbeere und diese Hildegard Quarzgedärm setzten sich auf eine Bank, und Herr Vogelbeere sagte zu ihr: "Hildegard, sagen Sie, kennen Sie einen gewissen Manfred Lodenhaar?" Sie nickte: "Den Manni? Na sischer dat. Dat is de Broder von de Susi. De Susi, dat is ne Kollejin von mir im Pu ... also, ne Kollegin von mir." Herr Vogelbeere lächelte süß wie ein Glas Pflaumenmus, und dann sagte er: "Ich habe dann etwas für Sie, das Sie überraschen wird. Erlauben Sie, dass ich eben diese Videokassette einlege?" - "Na klärschen doch, dann lejense mal. Da bin isch aber jespannt, watse mer da zeijen möschten tun."

Er hat die Kassette eingelegt und Fernseher und Recorder eingeschaltet. Ich selbst konnte von meinem Platz aus den Bildschirm nicht sehen. Aber ich konnte hören, wie eine Männerstimme sagte: "Liewe Hildegard. Dat wird disch jetz vielleischt total öwerraschen tun, aber isch tu dir sagen möschten tun, dass isch disch total lieben tun tu. Tust du misch auch lieben wollen tun? Dein Manni" Der Herr Vogelbeere schaltete den Fernseher aus, guckte ganz lieb zu dieser Hildegard und sagte: "Ich wiederhole diese Frage noch mal: Tun Sie den Manfred auch lieben wollen tun?" Hildegard wollte wohl lächeln und verzog daher ihr Gesicht zu einer Fratze: "Ja, dat tu isch auch tun tun."

Herr Vogelbeere war zufrieden und sagte: "Dann möchte ich Sie noch bitten, am Sonntag zu mir ins Fernsehstudio zu kommen. Dort werden Sie Ihren Manfred dann vor laufenden Kameras in die Arme schließen können." Und in die Kamera sagte er: "Gehen Sie nicht fort, verehrte Damen und Herren. Nach der Werbung bin ich wieder ganz für Sie da."

So, die Kamera war aus, und Hildegard Quarzgedärm sagte: "Na, dann tun wir jetzt mal zum Finanziellen kommen, Kleiner." Herr Vogelbeere holte seine Geldbörse heraus, nahm einige Geldscheine daraus und drückte sie der Frau Quarzgedärm in die Hand. Die zählte das Geld und sagte: "Moment mal, Kleiner! Dat tun ja nur zweihundert sein. Wir hatten fünfhundert ausjemacht." Herr Vogelbeere lachte glucksend und meinte: "Das kann ja wohl nicht sein, Schätzchen." Frau Quarzgedärm wurde ordentlich böse: "Dat määht noch mal hundert Euros extra, wenn du misch Schätzchen nennen wollen tust. Hier hast du dein Schätzchen!"

Und da prügelte sie bereits auf ihn ein. Mit allem, was sie hatte. Ich hätte ihm ja helfen können, aber: Darum musste ich mich nicht kümmern, das war nicht meine Aufgabe. Stattdessen kochte ich einfach nur mehr Kaffee. Das Kamerateam hat ihm auch nicht geholfen - das sollte dem Mann zu denken geben. Ich hatte nicht genau geschaut, welche Augenfarbe Herr Vogelbeere vor der Prügelei gehabt hatte, aber nach der Prügelei hatte er jedenfalls zwei blaue Augen.

Am selben Tag musste ich noch mal ins Fernsehzentrum in Hürth-Kalscheuren, um Claudia und Zack abzuholen. War ziemlich erniedrigend für mich zu sehen, wie die beiden Autogramme gaben. Und irgendwie verstehen die beiden nicht, warum ich nicht mehr so gerne mit ihnen spreche.

Es grüßt euch trotzdem

Euer SIMON FLUNKERT

ENDE



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