Teil 6 - Total genial am Thema vorbei
Hallo, Rübennäschen!
Hier ist Claudia Flunkert, und wie ihr wohl wisst, war ich mit meinem Bruder Simon und unserem Freund Zack in Köln, wo wir allerlei Kata ... Abenteuer mit Leuten vom Fernsehen erlebt hatten.
Ich selbst war dabei, als mein Bekannter Hannes an seinem letzten Arbeitstag für "Ich wär`so gerne Millionär" mit einem Streich den Leuten die Sendung kaputtgemacht hatte.
Ich saß mit Hannes in einem kleinen Lokal in Kalscheuren, und wir feierten seinen Streich, als ein Mann hereinkam, der mir sehr bekannt vorkam. Hannes und dieser Mann schienen sich gut zu kennen. Hannes stellte mich ihm vor, und er erklärte mir: "Claudia, das ist Ego Hugon Später, der Moderator und Produzent von Total genial am Thema vorbei." Herr Später musterte mich, und er erkannte mich überraschenderweise: "Ja, ich glaube, ich kenne dich sogar. Hast du nicht mal vor ein paar Jahren bei Gerd Gülle keinen Cent Geld bekommen, obwohl du die 1-Million-Euro richtig beantwortet hast?" Ich nickte traurig.
Wir plauderten etwas mit Ego Hugon Später, und irgendwann fragte er mich: "Claudia, hättest du Lust, mal im Ratepanel meiner Sendung mitzumachen! Diesmal bekommst du auch Geld für deine Arbeit." Ich glaube, ich war richtig etwas verlegen - ist bei mir ja eher ungewöhnlich. "Total genial am Thema vorbei" ist eine Sendung, in der der Herr Später einer Gruppe von fünf mehr oder weniger bekannten Komikern und Komikerinnen schwierige Fragen stellt, die von Zuschauern und Zuschauerinnen eingesendet wurden, und diese fünf Komiker und Ko ... diese fünf Comedians versuchen dann, die richtige Antwort zu finden.
Ich antwortete dem Herrn Später: "Ja, Lust hätte ich schon. Aber ich weiß nicht, ob ich für die Sendung lustig genug bin. Und auf die richtigen Antworten komme ich bestimmt auch nicht." Herr Später lachte: "Also, ich fände es lustig, wenn du in der Sendung als einzige gar nicht lustig wärst, und die richtigen Antworten wirst du wissen, weil du sie vorher auswendig lernen wirst. Weißt du, die Folge, in der du mitspielen wirst, soll erst am 1. April gesendet werden, und ich brauche dich, um den anderen Mitwirkenden einen Streich zu spielen. Die werden Augen machen!"
Ich sagte "Ja" - erstens hatte ich Lust, zweitens hatte ich Zeit, weil wir eh noch einige Tage in Köln bleiben würden, und drittens würde ich so viel Geld dafür bekommen, dass ich mir davon gleich mehrere Paar neue Stiefel würde kaufen können.
Und schon wenige Tage später - die Redakteurin vom Herrn Später hatte meine "Rolle" mit mir genau einstudiert - saß ich plötzlich mit vier richtigen Berufs-Comedians in einem Fernsehstudio an einem Tisch. Um uns herum saßen Zuschauer. Überall waren Kameras und die ganzen Leute vom Fernsehen, und der Regisseur sagte über einen Lautsprecher: "Hurra, es geht los!" Der Herr Später begrüßte die Zuschauer und stellte uns vor: " ... Heute spielen mit: Hella Wahnsinn, Oliver Kalkhose, Claudia Flunkert, Maddin Aschäbäschä und Kleinhart Höckerchen."
Nachdem sich der Herr Später gesetzt hatte, erklärte er den Leuten, wer ich genau sei. Er erzählte natürlich nicht, was er mit mir vorhatte, sondern berichtete nur davon, wie ich damals bei "Ich wär' so gerne Millionär" eigentlich gewonnen hatte, und alle klatschten - das war mir fast ein bisschen peinlich. Außerdem sagte er, dass ich aus Sehnde komme. Der Herr Kalkhose, der neben mir saß, drehte sich zu mir und fragte mich: "Stimmt das - du kommst aus Sehnde?" Ich bejahte, und er meinte: "Och, du Ärmste. Ich komme aus Peine. Das ist in der Nähe von Sehnde und fast genauso schlimm."
Dann begann Ego Hugon Später mit den Fragen: "Mal gucken, ob ihr heute ausnahmsweise mal eine Frage richtig beantwortet und nicht wieder nur herumalbert. Frage 1 kommt aus der Schweiz, und zwar von Urs Konto aus Zug. Grüezi, Ürsli! Seine Frage lautet kurz und bündig: Was sind Surimi? Ich wiederhole: Was sind Surimi?"
Hella Wahnsinn dachte gar nicht lange nach und sagte: "Och, das sind bestimmt japanische Kaniiiinchen. Habe ich Recht, Herr Später? Das sind Kaniiiiinchen." - "Überhaupt nicht", sagte Herr Später. Herr Kalkhose dachte laut nach: "Aber Surimi hört sich wirklich japanisch an. Ist das eine japanische Art der Selbstverteidigung - so wie Ikebana, Mikado, Sukiyaki und Mitsubishi?" - "Nicht ganz richtig, aber falsch", kommentierte dies der Herr Später. Dann meinte der Maddin Aschäbäschä, der so einen breiten Mund hat, dass er damit eine Zigarette quer rauchen könnte: "Suriiimiiii? Ist das ein rööömisches Wagerenne, bei dem die Gladiatore während der Fahrt Spargel esse müsse?" - "Hä?", reagierte der Herr Später kurz und knapp. Kleinhart Höckerchen meldete sich zu Wort: "Ich glaube, ich weiß es, Herr Später. Surimi ist ein Begriff aus der industriellen Fertigung von Lebensmitteln. Surimi sind Produkte aus Krebsfleisch." Der Herr Später meinte: "Die Richtung stimmt, aber es ist trotzdem falsch." Er guckte mich an, und ich wusste, dass ich jetzt dran war. Ich sagte: "Surimi bestehen nicht wirklich aus Krebsfleisch, sondern aus nachgemachtem Krebsfleisch. Kleine Garnelen und das Fleisch von Fischen, die man sonst wegschmeißen müsste, werden ganz klein gehackt, bis das Zeug nicht mehr wiederzuerkennen ist, und dann wird ordentlich viel Zucker dazugegeben. Die ganze Masse wird dann gewürzt, geformt, und außen kommt Paprikapulver herum. Gegessen wird es meistens von Leuten, die wirklich glauben, das sei Krebsfleisch." - "So lasse ich das gelten", sagte der Herr Später. Alle freuten sich und applaudierten mir - auch meine vier "Kollegen".
Der Herr Später stellte die zweite Frage: "Die nächste Frage kommt von Hilde Dienst aus Weiß - schönen guten Abend, Frau Dienst - und die Hilde will Folgendes wissen: Was ist das Marollenviertel? Ich wiederhole: Was ist das Marollenviertel?"
Maddin Aschäbäschä antwortete erstaunlicherweise als Erster: "Wenn man eine Marolle in vier Teile schneidet, dann sind däs Marollevierdel." - "Ja, und was ist dann eine Marolle?", fragte der Herr Später. "Ja, däs weiß isch au nedd", gab der Maddin zu. Frau Wahnsinn sagte: "Oooch, sind Marollenviertel Futter für Kaniiiiinchen, Herr Später?" - "Genial daneben", gab ihr Herr Später zur Antwort. Herr Höckerchen kam der Antwort schon wieder näher: "Ich glaube eher, dass das ein erdkundlicher Begriff ist. Ist das Marollenviertel ein Stadtteil von Rabat, der Hauptstadt von Marollo?" Herr Später sagte: "Nein, ist es nicht, aber es ist tatsächlich ein erdkundlicher Begriff." Deswegen meldete ich mich jetzt zu Wort und sagte: "Das Marollenviertel ist tatsächlich ein Stadtteil, aber ein Stadtteil der belgischen Hauptstadt Brüssel. Es liegt in der Nähe des Justizpalastes und wird hauptsächlich von Handwerkern, Trödlern und vielen anderen einfachen Leuten bewohnt. Dort lebten auch immer schon viele Ausländer - heute zum Beispiel viele Nordafrikaner. Die Bewohner des Viertels heißen Marollen und gelten als ziemlich aufsässig. Es gibt im Marollenviertel sogar eine eigene Sprache - eine Mischung aus Französisch, Flämisch und interessanterweise Spanisch." - "Völlig richtige Antwort", lobte mich Herr Später. Alle freuten sich wieder und klatschten, und meine Kollegen staunten noch mehr als zuvor."
Herr Später kam zur dritten Frage: "Die dritte Frage kommt von Waltraud Haar aus Fall - hallo, Waltraud! - und sie möchte von euch wissen: Wie kann es sein, dass es Holzblasinstrumente gibt, die nicht aus Holz hergestellt werden, sondern aus Metall? Kleine Zusatzinformation: Das Saxofon ist aus Metall, gilt aber trotzdem nicht als Blechblasinstrument, sondern als Holzblasinstrument. Wie kann das sein?"
Herr Kalkhose schlug vor: "Das liegt daran, dass das Saxofon in Bayern hergestellt wird, und die Bayern kennen den Unterschied zwischen Blech und Holz nicht." - "Völlig verkehrt", kommentierte dies Herr Später. Frau Wahnsinn überlegte: "Kann es sein, dass Saxofone aus Blech und nicht aus Holz gemacht werden, damit sie die Kaninchen nicht anknabbern können?" Ich wartete das Nein von Herrn Später gar nicht ab, sondern erklärte: "Man spricht von einem Holzblasinstrument, wenn der Luftstrom schon beim Anblasen geteilt wird oder später zumindest teilweise abgeleitet wird. Das ist beim Saxofon der Fall - obwohl es aus Blech ist. Für ein Blechblasinstrument ist ausschlaggebend, dass die Luft vom Mundstrom bis zum Schalltrichter das ganze Instrument durchströmt, und das ist beim Saxofon eben nicht der Fall. Die Begriffe Holzblasinstrument und Blechblasinstrument sind also ein bisschen irreführend. Sie kommen daher, dass die ersten Holzblasinstrumente hölzerne Flöten waren, und die ersten Blechblasinstrumente waren blecherne Nachbildungen von Hörnern." - "Richtige Antwort", lobte mich der Herr Später. Alle klatschten, aber meine Kollegen staunten mehr, als dass sie sich noch freuen konnten.
Die vierte Frage kam von Herrn Bruce Oberfuchshuber aus Tralien und lautete: "Wer war Albert Namatjira?", und Frau Wahnsinn sagte sofort: "Das war ein japanischer Kaninchenzüchter." Ich berichtigte sie: "Nein. Albert Namatjira war ein sehr berühmter australischer Maler. Er gehörte zu den australischen Ureinwohnern und entdeckte als junger Mann seine Liebe zum Malen. Nachdem er von einem anderen professionellen australischen Maler, mit dem er sich angefreundet hatte, sich richtig zum Maler ausbilden ließ, wurde er der bis zum bis zum heutigen Tage wohl bekannteste Landschaftsmaler Australiens. Er war wirklich gut, ich habe einige seiner Bilder gesehen." - "Du bist auch gut, die Antwort ist schon wieder richtig", freute sich Herr Später. Das Publikum klatschte, und meine Mitrater wunderten sich nur noch und freuten sich gar nicht mehr.
Die restlichen sechzehn Fragen waren noch schwieriger, aber ich beantwortete sofort alle richtig, ohne die anderen Leute überhaupt zu Wort kommen zu lassen. Am Ende der Sendung fragte Oliver Kalkhose: "Wieso kann die Kleine das alles wissen? Die kommt doch schließlich auch nur aus Niedersachsen." - "Na ja, wir Sehnder sind halt sehr gebildet", sagte ich hochnäsig. "Dem ist nichts mehr hinzuzufügen", meinte Herr Später und verabschiedete sich von den Zuschauern.
Als ich den Saal verließ, gab mir das Publikum stehende Ovationen. Der Herr Später grinste, und meine "Ratekollegen" guckten säuerlich drein. Als ich gerade zur Tür draußen war, hörte ich die Frau Wahnsinn brüllen: "HERR SPÄÄÄTER! AN DER SACHE IST DOCH ETWAS FAUL!!!" - "Jahahahaha! April, April!", hörte ich ihn noch prusten.
Es grüßt euch verschmitzt
Eure nun hochgebildete CLAUDIA FLUNKERT
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