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Claudia und die Ladendiebe

Claudia and the Shoplifters




Im Supermarkt, in dem die nette Frau Schwabenfries arbeitet, wird fleißig geklaut. Claudia Flunkert hilft bei der Jagd nach den Tätern.

Too many goods have vanished in Ms Schwabenfries's supermarket over the past weeks. Claudia helps her to track the malefactors.


Daniel Roy, Brühl, Deutschland
Martina Dittmann, Untergruppenbach, Deutschland
Malcolm McGookin, Asterisk, Brisbane (Queensland), Australien
Ki.Ka, Erfurt, Deutschland

Hallo Rübennasen!

Hier ist wieder Claudia Flunkert. Ich will euch heute erzählen, was ich letzten Freitag erlebt habe.

Aber wenn ich genau sein soll, ging die Geschichte schon genau eine Woche vorher los. Unsere neue Nachbarin, die Frau Schwabenfries, kam nämlich am Freitagabend davor von der Arbeit nach Hause. Frau Schwabenfries wohnt erst seit Anfang des Jahres im Haus neben uns. Sie arbeitet als Verkäuferin im Supermarkt Maximal und ist wirklich sehr nett. An diesem Abend sah sie aber sehr besorgt aus.

"Hallo, Frau Schwabenfries! Ist Ihnen eine Laus über die Leber gelaufen?" fragte ich sie, als ich sah, dass etwas nicht stimmte. Sie musste lächeln, aber richtig fröhlich wurde sie nicht: "Hallo, Claudia. Nein, eine Laus nicht. Aber so falsch liegst du gar nicht. Bei uns im Supermarkt gab es heute wieder ungeheuer viele Fälle von Ladendiebstahl. Unter Anderem sind auch zwei Kilo Hühnerleber gestohlen worden." Ach so, bei ihr war geklaut worden. "Ui! Kommt das denn öfter vor, Frau Schwabenfries?" fragte ich neugierig, und sie meinte: "Ladendiebstahl kommt leider immer mal wieder vor. Aber seit einigen Wochen wird bei uns im Supermarkt jeden Freitagnachmittag geradezu in rauhen Mengen gestohlen. Und das Schlimme ist, dass wir keine Ahnung haben, von wem. Unsere Geschäftsführung springt deswegen schon im Quadrat."

Also, so'n bisschen Verbrecherjagd fand ich mal wieder ganz spannend, und ich fragte sie: "Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich nächsten Freitagnachmittag mal vorbeikomme und ein bisschen Langfingfang spiele?" - "Langfingfang?" wunderte sich die Frau Schwabenfries. Ich erklärte: "Das ist das chinesische Wort für Kaufhausdetektiv." Jetzt lachte Frau Schwabenfries: "Ich habe nichts dagegen, wenn du uns ein bissle helfen willst, Claudia."

Am nächsten Freitagnachmittag ging ich direkt nach den Hausaufgaben zum Supermarkt. Ich traf die Frau Schwabenfries am Nudelregal - sie räumte gerade einige Packungen Spätzle ein - und begrüßte sie: "Hallo. Na - ist heute schon etwas geklaut worden?" Sie schüttelte den Kopf: "Ha nein. Bisher konnten wir zumindest noch nichts feststellen. Aber der Tag ist noch lang."

Wir verabredeten, dass ich mir einen Einkaufswagen nehmen und gaaaanz langsam einkaufen würde. Dabei würde ich sehr genau aufpassen, ob jemand stibitzt.

Der Laden wurde richtig voll. Den Freitagnachmittag nutzen ja viele Leute zum Großeinkauf, und deswegen war richtig etwas los. Da Sehnde nur eine kleine Stadt ist, entdeckte ich auch viele Bekannte unter den Kunden. Zum Beispiel war da ein Klassenkamerad meines Bruders - Axel Schweiß. Er legte gerade ein Deodorant in seinen Einkaufswagen. Und da war mein Biolehrer, der Baron von Primelhausen. Er hielt sich am Zeitungsstand auf, direkt vor den Männerzeitschriften. Und dann war da noch die ganze Familie Möppsich, die gerade den Supermarkt betraten. Herr Möppsich, der eine große Pudelmütze trug, obwohl es schon Juni war, Frau Möppsich, die ein bisschen zugenommen zu haben schien, und die beiden Zwillinge Claudia und Claudius, die in meiner Parallelklasse sind.

Ich begrüßte meine Namensvetterin Claudia: "Hallo. Helft ihr euren Eltern beim Einkaufen?" - "Genau", meinte sie, und fügte frech hinzu: "Ab einem gewissen Alter schaffen die Eltern nicht mehr alles allein." Ich guckte auf das Bäuchlein ihrer Mutter und fragte etwas zu neugierig: "Bekommt eure Mutter noch'n Kind?" Irgendwie schien Claudia Möppsich diese Frage nicht angenehm zu sein, denn sie antwortete nur: "Öh ... nun ... könnte sein."

Ich ließ die vier in Ruhe, denn ich wollte mich ja auf der Suche nach dem Ladendieb machen.

Also, entweder war ich immer zur richtigen Zeit am falschen Ort, oder aber der Dieb war nicht da, oder aber der Dieb war so geschickt, dass mir seine Klauerei nicht auffiel. Jedenfalls entdeckte ich nichts Verdächtiges. Das Einzige, was ich komisch fand, war, dass der Herr Möppsich sich an der Truhe mit der Tiefkühlkost ungewöhnlich weit hinein bückte. Eine seltsame Körperhaltung.

Unterwegs traf ich die Frau Schwabenfries wieder. Am Fleischstand räumte sie einige Paletten mit Räuberpasteten ein. "Schwäbische Spezialität", erklärte sie mir. "Ist dir schon etwas Verdächtiges aufgefallen?" - "Nein, gar nicht", musste ich ihr sagen. "Mir auch nicht", meinte sie. "Vielleicht ist der Ladendieb ja im Urlaub." Dann sagte sie: "Ich löse jetzt meine Kollegin, die Frau Geldmacher, an der Kasse ab. Wir sehen uns."

Anschließend zog ich noch meine Bahnen zwischen den Regalen und kaufte bei der Gelegenheit auch etwas ein. Etwas Schokolade von Bitter Mord für mich selbst. Für meinen Bruder Simon eine Flasche Pupsi Cola. Für Papa einen französischen Käse namens Le fromage qui pue tant. Und für meine Mutter ein Fläschchen Diät-Nagellack. Einen Ladendieb entdeckte ich nicht. Das einzig Ungewöhnliche war, dass eine Kollegin von Frau Schwabenfries zwischen den Regalen mit der Feinkost irgendein weißes Pulver zusammenfegte. "So eine Schweinerei!" schimpfte sie vor sich hin. Dann schob auch ich ab in Richtung Kasse.

In der langen Schlange vor der Kasse von Frau Schwabenfries stand auch die Familie Möppsich. Allzuviel hatten sie aber nicht eingekauft. Claudius hatte zwei Mineralwasserkästen der Billigmarke Urinal im Einkaufswagen. Claudia trug ein großes Paket mit Waschpulver. Die Eltern hatten gar nichts dabei. He, die Frau Möppsich musste aber schon sehr schwanger sein. Mir kam es vor, als wäre ihr Bauch in der letzten halben Stunde noch ein gutes Stück dicker geworden.

Irgendwie ging's in der Schlange nicht richtig weiter. An der Kasse stand nämlich eine ältere Dame. Die hatte den Ehrgeiz, den Betrag von 19 Euro 98 ganz genau abzuzählen, und deswegen dauerte es und dauerte es und dauerte es. Die Leute wurden schon langsam nervös - am meisten dem Herrn Möppsich, dem das Wasser vom Kopf herunterrinnte -, aber die Kundin zählte unbeirrt weiter: "84 ... 85 ... 86 ... 87 ..."

Und dann passierte es: Der Herr Möppsich fiel um. Paddumm! Einfach so. Großes Entsetzen! Da er ausgerechnet mir praktisch vor die Füße gefallen war, war ich auch als Erste bei ihm. Ich half ihm, sich hinzusetzen, nahm ihm den großen Hut ab - und entdeckte ein tiefgefrorenes Suppenhuhn auf seinem Kopf. "Nanu, was ist das denn?" meinte ich verwirrt. Er erklärte: "Äh, nun jaaaa ... ich hatte böse Kopfschmerzen. Deswegen habe ich mir mit dem Tiefkühl-Suppenhuhn meinen Kopf gekühlt. Dann habe ich ganz vergessen, das Suppenhuhn wieder ... äh ... abzusetzen." Die Frau Schwabenfries meinte ärgerlich: "Ich habe da eine ganz andere Erklärung: Sie wollten das Suppenhuhn unter ihrem Hut an mir vorbei schmuggeln."

Jetzt regte sich die Frau Möppsich tierisch auf: "Wollen Sie etwa behaupten, mein Mann ist ein Dieb?! Das ist ja wohl eine Unverschämtheit! Ich werde Sie wegen Verleumdung verklagen!" Dabei fuchtelte sie wild mit den Armen, und um wild mit den Armen fuchteln zu können, nahm sie ihre Hände von ihrem Bauch. Das war wohl ein taktischer Fehler - Flutsch! Aus ihrem Pullover fiel unten eine Tasche heraus. Eine andere Verkäuferin schnappte sich die Tasche und packte sie aus: Kuchen, Torte, Fleisch, Käse - alles aus den Regalen des Supermarktes. "Länger als neun Monate hätten Sie diesen Trick aber nicht anwenden können." bemerkte Frau Schwabenfries grinsend. "Moment, ich habe eine Idee", sagte ich. Ich nahm meiner Namensvetterin Claudia Möppsich das Paket mit dem Waschpulver weg. Ich öffnete es - Aha, wie ich es mir gedacht hatte. Waschpulver war da nicht mehr drin. Statt dessen entnahm ich dem Paket Gänseleberpastete, Räucherlachs, mehrere Dosen Kaviar usw. usw usw. Lauter sauteure Fressalien. Deswegen hatte sie das Pulver ja zwischen den Regalen mit der Feinkost entsorgen müssen.

"Fehlt nur noch Nummer 4", meinte Frau Schwabenfries. Sie nahm Claudius den Einkaufswagen weg und hob den oberen Mineralwasserkasten zur Seite. "Ich dachte es mir schon", strahlte sie. "Guckt euch mal die Flaschen im unteren Kasten an. Nur die teuersten Weine. Wollten die sauberen Herrschaften als billiges Mineralwasser deklarieren."

Tja, und so haben wir mit sehr viel Glück die Ladendiebe doch noch gefangen. Zu Claudia und Claudius habe ich noch feixend gesagt: "Ihr solltet eure Vornamen passenderweise mit K buchstabieren."

Die Möppsichs haben im Supermarkt von Frau Schwabenfries jetzt Hausverbot. Und natürlich haben sie eine Gerichtsverhandlung vor sich. Da wird sie der Richter ganz schön anmeckern.

Ich beiße derweil in eines der leckeren Apfelküchle, die mir Frau Schwabenfries gebacken hat, und grüße euch laut schmatzend.

Eure Claudia FLUNKERT

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