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At last:
Daniel Roy’s first Simon Flunkert book is available!!!

Endlich:
Daniel Roys erstes Simon-Flunkert-Buch kann gekauft (und GELESEN!!!) werden!!!

Daniel Roy, Hi, Mitkids!
Simon Flunkerts Abenteuer in der Brägenwurstzone,
Norderstedt: BOD, 2005,
240 Seiten, ISBN: 3-8334-2907-0.

Mehr Informationen gibt es hier!


Simon und das anrüchige Gerücht



Daniel Roy, Bruehl, Deutschland
Malcolm McGookin, Asterisk, Brisbane (Queensland), Australien
Ki.Ka, Erfurt, Deutschland

Hi, Mitkids!

Eigentlich bin ich ja fast schon zu alt, um euch so anzusprechen, aber egal. Was wollte ich heute eigentlich erzählen? Ach ja, richtig.

Neulich saß ich früh morgens mit meiner Klassenkameradin Sirpa Hundelainen, die ich schon seit der ersten Klasse gut kenne, alleine im Klassenraum. Sie hatte sich gerade einen Schuh ausgezogen, um an ihrer Socke herumzuzupfen, wobei ich an eine alte Geschichte denken musste. Ich lachte und fragte Sirpa: "Erinnerst du dich, wie du mir in der fünften Klasse mal erzählst hast, du hättest 'ne Blase oder so am Fuß? Ich hab' das an Henrieke von Hinten weitererzählt, die hat das an Friederike von Vorn weitergetratscht, die ist damit gleich zu Gesine von Gestern gegangen, und am nächsten Tag erzählte sich die ganze Klasse, dass du die Beulenpest oder sowas hättest." Sirpa lächelte, allerdings etwas säuerlich: "Stimmt. Ich war damals ganz schön sauer auf dich. Am liebsten hätte ich dich mit dem Bungeeseil vom Fernsehturm abspringen lassen und das Seil dabei durchgeschnitten." Das fand ich jetzt ungerecht: "Na ja, aber eigentlich hatte ich ja nur die Wahrheit erzählt, und so 'ne Blase ist ja auch nichts Peinliches." Sirpa zog sich den Schuh wieder an und meinte: "Das kann schon stimmen, mein Alter. Aber wichtig ist ja auch, wem man sowas erzählt. Ausgerechnet Henriette von Hinten! Das war die größte Tratschtante der ganzen fünften Klasse. Ihr Spitzname war: Die Zeitung." Ja ja, das war schon richtig. Henriette hätte gut bei einer Nachrichtenagentur arbeiten können. Ich meinte: "Aber es ist doch erstaunlich, wie schnell sich dieses Gerücht verbreiten konnte."

Sirpa stand auf: "Sowas ist überhaupt kein Problem. Probieren wir's doch einfach mal aus. Ich erzähle jemandem aus unserer Klasse eine preisverdächtige Lügengeschichte. Henriette ist ja inzwischen mit ihrer Familie umgezogen - nach Ratschstadt im Schwatzwald. Die können wir also nicht mehr nehmen. Lass mal überlegen: Wer ist denn jetzt die größte Klatschtante der Klasse?" Ich dachte nach: "Hmm. Vielleicht Nathalie Blubberberg. Schließlich nennen wir sie auch: Schnattalie." Sirpa war nicht ganz meiner Meinung: "Na ja, sie redet viel, aber meistens nur über sich selbst. Wie wär's mit Matthäus Andersen? Der erzählt den ganzen Tag Märchen über seine angeblichen Glanztaten auf dem Fußballplatz." Diesmal war ICH skeptisch: "Stimmt. Aber gerade deswegen kann ihn niemand leiden. Und dem glaubt auch keiner was." In diesem Moment ging die Klassenzimmertür auf und Ramöna Lapalöma (die, die in Sachsen hinterm Maschendrahtzaun geboren ist) hüpfte fröhlich herein: "Nu ejfobibsche, güten Mörschen, ihr zwö! Nu schaut euch mal das schöne Wätto draußen on! Ist das nich' einfach mega-guhl, ne woh?" Sirpa und ich grinsten uns an, und Sirpa flüsterte mir ins Ohr: "Perfekt! Ramöna Lapalöma - die alte Laberschwalbe."

Sirpa ging zu Ramöna und fragte sie: "Bist du heute mit dem Fahrrad gekommen, Ramöna?" Ramöna antwortete: "No glaa. Bei sö'nem schönen Wätto foh üch im Prinzip ümmer mit däm ..." - "Und hast du es auch in den Fahrradkeller für die Schüler runtergetragen?" Bei diesem Thema bekommt Ramöna immer schlechte Laune und regt sich auf: "Süscher, ejfobisch. Nu, üch fünd', das üst 'ne Zümütüng, dass wür Schülo unsere Rädo jäden Mörgen die Drebbe nundo in den Fahradgällo dragen müssen unn jäden Müttach wüdo nach öben, ünd..." Sirpa unterbrach sie: "Ja ja, stimmt, ganz normale Fahrradständer vor der Schule fände ich auch bequemer. Aber darum geht's gar nicht. Pass auf: Letzte Woche waren doch die Klempner da. Und die haben wohl rumgemurkst. Die Rohre von den Schultoiletten sind jedenfalls undicht. Jetzt gehen unsere ganzen ... du weißt schon ... also das, was wir auf dem Klo so machen, nicht vollständig ins Abwassersystem, sondern es landet in der Ecke hinten links im Fahrradkeller. Da ist schon 'ne richtige eklige Pfütze. Bah!" Das war ja wohl von Sirpa alles frei erfunden. Aber Ramöna schien die Geschichte zu glauben. Sie schrie auf: "Nu, ejfobibsche norremo, sö eine Färkelei. Jätzt weiß üch ooch, warüm's da ünten im Fahrradgällo so stünkt. Weil die gonzen Fäkalien do rümlieschen. Ügüttügütt!"

Sirpa kam zurück an meinen Tisch, und ich flüsterte ihr zu: "Da hast du aber ganz schön gelogen, Sirpa." Sirpa grinste böse und meinte: "Aber doch nur im Dienste der Wissenschaft. So, ich bin gespannt, was Ramöna daraus macht." Wir brauchten nur ein paar Sekunden zu warten, dann betrat unser oberbayrischer Klassenkamerad Sepp Tember fröhlich jodelnd den Klassenraum. Ramöna stürzte sich auf ihn und fragte ihn. "Nu, Sepp, hast dü heute Mörschen im Fahrradgällo nüchts gerochen?" Sepp dachte kurz nach und antwortete dann: "Naaa ... net dös i wos g'merkt hätt'." Dann begann Ramona damit, ihn aufzuklären: "Die dämlichen Sanitärintschenöre haben lätzte Wöche die Abwasserröhre dürchgäsägt. Nu fließen die ganzen Fägalien direktemang in ünseren Fahrradgällo. Där üss schön halb übboschwämmt!" Sepp rümpfte die Nase und meinte: "Jo mei. Jetzt wo du dös sogst, riech i dös a. Sso a Ssauerei oaber a!"

Nach und nach kam der Rest unserer Klasse an, und Ramöna sorgte schon dafür, dass jeder die anrüchige Nachricht erfuhr. Mensch, regten die sich alle auf. "Gemeinheit! Rübe ab!" ereiferte sich Hedwig Mättel, die wir alle Hewwi Mättel nennen. - "Mit uns Kindern kann man's ja machen!" schimpften Alice Schwarzmal und Michel Schietmann. Und Rudi Flutschke stellte sich auf den Tisch und rief laut aus: "Die Zeit ist gekommen, dass die SchülerInnen die LehrerInnen entmachten und die Herrschaft über die Schule an sich reißen!" Unsere Klassensprecherin Alexandra Heinrichsen von Planten-und-Blomen, die eigentlich aus Hamburg kommt, mahnte zur Besonnenheit: "Muckt mo halblang, und du komm da man vom Tisch rrrunter, Rrrudi! Wir haben gleich Biologie bei Frau Ss-tachelbär. Bei der werde ich mich für uns offiziell beschweren tun." Also auch Alex zweifelte nicht an der Geschichte von den Klo-Abwässern im Fahrradkellern.

Die Frau Stachelbär wollte eigentlich gleich mit ihrem Lieblingsthema anfangen, nämlich dem Pollenflug bei Vollmond, aber Alex schritt sogleich zur Tat und hielt eine eindrucksvolle Klagerede: "Frau Ss-tachelbär ... bla bla ... groube Noochlässichkeit der Inss-tallatööre ... bla bla ... groußer See Giftmüll im Fahrradkellää ... bla bla ... unhaltbarer Zuss-tand!" Frau Stachelbär war von der Nachricht in höchstem Maße betroffen und verlor keine Zeit, um unsere Schuldirektorin, die Frau Hopfgarten-Schröder, und unseren Hausmeister, Herrn Proper, zu alarmieren. Die anderen Schüler applaudierten. Mir selbst wurde es langsam etwas mulmig, aber Sirpa beruhigte mich: "Schließlich geschieht dies hier im Dienste der Kommunikationsforschung."

In der ersten kleinen und der ersten großen Pause sorgten unsere Klassenkameraden und natürlich auch unsere Klassenkameradinnen dafür, dass alle anderen Klassen der Schule auch Bescheid wussten. Plötzlich glaubten fast alle, dass der ganze Fahrradkeller von Kackwasser überflutet sei, und etliche behaupteten, sie hätten das Abwasser gerochen und gesehen oder seien sogar hineingetreten. Das Schlimmste war: Es traute sich keiner mehr, aufs Klo zu gehen! Schließlich dachten unsere Mitschüler, dass sie damit den See im Fahrradkeller nur noch vergrößern würden. Wer ist schon gern ein Schwein? Alle hielten stundenlang ein. Unter dem Tisch von Ulrich Pulrich bildete sich sogar eine verdächtige Pfütze. Irgendwann musste sich Sirpas Märchengeschichte ja doch aufklären. Spätestens wenn Hausmeister Proper den Fahrradkeller inspiziert und kein Abwasser gefunden haben dürfte.

Aber es kam schlimmer: Als wir in der zweiten großen Pause auf den Schulhof gingen, standen da ein Feuerwehrwagen, ein Rettungswagen, zwei Wagen vom Technischen Hilfswerk, ein Polizeiauto, ein Panzer und der Wagen von Klempnermeister Ösenbruch. Sirpas anrüchiges Gerücht hatte größere Wellen geschlagen, als sie selbst geahnt hatte: "Auweia!" sagte ich. "Das kannst du jetzt wohl auch nicht mehr mit dem Dienst der Wissenschaft rechtfertigen. Wenn das rauskommt, könntest du von der Schule fliegen." Aber Sirpa blieb ruhig.

Dann kamen der Klempner Ösenbruch aus dem Keller, gefolgt von zwei Männern in Schutzanzügen. Er ging zu unserer Schuldirektorin und unserem Hausmeister und sagte: "Es tut mir sehr leid. Offenbar haben wir bei den Arbeiten letzte Woche versehentlich die Abwasserrohre beschädigt. Das ganze Dreckwasser hat sich in einer Ecke des Fahrradkellers gesammelt. Wir haben das Wasser abgestellt, die Männer vom Technischen Hilfswerk saugen den Schietkram weg, und meine Looide und ich bringen die Rohre wieder in Ordnung. Heute Nachmittag ist das Problem beseitigt."

Während alle durcheinanderredeten, drehte sich Sirpa grinsend zu mir und sagte: "Ich habe die Abwasserpfütze heute Morgen entdeckt und gesehen, wie das Pipi aus dem Rohr tropfte. Der einzige, den ich heute Morgen verar... veräppelt habe, bist du." Und noch bevor ich ihr den Hals umdrehen konnte, knutschte sie mir aufs Ohr. Pah! Weiber!

Es grüßt euch etwas angepinkelt

Euer SIMON FLUNKERT

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