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At last:
Daniel Roy’s first Simon Flunkert book is available!!!

Endlich:
Daniel Roys erstes Simon-Flunkert-Buch kann gekauft (und GELESEN!!!) werden!!!

Daniel Roy, Hi, Mitkids!
Simon Flunkerts Abenteuer in der Brägenwurstzone,
Norderstedt: BOD, 2005,
240 Seiten, ISBN: 3-8334-2907-0.

Mehr Informationen gibt es hier!


Der Besuch beim Ki.Ka

Visiting Ki.Ka




Claudia und Simon besuchen den Ki.Ka in Erfurt. Aber was sie dort erleben, kommt ihnen irgendwie Spanisch vor. Oder sollte ich besser sagen: Schwedisch?

Claudia and Simon are visiting Ki.Ka, the German TV channel they write their stories for. But what they see there seems to be all Greek to them. Or should I say: Swedish?


Daniel Roy, Bruehl, Deutschland
Malcolm McGookin, Asterisk, Brisbane (Queensland), Australien
Ki.Ka, Erfurt, Deutschland

Teil 1 - Der Zeh in der Mausefalle

Hallo, Rübennasen!

Hier ist mal wieder Claudia Flunkert. Wisst ihr, dass der Ki.Ka am 1. Januar 2007 zehn Jahre alt geworden ist? Die meisten von euch werden das gar nicht wissen, aber als der Ki.Ka am 1. Januar 1997 seinen ersten Sendetag hatte, behaupteten viele Leute, der Ki.Ka sei nur ein Experiment, das gar nicht gut gehen könne, und sie sagten voraus, dass der Ki.Ka nur ein paar Monate überleben würde. Mannomann, haben die sich geirrt! Heute kann man sich das Fernsehen in Deutschland ohne den Ki.Ka schließlich gar nicht mehr vorstellen.

Damals 1997 nannte sich der Ki.Ka übrigens noch "Kinderkanal", und die Moderatoren der Sendungen am ersten Tag waren Singa Gätgens, Franziska Rubin, Juri Tetzlaff und Karsten Blumenthal. Franziska ist inzwischen eine sehr bekannte Fernsehärztin beim MDR. Sie ist von Beruf nämlich eigentlich wirklich Ärztin. Karsten könnt ihr manchmal noch als Schauspieler in Folgen von "Schloss Einstein" sehen, denn da spielt er einen netten Lehrer. Leider scheint Karsten im Moment überhaupt kein Fernsehen mehr zu machen, was ich sehr schade finde, denn er ist wirklich ein sehr guter Moderator. Nach Singa und Juri müssen wir nicht so lange suchen, denn die beiden machen auch heute immer noch neue Sendungen, die ihr im Ki.Ka sehen könnt, und das ist auch richtig so von den beiden.

Obwohl Simon damals noch richtig klein war, wurde er 1997 gefragt, ob er nicht seine Erlebnisse hier im Ki.Ka-Text erzählen wollte, und er hatte wirklich große Lust dazu. Schon damals dachten viele Leute, dass das, was er hier so erzählt, nicht immer so ganz stimmt, und wisst ihr was? Es stimmt, dass es nicht immer stimmt. Hahahaha ... Aber nicht petzen, dass ich das eben gepetzt habe!

2001 fand Simon dann, dass er nicht mehr die Zeit habe, alle zwei Wochen eine neue Geschichte für den Ki.Ka zu schreiben. Das war dann aber gar kein Problem. Inzwischen hatte ich nämlich auch Lust bekommen, den Ki.Ka-Zuschauern von meinen eigenen "Abenteuerchen" zu erzählen, und seitdem wechseln wir uns ab. Seit einiger Zeit kommt es auch immer wieder mal vor, dass ihr hier nicht Simon oder aber mich, die Claudia, trefft, sondern unseren Freund Zack, der noch ein paar Jahre jünger ist als ich. Zack wird übrigens für euch ab 2007 wieder erzählen, und dann sehr viel häufiger als bisher. Er wird auch ein paar kleine Überraschungen für euch haben.

So. Jetzt denkt ihr vielleicht: 'Wenn Simon und Claudia so oft Geschichten im Ki.Ka erzählen, dann sind sie ja ständig beim Ki.Ka in Erfurt zu Gast.' Nein, das ist allerdings nicht so. Wir leben ja mit unseren Eltern in Sehnde in der Nähe von Hannover, also ganz woanders. Wir schreiben euch über unsere Erlebnisse am Computer, und die Texte schicken wir dann per E-Mail zur Ki.Ka-Text-Redaktion nach Erfurt. (Die allerersten Geschichten hat Simon sogar noch per Fax geschickt, denn da hatten wir noch gar keinen Internetzugang.)

Das heißt jetzt aber auch nicht, dass wir zwei überhaupt noch nie die Leute vom Ki.Ka in Erfurt besucht haben. Simon war bereits zweimal da, und ich selbst einmal. Simon war eingeladen worden, nachdem er seine ersten Geschichten erzählt hatte, und als ich dann auch mitmachte, war unsere ganze Familie dort zu Gast. Und von dieser interessanten Reise werde ich euch heute erzählen.

Es war an einem Montag im Sommer 2001, dass Mama, Papa, Simon und ich zum Ki.Ka fahren durften. Am Abend davor sagte Simon, der ja schon mal beim Ki.Ka gewesen war, beim Abendbrot: "Es geht beim Ki.Ka übrigens etwas seltsam zu. Lasst euch bloß nichts anmerken, wenn ihr irgendetwas verrückt findet, sonst sind die vielleicht beleidigt. Tut einfach so, als fändet ihr alles normal." Papa nickte und sagte: "Ja, davon habe ich auch schon gehört, dass die Leute beim Fernsehen ein bisschen anders sein sollen als normale Menschen." Simon bestätigte: "Ja, aber beim Ki.Ka sind die wirklich ganz anders." Ich selbst sagte nichts dazu. Ich dachte, Simon wollte sich ein wenig wichtig machen. War schließlich schon damals ein Hobby von ihm.

Am Montag ging es ganz früh los. Papa hatte sich rechtzeitig einen Stadtplan von Erfurt besorgt. Mama saß neben ihm auf dem Beifahrersitz und hatte den Stadtplan auf ihrem Schoß, damit sie Papa den Weg beschreiben konnte. Das Problem ist nur – na ja, also, wenn wir mit dem Auto verreisen, machen unsere Eltern das immer so, und sie verfahren sich dabei eigentlich jedesmal. Mama sagt dann zum Beispiel: „So, Sebastian, an der nächsten Kreuzung müssen wir rechts abfahren. Dahinten, wo der Wasserturm steht, müssen wir wieder nach rechts. Jetzt müssen wir immer geradeaus und unter der Unterführung durch, jawoll, immer weiter, immer geradeaus, stur geradeaus, ja, fahr‘ geradeaus, immer nur geradeaus, obwohl - an der letzten Kreuzung hätten wir eigentlich links abbiegen müssen.“ Papa bekommt dann manchmal einen roten Kopf, und dann träumt er von einem Navigationsgerät.

Aber in Erfurt haben wir uns nur dreimal verfahren, und dann standen wir vor dem Gebäude des Ki.Ka. Papa wies Simon und mich noch einmal darauf hin, dass wir uns anständig benehmen sollten, auch wenn wir hier beim Ki.Ka seien. Und jetzt ging’s endlich los, wir gingen zum Eingang, und wirklich, wir betraten das Grundstück und das Gebäude vom Kinderkanal und trafen den Empfangschef, oder den Pförtner, oder wie auch immer der beim Ki.Ka heißen mag.

Guten Tag. Wir sind die Flunkerts und kommen aus Sehnde. Wir sind für heute angemeldet.“ Der Pförtner blätterte in seinen Papieren und murmelte vor sich hin: „Nu, dann wollemer doch mo gugge. Familie Flunkert aus Sehnde. Wo lieschten das eischentlich? Bei Hannöver, ne woh?“ Der Pförtner blätterte jedenfalls und blätterte und blätterte und blätterte, und dann fand er endlich unseren Namen: „Nu, sicher, da haben wir euch ja. Familie Flunkert mit zwö Kindern.“ Er lächelte uns Kindern freundlich zu und sagte: „Nu, ihr seid wöhl bestimmt schon ganz gespannt, was, Kinder? Ich lass‘ nu man gleich jemand kömmen, der holt euch und eure Äldern dann hier unden bei mir ab und zeischt euch so’n bisschen hier den Ki.Ka.“ Er griff zum Telefonhörer und sprach hinein: „Nu, die Familie Flunkert aus Sehnde iss nu hier. Kann nu bidde mal die Tjorven kömmen, um die bääden Kinder mit ihr’n Äldern hier nu sou’n wänisch rumsuführn? Ja, genau, die stehen hier noch bei mir am Eingang vorm Maschendrahtzaun, um auf die Tjorven zu waaar ....WAAAAA .......WAAAAAAA .........WAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA!!!!!

Ihr könnt euch sicherlich unseren Schreck vorstellen, als der Pförtner plötzlich laut schrie wie am Spieß. Nicht nur das! Sein Gesicht war schmerzverzerrt. Er blieb nicht auf seinem Stuhl sitzen, sondern begann, wie ein Gummiball herumzuhüpfen. Als wir ihn uns nun genauer ansahen, verstanden wir, warum er so brüllte. Er hatte sich hinter seinem Tisch wegen der Sommerhitze Schuhe und Socken ausgezogen. Seltsamerweise hatte dort aber unter seinem Schreibtisch jemand eine Mausefalle hingestellt, und wie der Pförtner nun so auf seinem Platz herumrutschte, muss er versehentlich seinen großen Zeh in dieser Mausefalle gefangen haben. Oh je, wir hatten richtig Mitleid: Er sprang nun auf einem Bein im Quadrat, am anderen Fuß hing ja die Mausefalle, und sein großer Zeh war schon ganz blau geworden. Wir hätten ihm ja gerne geholfen, aber das ging nicht, er verschwand nämlich hüpfend in einem Gang und brüllte: „Miiiiiicheeeel! Verflixter Praktikant! Wenn ich den Bengel erwische, nu eiferbibsch, dann setzt es aber was, dem dreh ich übelst den Hals üm, das gann ich euch saare!!!

Tja, das war ja wirklich ein denkwürdiger Empfang. Und es ging so ähnlich weiter. Aber davon erzähle ich euch im zweiten Teil dieser Geschichte.

Es grüßt euch augenzwinkernd

Claudia Flunkert



Teil 2 - Der Kopf in der Suppenschüssel

Hallo, ihr süßen Rübennasen (und ihr Kartoffelköpfe auch)!

Ich bin's, Claudia Flunkert. (Wenn ich euch "Rübennasen" oder "Kartoffelköpfe" nenne, ist das natürlich nur ein Späßchen. Seid mir dann also bitte nicht böse.)

Beim letzten Mal habe ich damit angefangen, euch von einer Reise zu erzählen, die ich vor mehr als fünf Jahren mit meinen Eltern und meinem Bruder Simon unternommen habe. Damals hatte uns der Ki.Ka nach Erfurt eingeladen.

Wir waren also gerade beim Ki.Ka angekommen und hatten miterlebt, wie der barfüßige Pförtner dummerweise seinen großen Zeh in einer Mausefalle gefangen hatte. Er war noch dabei, "Michel! Miiichel! Ich drehe dir den Hals um!" schreiend auf einem Bein herumzuhüpfen, da kam eine nette junge Frau zu uns. Sie war ein bisschen rundlich, hatte halblange, dunkelblonde Haare und grinste lustig. Ooooh, sie war nicht allein, sondern hatte einen großen schwarz-weißen Hund dabei, der freundlich sabberte. Das Mädchen sagte: „Guten Tag, ich bin Tjorven. Ich bin Volontärin hier beim Ki.Ka. Das heißt, ich arbeite hier vorübergehend, um zu lernen, wie Fernsehen gemacht wird. Danach werde ich dann weiter zu Hause in Schweden studieren. Das hier ist übrigens mein Hund Bootsmann.“ Mama deutete noch leicht verstört auf den Gang, durch den der Pförtner verschwunden war, um jemandem den Hals umzudrehen, und fragte stockend: „Was ... war ... das ... eben?“ Tjorven lachte herzlich und sagte: „Ach, dabei denken wir uns schon nichts mehr. Wir haben im Moment einen Praktikanten namens Michel. Er ist eigentlich ein netter Junge und meistens meint er es gut. Aber egal, wie er es anstellt, es kommt fast immer Blödsinn dabei heraus. Und meistens ist dann Johann, unser Pförtner, sein Opfer. Aber ihr wolltet ja den Ki.Ka kennenlernen, also kommt mal mit.

Es war Vormittag, und Tjorven führte uns über die Gänge. Ab und zu kam uns mal jemand entgegen, die meisten grüßten auch, nur einer murmelte einen komischen Spruch vor sich hin. Was ich verstand, war:„ Das ist sooo deprimierend. Ich bin soooo deprimiert. Ich wäre jetzt viel lieber in Bielefeld.“ Tjorven war etwas verlegen und erklärte uns entschuldigend: "Das war Bernd das Brot. Er ist erst seit kurzer Zeit bei uns und hat sich noch nicht so richtig eingelebt. Aber das wird bestimmt noch besser." Ach so.

Dann drehte sich Tjorven zu Simon und sagte ihm: "Simon, unsere Moderatorin Singa hat mich gebeten, dich zu ihr zu schicken. Sie möchte für die heutige Live-Sendung etwas ausprobieren und meinte, du könntest ihr gut dabei helfen." Simon guckte etwas verwundert, zuckte mit den Achseln, meinte dann aber: "Na gut. Wenn sie meint, ich könnte ihr helfen, dann helfe ich ihr halt."

Simon war zwar schon vorher mal beim Ki.Ka zu Besuch gewesen, aber so ganz genau kannte er sich dort doch noch nicht aus. Deshalb brachte Tjorven ihn eben zu Singa und kam dann allein zu uns dreien zurück.

Wir wanderten durch weite Gänge. Vieles, was wir sahen, hatten wir sicherlich auch so erwartet, andere Sachen waren aber schon etwas merkwürdig. Zum Beispiel, als wir zum Büro des Ki.Ka-Chefs kamen. Tjorven erklärte uns: „Hinter dieser Tür ist das Büro unseres Geschäftsführers. Wir werden einen Moment hineinschauen, aber ich möchte euch dringend bitten, nicht zu lachen. Wenn wir Glück haben, bemerkt er uns überhaupt nicht.

Oh je, ich bekam richtig Angst. War dieser Geschäftsführer etwa ein ganz strenger Herr? Tjorven machte vorsichtig die Bürotür auf und wir schauten ängstlich, aber neugierig hinein. Fast hätte ich doch gelacht. Im Büro saß der Geschäftsführer und ließ sich von seiner Sekretärin die Post vorlesen. Selbst konnte er schließlich gerade nicht lesen. Er hatte nämlich seinen Kopf in einer großen Suppenschüssel, die sowohl seine beiden Augen als auch seine Ohren und Nase bedeckte. Sehen konnte er also nichts. Gut hören konnte er damit auch nicht, und so bemerkte er zum Glück nicht, dass ich mir das Kichern leider doch nicht ganz verkneifen konnte. Die Sekretärin nickte uns etwas betreten zu, und Tjorven schloss mit äußerster Behutsamkeit die Tür.

Mutti und Papa hatten einige Schweißperlen auf der Stirn. Tjorven musste zwangsläufig grinsen und erklärte: „Wisst ihr, der Chef isst für sein Leben gerne Suppe. Gestern Abend gab es bei ihm zu Hause Gulaschsuppe, und da er nichts davon umkommen lassen wollte, hat er heimlich versucht, den letzten Rest Suppe auszutrinken. Danach bekam er leider den Kopf nicht mehr aus der Schüssel, und jetzt sitzt das Ding fest. Kaputt schlagen möchte er die Terrine nicht, weil sie ein altes Familienerbstück sei. Deshalb versucht er heute, so normal wie möglich seine Arbeit zu verrichten. Heute Abend hat er einen Termin beim Chirurgen, der soll ihm den Kopf vorsichtig aus der Schüssel herausoperieren.

Tjorven hatte eine neue Idee: „Stellt euch einmal vor, im Studio gäbe es überhaupt keine Gegenstände. Da würden unsere Moderatoren aber ganz schön dumm aus der Wäsche schauen. Dafür, dass immer genau das im Studio ist, was für die Sendungen gebraucht wird, sorgt die sogenannte Requisite. Und da gehen wir jetzt mal hin.“ Sie führte uns in das oberste Stockwerk, bis wir da ganz hinten in der Ecke zu einer Leiter kamen. Diese Leiter führte hinauf zu einer Luke. Tjorven spornte uns an: „So, jetzt müssen wir etwas klettern. Ich hoffe, das wird nicht zu anstrengend für Sie, Herr und Frau Flunkert. Aber ich verspreche Ihnen: Es lohnt sich.

Tjorven kletterte uns vorauf, denn sie musste ja die Dachluke für uns aufstoßen. Wir folgten ihr einer nach dem anderen. Ein kleines Problem hatten wir, als auch Papa sich durch die enge Dachluke zwängen wollte. Er sagte: „Hätte ich das gewusst, dann hätte ich mir gestern Mittag den Schweinebraten verkniffen.“ Wir anderen zerrten und zogen an ihm, bis er durchgeflutscht war.

Papa verschnaufte noch einen Moment, und wir guckten uns ein wenig um, wo wir überhaupt waren. Tja, wir waren auf dem Dach des Kinderkanals. Über uns sahen wir den Himmel, aber ein paar Meter von uns entfernt stand ein kleines Häuschen genau auf dem Dach. „Penthouse“ nennt man sowas, glaube ich, allerdings sah dieses hier etwas gerümpelig aus.

Papa bekam inzwischen wieder etwas Luft, und wir betraten das Häuschen auf dem Dach. Alle möglichen Sachen gab es da: Eimer, leere Flaschen, Fußbälle, Perücken, Klamotten, Schuhe, Zeitungen, Bücher, leere Flaschen, Fahrräder, Roller, Stoffhunde, Schaukelpferdchen, leere Flaschen, Stufenbarren, Schwebebalken, Pauschenpferde, leere Flaschen, Posaunen, Trompeten, leere Flaschen, Puppen, leere Flaschen, tote Tamagotchis, leere Flaschen und noch viele, viele andere Sachen, vor allem leere Flaschen.

Und dann stellte uns Tjorven dem Chefrequisiteur vor. Und davon erzähle ich euch das nächste Mal.

Bis dahin grüßt euch

CLAUDIA FLUNKERT



Teil 3 - Die Maskenbildnerin an der Decke

Hallo, Rübennasen!

Ich bin Claudia Flunkert, und in den letzten Wochen habe ich euch ja schon von dem Ausflug zum Ki.Ka erzählt, den ich mit meinen Eltern und meinem Bruder vor mehreren Jahren unternommen habe.

Als ich das letztes Mal aufhörte, war die Praktikantin Tjorven mit meinen Eltern und mir auf das Dach des Senders geklettert, um den Requisiteur, Herrn Trödelberg, kennen zu lernen. (Mein Bruder Simon war nicht dabei, der sollte einer Moderatorin bei irgendetwas irgendwie helfen.)

Dann stellte uns Tjorven den Herrn Trödelberg vor. Herr Trödelberg habe beim Ki.Ka die höchste Verantwortung für die Requisiten (also, die Gegenstände, die für die Sendungen gebraucht würden). Stolz erklärte uns Herr Trödelberg: "Jaaa, das hier ist mein Reich. Vieles von dem, was ihr hier seht, habe ich selbst gebastelt. Alles natürlich nicht, dafür ist die Zeit zu knapp. Einiges haben wir also auch gekauft, aber wir haben nie mehr als fünf Öre für ein Teil ausgegeben." Ich hatte mir inzwischen einen ganz eigenartigen Gegenstand gegriffen. Er sah aus wie eine Zahnbürste ohne Borsten, aber dafür mit Rädern, an der Seite waren Vogelfedern, und ganz am Ende surrte ein rosafarbener Elektromotor. "Was soll denn das sein?" fragte ich neugierig. "Siehst du das denn nicht, Mädchen?" fragte Herr Trödelberg entschlossen zurück, nahm mir das Ding aus der Hand, überlegte nun selbst einen Moment und sagte dann zögernd: "Das ... äh ... ja ..., das ist ein .... äh ... Stück."

Nachdem Papa inzwischen endlich wieder richtig bei Atem war, hatte er jetzt auch eine Frage an Herrn Trödelberg: "Eines verstehe ich aber nicht. Ich hatte eben größte Mühe, meinen muskulösen Körper durch die enge Dachluke zu navigieren. Wie schaffen Sie es denn, all die im Studio gebrauchten .... äh ... Stücke von hier ins Studio zu schaffen?" Auf diese Frage hatte sich Herr Trödelberg offensichtlich schon gefreut. Er rief: "Ha! Das wäre für Sie ganz sicher ein Problem. Aber es ist überhaupt kein Problem, wenn man der Welt bester Ki.Ka-Requisiteur ist. Alles mal hergeschaut!" Herr Trödelberg drückte nun auf einen Knopf, der sich etwa in Bauchnabelhöhe auf seinem Hemd befand. Aus seinem Rücken wurde nun ein kleiner Propeller ausgefahren, der sich auch sofort zu drehen begann, und Herr Trödelberg erhob sich ganz langsam in die Lüfte und sagte: "Trödelberg Airlines befördert jede gewünschte Requisite ins Studio, sobald sie benötigt wird. Natürlich ist es ein Problem, wenn ich mal Urlaub mache. Dann bleibt das Studio leer, und unsere Moderatoren schauen ganz schön dumm aus der Wäsche. Aber oft kommt das nicht vor. Meistens bin ich sowieso hier oben auf dem Dach. Ich wohne hier nämlich."

Ich war inzwischen ganz begeistert vom Kinderkanal. Ich hätte nicht gedacht, dass die Leute vom Ki.Ka so wahnsinnig viel Phantasie hätten. Nur Papa und Mutti, die waren so grün im Gesicht, als hätten sie sechs Wochen lang nur Spinat gegessen.

Ich hatte aber noch eine weitere Frage an Herrn Trödelberg: "Kann es bei soooo vielen Requisiten nicht passieren, dass mal etwas verschwindet?" - "Oh dooooch!" räumte Herr Trödelberg ein: "Normalerweise werden aber alle Sachen von unserem Hausmeister, dem Herrn Blomqvist, wieder aufgespürt. An dem ist wirklich ein guter Detektiv verlorengegangen."

Wir verabschiedeten uns vom drolligen Herrn Trödelberg, und Tjorven führte uns wieder durch die Dachluke hinunter ins Hauptgebäude. Auch Papa schaffte den Abstieg ohne große Strapazen und fühlte sich daher etwas wohler.

"Claudia, für dich habe ich jetzt noch eine besondere Überraschung", meinte Tjorven zu mir. "Wenn du Lust hast, kannst du heute Nachmittag zusammen mit deinem Bruder in der Live-Sendung auftreten." Oh, na klar hatte ich dazu Lust. Ich guckte eben, ob meine Eltern etwas dagegen hatten, aber die hatten in der letzten Zeit sowieso fast nichts mehr gesagt. Seitdem Herr Trödelberg vom Boden abgehoben war, hatte ich kein Wort mehr von ihnen gehört.

Also durfte ich wohl auftreten, aber so ohne weiteres ging das nicht, wie mir Tjorven sagte: "Weißt du, Claudia, normale Leute sehen vor der Studiokamera immer etwas komisch aus. Normal sieht man vor der Kamera nur aus, wenn man vorher geschminkt worden ist."

Also musste ich nun zur Maskenbildnerin. Mutti und Tjorven kamen mit, Papa ging in die Kantine.

Ich setzte mich in den Schminkstuhl vor einem großen Spiegel. Die Maskenbildnerin kam und sagte: "Hallo, ich bin die Christiane. So, Claudia, dann wollen wir mal loslegen." Es ist jetzt nicht so, dass mir Christiane gleich ein halbes Kilo Make-up ins Gesicht geschmiert hätte. Sie trug nur ganz wenig auf, sodass ich später im Studio bei der Sendung von den Scheinwerfern keinen Sonnenbrand bekommen würde - oder so ähnlich.

Als Christiane fertig war, sagte sie: "Übrigens, Claudia, das hier wird dich interessieren. Ich habe vor einiger Zeit eine lustige Entdeckung gemacht. Ich hatte nämlich unabsichtlich etwas Make-up auf dem Fußboden verkleckert und bin dann aus Versehen mit den Schuhsohlen hineingetreten. Und dann habe ich etwas Tolles ausprobiert." Sie schmierte sich etwas Make-up an die Schuhsohlen und setzte vor unseren Augen ihren rechten Fuß an die Wand, sodass die ganze Schuhsohle die Wand berührte. Dann machte sie dasselbe mit dem linken Fuß, aber den rechten Fuß hatte sie immer noch an der Wand. Sie klebte nun praktisch waagrecht an der Wand und fiel nicht herunter, weil sie durch das Make-up an den Schuhsohlen festgehalten wurde. Das war aber noch nicht alles: Sie stieg ganz vorsichtig, aber ohne anzuhalten, an der Tapete hoch, und stellte sich dann sogar an die Decke. Oh Mannomann, das hättet ihr sehen sollen, wie die Maskenbildnerin jetzt mit dem Kopf nach unten hängend an der Zimmerdecke tanzte. Mutti hätte nun auch geschminkt werden müssen, so blass, wie sie war. Christiane kam wieder herunter und freute sich: "Das macht Spaß, das hält fit, das ist gesund. Wenn du möchtest, kann ich dir etwas vom Make-up mitgeben, dann kannst du es bei euch daheim auch einmal ausprobieren." Mutti war still und stumm und bewegte sich nicht.

Auf dem Flur trafen wir Papa wieder. Er hatte sich nicht getraut, in der Kantine etwas zu bestellen, weil die Speisekarte von oben bis unten auf Schwedisch geschrieben war, und er hatte bereits eine ganze Weile auf uns gewartet.

Na ja, und wie es dann weiterging, erzähle ich euch demnächst.

Es grüßt euch grinsend

Eure Claudia Flunkert



Teil 4 - Die Moderatorin und der Esel

Hallo, Rübennasen!

Ich bin Claudia Flunkert, und nun will ich zum vierten und letzten Mal (also gleich zweimal – hi hi, kleiner Scherz) von dem Ausflug erzählen, den ich mit meiner Familie vor einigen Jahren zum Ki.Ka nach Erfurt unternommen habe.

Während Simon seine eigenen Wege ging (er sollte einer Moderation irgendwie bei der Vorbereitung der Live-Sendung helfen), erlebten meine Eltern und ich einige ziemlich eigenartige Dinge mit den Leuten vom Ki.Ka. Der Chef vom Sender zum Beispiel steckte mit dem Kopf in einer Suppenschüssel, aus der er ohne ärztliche Hilfe nicht mehr herauskam – wie Michel aus Lönneberga. Der Chefrequisiteur namens Trödelberg wohnte auf dem Dach des Senders und konnte mit Hilfe eines Propellers auf dem Rücken fliegen – wie Karlsson vom Dach. Die Maskenbildnerin konnte an der Decke tanzen – was ich schon mal bei „Pippi Langstrumpf“ gesehen hatte. Und die Praktikantin Tjorven, die uns durch den Ki.Ka führte, und ihr Hund Bootsmann erinnerten mich irgendwie an „Ferien auf der Kräheninsel“.

Aber ich hatte jetzt eigentlich keine Zeit, darüber weiter nachzudenken. Ich sollte nun bald nämlich mit meinem Bruder Simon in der Live-Sendung zum Thema „SEID IHR SCHON MAL AUF EINEM ESEL GERITTEN?“ auftreten. Tjorven schlug vor: "So, wir gehen jetzt mal zum Sendeleiter."

Wir gingen also mit Tjorven zum Sendeleiter, der sich noch mit einem Redakteur unterhielt. Viel konnte ich von diesem Gespräch nicht mehr verstehen, nur noch: "Gibt es heute eigentlich keine weltbewegenden Nachrichten?" - "Oh, doch, doch! Beim Vierten Erfurter Entenrennen musste die Siegerin Daisy wegen Dopings disqualifiziert werden." - "Waaas, das ist ja nicht zu fassen!"

Tjorven stellte uns dem Sendeleiter vor: "Das ist die Familie Flunkert aus Sehnde, und das ist die Claudia, die mit ihrem Bruder Simon in der Aktiv-Boxx um vier Uhr auftreten will." Der Sendeleiter war erfreut und begrüßte uns: "Hallo und herzlich willkommen beim Ki.Ka! Sagt mal, wo steckt eigentlich die Moderatorin? Die Quizsendung beginnt gleich. Ich hole sie mal besser." Wir gingen ihm gleich hinterher, denn wir wollten sehen, ob sich Simon in der Zwischenzeit auch ordentlich benommen hatte. (Kleiner Scherz – Simon benimmt sich immer ordentlich, der Spießer.) Wir waren allerdings nicht die einzigen, die den Sendeleiter begleiteten: Hinter ihm trottete ein kleines, rosiges, geschniegeltes und gestriegeltes Ferkelchen den Gang entlang. Niedlich. Seltsam – aber niedlich. Ich fragte den Sendeleiter: "Wie heißt denn das kleine Ferkelchen?" Er guckte mich nett an und antwortete: "Das Ferkelchen heißt Ferkelchen. Ich habe es mit der Flasche aufgezogen, und seitdem weicht es nicht mehr von meiner Seite. Ich habe es sehr gern, aber manchmal ist es ganz schön lästig, dass es mir immer hinterherläuft - zum Beispiel, wenn ich abends mal in die Oper will."

Wir kamen zum Büro der Moderatorin und bemerkten, dass die Tür fehlte. "Nanu, was ist das denn jetzt?", wunderte sich der Sendeleiter. Aber als wir ins Büro hineinguckten, wussten wir, was mit der Tür geschehen war:

Vor uns stand nämlich die Moderatorin. Sie trug Schnürstiefel, ein leichtes Sommerkleid, und sie hatte sich Zöpfe geflochten. Sie hatte die Arme hoch emporgehoben, denn sie war gerade dabei, die Tür zu stemmen, als wäre sie eine Gewichtheberin. Sie hielt die Tür über ihrem Kopf, und auf der Tür stand der Esel, der für die Live-Sendung vom Erfurter Zoo ausgeliehen war, und oben auf dem Esel saß mein Bruder Simon und grinste von einem Ohr bis weit über das andere hinaus. Zu Füßen der Moderatorin saß eine schwarze Dobermannhündin (ich erfuhr später, dass das der Hund der Moderatorin war) und beobachtete genauso entspannt wie wir, was da vor sich ging. Die Moderatorin grinste genauso wie Simon, aber nicht mehr lange.

Mutti stürzte wie wild in das Büro und schrie: "Simon, komm sofort da runter, du Lauselümmel!" Dabei trat sie leider aus Versehen das Ferkelchen, das Ferkelchen sprang quiekend in die Höhe und erschreckte die Dobermannhündin, die bellte entsetzt, und die Moderatorin zuckte vor lauter Schreck zusammen und konnte jetzt die Tür mit dem Esel und Simon oben drauf nicht mehr länger in der Luft halten: Der Esel begrub das Ferkelchen und den Hund unter sich (keine Sorge, sie haben's alle überlebt), Simon konnte zum Glück von unserem Papa mit beiden Armen aufgefangen werden, und die Moderatorin lag unter der Tür, die auf sie gefallen war, auf dem Fußboden. Die Moderatorin war nicht bewusstlos, aber anscheinend etwas benommen, denn sie lallte immerzu: "Beni, Beni, so tu doch was! Der Pumuckl wird entführt!" Offensichtlich hatte sie einen Schock und glaubte nun, gerade im Studio von Pumuckl TV zu sein.

Eine Menge KiKa-Mitarbeiter kamen herbeigerannt. Sie hoben zu dritt die Tür von der Moderatorin und halfen der Moderatorin wieder auf die Beine. Mutti und Papa schämten sich für Simon fast zu Tode, aber der Sendeleiter, der die ganze Zeit die Nerven behalten hatte, beruhigte die beiden und tröstete sie: "Machen Sie sich nichts daraus. Solche Sachen passieren bei uns ständig. Vor allem übrigens, seitdem unser Praktikant Michel bei uns ist. Seitdem glaubt unsere Moderatorin zum Beispiel, dass sie die Kusine von Pippi Langstrumpf ist."

Die Moderatorin war glücklicherweise nicht verletzt, aber der Esel hatte absolut keinen Bock mehr darauf, sich ins Studio bringen zu lassen. Damit fiel mein erster Fernsehauftritt leider ins Wasser, denn das Thema der Aktiv-Boxx um 16.00 Uhr wurde geändert. Es lautete nun nicht mehr: „SEID IHR SCHON MAL AUF EINEM ESEL GERITTEN?“, sondern: "HABT IHR SCHON EINMAL SO RICHTIG WILD AN DER ZIMMERDECKE GETANZT?". Gast im Studio war nicht mehr ich mit meinem Bruder, sondern Christiane, die Maskenbildnerin.

Und damit war unser Besuch beim Ki.Ka fast schon zu Ende. Ich habe mich natürlich von Tjorven verabschiedet. Ich habe ihr versprochen, sie im nächsten Sommer mal bei ihrer Familie auf der Kräheninsel zu besuchen und ihren selbstgemachten Kabeljaukuchen zu probieren (altes Familienrezept, wie sie mir verraten hat). Habe ich übrigens bislang immer noch nicht gemacht.

Wir kamen auf dem Rückweg wieder am Pförtner vorbei. Er hatte die Füße in einen Bottich mit Wasser gestellt und sagte, noch immer leicht gequält: "Nu, uffwiedersehen, Familie Flunkert, gommense güt nach Haus."

Und damit grüßt euch herzlich

Eure CLAUDIA FLUNKERT

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