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At last:
Daniel Roy’s first Simon Flunkert book is available!!!

Endlich:
Daniel Roys erstes Simon-Flunkert-Buch kann gekauft (und GELESEN!!!) werden!!!

Daniel Roy, Hi, Mitkids!
Simon Flunkerts Abenteuer in der Brägenwurstzone,
Norderstedt: BOD, 2005,
240 Seiten, ISBN: 3-8334-2907-0.

Mehr Informationen gibt es hier!


Hinweis! Ich suche Mitwirkende für mein Projekt:

Der kleine Beneluxladen - De kleine Beneluxwinkel - Le petit magasin du Benelux
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Gefährliches Abenteuer in Brüssel - Zack und ihr wisst schon wer

Dangerous Adventure in Brussels - Zack and You Know Who


Eigentlich dachte Zack, dass er sich in den Ferien in der belgischen Hauptstadt Brüssel langweilen würde. Dass er das nicht tut, ist das Verdienst von ihr wisst schon wem.

Actually Zack thought his holiday in Brussels, the capital of Belgium, would be quite dull. It isn't, and that's the works of you know who.


Daniel Roy, Bruehl, Deutschland
Malcolm McGookin, Asterisk, Brisbane (Queensland), Australien
Ki.Ka, Erfurt, Deutschland

Hallo, ihr!

Ich bin Zack Zatzicki, der Nachbarjunge von den Flunkerts, und ich werde euch nun von einem aufregenden Abenteuer erzählen, das ich erlebt habe. Oder das ich vielleicht doch nicht erlebt habe. Ich bin nämlich selbst immer noch nicht sicher, was wirklich geschehen ist.

Für solche Abenteuer ist es völlig normal und ganz typisch, dass der Erzähler jetzt sagt: "Es fing alles ganz harmlos an." Na ja, und so war es eigentlich auch. Meine Eltern nahmen mich nämlich über Pfingsten mit nach Brüssel. "Was ist Brüssel?" - "Wo liegt Brüssel?" - "Wieso ausgerechnet nach Brüssel?" höre ich jetzt einige von euch fragen. (Ich höre euch nicht wirklich - ich meine das mehr so im übertragenen Sinne.)

Na ja, das kann ich euch schon beantworten. Brüssel, das ist die Hauptstadt von Belgien. Belgien, das ist ein Land (sogar ein Königreich), das zwischen Holland, Deutschland und Frankreich liegt. (Die Krümelkacker unter euch werden jetzt sagen, dass Belgien auch noch an Luxemburg grenzt. Ja, meinetwegen - damit habt ihr ja immerhin Recht.) In Brüssel gibt es außerdem viele Einrichtungen der Europäischen Union. Deswegen wird Brüssel eigentlich auch bei uns ziemlich oft in den Nachrichten erwähnt, und man bezeichnet Brüssel häufig auch als "Hauptstadt Europas".

Aber warum wir nun ausgerechnet nach Brüssel fahren würden, das habe ich meine Eltern auch gefragt: "Was wollt ihr denn in Brüssel? Wollen wir nicht lieber mal nach Rom fahren? Schließlich sind wir aus Deutschland jetzt ja Papst." Meine Eltern lachten beide, und Papa sagte: "Also, erst einmal ist deine Mama ja Kanadierin und keine Deutsche, zweitens sind wir noch nicht mal katholisch und müssen es auch hoffentlich niemals werden, und drittens hat uns die Familie Baguette-Magique zu sich nach Brüssel eingeladen. Herr Baguette-Magique und ich waren mal Arbeitskollegen." Na ja, gut. Ich war zwar nicht begeistert, aber auch nicht wirklich sauer. Fuhr ich eben mal nach Brüssel. Konnte ja nicht schaden. Immerhin ging's mir damit besser als vielen von euch, die mit ihren Eltern in den Ferien nach Bayern, in die Eifel oder nach Mallorca müssen, wo man ja automatisch schon nach kurzer Zeit zu verblöden anfängt.

Außerdem würde ich in Brüssel meine eigene Reiseführerin haben. Papa erzählte mir nämlich, dass die Baguette-Magiques eine Tochter haben: Nicole. Nicole ist genau so alt wie ich und wollte mir die Stadt zeigen. So müsste ich nicht immer mit den Erwachsenen mitkommen.

Am Freitag vor Pfingsten fuhren wir mit der Eisenbahn nach Brüssel. Wir haben zwar ein Auto, aber Papa meinte, dass zu Pfingsten die Autobahnen eh immer verstopft seien, und zweitens würde man in Brüssel sowieso keinen Parkplatz finden. Na ja, Papa kennt Brüssel ganz gut, das würde wohl stimmen.

Wir fuhren erst einmal mit dem ICE von Hannover nach Köln. In Köln stiegen wir in einen belgischen Zug, auf dem "Thalys" stand, und der uns von dort direkt nach Brüssel bringen würde.

Als wir hinter Aachen die deutsch-belgische Grenze überquerten, fiel mir auf, dass ich wusste, dass ich etwas Wichtiges nicht wusste: "Sagt mal", fragte ich meine Eltern, "welche Sprache spricht man eigentlich in Belgien. Belgisch gibt's doch gar nicht als Sprache, oder?" Papa stimmte mir zu: "Nein, ganz richtig, die Sprache Belgisch gibt es nicht." Und er erklärte mir: "Also, jetzt im Moment fahren wir gerade durch ein ganz kleines Stück Belgien, in dem Deutsch gesprochen wird. Ganz offiziell. Das liegt daran, dass diese Gegend bis 1920 mal zu Deutschland gehört hat und erst damals Teil des Königreichs Belgien wurde. Aber insgesamt sind zwei andere Sprachen in Belgien sehr viel häufiger zu hören. In der südlichen Hälfte leben die sogenannten Wallonen. Das sind Belgier, deren Muttersprache Französisch ist. Im Norden des Landes, und das betrifft jetzt mehr als die Hälfte aller Belgier, leben die sogenannten Flamen, und dort in Flandern spricht man Niederländisch." - "Du meinst Flämisch", unterbrach ihn Mama. "Nein, meine ich nicht", meinte Papa und erklärte weiter: "Na ja, vielleicht doch, wie man's nimmt. Viele Flamen selbst sagen, sie sprächen Flämisch. Eigentlich ist es Niederländisch - also das, was man auch in Holland spricht - aber die Flamen sprechen es etwas anders aus und haben auch ein paar Wörter, die die Holländer nicht haben. Und da die Flamen sehr selbstbewusst sind und sich für etwas Besseres halten, behaupten viele von ihnen, ihre Muttersprache sei Flämisch und nicht Niederländisch. Das ist aber ungefähr so, als würden die Österreicher behaupten, sie würden Österreichisch sprechen und nicht Deutsch. Also ein ziemlicher Quatsch, wenn ihr mich fragt."

Dann erklärte er mir noch, dass Brüssel etwas Besonderes sei. Dort würde man nämlich sowohl Französisch als auch Fläm ... also, Niederländisch sprechen. Deswegen seien alle möglichen Schilder in Brüssel auch zweisprachig: Also Französisch und Niederländisch.

Aber jetzt beunruhigte mich das etwas: "Aber wie soll ich mich denn mit Nicole unterhalten? Französisch habe ich doch noch nicht in der Schule, und Niederländisch sowieso nicht. Kann die denn Deutsch?" Da konnte mich Papa beruhigen: "Keine Sorge. Nicoles Muttersprache ist zwar Französisch, und Deutsch kann sie nicht, aber dafür soll sie gut Englisch können. Das ist ja kein Problem für dich." Stimmt. Englisch hatte ich schließlich von Mama gelernt.

Es dauerte von Köln zweieinhalb Stunden, bis wir in Brüssel ankamen. Wir stiegen dort am Südbahnhof aus, der auf Französisch Gare du Midi und auf Niederländisch Zuidstation heißt. Wir wollten dann eigentlich durch die Bahnhofshalle gleich zum Taxistand gehen. Aber unterwegs jubelte Mama begeistert: "Oh, guckt mal, ein Schokoladengeschäft! Ich kaufe mir ... äh, uns mal ein paar Tafeln. Ich liebe belgische Schokolade." Während Mama sich Schokolade aussuchte, stöhnte Papa: "Das kann ja heiter werden. In Brüssel gibt es unzählige Schokoladenläden. Wenn sie sich überall welche kauft, wird sie hinterher wieder stöhnen: 'Warum nur habe ich wieder sooooo viel zugenommen?'"

Dann nahmen wir uns aber wirklich ein Taxi, und Papa sagte dem Fahrer auf Französisch, dass wir in die Rue du Colombier wollten. Das war offensichtlich keine bekannte Straße, und der Taxifahrer guckte erst einmal in seinen Stadtplan, bevor er losfuhr. In der Zwischenzeit fütterte mich Mama mit Schokolade. Hmmm ... die war wirklich lecker!

Obwohl der Taxifahrer die Rue du Colombier nicht gekannt hatte, lag sie mitten in der Innenstadt. Aber es war eine ganz kleine enge Straße mit nur wenigen Häusern, deswegen war er wohl noch nie dort gewesen. Er setzte uns dort ab, und ich muss sagen: Ich war geschockt! Mama auch! Papa nicht, der war wohl schon mal hier gewesen. Es waren die Häuser der Straße, die uns erschreckten. "Die sind ja reif für die Abrissbirne", meinte Mama. Papa wiegelte ab: "Ja, von außen sind die ziemlich baufällig. Aber innen sieht's besser aus."

Das stimmte zum Glück. Wir klingelten, und die Baguette-Magiques machten uns auf. Erst begrüßten mich Frau und dann Herr Baguette-Magique, und dann kam ihre Tochter zu mir. "Hallo, ich bin Nicole", begrüßte sie mich auf Englisch und meinte: "Du bist also Zacharias." - "Ja", antwortete ich, "aber alle sagen Zack zu mir." Sie freute sich: "Dann tue ich das auch, Zack. Das kann ich auch viel besser aussprechen." Nicole hatte lange schwarze Haare und dunkle Augen und ... äh ... na, jedenfalls fand ich sie sehr nett. Ich würde mich in Brüssel bestimmt nicht langweilen.

(Wer hat da eben behauptet, ich hätte mich in Nicole verknallt?!)

Zum Abendessen gab es Muscheln mit Pommes. Eine komische Kombination, aber das soll eine Brüsseler Spezialität sein, und mir hat sie gut geschmeckt. Nicole fragte mich: "Zack, hast du Lust, dir morgen mit mir Mini-Europa anzusehen?" - "Ja, gerne", sagte ich, obwohl ich eigentlich nicht wusste, was das war.

In meiner ersten Nacht in Brüssel konnte ich schlecht einschlafen. Vielleicht lag das ja an der belgischen Schokolade, mit der mich Mama ständig gefüttert hatte. Das Zeug war zwar lecker, aber lag mir auch irgendwie schwer im Magen. Na ja, irgendwann schlief ich dann doch ein.

Beim Frühstück am Samstagmorgen erinnerte mich Nicole daran, was wir zwei uns für diesen Tag vorgenommen hatten: "Wir wollen uns doch heute Morgen Mini-Europe angucken. Das liegt im Norden von Brüssel. Wir werden mit der S-Bahn dort hinfahren. Aber vorher will ich dir noch zwei andere Sachen zeigen, die man in Brüssel unbedingt gesehen haben muss - den Großen Marktplatz und das Manneken Pis." Ich glaube, ich wurde rot, und ich schwieg betreten. Wisst ihr was ich verstanden hatte? Irgendetwas, das mit Pinkeln zu tun hatte. Pfui!

Wir zogen uns bloß noch jeder ein Paar Schuhe an, und dann zogen Nicole und ich los. Es war nämlich herrlich sonnig und warm, da brauchten wir keine Jacken oder so etwas. Nur zwei Portemonnaies mit etwas Geld.

Zuerst wollte Nicole mit mir zu diesem Großen Marktplatz gehen. Auf dem Weg dorthin gingen wir erst an einer großen Hauptverkehrsstraße entlang ("Das ist der Boulevard Anspach", sagte Nicole), dann bogen wir ab und gingen durch einige ganz alte Gassen. "Gefallen dir die vielen kleinen Geschäfte, die es hier gibt?", fragte sie mich. Sie musste wohl gesehen haben, dass ich ständig in die Schaufenster guckte. "Ja, schon", sagte ich und meinte: "Ich habe das Gefühl, dass hier jedes zweite Geschäft ein Schokoladengeschäft ist." Nicole lachte: "Na ja, jedes zweite natürlich nicht. Aber es gibt eine Menge Schokoladengeschäfte hier, das stimmt. Die belgischen Pralinen und Schokoladen sind ja auch weltberühmt." - "Börps", sagte ich - das war kein Kommentar, sondern ich musste nur aufstoßen.

Dann kamen wir auf den Großen Marktplatz. Das ist ein großer Platz (deswegen heißt er ja auch so), und ich war schwer beeindruckt. Wir waren umgeben von großen alten Häusern. "Da staunst du, was?", bemerkte Nicole. Und sie hatte Recht. Auf dem Großen Marktplatz waren wir umgeben von herrlichen alten Häusern. Eines davon war das Rathaus. Die Häuser kamen mir so glänzend vor, als wären sie aus Gold. Das sind sie natürlich nicht, aber einen Augenblick lang kam es mir halt so vor. Ich erklärte Nicole: "Weißt du, eigentlich liebe ich ja moderne Wolkenkratzer. Letztes Jahr im Sommer war ich mit meinen Eltern in Toronto in Kanada, wo meine Mutter geboren ist. Die haben da coole Hochhäuser. Aber diese alten Fachwerkhäuser hier finde ich jetzt eigentlich genauso schön." Nicole schien fast ein wenig beleidigt: "Was? Nur genauso schön? Ich finde, unser Großer Marktplatz von Brüssel ist der schönste der Welt." Ich wollte ihr nicht weh tun und sagte: "Ja, das kann ich mir schon vorstellen, dass der Große Marktplatz von Brüssel der schönste Große Marktplatz von Brüssel der ganzen Welt ist." Jetzt lachte Nicole laut und fröhlich, und ich wusste gar nicht, warum.

Dann sagte sie: "Komm, ich möchte dir einen Freund von mir vorstellen. Er wohnt hier ganz in der Nähe." Wir nahmen eine der kleinen Gassen, die vom Großen Marktplatz abgehen, und gingen ein paar Minuten immer geradeaus. Dann waren wir da, und Nicole sagte: "Da sind wir. Darf ich dir meinen Freund vorstellen? Es ist das Manneken Pis." Äh ... tja ... genau das war es. Und genau das machte es auch. Ich hatte mich beim Frühstück also doch nicht verhört. Wisst ihr - das Manneken Pis ist eine kleine Bronzestatue. Es stellt ein kleines nacktes Männchen dar, und dieses kleine Männchen pinkelt fröhlich in einen Brunnen. Nicole meinte: "Er ist übrigens nicht immer nackt. An vielen Tagen im Jahr trägt er eine Uniform. Und zwar immer eine andere." - "Das ist auch besser so", meinte ich. "Pinkelt er eigentlich schon lange so vor sich hin?", wollte ich dann von ihr wissen. Nicole nickte: "Kann man sagen. In der Schule habe ich gelernt, dass es hier schon seit dem 14. Jahrhundert so ein Pieselmännchen gab. Das war aber irgendwann nicht mehr da, und 1619 wurde ein Herr Duquenoy von der Stadt Brüssel beauftragt, ein neues Manneken Pis zu schaffen. Das wurde dann im Laufe der Jahre ein paarmal geklaut, aber die Brüsseler holten es sich immer zurück. Das letzte Mal war das 1817. Damals fand man es zwar auch wieder, aber es war kaputt. Deswegen hat man das Manneken Pis noch mal ... äh ...gebaut. Seitdem pinkelt es aber ungestört."

Wir verabschiedeten uns vom Manneken Pis ("Mach nur so weiter", sagte ich ihm fröhlich), und dann gingen wir zur U-Bahn-Station De Brouckère. Dort zog uns Nicole unsere Fahrkarten an einem Automaten, und kurz darauf saßen wir in der Linie 81 in Richtung Heysel. Bald fuhr die U-Bahn überirdisch weiter, als ganz normale Straßenbahn sozusagen. Nicole erzählte mir: "Mini-Europa gibt es erst seit ein paar Jahren. Es ist ein Park, in dem es Sehenswürdigkeiten aus allen Mitgliedsländern der Europäischen Union zu sehen gibt. Natürlich nicht in Echt, sondern als kleine Modelle. Im Maßstab 1:25."

Als wir in Heysel, der Endstation, ausstiegen, sah ich aber erst mal etwas, das überhaupt nicht klein war. Es war sogar riesengroß. Es war ... ja, wie soll man das beschreiben? ... es waren große Röhren, die durch große Kugeln miteinander verbunden waren. "Wau!", rief ich, "wenn das ein verkleinertes Modell ist, möchte ich mal das Original sehen." Nicole lachte und schüttelte mit dem Kopf: "Nein, nein. Das da gehört nicht zu Mini-Europa. Das ist das Atomium, ein weiteres Wahrzeichen von Brüssel. Es ist aber auch ein Modell - allerdings nicht ein verkleinertes, sondern ein vergrößertes. Es stellt ein Eisenmolekül dar, und zwar in 165-milliardenfacher Vergrößerung. Das Atomium wurde 1958 für die Weltausstellung erbaut, die damals in Brüssel stattfand. Eigentlich sollte es gleich nach der Weltausstellung wieder abgerissen werden, aber das war den Brüsselern zu schade." - "Mir gefällt das Atomium", sagte ich und fragte Nicole: "Wollen wir da nicht mal rauf?" Nicole schüttelte den Kopf. "Geht nicht. Normalerweise geht das natürlich schon, aber im Moment leider nicht. Das Atomium wird zurzeit restauriert. Als das Atomium 1958 erbaut wurde, sollte es ja nur ein paar Monate stehen bleiben. Deswegen hat man kein so hochwertiges Material verwendet. Und jetzt ist das Ding so baufällig geworden, dass man es einfach schließen musste und jetzt erst mal generalüberholt." Schade!

Dann kamen wir aber endlich dort an, wo wir hinwollten. Im Park Mini-Europa. Nicole kaufte uns zwei Karten, und die Frau an der Kasse gab uns zwei Broschüren. Nicole bekam eine in französischer Sprache und ich eine auf Englisch.

Als wir im Park drin waren, kamen wir nicht wirklich weit. Ein Fotograf stürzte auf uns zu und fragte uns: "Parlez-vous français? Do you speak English? Praten jullie Nederlands?" Und noch ehe wir begriffen, was er von uns wollte, kam ein Typ, der als orangefarbenes Riesenmeerschweinchen verkleidet war, auf uns zu, stellte sich zwischen Nicole und mich, legte seine Arme um uns, und wir wurden alle drei zusammen vom Fotografen fotografiert. Der Fotograf erklärte uns: "Das Foto könnt ihr nachher bei mir kaufen. Kostet nur 6 Euro." - "Ich bin doch nicht blöd", sagte ich so vor mich hin. Daraufhin guckte mich das Meerschweinchen an und sagte plötzlich auf Deutsch: "Ich auch nicht. Ich bin im siebten Semester."

Ich ignorierte die Bemerkung und ging mit Nicole in den Park. Schon von Weitem erkannte ich sofort einen verkleinerten Eiffelturm und eine verkleinerte Englandfähre. Was ich noch nicht erkannte, war, dass ich hier in den nächsten Stunden das bisher gefährlichste Abenteuer meines Lebens haben würde.

Wenn ich euch erzähle, was es in Mini-Europa zu sehen gab, werden viele von euch nicht überrascht sein. Dort standen Modelle von Bauwerken, die ihr sicher kennt: Vom Eiffelturm in Paris. Vom Parlamentsgebäude in London (mit dem Big Ben, das ist die Glocke im Glockenturm). Von der Akropolis in Athen. Natürlich vom Brandenburger Tor in Berlin und sogar vom Holstentor in Lübeck. Und viele andere - ich fand's jedenfalls gut.

Dann kamen wir an ein besonderes Modell. Es zeigte kein Bauwerk, sondern einen Vulkan. Ihr wisst schon: Diese Berge, die oben ein Loch haben, und wenn man Pech hat, spuckt so ein Vulkan aus dieser Öffnung glühend heiße Lava, und wenn man zufällig in so einen Lavastrom gerät, bekommt man ganz schön heiße Füße. Kleiner Scherz - es ist noch viel schlimmer. Diese heiße Lava ist tödlich!

Aber wir standen ja vor keinem echten Vulkan, sondern nur vor dem Modell von einem Vulkan. Das Modell stellte einen der bekanntesten Vulkane der Welt dar: den Vesuv in Italien. Wir hatten ja diese Broschüren dabei und ich las Nicole vor, was in meiner Broschüre über den Vesuv stand: "Der Vesuv (ungefähr 1270 Meter hoch), der sich über der Bucht von Neapel erhebt, ist der letzte noch aktive Vulkan auf dem europäischen Festland. Im Jahre 79 vor Christus wurden die nichtsahnenden Bürger der Stadt Pompeji bei einem gewaltigen Ausbruch des Vesuvs von seiner heißen Lava kalt erwischt. Seitdem haben zahlreiche Ausbrüche die äußere Gestalt des Vesuvs verändert. Der letzte große Ausbruch war am 20. März 1944 - es sei denn, Sie wollen unbedingt den Knopf drücken."

"Wie - den Knopf drücken?" fragte Nicole verwundert. Ich schaute von der Broschüre auf und sah ihn: "Den da. Warte, ich drücke mal. Ich bin gespannt, was passiert." Ich drückte diesen Knopf, der in eine Art Mauer eingebaut war. Plötzlich begann der Vulkan - also das Modell des Vulkans - laut zu grollen. Grrrmbll grrrmblll grrrr. Oben aus seiner Öffnung kam zwar keine glühend heiße Lava, aber immerhin Rauch. Und das Coolste: Die Erde bebte dabei. Ihr müsst wissen, wir standen dabei auf einer Holzbrücke, und irgendwie hatten die Modellbauer das so eingerichtet, dass die Brücke zitterte, wenn der Vesuv rumorte. Fett!

"Beeindruckend", sagte ich, als es vorbei war. "Ja, richtig", meinte Nicole und sagte: "Aber stell dir mal vor, wir wären auch nur Modelle im Maßstab von 1:25. Dann wäre alles um uns sehr groß und dieser Vulkan eine echte Bedrohung." Ich hatte ihr zwar zugehört, sagte aber nichts dazu, sondern kündigte nur an: "Ich fand's scharf. Ich drück' den Knopf noch mal."

Also drückte ich den Knopf noch mal. Wieder rumorte der Vulkan. Wieder stieg Rauch auf. Wieder wackelte die Brücke. Und dann passierte es:

Während die Brücke wackelte, schrumpften Nicole und ich ein. Wir wurden selber ganz klein. Als die Brücke zu beben aufhörte, wussten wir erst gar nicht, was los war. Dann sagte Nicole irgendwann: "Also, damit hätte ich jetzt eigentlich nicht gerechnet." Ich, ich schüttelte mich vor Staunen und sagte: "Dieser Park ist aufregender, als ich es mir vorgestellt habe."

Nicole und ich wussten zwar nicht, warum das passiert war, aber wir begriffen, was passiert war: "Wir sind jetzt selber Modelle im Maßstab von 1:25: Allerdings sehr lebendig", sagte Nicole. Aber dann hatten wir erst einmal echte Sorgen. "Da kommen Kinder", sagte ich. "Wenn die nicht aufpassen, treten die uns tot", schrie ich, und schon ergriffen Nicole und ich die Flucht. Wir waren schon eine ganze Zeit mit unseren sehr kleinen Beinen gerannt, da sahen wir ein Monster auf uns zukommen! Ein schreckliches Monster! Ein Dackel! Ein echter Dackel! Der war jetzt natürlich viel größer als wir. Außerdem war er sehr neugierig, und Nicole meinte: "Wenn wir Pech haben, wird er uns vor lauter Neugier fressen." Deshalb nahmen wir die Beine in die Hand (nicht wörtlich gemeint) und rannten weiter so schnell, wie wir konnten.

Plötzlich sah ich eine Art Stadion - also das Modell eines Stadions - und eine offene Tür dazu. Wir kleinen Winzlinge kämen dadurch, aber der für uns riesengroße Dackel natürlich nicht. "Schnell - da rein!" rief ich Nicole zu, und schwups - rannten wir durch diese kleine Tür in das Stadion.

Und plötzlich standen wir mitten in der Arena dieses Stadions. Wir schauten uns um, und wir stellten fest, dass das Stadion voll besetzt war mit kleinen Leuten - praktisch so groß wie wir. Die Leute jubelten uns zu, und erst jetzt wurden wir uns des ohrenbetäubenden Lärms um uns her bewusst. "Was für 'ne Art Stadion ist das hier eigentlich?" fragte ich verwundert. "Keine Ahnung", meinte Nicole und zuckte mit den Schultern. "Ein Fußballfeld ist es jedenfalls nicht."

Dann hörten wir trotz des Lärms, den die kleinen Leute machten, hinter uns ein seltsames Schnaufen. Erschrocken drehten wir uns um - und sahen den Stier. "Jetzt ist mir alles klar", sagte Nicole. "Wir sind in einer spanischen Stierkampfarena. Das da ist der Stier. Und wenn wir Pech haben, hält er uns für die Stierkämpfer." Der Stier war zwar auch irgendwie nur im Maßstab von 1:25, aber seine Hörner schienen sehr spitz zu sein.

Der Stier scharrte mit den Hufen (oder wie man das bei Rindviechern nennen mag) und schien sich auf einen Angriff vorzubereiten. Wir mussten etwas tun. Ich schaute zu Nicole rüber - aber die schien zu erschrocken, um etwas zu unternehmen. Also musste ich handeln. "Zieh dein T-Shirt aus und gib es mir", sagte ich zu Nicole. "Wieso denn das?", fragte sie total verwundert. "Ich will ihn damit ablenken. Wie das die echten Stierkämpfer immer mit den roten Tüchern machen", erklärte ich ihr. Nicole war sauer: "Dann nimm doch gefälligst dein eigenes T-Shirt." Auch ich wurde sauer und brüllte sie an: "Mein T-Shirt ist blau! Ich brauche aber ein rotes! Deines ist rot!"

Doch bevor wir jetzt eine Grundsatzdiskussion über Farblehre anfingen konnten, lief von schräg hinten ein Mann an uns vorbei. Er war nur so groß wie wir. Vielleicht sogar noch ein bisschen kleiner. Vielleicht aber auch etwas größer, das konnte man nicht sehen, weil er ganz krumm ging. Er hatte eine Art mittelalterliche Mönchskutte an und schleppte einen Strohballen mit sich rum. Den Strohballen warf er dem Stier vor und sagte: "Hier, Pedro, lass es dir schmecken, mein Alter."

Während der Stier wohl überlegte, was er mit dem Strohballen machen sollte, nahm uns der Mann bei der Hand und sagte: "Schnell, kommt mit mir mit. Die Stierkampfarena sollten wir den Spaniern überlassen." Wir liefen mit ihm mit, aus der Stierkampfarena durch das Tor und durch den Park ... ja, wohin eigentlich? "Wohin rennen Sie mit uns, Herr ... äh ... Herr ...?" fragte ich ihn. "Nennt mich Quasimodo. Ich bin der Glöckner von Notre-Dame", sagte er uns und meinte: "Ihr kommt erst mal mit zu mir. Da seid ihr sicher."

Wir gehorchten ihm. Plötzlich standen wir vor dem Modell des Eiffelturms. "Da wohne ich", sagte er. "Nanu", meinte Nicole verwundert. "Wohnt der Glöckner von Notre-Dame nicht im Glockenturm der Kirche Notre-Dame?" - "Normalerweise schon", sagte Quasimodo und erklärte uns: "Aber das Modell von Notre-Dame wird zurzeit repariert. Solange habe ich ein Zimmer in der oberen Aussichtsetage des Eiffelturmmodells. Kommt!" Also bestiegen wir mit ihm den Eiffelturm.

"Komisch", sagte Quasimodo mehr zu sich selbst als zu uns, als wir gemeinsam auf der Aussichtsplattform des Mini-Eiffelturm standen, "in letzter Zeit passieren hier zwar öfters merkwürdige Sachen, aber das sich Besucher wie ihr auch in Mini-Modelle verwandeln, das ist neu."

Nicole und ich müssen ziemlich verzweifelt ausgesehen haben, und Nicole sagte beunruhigt: "Wenn das vorher noch nie passiert ist, hast du wahrscheinlich auch keine Idee, was wir tun müssen, um wieder groß zu werden, oder?" Quasimodo bestätigte traurig: "Nein, ich habe keine Ahnung. Aber vielleicht kann euch der Käpt'n helfen?" - "Welcher Käpt'n?" fragten Nicole und ich wie aus einem Mund. "Käpt'n Blaubär", antwortete Quasimodo - und uns stand der Mund offen. "Weeeeer?" fragte ich zur Vorsicht noch mal nach. "Käpt'n Blaubär", antwortete mir Quasimodo noch mal. Hatte ich mich also doch nicht verhört. Und Quasimodo erklärte: "Er hat schon so viele erstaunliche Dinge erlebt, vielleicht weiß er auch, was ihr tun müsst, um wieder groß zu werden." - "Und wo finden wir diesen Käpt'n Blaubär?" fragte Nicole. Quasimodo zeigte mit dem Zeigefinger nach vorne und meinte: "Seht ihr da hinten den Teich mit dem Modell der Englandfähre? Dort wohnt er." - "Na, dann lasst uns keine Zeit verlieren", meinte Nicole.

Zum Glück mussten wir mit unseren kurzen Beinchen nicht schon wieder so weit laufen. Quasimodo beschaffte uns zwei Mini-Fahrräder, und mit denen strampelten wir zwei zu diesem Teich, der eine Art Mini-Hafen sein sollte. Am Ufer fanden wir, wie es uns Quasimodo vorausgesagt hatte, ein Motorboot, mit dem wir zur Fähre übersetzen könnten. Die Fähre befand sich nämlich mitten im Teich und nicht etwa am Ufer. An der Seite der Fähre würden wir eine Strickleiter finden. Die würden wir hinaufklettern müssen.

Das (Mini-)Motorboot bekamen wir erstaunlich schnell in Gang, und nach kurzer Zeit kapierten wir auch, wie wir es steuern müssten. Aber das Problem kam während der Bootsfahrt: Es war ein Fisch. Aber kein Mini-Fisch, sondern ein richtiger. Es war, glaube ich, ein Karpfen, und der ist normalerweise ja nicht gefährlich für Menschen. Aber überlegt mal: Wenn ihr plötzlich selber nur noch so groß seid wie euer eigener Daumen, dann ist so ein Karpfen für euch plötzlich so groß wie ein Wal.

Ich weiß nicht, ob der Karpfen wirklich vorhatte, uns zu fressen. Er kam einfach neugierig auf uns zugeschwommen und wollte uns mal angucken. Aber da machte er so viele Wellen, dass unser Boot tierisch schaukelte - und dann kenterten wir.

Ich dachte schon, wir würden ertrinken - oder aber vom Karpfen gefressen. Aber das passierte nicht: Der Karpfen drehte sich plötzlich um und schwamm davon, als würde er vor etwas fliehen. Und im nächsten Moment spürte ich, wie mich jemand am Kragen aus dem Wasser zog.

Das nächste, woran ich mich erinnere, ist, dass ich mit Nicole in einem Ruderboot saß. Aber wir waren nicht mehr nur zu zweit, sondern bei uns waren zwei Männer - Mini-Männer, versteht sich, denn wir saßen ja in einem Mini-Ruderbrot und waren damit auf diesem Teich. Obwohl: Mini-Männer ist keine gute Beschreibung. Der eine von den beiden war sogar noch etwas kleiner als wir. Der andere hingegen war ungefähr dreimal so groß wie der andere. Sie waren ganz komisch angezogen - wie Leute vor sehr langer Zeit. Und zwar nicht wie alte Germanen, sondern mehr wie ... äh ... Gallier! Ja, jetzt wusste ich, wer die beiden waren, und ich sagte: "Hallo. Herzlichen Dank fürs Retten. Sagt mal, seid ihr beiden etwa Asterix und Obelix?" - "Jaaaa, die sind wir", sagte Obelix. "Jawoll", antwortete auch Asterix. "Aber woher kennt ihr uns denn?" fragte Obelix verwundert. "Och, euch zwei kennt doch jedes Kind", sagte Nicole. Das freute die beiden. "Wollt ihr auf die Fähre zu Kapitän Blaubär?" fragte uns Asterix. Wir nickten und erklärten ihnen auch, was uns passiert war. "Wir bringen euch zur Fähre", sagte Asterix, und wenn ihr wisst, wie gut Obelix rudern kann, könnt ihr euch vorstellen, dass wir schon nach wenigen Sekunden an der Außenwand der Fähre waren.

"Jetzt müssen wir noch die Strickleiter hinaufklettern, Nicole", sagte ich zu Nicole. "Das ist nicht nötig", sagte Obelix. "Ich bringe euch rauf." Und Asterix gab uns noch eine Flasche mit: "Hier ist noch etwas zu trinken für euch - von unserem Druiden. Vielleicht braucht ihr es noch." Dann nahm uns Obelix auf seine Schultern - Nicole auf die rechte, mich auf die linke - und kletterte ganz fix mit uns auf die Fähre. Dort setzte uns ab und sagte: "Macht's gut, ihr zwei! Vielleicht sehen wir uns ja noch." Und dann kletterte er die Leiter wieder runter.

Nicole und ich, wir mussten Käpt'n Blaubär suchen. Den fanden wir dann auch, oder aber er fand uns - ganz wie ihr wollt. Er sah wirklich so aus, wie man ihn aus dem Fernseher kennt. Ein gemütlicher, dicklicher, blauer Bär im Seemannsanzug, der uns fröhlich anschaute. "Moin, Kinnings", begrüßte er uns. "Was macht ihr denn hier, Kinnings? Kann ich euch vielleicht örgendwie helfen?" - "Das hoffen wir", sagte Nicole, und sie erklärte ihm, wer wir waren und was geschehen war.

"Na, daschaman 'n Ding", staunte der Kapitän. Und dann schlug er vor: "Wollt ihr nich erst mal was essen, Kinnings? Ich könnte mir vorstellen, dass ihr nach all der Aufregung 'nen Mordskouhldampf habt. Bei mir gibt's heute Fischstäbchen." Da sagten wir natürlich nicht nein, denn wir hatten wirklich so 'nen Mordskouhldampf. "Dann kommt mal mit in die Kombüse", sagte der Käpt'n.

Die Fischstäbchen waren schnell fertig, und wir aßen uns richtig satt. Als wir einigermaßen verdaut hatten, fragte uns der Käpt'n: "Sou, Kinnings. Aber nun sagt doch mal, warum ihr ausgerechnet zu mir gekommen seid?" Ich erklärte ihm: "Quasimodo hat gemeint, dass sie uns vielleicht helfen könnten, wieder groß zu werden." Der Käpt'n dachte kurz nach und fragte dann: "Ja, seid ihr euch denn sicher, dass ich euch wirklich helfen kann?" Nicole zuckte mit den Achseln. "Na ja ... das ist mehr so 'ne Hoffnung." Und dann fragte uns der Käpt'n: "Und seid ihr euch Kinnings denn wirklich sicher, dass ich euch wirklich helfen will?" - "Ja, sicher", sagten wir beide gleichzeitig, und der Käpt'n lachte: "Sou, sicher seid ihr euch sicher. Na, dann seid euch man nich zu sicher."

Und dann drehte sich der Käpt'n langsam um. Er kehrte uns jetzt den Rücken zu - aber oh Graus! Dort wo er jetzt eigentlich seinen Hinterkopf hätte haben müssen, hatte er plötzlich ein zweites Gesicht. Ein böses zweites Gesicht. Ein bitterböses zweites Gesicht. Nicole und ich, wir begriffen sofort, und gleichzeitig schrien wir laut: "Voldemort!" Voldemort - der böse Zauberer aus den Harry-Potter-Büchern!

Kalt lächelnd und ganz ruhig sagte er: "Ja, genau. Schön, dass ihr mich gleich erkennt. Dann brauche ich mich nicht extra vorzustellen." - "Was wollen Sie von uns?" fragte ich. Er lachte böse: "Na, was schon? Ich will euch beseitigen. Und zuerst wollte ich euch noch etwas verwirren. Deswegen habe ich euch auf Däumlingsgröße zusammenschrumpfen lassen."

Nicole und ich waren wirklich in Gefahr. Nicole fragte ihn wütend: "Wieso uns? Reicht es Ihnen nicht, dass Sie Harry Potter ermorden wollen?" Jetzt lachte Voldemort schallend laut: "Aber warum sollte ich das denn tun? Harry ist erstens mein bester Freund und außerdem der beste Geschäftspartner, den man sich vorstellen kann." Wir waren verwirrt, und das sah Voldemort. Und ehe wir etwas sagen konnten, erklärte er uns:

"Vor vielen Jahren haben sich Harry und ich diese Schmierenkomödie ausgedacht. Wir wollten der Welt ein ganz besonderes Theater vorspielen, und deswegen gaben wir die Harry-Potter-Bücher in Auftrag. Ich bin darin der Böse, und der gute alte Harry Potter, der Halunke, spielt den Guten. Darauf fallen nun schon seit Jahren die dummen Gören auf der ganzen Welt herein und kaufen wie bekloppt unsere Bücher, damit sie in der Klasse 'mitreden' können. Davon können Harry und ich ziemlich gut leben, das kann ich euch garantieren."

Nicole und ich sahen uns angewidert an. Aber dann sagte Nicole zu ihm: "Aber das erklärt nicht, warum Sie ausgerechnet Zack und mich 'beseitigen' wollen." Voldemort lachte immer lauter und sagte: "Ist das nicht offensichtlich? Das dient unserer Sache. Harry spielt immer den Guten. Deswegen gibt er Interviews, unterschreibt freundlich Autogramme und, und, und .... Für mich ist das nichts. Ich mache lieber die böse Dreckarbeit. Zum Beispiel räume ich alle Kinder aus dem Weg, die Harry Potter nicht lesen." Nicole beschwerte sich: "Aber ich habe Harry Potter gelesen!" Voldemort wurde sauer: "Ja, ja. Aber nur den ersten Band." Nicole zuckte mit den Schultern: "Na ja, gut. Stimmt. Das Buch hat mir schließlich nicht gefallen. Die Figuren sind völlig unglaubwürdig und die Handlung ist absolut hanebüchen. Übrigens genauso wie diese Geschichte hier."

Ehe Voldemort ihr darauf antworten konnte, beschwerte ich mich: "Aber ich - ich habe die ersten fünf Bände gelesen, und den sechsten habe ich mir schon vorbestellt." Voldemorts Fratze grinste: "Braaaav. Aber trotzdem bist du noch viel schlimmer als deine kleine belgische Freundin hier. Du erzählst selber Geschichten. Und das auch noch im Internet! Für umsonst! Du bist Konkurrenz für uns - genauso wie diese Geschwister Flunkert. Konkurrenz muss beseitigt werden. Den Käpt'n Blaubär habe ich gerade eben schon ausgeschaltet, und wenn ich euch zwei aus dem Weg geräumt habe, fliege ich noch nach Deutschland und mache die Leute von der Augsburger Puppenkiste kalt. Und ich habe noch viel zu tun: Sämtliche anderen Erzähler von Kindergeschichten müssen schonungslos e-li-mi-niert werden."

Ich muss zugeben, dass ich vor Angst zitterte. Nicole hingegen schien Durst zu haben. Sie nahm einen großen Schluck aus der Flasche. Ach ja, richtig - das war ja die Flasche, die Asterix uns gegeben hatte. Ob da der berühmte Zaubertrank drin war, der demjenigen, der den Trank trinkt, unglaubliche Kräfte verleiht ...

Es war wohl so! Ohne noch ein Wort zu verlieren, trat Nicole an Voldemort heran, machte eine Drehbewegung wie beim Karate und trat ihm mit dem Fuß in sein böses Gesicht. Voldemort flog krachend an die Wand, fiel zu Boden und blieb regungslos liegen. Ich schaute kurz nach ihm und fühlte seinen Puls. Keine Ahnung, warum ich das tat: Jedenfalls: Der Zaubertrank war wirklich wirkungsvoll, denn ... na, lasst es mich so sagen: Harry Potter 7 soll ja schon geschrieben worden sein. Aber Harry Potter 8 kann es nun mit Sicherheit nie mehr geben. Jedenfalls nicht mit Voldemort! Nicole war ganz aufgeregt und schnaufte vor Wut: "Wenn ich Harry Potter höchstpersönlich begegne, trete ich ihn genauso zusammen. Dieser widerliche Kinderbetrüger! Spielt den unschuldigen Waisenknaben und sitzt dann mit diesem miesen Hexer im Keller und zählt das Geld, das er den Kindern abgeknöpft hat."

Jetzt hatten wir aber immer noch unser altes Problem. Wir waren nach wie vor winzig klein und wollten doch wieder groß werden. Ich meinte: "Wir sollten die ganzen Schränke hier durchsuchen. Vielleicht hat Voldemort hier irgendein Mittel versteckt, das uns helfen kann." Nicole fiel auch gerade nichts Besseres ein, und wir machten die Schränke auf. Auweia! Nicht dass wir gar nichts fanden. Wir fanden VIEL ZU VIEL! Viele viele Flaschen mit irgendwelchen Tinkturen, und wir wussten ja gar nicht, was drin war!

Nicole meinte: "Ich weiß, das ist gefährlich. Aber wir müssen die Mittel einfach probieren. Eine andere Chance haben wir nicht." - "Du hast Recht. Ich fange an", sagte ich, und nahm einen Schluck aus Flasche Nummer 1. Komisch. "Ich merke nichts", sagte ich. Nicole sah mich erschrocken an und meinte: "Sei froh, dass wir keinen Spiegel hier haben. Du hast jetzt Ohren wie ein Elefant. Okay, jetzt bin ich dran." Nicole nahm eine andere Flasche, trank daraus - und bekam davon ganz viele Warzen. "Das hätte dir auch mit irgendwelchen isotonischen Sportdrinks passieren können", tröstete ich sie. Dann trank ich wieder etwas - und es passierte nichts. Aber es schmeckte mir. "Lass mich auch mal probieren", bat mich Nicole, und ich gab ihr die Flasche. Sie trank daraus und meinte: "Mmmmhm. Nicht schlecht. Schmeckt ein wenig nach Kirsche."

Und dann passierte es: Wir wuchsen ganz schnell, und ehe wir es begriffen, stießen wir mit unseren Köpfen durch die Schiffsdecke. Plötzlich saßen wir auf dem Schiff - und zwar so groß, wie wir früher waren. Und übrigens ohne Warzen und Elefantenohren. Für das Schiffsmodell waren wir jetzt viel zu groß, und es ging unter. Wir zwei konnten aber bequem an Land schwimmen - und dort standen nun viele verwunderte Kinder, die den Park besuchten, und staunten uns an.

Wir kletterten aus dem Pool und wollten ganz schnell verschwinden - obwohl wir natürlich klatschnass waren. Aber ehe wir weg waren, drehte sich Nicole noch zu den Kindern um und sagte: "Hört mal, wenn im Herbst Harry Potter 6 herauskommt - das Geld könnt ihr euch wirklich sparen."

Es grüßt euch ganz verschmitzt

Zack Zatzicki

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