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Claudia Flunkert spielt Cricket


Alles redet von Fußball. Claudia Flunkert ansonsten auch. Aber in diesem Sommer hat man sie zum Cricket eingeladen. Cricket ist ein englisches Schlagballspiel, das man nicht unbedingt gleich versteht. Aber Claudia hat es versucht und geschafft - und außerdem hat sie eine Überdosis Gurkenbrote gegessen.

Germans think they know a lot of sports: Soccer, tennis, soccer, skiing, soccer, handball, soccer .... But cricket is not among them, and we can hardly tell Donald Bradman from Donald Duck. However, Simon's sister Claudia has been invited by English friends to join a cricket training. She did - now she knows the basic rules, she has even been lbwed, and she loved those gurkin sandwiches.


Daniel Roy, Bruehl, Deutschland
Malcolm McGookin, Asterisk, Brisbane (Queensland), Australien
Ki.Ka, Erfurt, Deutschland

Hallo, Rübennasen!

Hier meldet sich Claudia Flunkert mit einer sportlichen Geschichte.

Seit einiger Zeit wohnt neben uns eine englische Familie: die Dullmans. Die Dullmans haben zwei Kinder: Darren Dullman, der ist dreizehn, und seine elfjährige Schwester Debbie Dullman. Die Dullmans sind sehr nett.

An einem sonnigen Samstagmorgen sah ich, wie Debbie und Darren in einer seltsamen Verkleidung aus dem Haus gingen. Beide trugen sie eine weiße Hose und weiße Hemden, und Debbie hatte obendrein einen riesigen Hut auf. Sie hatten weiße Sporttaschen dabei. "Hi, ihr zwei. Geht ihr etwa zum englischen Karneval?" Sie lachten, und Darren meinte: "Wir Engländer brauchen keinen Karneval. Wir haben andere lustige Traditionen wie den Geburtstag der Königin oder das Pferderennen in Ascot. Aber heute gehen wir nur zum Sport. Wir spielen Cricket." Aha - Cricket. Ich kuckte wohl etwas verwundert aus der Wäsche und fragte: "Cricket? Ist das die Sportart mit den Netzen?" Jetzt guckten Darren und Debbie etwas verwundert, und Debbie meinte: "Nein, was du meinst, ist Lacrosse - oder Angeln - oder Schmetterlinge fangen. Cricket ist ein Schlagballspiel, du Ignorantin." Ich war beleidigt: "Ignorantin? Ich bin keine Ignorantin! Ich weiß ja nicht mal, was eine Ignorantin ist." Debbie beruhigte mich: "Sorry, ich hab's nicht so gemeint. Wenn du heute nichts anderes vorhast, komm doch einfach mit, dann lernst du unser Cricket kennen. Unsere Mom fährt uns hin."

Ja, das war cool. Ich sagte zu Hause Bescheid, und meine Eltern hatten nichts dagegen. Mein Bruder sowieso nicht. Dann kam auch Misses Dullman, die Mutter von Darren und Debbie. Sie hatte eine Tüte in der Hand und sagte: "Ich habe noch einige Gurkenbrote gemacht, damit ihr nicht verhungert." Aha - Gurkenbrote. Na sowas! Dann fuhr uns Misses Dullman mit ihrem alten Austin auf der Bundesstraße, die von Peine über Pattensen nach Paris führt, in ein Dörfchen hinter Hannover. Dort waren schon etliche andere Kinder, die so ähnlich angezogen waren wie Debbie und Darren - und da war auch das Cricket-Spielfeld.

Darren erklärte mir: "Manche Leute vergleichen Cricket mit Baseball. Das ist nicht ganz falsch, aber auch nicht ganz richtig. Cricket ist aber genauso wie Baseball ein Schlagballspiel. Pass auf, hier wo die Begrenzung ist, beginnt das Cricket-Spielfeld, auch 'Cricket Ground' genannt. Aber da in der Mitte des Spielfeldes siehst du noch ein besonderes Feld - sozusagen ein Spielfeld im Spielfeld. Das nennt man 'Pitch'." Ja, dieses Pitch fiel mir auf. Es war ungefähr zwanzig Meter lang, aber nur drei Meter breit. Debbie meinte: "Claudia, sicher fallen dir die Wickets auf dem Pitch auf." Ich wunderte mich: "Ja, ja. Wickets. Genau. Was sind denn Wickets?" Die beiden lachten, während ich in eines von Misses Dullmans Gurkenbroten biss. Darren antwortete: "Hier, das hier an den Längsenden des Pitches sind die Wickets. Man könnte fast sagen: 'Tore', aber nicht wirklich. Die Wickets bestehen aus drei hölzernen Stangen, die hochkant stehen, und zwei Hölzchen, die oben auf den dreien drauf liegen." Eigenartige Konstruktion. "Cool! Und was hat man davon?"

Debbie nahm mich zur Seite und erklärte mir: "Well, Cricket ist nicht ganz leicht zu verstehen. Aber schau, die anderen fangen jetzt an zu spielen, dann wirst du verstehen, worum es geht. Zumindest teilweise."

Ach, das war schon komisch. Auf das Pitch gingen zwei Kinder mit Schlägern. "Die beiden spielen zusammen und vertreten ihre Mannschaft." Neun Spieler der anderen Mannschaft verteilten sich auf dem Feld um das Pitch herum. Die einen in der Nähe des Pitches, die anderen mehr in den Ecken des restlichen Feldes oder mitten drauf. Ich selbst aß mittlerweile noch so ein Gurkenbrot. Die Spieler 10 und 11 der gegnerischen Mannschaft nahmen aber besondere Positionen ein. "Der Junge mit dem Ball ist der Werfer oder auch 'Bowler'. Er wird jetzt an dem einen Ende des Pitches Anlauf nehmen und mit dem ausgestreckten Arm den Ball so werfen, dass er das Wicket - also diesen Hölzchenbau - am anderen Ende des Pitches trifft. Wenn er vorbei wirft, versucht der sogenannte Wicketwächter hinter dem Wicket - der mit dem großen Hut - den Ball zu fangen." Ah ja. Wie witzig. "Und wo ist das Problem dabei?" fragte ich etwas durcheinander und begann mein drittes Gurkenbrot. "Das Problem ist der Spieler mit dem Schläger, der sogenannte Schlagmann. Er steht vor dem Wicket und wird versuchen, den Ball mit dem Schläger wegzuschlagen, so dass der Ball das Wicket nicht trifft. Sie fangen jetzt an. Pass einfach auf, was geschieht!"

Ja, es fing los -äh, es ging an - äh, es fing also an. Der Bowler nahm Anlauf und warf den Ball. Der Ball prallte unterwegs auf dem Boden des Pitches auf - ditsch. Der Schlagmann schlug den Ball, traf ihn - zack -, und der Ball kullerte über das große Spielfeld. Die anderen gegnerischen Spieler immer hinterher. Währenddessen lief der Schlagmann von der einen Seite des Pitches zur anderen und zurück. Und es gab ja noch einen Spieler mit 'nem Schläger. Der lief auch von der einen Seite zur anderen und zurück, aber dem ersten Schlagmann immer genau entgegengesetzt. "Die beiden sammeln damit Punkte für ihr Team. Immer wenn beide Schlagmänner die Seite des Pitches gewechselt haben und mit dem Schläger, der Hand oder dem Fuß den Boden hinter der ersten weißen Linie berühren, ist das ein sogenannter 'Run' und gibt einen Punkt." In der Zwischenzeit hatten die gegnerischen Feldspieler den Ball aufgesammelt und zum Wicketwächter zurückgeworfen. Die Schlagmänner hatten mit dem Laufen aufgehört und insgesamt zwei Punkte erzielt. Und ich nahm mir ein weiteres Gurkenbrot.



Dann nahm der Werfer wieder Anlauf und warf den Ball. Der Schlagmann schlug daneben und der Ball traf das Wicket und die Holzstäbchen oben darauf fielen herunter.. "Toooor!" jubelte ich mit vollem Mund - nicht ganz korrekt. Debbie meinte: "Ja, so ähnlich. Das Wicket wurde getroffen, und der schuldige Schlagmann scheidet aus. Er wird vom nächsten Schlagmann seiner Mannschaft ersetzt."

Jetzt warf der Werfer wieder, der Schlagmann traf den Ball, beide Schlagmänner auf dem Pitch liefen hin und her und sammelten Punkte, bis der Ball zurückgeworfen wurde. Der Werfer warf erneut, und der Schlagmann traf den Ball so, dass der in hohem Bogen durch die Luft flog. "Brillianter Schlag", bemerkte ich kauend. "Abwarten", meinte Debbie. Ein gegnerischer Spieler fing den Ball und brach in Freudentaumel aus. "Wenn ein Feldspieler den Ball aus der Luft fängt, ohne dass der Ball vorher den Boden berührt hat, ist der Schlagmann auch ausgeschieden."

Wieder kam ein neuer Schlagmann, und ich war inzwischen beim sechsten oder siebten Gurkenbrot. Der Werfer warf, der Schlagmann schlug, der Ball kullerte, und die beiden Schlägertypen ... äh ... Schlagmänner liefen von einem Ende zum anderen und sammelten Punkte. Dann wurde der Ball von den Feldspielern zurückgeworfen, der Wicketwächter fing ihn und warf den Ball nun selbst gegen das Wicket. Das Holzstäbchen fiel herunter, der Wicketwächter jubelte "Hooray" und der Schlagmann schimpfte: "Shocking!" Darren sagte: "Wenn die gegnerischen Spieler den Ball gegen das Wicket werfen, während die Schlagmänner laufen, scheidet der Schlagmann aus, der dem Wicket am nächsten ist." Debbie ergänzte: "Ein Durchgang im Cricket, den wir übrigens 'Innings' nennen, dauert solange, bis der vorletzte Schlagmann einer Mannschaft ausgeschieden ist. Also der zehnte. Dann ist die gegnerische Mannschaft mit Schlagen dran, und die Spieler der Mannschaft, die bis dahin geschlagen hat, wird nun werfen und fangen und so. Die Mannschaft, deren Schlagmänner die meisten Punkte gesammelt haben, ist am Ende der Sieger."

Ich fand das Spiel sonderbar, aber irgendwie auch spannend. "Am liebsten würde ich das auch gerne mal probieren. Übrigens, eure Gurkenbrote waren sehr lecker. Schade, dass sie schon alle aufgegessen sind", meinte ich. "Das mit dem Mitspielen wird gehen. Heute trainieren wir ja bloß", sagte Darren. Darren und Debbie stellten mich den anderen Kindern vor. Ein Junge, der Harry Hungerford hieß, schlug vor: "Du hast ja gesehen, wie das mit dem Schlagen geht. Versuch's doch mal selbst. Du bildest eine Partnerschaft mit Jim Winterbottom." Oh, das war mir jetzt peinlich: "Äh ... ich fürchte, das geht nicht. Ich gehe schon fest mit Bo Friesenkuß aus meiner Klasse, wisst ihr?" Alle lachten. Harry beruhigte mich: "So war das nicht gemeint. Dein 'Partner' ist diesem Falle der zweite Schlagmann. Wenn du den Ball schlägst und eure Gegner ihm hinterherjagen, lauft ihr gleichzeitig von einem Pitch-Ende zum anderen und sammelt Punkte." Ach, soooo war das gemeint.

Es ging los. Ein Junge namens Donald Bradman lieh mir seinen Helm, seine Schienbeinschoner und seinen Schläger. Dann lief die Werferin Mary MacMiesel auf mich zu und warf den Ball mit ausgestrecktem Arm. Der Ball ditschte auf - und, hurra, ich erwischte ihn voll. Peng! Zuschlagen kann ich nämlich. Der Ball flog in hohem Bogen aus dem Stadion. "Oh - Entschuldigung!", piepste ich. "Hervorragend. Wenn ein Schlagmann den Ball aus dem Spielfeld herausschlägt, bekommt er sechs Punkte. Das ist gut. Wenn wir den Ball wiederfinden, brauchst du ihn auch nicht zu bezahlen." Zum Glück fanden sie den Ball wieder.

Dann nahm Mary erneut Anlauf, sie warf, ich schlug - diesmal nicht ganz so gut. Der Ball kullerte über den Boden, die Gegner hinterher, mein Partner und ich begannen zu laufen - aber der Ball kullerte über das Spielfeld heraus, ohne dass die Gegner ihn erreichten. "Hör ruhig auf zu laufen. Wenn der Ball aus dem Spielfeld herausrollt, gibt das immer vier Punkte."

He, ich war wohl gar nicht so schlecht. Ich durfte weiterhin schlagen. Wieder warf Mary MacMiesel - diesmal ganz vertrackt. Ich konnte nicht rechtzeitig ausholen. Ich stoppte den Ball mit dem Bein. Hmm. "Eigentlich hat dich Mary jetzt ell-bie-dabbeljuht", sagte Harry. Häääää? Was? "Das ist ein Fachausdruck", meinte Mary. "Der Schlagmann wehrt den Ball, der ansonsten das Wicket getroffen hätte, nicht mit dem Schläger, sondern mit dem Bein ab. Das ist verboten. Eigentlich wärst du jetzt ausgeschieden. Aber du trainierst ja noch. Lass uns einfach weitermachen, als wäre nichts geschehen." Wie nett von ihr! Aber ganz so einfach war Cricket also doch nicht.

Mary nahm wieder Anlauf - warf den Ball - aggressiv war ich mich nach vorne - und schlug vorbei, denn ich musste gerade mal rülpsen. Ihr wisst schon, die vielen Gurkenbrote. Der Wicketwächter fing den Ball und zerschlug damit das Wicket. "He, der Typ mit dem Hut hat das Wicket zerdeppert", schimpfte ich. "Ja, das ist seine Aufgabe. Er hat dich STUMPED OUT. Normalerweise wärst du schon wieder ausgeschieden", erklärte mir Harry.

Und so trainierte ich noch eine Weile weiter. Auch das Werfen durfte ich trainieren, das eigentlich 'Bowlen' genannt wird. Wichtig ist, dass man den Ball mit durchgestrecktem Arm wirft. Wenn man beim Bowlen den Arm anwinkelt, ist das verboten und der Schläger bekommt Extrapunkte. Auch als Feldspielerin habe ich noch mitgespielt. Gar nicht so einfach, den Ball direkt aus der Luft zu schnappen, aber zweimal habe ich's geschafft.

Auf der Rückfahrt erzählten mir Debbie und Darren, dass es Länderspiele gibt, die fünf Tage dauern! Das müsst ihr euch mal vorstellen! Wirklich geduldig, diese Cricketspieler!

Also, ich fand Cricket gar nicht so langweilig, wie es zuerst aussah.

Es grüßt euch sportlich

Claudia Flunkert!

Die Bilder, die ihr auf dieser Seite seht, habe ich nicht selbst aufgenommen (ich hatte ja gar keinen Fotoapparat dabei), sondern die hat mir Herr Siegfried Franz vom T.S.V. Buxtehude-Altkloster v. 1899 e.V. zur Verfügung gestellt. Herzlichen Dank nochmal, Herr Franz.

Wenn ihr wissen wollt, wo ihr bei euch in der Nähe mal Cricket spielen oder gucken könnt, erkundigt euch doch mal beim Deutschen Cricket-Bund.

Schickt mir doch mal 'ne Mail!


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