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Simon in Concert


Simon und einige seine Klassenkameraden haben eine Band gegründet. Zu ihrem ersten echten Konzert kommt sogar ein Filmteam aus Australien. Aber vielleicht war Simons Songauswahl dafür nicht so geschickt.

Simon and some of his friends have formed a band. Even a TV team from Australia comes to see their first serious gig. But Simon's selection of songs might turn out to be a bit delicate for the occasion.


Daniel Roy, Bruehl, Deutschland
Malcolm McGookin, Asterisk, Brisbane (Queensland), Australien
Ki.Ka, Erfurt, Deutschland

Hi Mitkids!

Hier ist endlich mal wieder Simon Flunkert. Meine kleine Schwester Claudia lässt mich nämlich ausnahmsweise auch mal wieder zu Wort kommen.

Heute hätte ich euch übrigens auch mit: "Hi Fans!" begrüßen können. Es geht nämlich um Musik. Um echt gute Musik! Vor ein paar Wochen hatte meine Band nämlich ihren ersten großen Auftritt.

Ein paar ganz wenige von euch werden sich noch daran erinnern, dass ich mal einer Musicaltruppe angehörte, mit der ich sogar in Australien aufgetreten bin. Damals und auch noch danach hatte ich Gesangsunterricht, aber irgendwie hatte ich die Musik dann bald vergessen.

Bis eines Tages im letzten Jahr in der großen Pause - ich dachte an die Mathestunde und an sonst nichts Böses - ausgerechnet Sepp Tember vorschlug: "Mir könnten doch mol a Band grrründen." Ich muss zugeben, die Idee reizte mich. Aber bedenklich fand ich, dass sie ausgerechnet von Sepp kam, der eigentlich aus Bayern stammte. Ich sagte: "Ich weiß nicht, Sepp. Wenn DU mit dabei bist, kommt ja doch nur wieder Jodelmusik dabei heraus." Sepp beruhigte mich: "Naa, naa. Volksmusi moch i nur in dera Kneipen von meinem Voter. I dacht mehr an moderne Musi."

Okay, damit konnte ich leben. Wir machten Werbung für Sepps Idee, und noch fünf andere hatten Lust, mitzumachen. Hedwig Mättel, die wir immer Hewwi nennen und die eine Meisterin auf der E-Gitarre ist, dann Tino Spätzle, unser Schwabe am Schlagzeug, sowie Maria Killmich, Stracciatella Gerstenkorn und Marius Gröhlemeier, die jeder gleich mehrere Instrumente spielen können. Ich selbst spielte kein Instrument, aber ich wollte ja eh nur singen.
Mit Sepp Tember gab es dann fast doch noch ein Problem. Zu unserem ersten gemeinsamen Üben brachte er nämlich seine Zither und sein Alphorn mit. "Sepp, wir waren uns doch einig, KEINE Jodelkacke zu machen", mahnte ihn Hewwi Mättel. "Jo, scho guat", wiegelte Sepp ab. "I docht, i könnts mol probier'n." Seitdem ist er für den Bass und sämtliche Blasinstrumente zuständig.

In den Monaten danach übten wir fleißig in einer Scheune von Bauer Gerstenkorn, Stracciatellas Vater. Zunächst wussten wir gar nicht, welche Art von Musik wir eigentlich machen wollten, weshalb ich eines Tages vorschlug: "Lasst uns doch eine Art Crossover machen." - "Du meinst Mischmasch?", fragte Marius Gröhlemeier. "Ha jo, alles durcheinander", ergänzte Tino Spätzle. Ich war leicht empört: "Es ist vornehmer, wenn man es Crossover nennt. Lasst uns doch alles Mögliche spielen, was wir hinkriegen, und die Stile ein bisschen vermischen."

So kam es dann auch. Hip Hop, Dance, Hard Rock, Plastikpop, Chanson, Jazz, Country, Rhythm & Blues, Heavy Metal, Reggae ... in unserer Musik fand sich so ziemlich jeder wieder. Wir spielten echt alles, was uns vor die Flinte kam und wir irgendwie zusammen hinkriegten.

Bald hatten wir unseren ersten Probeauftritt, nämlich auf der Geburtstagsparty meiner Sirpa ... also, meiner Klassenkameradin Sirpa Hundelainen, die eigentlich aus Finnland stammt und mit der ich seit der 1. Klasse befreundet bin. "Wie nennt ihr euch eigentlich?" fragte mich Sirpa dreißig Sekunden vor unserem Auftritt. Gute Frage! Erst jetzt fiel mir auf, dass wir immer noch gar keinen Namen für unsere Band hatten. "The Koala Band", sagte ich Sirpa, weil mir gerade nichts Besseres einfiel, und sie ging sofort los, um uns ihren Gästen anzukündigen. Die anderen Bandmitglieder waren sauer: "Na toll. Das ist ja fast so schlimm wie Blümchen. Mit dem Namen Koala Band werden wir jetzt leben müssen", feindete mich Maria Killmich an.

Aber unser Auftritt klappte prima! Deswegen spielten wir in den Monaten danach auf vielen Parties in Sehnde und auch in Lehrte - mal besser, mal schlechter - aber insgesamt lief es gut, und unser Repertwa ... unserer Repereper ... die Stücke, die wir spielten, waren vorzeigbar.

Und dann an einem Samstagnachmittag im Januar war es soweit: Wir hatten unser erstes wirklich öffentliches Konzert, und das gleich in der legendären Dietmar-Butterkeks-Halle in Hannover-Roderbruch. Gleich gegenüber der Ohrenärztlichen Abteilung der Medizinischen Hochschule. Für diesen Auftritt war sogar mit Plakaten geworben worden. Ich will euch gar nicht davon erzählen, wie aufgeregt wir sieben vorher waren.

Wir waren noch dabei, unsere Geräte aufzubauen, da kamen schon die ersten Gäste in den Saal. "Mer gäbe nix", rief ihnen unser schwäbischer Schlagzeuger Tino Spätzle zu, und er entschuldigte sich dann sofort bei ihnen: "Pardonle - des war nur oi schwäbischer Reflex." Aber das gab's doch nicht! Da war nämlich eine Frau dabei, die kannte ich! Was machte denn die hier?! Ich lief sofort zu ihr hin, um sie zu begrüßen: "Angela! Was machst du denn in Deutschland? Haben die dich echt rausgelassen aus Australien?" Ich sagte das allerdings auf Englisch, denn sie konnte gar kein Deutsch.

Ihr müsst wissen, ich hatte Angela in Australien kennen gelernt. Sie hatte mir damals während unserer Musicaltournee Gesangsunterricht gegeben, und außerdem hat sie mich aus einer der peinlichsten Lagen meines Lebens gerettet. Ich hatte nämlich mitten bei meinem Solo in der Oper von Sydney den Stimmbruch bekommen.

"Hi, Ssaimen", begrüßte sie mich. "Wir machen gerade für das australische Fernsehen einen musikalischen Reisebericht über Deutschland." Erst jetzt bemerkte ich, dass sie ein ganzes Kamerateam dabei hatte. "Cool!", meinte ich. "Und was macht ihr ausgerechnet HIER?" Angela grinste: "Als ich das Plakat dieser Band namens The Koala Band sah, dachte ich mir gleich, dass DU etwas damit zu tun haben musst. Ich weiß doch, wie sehr du Australien liebst." Ich drehte mich stolz zu den anderen Bandmitgliedern: "Seht ihr, der Name war doch zu etwas nütze. Dank ihm haben wir jetzt sogar das australische Fernsehen zu Gast." Das mussten die anderen Kids in der Band anerkennen.

"Du bist herangereift, Ssaimen", bemerkte Angela und lächelte nett. "Danke. Du aber auch", sagte ich - und schwieg betreten, als ich merkte, wie ich da jetzt voll ins Fettnäpfchen getreten war. Angela lächelte nun eher säuerlich. "Welche Art Musik macht ihr denn?" fragte sie mich, um das Thema zu wechseln. "Wir machen Crossover", sagte ich wichtig. "Also Mischmasch? Alles Durcheinander?", hakte sie nach und guckte kritisch. "Ääääh ... ja ... wenn du so willst ...", druckste ich herum. "Aber Mischmasch kann ja ganz nett sein", beruhigte sie mich. Einer der Männer aus dem Filmteam - es war der Regisseur namens Ross - fragte mich. "Macht es euch etwas aus, wenn wir mitfilmen? Vielleicht können wir ja etwas von eurem Konzert verwenden." Ich war natürlich begeistert und sagte: "Filmt nur, das ist cool!"

Der Saal füllte sich immer mehr, und dann begann unser Konzert:

Wie schon üblich begannen wir mit einer Nummer von Bon Jovi: "Queen of New Orleans". Ich gab den Song allerdings mit deutschem Text zum Besten: "Ooooh ja ... hullala ... ich tanze mit der Kuh von Bauer Knut ... ooooh ja ... hullala ... ihr glaubt ja nicht, wie gut uns zwei'n das tut". Dann kam die deutsche Version eines Songs von Britney Schmiers: "Uuups ... hab's schon wieder getan ... ich schlug aus mir 'nen Zahn."

Dann trug ich sogar einen Country Song von Johnny Cash vor, und zwar in der amerikanischen Originalfassung. Ich kündigte dem Publikum an. "Und jetzt singe ich ein Lied des berühmten amerikanischen Countrystars Johnny Cash. Viele wissen ja gar nicht, dass Johnny Cash ursprünglich aus Deutschland stammte und eigentlich Hannes Bargeld hieß. Ha ha - Späßle g'macht. Ich singe jetzt von ihm: Rings of Fire." "Rings of Fire" heißt auf Deutsch: "Feuerringe", und im Refrain heißt es: "It burns, burns, burns, it burns like fire." Also: "Es brennt, brennt, brennt, es brennt wie Feuer."

Dann sang ich unter Anderem noch mit Stracciatella Gerstenkorn das legendäre englische Duett "Cry Baby" - legendär, weil England dafür beim Eurovision Song Contest null Punkte bekommen hat - ha ha ha ha ha - und zum Abschluss schmetterte ich noch einen Rocksong von Alice Cooper: "Your love is dangerous Grünkooooohl ... Grünkohl's running through my vein." Ich hatte den Text leicht abgeändert, wie ihr wohl schon gemerkt habt.

Das Konzert war zu Ende, und wir bekamen guten Applaus. Anschließend ging ich zu Angela und ihrem Filmteam und fragte: "Hat's euch gefallen?" Angela meinte: "Nun ja - es war unterhaltsam." Bevor ich nachfragen konnte, wie sie das meinte, sagte Ross, der Regisseur: "Du, dieses Rings of Fire, das hast du richtig gut rübergebracht. Das werden wir in Australien ins Fernsehen bringen." - "Cooool", jubelte ich. Und er versprach: "Dafür bekommt ihr einen großen Scheck." Und dann - sechs Wochen später - bekamen wir tatsächlich ein Päckchen aus Australien! Mit dem Scheck und einer Videokassette! "Den Scheck teilen wir uns", meinte Hewwi Mättel und wollte ihn in sieben gleich große Stücke reißen. Sepp hielt sie davon ab: "Bist du norrisch g'blieben? Domit geht der Tino zur Bonk - der versteht etwas von Geld - und des Bargeld teilen mir dann g'recht auf." Das war logisch. Aber da war ja noch das Video. "Schauen wir uns das doch mal an", meinte Stracchiatella. "Fernseher und Videorecorder stehen bei uns in der Küche."

Wir stellten die Geräte an, legten das Video ein, und dann war Showtime. Uh oh:

Auf dem Video sah man mich und die Band. Ich sang: "It burns, burns, burns, it burns like fire." So weit, so gut.
Aber dann kam eine Überblendung, und eine Tube Salbe rückte ins Bild.
Dazu sagte eine weibliche Stimme - es war eindeutig die von Angela: "Brennt es auch bei Ihnen manchmal wie Feuer? Dann nehmen Sie Doctor Worst's Wundsalbe gegen Hämorrhoiden. Doctor Worst's Wundsalbe - löscht die Feuerringe an Ihrem Allerwertesten im Nu!"

Wir waren ziemlich enttäuscht. Maria Killmich brachte es auf den Punkt: "Na toll. Wir wollten Rockstars in Australien werden. Statt dessen sind wir dort jetzt die Kids mit den Hämorrhoiden."

Es grüßt euch wenig feurig

Euer SIMON FLUNKERT

Schickt mir doch mal 'ne Mail!


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