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At last:
Daniel Roy’s first Simon Flunkert book is available!!!

Endlich:
Daniel Roys erstes Simon-Flunkert-Buch kann gekauft (und GELESEN!!!) werden!!!

Daniel Roy, Hi, Mitkids!
Simon Flunkerts Abenteuer in der Brägenwurstzone,
Norderstedt: BOD, 2005,
240 Seiten, ISBN: 3-8334-2907-0.

Mehr Informationen gibt es hier!



Die Flunkerts zwischen den Grachten von Holland

The Flunkerts Between the Canals of Holland

Endlich! Herbstferien! Die ganze Familie Flunkert fährt nach Leiden. Das liegt in "Nederland" zwischen Amsterdam und Den Haag. Simon geht mit seiner Schwester zu Fuß auf Entdeckungstour. Vorbei an Mühlen, seeehr viel Wasser und ziemlich interessanten Läden. Und Claudia glaubt sogar, sie hat Herrn Rembrandt persönlich vor sich.

Holiday again! At last! The Flunkert family go and spend a few days in Leiden. That's in Holland - situated right between Amsterdam and The Hague. Simon and his younger sister go for a walk, and they spot windmills, a lot of water and very strange shops. Claudia even thinks she has met Rembrandt.


Daniel Roy, Bruehl, Deutschland/Germany
Malcolm McGookin, Asterisk, Brisbane (Queensland), Australia/Australien
Ki.Ka, Erfurt, Thüringen/Thuringia

Hi, Mitkids!

Ich bin's, Simon Flunkert, und ich will euch heute erzählen, was ich erlebt habe, als ich in den Herbstferien mit meinen Eltern und meiner kleinen Schwester Claudia nach Leiden in Holland gefahren bin.

Übrigens, mein Erdkundelehrer, der Herr Magellan, sagt ja, das Land heißt eigentlich nicht "Holland", sondern: "die Niederlande". "Holland" ist nämlich nur ein kleiner Teil der Niederlande. Er ist dort, wo die Städte Amsterdam, Den Haag und Rotterdam liegen. Da wir aber nach Leiden gefahren sind, das auch in dieser Gegend liegt, die wirklich "Holland" heißt, und weil ich es zu umständlich finde, zu sagen: "Ich bin in den Niederlanden gewesen", sage ich in dieser Geschichte immer: "Holland". Basta, Herr Magellan!

Wir sind diesmal mit dem Auto gefahren, und wie immer, wenn wir alle zusammen unterwegs sind, saß mein Vater am Steuer. Meine Mutter lässt er dann einfach nicht ans Lenkrad, obwohl das in diesem Fall bestimmt besser gewesen wäre. Bis kurz vor Amsterdam war das Fahren ziemlich einfach, aber dann bekam er Probleme. Wir mussten ständig die Autobahn wechseln, und Papa schimpfte: "Die Ausschilderung hier ist unmöglich! Einen Schnittmusterbogen könnte ich besser lesen!" Kurz hinter Amstelveen mussten wir dann anhalten. Mitten auf der Autobahn war plötzlich eine rote Ampel, und eine Schranke war unten. Dann hob sich vor uns plötzlich die Straße an. Ja, es war eine Zugbrücke! Die wurde nämlich geöffnet, und dann konnte von rechts ein Schiff durchfahren, für das die Autobahnbrücke sonst zu niedrig gewesen wäre. Cool!

Nachdem wir die Autobahn verlassen hatten, fanden wir unser Hotel am Stadtrand von Leiden nach langem Suchen aber doch noch. Wir waren noch gar nicht ausgestiegen, da kam ein Angestellter des Hotels zu uns und sagte zu uns: "Excuseer, maar jullie hebben een lekke band." Papa guckte entgeistert und fragte zurück: "Wie bitte? Julia hat ein gelecktes Band?" Aber Mama, die richtig gut Holländisch spricht, klärte ihn auf: "Nein, Sebastian. Der freundliche Herr hat uns darauf hingewiesen, dass wir einen platten Reifen haben." Wir stiegen aus und sahen uns die Bescherung an. Es war der Reifen hinten rechts. So richtig platt war er noch nicht, aber eine fette Schraube saß drin, und wenn man mit dem Ohr ganz dicht dran ging, konnte man der Luft beim Entweichen zuhören: Pfffffffft ... Trotzdem brachten wir erst einmal unser Gepäck ins Hotel und "checkten ein", wie man das so schön nennt. Mama und Papa hatten ein Doppelzimmer, und Claudia und ich teilten uns ein anderes. Das lag im Erdgeschoss, und wir brachten unsere Sachen dorthin: "Na, wenigstens sind die Betten getrennt", atmete Claudia auf. "Ja, zum Glück", fand auch ich.

Während Mama und Claudia auspackten und Papa den platten Reifen wechselte ("Schweineschraube!"), ging ich unser Abendessen schießen. Hi hi, Späß'le g'macht. Nein, Mama hatte mir etwas Geld gegeben und gesagt: "Simon, schau mal, ob du in der Nähe einen Supermarkt oder sowas findest und besorge etwas Leckeres zum Abendessen. Geschirr haben wir dabei, wir werden dann auf unseren Zimmern essen."

Na ja, so einfach war das gar nicht. Ich kannte mich ja in der Gegend gar nicht aus. Aber ich nahm einen Einkaufskorb und wanderte dann über die Kreuzung durch die Rooseveltstraat und kam dann in die Vijf Meilaan. Dort gab es ein richtig kleines Ladenviertel. Am meisten interessierte mich ein kleiner asiatischer Imbiss-Stand. Ich war drauf und dran, für uns dort so ein paar knusprige "Lumpis" zu kaufen, als mir einfiel, dass Papa kein asiatisches Essen mag. "Wer weiß, was da dran ist?", sagt er immer. "Dackel, Spaniel, Siamkatze ..." Ich halte das für Unsinn. Ich liiiiebe asiatisches Essen, und Mama und Claudia auch ... also, ich meine, die beiden lieben das auch. Statt dessen ging ich in einen Supermarkt. Dort fand ich das, worauf Mama scharf war: Fertiggerichte. Ich konnte ja für jeden etwas anderes kaufen. Für mich selbst kaufte ich Nasi Goreng, für Mama Bami Goreng, für unser Pfannkuchengesicht Claudia gar kein Goreng, sondern ein paar Pfannkuchen, und für Papa Grünkohl mit Mettwurst. Auf dem Rückweg ging ich durch die Churchilllaan. Dabei fiel mir auf, dass dort die Wohnhäuser von kleinen Kanälen umgeben waren. Hübsch! Sowas gibt es bei uns in Deutschland ja eigentlich gar nicht.

Nach dem Abendessen besprachen wir, was wir am nächsten Tag unternehmen würden. "Papa und ich haben vor, uns morgen das Rembrandthaus in Amsterdam anzugucken. Möchtet ihr mitkommen?", sagte unsere Mutter. "Pfffft" antwortete Claudia und klang dabei genauso wie unser kaputter Autoreifen. "Claudi und ich könnten ja mit dem Bus ins Stadtzentrum von Leiden fahren und uns dort umgucken", schlug ich vor. "Wenn keinem was Besseres einfällt ...", stöhnte Claudia - das war wohl so etwas wie Zustimmung.

So machten wir es auch. Nach dem Frühstück fuhren Mama und Papa mit dem Auto nach Amsterdam (wie mutig!), und Claudia und ich nahmen den Bus in die Innenstadt von Leiden. Die Straßen waren proppenvoll mit Autos - aber der Bus war halbleer. "Für viele Menschen scheint das Benzin nie zu teuer zu sein", wunderte ich mich. Claudia überlegte sich etwas Anderes: "Leiden ist eigentlich ein komischer Name für eine Stadt. Das klingt so nach Krankheit und Verletzung - oder nach Schule." Leiden sah auch überhaupt nicht nach "Leiden" aus. Wir konnten schon vom Bus aus sehen, dass es eine schöne alte Stadt war. Vor allem fielen uns die Grachten auf, also diese Kanäle, die man an allen möglichen Stellen in der Stadt sehen kann. Auf diesen Grachten gibt es eine ganze Reihe von besonderen Schiffen, nämlich: Hausboote. Also Schiffe, die von Menschen als Wohnungen benutzt werden. Die Kelly-Familie haben wir aber nicht getroffen.

Wir stiegen am Hauptbahnhof aus und wanderten durch die Stadt. Wir gingen von der Stationsstraat über eine Gracht, am Reichsmuseum für Volkskunde vorbei (nicht hinein, nur vorbei), in die Steenstraat, über den Beestenmarkt, über eine weitere Gracht, über den Turfmarkt und dann in die Haarlemmerstraat. In der Haarlemmerstraat hat es Claudia am besten gefallen. Die Haarlemmerstraat ist nämlich ein Geschäftszentrum, und Claudia ist schließlich ein Mädchen. Was soll ich euch sagen? Sie gab ihr gesamtes Geld aus! Sie kaufte sich ein paar Clogs (dabei hat sie schon mehr Schuhe als ein Tausendfüßler Füße), eine CD von JW Roy (den sie gar nicht kannte), einen Stadtplan von Djakarta, einen Sonnenhut mit Regentropfenmotiv und ein knallrotes T-Shirt mit dem Aufdruck "KGB". Sehr witzig! Und so nützlich!

Dann kramte sie in ihrem Portemonnaie und sagte: "Schade, großer Bruder. Jetzt habe ich Hunger, aber keinen Cent Geld mehr. Dann wirst DU wohl unser Mittagessen bezahlen müssen." Ich hätte ihr am liebsten eine geklatscht. Aber das hatte ich mindestens fünf Jahre nicht mehr gemacht, und ich wollte nicht das Aufsehen der vielen Leute erregen. Deswegen sagte ich auch nichts, und wir begannen, uns etwas zu essen zu suchen. Wir gingen Richtung Kaasmarkt über eine Brücke (die, wie ihr euch denken könnt, über eine Gracht führte), als Claudia mit dem Finger auf einen Laden zeigte und sagte: "Schau mal, ein australisches Eiscafé." Tatsächlich - auf dem Schaufenster stand "Australian Ice Cream and Chocolates". Ich war schon mal in Australien gewesen (mit unserer Theatergruppe) und liebe Australien. Ich war überrascht, mitten in Holland so einen australischen Laden zu finden. Das sagte ich auch zu der Bedienung, als ich hineinging. In meinem besten australischen Englisch sprach ich sie an: "G'day, Sheila. Oi'm flabberghasted to foind an Austrylian Oice Cream Shop roight in the cenner of a plyce in Holland." Das war allerdings peinlich, denn sie antwortete: "Oh, jongje, dat is kein echchte auschtralische Laden, schondern wir schind eine holländische Firma. Aber unse Eisch und unse Schoklade schind echcht auschtralisch." Na ja. Schade. Eigentlich wollte ich ja auch gar nichts Süßes zu Mittag. Genau gegenüber stand wieder so ein asiatischer Imbiss. Ich könnte mir ja doch noch so'nen "Lumpi" kaufen.

Aber inzwischen hatte Claudia schon wieder etwas entdeckt: "Schau mal, Brudergesicht - da auf dem Laden steht 'Koffieshop'. Hi hi." - "Ja, und?", fragte ich. "Seit wann trinkst DU denn Kaffee?" Claudia kicherte: "Lach lach! Sag bloß, du weißt nicht, was ein Koffieshop ist! In einem Koffieshop trinkt man keinen Kaffee, sondern da bekommt man Sachen, von denen man 'hi' wird. Lauter Dinge, die in Deutschland verboten sind. He he he he." In diesem Moment kam ein Mann aus dem Koffieshop, der ganz seltsam lächelte. Bevor ich reagieren konnte, lief Claudia auch schon in den Laden. Ich musste ihr natürlich hinterher. Drinnen setzte sie sich an einen Tisch. Ich ebenfalls, und ich fragte verstört: "Du meinst, das ist so'ne Drogenhöhle oder wie?" Claudia meinte: "Na klar, du Spießer." Da kam auch schon die Bedienung: "Hallo, ik ben Gerda. Wat mag ik jullie aanbieden?" fragte die junge Frau. Claudia sagte verschmitzt: "Wir kommen aus Deutschland, und ich nehme das, was der Mann hatte, der eben den Laden verlassen hat." Die Bedienung guckte etwas komisch und fragte: "Aha. Also eine Waffel?" Claudia lachte frech, als wüsste sie Bescheid: "So so. 'Waffel' nennt man sowas bei euch heutzutage. Ja, genau, bringen Sie mir ma' so'ne .... hi hi .... Waffel." - "Und was möchtest du?" fragte mich Gerda, die Bedienung. "Äh .... ein Glas Mineralwasser. Da weiß man wenigstens, was man hat."

Unsere Bestellung kam sofort. Claudi wunderte sich etwas über das, was sie bekam: "Nanu? Das sieht ja wirklich aus wie eine Waffel. Na, egal, auf den Inhalt kommt es an." Und obwohl ich ihr noch sagte: "Claudiaaa - ich würde das sein lassen - wer weiß, was da drin ist?", kaute sie schon und sagte mit vollem Mund: "Dasch ischt doch gerade der Witsch." Im Nu hatte sie die ... äh ... Waffel aufgefuttert. Plötzlich bekam sie einen komischen Gesichtsausdruck. Noch komischer als sonst. Dann stand sie auf und begann sich im Kreis zu drehen. Dabei sagte sie Dinge wie: "Oh, guten Tag. Herr Rembrandt! Schön, Sie mal persönlich kennen zu lernen." Dann machte sie mit den Armen Flatterbewegungen und jubilierte: "Welch ein hervorragendes Flugwetter heute!" Und sie versuchte abzuheben. Ich war besorgt! Die Waffel war tatsächlich eine Droge, und meine kleine Schwester war nun 'hi' (sprich: "hai"), wie man so sagt.

Allerdings wunderte sich darüber auch Gerda, die Bedienung, und mich wunderte, dass sie das wunderte. Jedenfalls fragte sie mich: "Was ist denn mit der Kleinen los? Pubertät?" Ich war etwas säuerlich und sagte: "Nö. Sie hat das Schild 'Koffieshop' gesehen, und da sie wusste, dass es hier Drogen gibt, wollte sie das mal ausprobieren. Ich hätte das ja nicht gemacht. Jetzt ist sie noch durchgeknallter als sonst." Gerda schüttelte mit dem Kopf und meinte: "Dat versta ik niet. Das ist hier ein Koffieshop mit K und ie, kein Coffee Shop mit C und ee. In einem Coffee Shop mit C gibt es tatsächlich Drogen. Aber hier in unserem Koffieshop mit K gibt es wirklich nur Kaffee und Kuchen und Kakao und ..." Ich war verwirrt: "Sie meinen, meine Schwester kann gar nicht 'hi' sein?" Gerda nickte: "Genau. Jedenfalls nicht von dem, was sie hier gegessen hat. Das war eine ganz normale Waffel. Köstlich und völlig harmlos." Claudia sprang derweil in die Luft und flatterte weiter mit den Armen, als ob sie fliegen wollte. Na warte, Schwester! Ich stand auf, ging zu ihr hin, und dann gab ich ihr tatsächlich doch eine Ohrfeige. Klatsch! Claudia war wie erstarrt. Aber nur für eine Sekunde. Dann schrie sie "Spielverderber!" und trat mir vor's Schienbein. Autsch! Sie quiekte: "Natürlich war das 'ne ganz normale Waffel! Und den Unterschied zwischen Koffieshop und Coffee Shop kenne ich schon seit dem Kindergarten! Kannst du denn gar keinen Spaß verstehen? Ich würde doch niemals Drogen nehmen, du Ar ..." Und dann knallte ich ihr noch eine.

Gerda war wahrscheinlich heilfroh, als wir gegangen waren. Für den Rest der Ferien haben Claudia und ich nur noch das Nötigste miteinander gesprochen.

Hartelijke groeten uit Nederland,

Simontje Flunkert

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