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Die Flunkerts und andere seltsame Geschwister

The Flunkerts and Other Bizarre Brothers and Sisters


Claudia und Simon sind zum ersten Mal bei Zack eingeladen. Aber den treffen sie dort gar nicht, sondern nur seine seltsamen Geschwister.

Claudia and Simon have been invited by Zack to visit him at home. But instead of Zack they only meet his strange siblings.


Daniel Roy, Bruehl, Deutschland
Malcolm McGookin, Asterisk, Brisbane (Queensland), Australien
Ki.Ka, Erfurt, Deutschland


Hi, Mitkids!

"Kommst du endlich?" nervte mich meine kleine Claudia durch die Zimmertür. "Es ist unser erster Besuch dort, da will ich nicht mit dir zu spät kommen!" Das war ja'n Witz. Normalerweise muss ICH auf SIE warten, wenn wir irgendwo hingehen wollen. Meistens, weil sie sich nicht entscheiden kann, welches Paar Schuhe sie anziehen soll.

Falls ihr es noch nicht gemerkt habt, hier ist wieder mal Simon Flunkert, und der, den wir besuchen wollten, war der kleine Zack Zatzicki. Die Zatzickis waren einige Monate zuvor in unsere Nachbarschaft gezogen. Zack war erst zehn oder vielleicht sogar erst neun (ich bin mir da gar nicht so ganz sicher) und damit eigentlich viel zu jung für uns. Aber er war nett und ziemlich pfiffig und ein wenig verrückt. Wahrscheinlich ist man auch ein wenig verrückt, wenn die Mutter beim Fernsehen und der Vater beim Theater arbeitet.

Zack hatte sehr viele Geschwister. Aber wenn ihr uns gefragt hättet: "Wie viele denn genau?", tja, dann hätten wir nur mit den Achsen zuckeln, äh, Achseln zuckeln können. Wir wussten es echt nicht. Wir kannten mindestens sechs, aber es schien noch mehr zu geben. Und als Claudia den Zack (der übrigens eigentlich Zacharias) heißt, mal fragte: "Sag mal, wie viele Geschwister hast du eigentlich?", dachte er kurz nach und meinte dann. "Gute Frage. Weiß ich nicht so genau. Ich werde sie bei Gelegenheit mal zählen." Erstaunlich!

Wenn ihr jetzt aber glaubt, die Geschwister Zatzicki hätten als Horde die Gegend unsicher gemacht, täuscht ihr euch. Komischerweise traf man sie immer nur einzeln auf der Straße, nie zu mehreren - nicht mal paarweise. Eine Großfamilie von Einzelgängern sozusagen. Alle waren sie ganz unterschiedliche Typen, obwohl sie sich alle ähnlich sahen. Aber das ist bei Geschwistern ja ganz normal.

Jetzt hatte uns Zack zum ersten Mal eingeladen. Ohne besonderen Grund, einfach so, um uns mal sein Zimmer zu zeigen. Claudia wollte hin, weil sie neugierig darauf war, wie die Zatzickis so lebten. Und ich kam mit, weil Zack meinte, es gebe bei ihm Brot mit Nuss-Nugat-Creme und Peperoni oben drauf - nach wie vor mein Lieblingsessen, müsst ihr wissen. Seltsam, mag sein, aber über Geschmack lässt sich halt streiten.

Wir mussten nur ein paar Minuten laufen, bis wir vorm Haus der Zatzickis standen. Wir waren früher schon öfters hier vorbeigekommen, aber erst jetzt fiel mir etwas auf, das mich wunderte. Das sagte ich Claudia, während sie an der Haustür klingelte: "Komisch. Das Haus ist zwar groß, aber ist es für eine Familie mit soooo vielen Kindern nicht sogar ein wenig zu klein?" Claudia überlegte: "Eigentlich schon. Aber vielleicht haben sie ja einen großen Keller und den zu Zimmern für Kinder ausgebaut."

Wir konnten nicht weiter darüber reden, denn jemand machte uns auf. Nein, es war nicht Zack selbst. Es war eine seine Schwestern: Kiki. Kiki hatte blonde Zöpfe, Sommersprossen, einen verrückten Minirock an, und sie begrüßte uns: "Hallo, ihr zwei Hübschen mit den hässlichen Gesichtern. Ihr wollt zu Zack? Der macht noch mit Papa am Computer rum. Papa hat sich den MyDoom-Virus im Internet gefangen, und Zack hilft ihm jetzt, die Platte zu putzen. Schiebt mal so lange eure Kadaver ins Wohnzimmer. Ich trete Zack mal in den A.... und verklicker' ihm, dass ihr da seid."

Ihr merkt schon, Kiki war ziemlich keck, aber eigentlich ganz okay. Obwohl - hi hi - einmal hatte der Herr Schleich-Klampitzki, der Zeitungshändler hier in Sehnde, ihretwegen sogar die Polizei gerufen. Kiki hatte sich nämlich in seinem Laden die Zeitschrift "Jugend forscht herum" angeguckt. Die wollte sie dann aber doch nicht haben, nahm sich statt dessen die "Blablawo" aus dem Regal und wollte sich damit verdrücken. Der Herr Schleich-Klampitzki brüllte ihr natürlich hinterher. "He, Mädchen, du hast die 'Blablawo' nicht bezahlt!" Kiki drehte sich um und sagte: "Aber die habe doch gegen die 'Jugend forscht herum' eingetauscht." Der Herr Schleich-Klampitzki dachte kurz nach - und merkte dann: "Ja, aber die hast du doch auch nicht bezahlt." Kiki grinste und erklärte clever: "Klar. Die habe ich ja auch nicht mitgenommen." Interessante Logik, ne? Der Herr Schleich-Klampitzki hat geschimpft wie ein Rohrspatz und direkt die Polizei gerufen. Dann hat Kiki die Zeitschrift aber zurückgegeben, und die Herren Greifer und Schnapp, unsere Polizisten hier in Sehnde, waren bereit, die Sache als Dummesmädchenstreich zu werten.

Claudia und ich saßen so in Zatzickis Wohnzimmer und guckten uns vorsichtig um. Nicht dass in diesem Wohnzimmer etwas ungewöhnlich gewesen wäre, aber irgend etwas mussten wir ja tun, während wir auf Zack warteten. Dann hörten wir Schritte, und jemand kam herein. Nein. Es war nicht Zack, es war Zacks Bruder Nirvana. Er trug eine lange schwarze Lederhose, eine schwarze Lederjacke, hatte lange schwarze Haare, schwarze Lippen und eine schwarze Sonnenbrille auf, und in der Hand hielt er eine E-Gitarre. Er begrüßte uns: "Hi, you fans. Für welchen Gig seid ihr denn hier aufgepoppt?" Während ich für mich noch übersetzte, was Nirvana da gesagt hatte, antwortete ihm Claudia: "Wir warten auf Zack. Der hat uns eingeladen." Nirvana nickte: "I see. Zack. Den kenne ich. Ist mein Bruder. Ist gerade bei Daddy, macht ihm den Compie kaputt. I tell you guys, wenn man noch nie auf 'nem Surfbrett gestanden hat, soll man auch nicht im Internet surfen. Am I right, or am I right?" Irgendwie faszinierte er uns, so sonderbar wie er war. Dann sagte er: "Ich werde jetzt durch die Socken pfeifen. Muss zur Mucke, wir haben morgen 'nen Gig, und wenn wir heute nicht noch mal rehearsen, spielen wir morgen nur Rubbish, and that feels like shit, it really does. See ya." Wir waren uns nicht sicher, ob wir ihn verstanden hatten. War uns aber eigentlich egal, wir waren ganz froh, als er weg war.

Wir warteten und warteten, aber Zack kam und kam nicht. Wir berieten schon, ob wir nicht besser wieder gehen sollten, da trat Zacks Schwester Albertine ins Zimmer. "Guten Tag, Simon. Guten Tag, Claudia. Ich soll euch von Zack sagen, dass er gleich komme. Pa-Paa und er hätten den Virus inzwischen eliminiert." An sich sah Albertine so aus wie Kiki. Allerdings hatte sie hellbraune Haare, die sie als Pferdeschwanz trug. Sie hatte eine große Brille auf und war ansonsten angezogen wie eine Studentin. Grüner Schlabberpullover, ausgetretene Sandalen und so. Albertine galt als Leseratte, aber sie las wohl eher andere Sachen als ihr und ich. In der Hand hielt sie ein aufgeschlagenes Buch: 'Minima Moralia' von Theodor Wiesengrund Adorno. "Philosophie", erklärte sie uns. "Aber wie ich das sehe, eigentlich reine Unterhaltungsliteratur. Sagt mal, habt ihr Nirvana gesehen?" Ich sagte: "Ja, haben wir. Der wollte irgendwie zu seiner Band oder so. Glaube ich jedenfalls." Albertine verzog das Gesicht: "Ja, typisch. Nirvana, das große Musikgenie der Familie. Dabei kann er nicht einmal das Hohe C vom Großen C unterscheiden. Ich ziehe mich jetzt zurück. Wenn jemand nach mir fragen sollte, ich halte mich in meinem Refugium auf."

Aha, Refugium. So hatte ich MEIN Zimmer noch nie genannt. Okay, Albertine hatte also auch keine Lust, sich um uns zu kümmern, und Zack war immer noch nicht da. Wir wollten gerade gehen, aber da schloss jemand von außen die Haustür auf. Es war Frau Zatzicki, Zacks Mutter, die gerade von der Arbeit kam. "Hallo", meinte sie. "Ihr seid sicher Freunde von Zack." Wir stellten uns vor, und Claudia erklärte: "Ja, Zack hat uns eingeladen, aber er hat wohl doch keine Zeit für uns. Bisher haben wir nur seine Geschwister getroffen."

Frau Zatzicki runzelte die Stirn: "Welche Geschwister?" fragte sie. "Zack ist unser einziges Kind." Wir waren völlig baff: "Aber ... aber ... aber ..." - "Abba? Das war 'ne schwedische Popgruppe", sagte plötzlich eine Stimme, die wir kannten. Es war Zack, und er strahlte: "Ich war gut, ne? Ihr habt echt nichts gemerkt, oder?" Wie - wo - was gemerkt? Plötzlich fing Frau Zatzicki an zu lachen und sagte: "Ach soooooo." - "Wie ach sooooo ...?" fragte Claudia halb verwundert, halb verärgert. Zacks Mutter erklärte: "Zack hat wirklich keine Geschwister. Aber er verkleidet sich gerne mal und gibt sich dann als seine Schwester oder sein Bruder aus. Er kann das wirklich gut." Wir staunten echt nicht schlecht. "Kiki, Nirvana und Albertine, das warst jedesmal du?" fragte ich. "Jou", meinte er. "Und ich wette, ich hätte noch zehn Rollen spielen können, und ihr hättet immer noch nichts gemerkt, ne?" - "Cool. Aber wie schaffst du das?" fragte Claudia. "Äh äh äh äh", wehrte Zack ab. "Ein Zauberer verrät seine Tricks niemals, und ein Verwandlungskünstler auch nicht."

Dann bat er uns noch: "Erzählt bitte niemandem, dass ich so was mache. Ich möchte mich noch öfters als meine Geschwister ausgeben." Claudia versprach ihm also, niemandem etwas zu verraten. Ich selbst habe aber nichts versprochen, wenn ich mich richtig erinnere.

Es grüßt euch unmaskiert

Euer Simon Flunkert!

Schickt mir doch mal 'ne Mail!


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