Teil 1 - Der Zeh in der Mausefalle
Hallo, Rübennasen!
Hier ist mal wieder Claudia Flunkert. Wisst ihr, dass der Ki.Ka am 1. Januar 2007 zehn Jahre alt geworden ist? Die meisten von euch werden das gar nicht wissen, aber als der Ki.Ka am 1. Januar 1997 seinen ersten Sendetag hatte, behaupteten viele Leute, der Ki.Ka sei nur ein Experiment, das gar nicht gut gehen könne, und sie sagten voraus, dass der Ki.Ka nur ein paar Monate überleben würde. Mannomann, haben die sich geirrt! Heute kann man sich das Fernsehen in Deutschland ohne den Ki.Ka schließlich gar nicht mehr vorstellen.
Damals 1997 nannte sich der Ki.Ka übrigens noch "Kinderkanal", und die Moderatoren der Sendungen am ersten Tag waren Singa Gätgens, Franziska Rubin, Juri Tetzlaff und Karsten Blumenthal. Franziska ist inzwischen eine sehr bekannte Fernsehärztin beim MDR. Sie ist von Beruf nämlich eigentlich wirklich Ärztin. Karsten könnt ihr manchmal noch als Schauspieler in Folgen von "Schloss Einstein" sehen, denn da spielt er einen netten Lehrer. Leider scheint Karsten im Moment überhaupt kein Fernsehen mehr zu machen, was ich sehr schade finde, denn er ist wirklich ein sehr guter Moderator. Nach Singa und Juri müssen wir nicht so lange suchen, denn die beiden machen auch heute immer noch neue Sendungen, die ihr im Ki.Ka sehen könnt, und das ist auch richtig so von den beiden.
Obwohl Simon damals noch richtig klein war, wurde er 1997 gefragt, ob er nicht seine Erlebnisse hier im Ki.Ka-Text erzählen wollte, und er hatte wirklich große Lust dazu. Schon damals dachten viele Leute, dass das, was er hier so erzählt, nicht immer so ganz stimmt, und wisst ihr was? Es stimmt, dass es nicht immer stimmt. Hahahaha ... Aber nicht petzen, dass ich das eben gepetzt habe!
2001 fand Simon dann, dass er nicht mehr die Zeit habe, alle zwei Wochen eine neue Geschichte für den Ki.Ka zu schreiben. Das war dann aber gar kein Problem. Inzwischen hatte ich nämlich auch Lust bekommen, den Ki.Ka-Zuschauern von meinen eigenen "Abenteuerchen" zu erzählen, und seitdem wechseln wir uns ab. Seit einiger Zeit kommt es auch immer wieder mal vor, dass ihr hier nicht Simon oder aber mich, die Claudia, trefft, sondern unseren Freund Zack, der noch ein paar Jahre jünger ist als ich. Zack wird übrigens für euch ab 2007 wieder erzählen, und dann sehr viel häufiger als bisher. Er wird auch ein paar kleine Überraschungen für euch haben.
So. Jetzt denkt ihr vielleicht: 'Wenn Simon und Claudia so oft Geschichten im Ki.Ka erzählen, dann sind sie ja ständig beim Ki.Ka in Erfurt zu Gast.' Nein, das ist allerdings nicht so. Wir leben ja mit unseren Eltern in Sehnde in der Nähe von Hannover, also ganz woanders. Wir schreiben euch über unsere Erlebnisse am Computer, und die Texte schicken wir dann per E-Mail zur Ki.Ka-Text-Redaktion nach Erfurt. (Die allerersten Geschichten hat Simon sogar noch per Fax geschickt, denn da hatten wir noch gar keinen Internetzugang.)
Das heißt jetzt aber auch nicht, dass wir zwei überhaupt noch nie die Leute vom Ki.Ka in Erfurt besucht haben. Simon war bereits zweimal da, und ich selbst einmal. Simon war eingeladen worden, nachdem er seine ersten Geschichten erzählt hatte, und als ich dann auch mitmachte, war unsere ganze Familie dort zu Gast. Und von dieser interessanten Reise werde ich euch heute erzählen.
Es war an einem Montag im Sommer 2001, dass Mama, Papa, Simon und ich zum Ki.Ka fahren durften. Am Abend davor sagte Simon, der ja schon mal beim Ki.Ka gewesen war, beim Abendbrot: "Es geht beim Ki.Ka übrigens etwas seltsam zu. Lasst euch bloß nichts anmerken, wenn ihr irgendetwas verrückt findet, sonst sind die vielleicht beleidigt. Tut einfach so, als fändet ihr alles normal." Papa nickte und sagte: "Ja, davon habe ich auch schon gehört, dass die Leute beim Fernsehen ein bisschen anders sein sollen als normale Menschen." Simon bestätigte: "Ja, aber beim Ki.Ka sind die wirklich ganz anders." Ich selbst sagte nichts dazu. Ich dachte, Simon wollte sich ein wenig wichtig machen. War schließlich schon damals ein Hobby von ihm.
Am Montag ging es ganz früh los. Papa hatte sich rechtzeitig einen Stadtplan von Erfurt besorgt. Mama saß neben ihm auf dem Beifahrersitz und hatte den Stadtplan auf ihrem Schoß, damit sie Papa den Weg beschreiben konnte. Das Problem ist nur – na ja, also, wenn wir mit dem Auto verreisen, machen unsere Eltern das immer so, und sie verfahren sich dabei eigentlich jedesmal. Mama sagt dann zum Beispiel: „So, Sebastian, an der nächsten Kreuzung müssen wir rechts abfahren. Dahinten, wo der Wasserturm steht, müssen wir wieder nach rechts. Jetzt müssen wir immer geradeaus und unter der Unterführung durch, jawoll, immer weiter, immer geradeaus, stur geradeaus, ja, fahr‘ geradeaus, immer nur geradeaus, obwohl - an der letzten Kreuzung hätten wir eigentlich links abbiegen müssen.“ Papa bekommt dann manchmal einen roten Kopf, und dann träumt er von einem Navigationsgerät.
Aber in Erfurt haben wir uns nur dreimal verfahren, und dann standen wir vor dem Gebäude des Ki.Ka. Papa wies Simon und mich noch einmal darauf hin, dass wir uns anständig benehmen sollten, auch wenn wir hier beim Ki.Ka seien. Und jetzt ging’s endlich los, wir gingen zum Eingang, und wirklich, wir betraten das Grundstück und das Gebäude vom Kinderkanal und trafen den Empfangschef, oder den Pförtner, oder wie auch immer der beim Ki.Ka heißen mag.
„Guten Tag. Wir sind die Flunkerts und kommen aus Sehnde. Wir sind für heute angemeldet.“ Der Pförtner blätterte in seinen Papieren und murmelte vor sich hin: „Nu, dann wollemer doch mo gugge. Familie Flunkert aus Sehnde. Wo lieschten das eischentlich? Bei Hannöver, ne woh?“ Der Pförtner blätterte jedenfalls und blätterte und blätterte und blätterte, und dann fand er endlich unseren Namen: „Nu, sicher, da haben wir euch ja. Familie Flunkert mit zwö Kindern.“ Er lächelte uns Kindern freundlich zu und sagte: „Nu, ihr seid wöhl bestimmt schon ganz gespannt, was, Kinder? Ich lass‘ nu man gleich jemand kömmen, der holt euch und eure Äldern dann hier unden bei mir ab und zeischt euch so’n bisschen hier den Ki.Ka.“ Er griff zum Telefonhörer und sprach hinein: „Nu, die Familie Flunkert aus Sehnde iss nu hier. Kann nu bidde mal die Tjorven kömmen, um die bääden Kinder mit ihr’n Äldern hier nu sou’n wänisch rumsuführn? Ja, genau, die stehen hier noch bei mir am Eingang vorm Maschendrahtzaun, um auf die Tjorven zu waaar ....WAAAAA .......WAAAAAAA .........WAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA!!!!!“
Ihr könnt euch sicherlich unseren Schreck vorstellen, als der Pförtner plötzlich laut schrie wie am Spieß. Nicht nur das! Sein Gesicht war schmerzverzerrt. Er blieb nicht auf seinem Stuhl sitzen, sondern begann, wie ein Gummiball herumzuhüpfen. Als wir ihn uns nun genauer ansahen, verstanden wir, warum er so brüllte. Er hatte sich hinter seinem Tisch wegen der Sommerhitze Schuhe und Socken ausgezogen. Seltsamerweise hatte dort aber unter seinem Schreibtisch jemand eine Mausefalle hingestellt, und wie der Pförtner nun so auf seinem Platz herumrutschte, muss er versehentlich seinen großen Zeh in dieser Mausefalle gefangen haben. Oh je, wir hatten richtig Mitleid: Er sprang nun auf einem Bein im Quadrat, am anderen Fuß hing ja die Mausefalle, und sein großer Zeh war schon ganz blau geworden. Wir hätten ihm ja gerne geholfen, aber das ging nicht, er verschwand nämlich hüpfend in einem Gang und brüllte: „Miiiiiicheeeel! Verflixter Praktikant! Wenn ich den Bengel erwische, nu eiferbibsch, dann setzt es aber was, dem dreh ich übelst den Hals üm, das gann ich euch saare!!!“
Tja, das war ja wirklich ein denkwürdiger Empfang. Und es ging so ähnlich weiter. Aber davon erzähle ich euch im zweiten Teil dieser Geschichte.
Es grüßt euch augenzwinkernd
Claudia Flunkert
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