Die
Wirbelsäule ist als eine Aneinanderreihung kleiner Hebelarme zu
betrachten, in der sich jeder Wirbel in Beziehung zum
Nächstangrenzenden bezieht. Hierbei ist eine sehr fein koordinierte
Muskelaktivität zur Stabilisierung und Bewegung der Wirbelsäule
(Rumpfkontrolle) notwendig. Genaugenommen ist Haltung eine
"angehaltene Bewegung in jedem Augenblick eines Bewegungsablaufs
(K.Bobath,1980)". S. Wright beschrieb bereits 1954, daß Haltung
die Basis jeder Bewegung sei, und alle Bewegung aus der Haltung
ihren Anfang nimmt und in ihr endet .
Bei allen
Bewegungen der Wirbelsäule ist Muskelaktivität gegen die Schwerkraft
notwendig. Ist der Körper ausserhalb der Schwerkraftlinie, müssen
bestimmte Muskeln in ihrem Zusammenspiel aktiv werden. Therapeutisch
bedeutet dies, ganz bestimmte Rumpfmuskeln selektiv zu aktivieren.
Susanne Klein-Vogelbach beschreibt in ihrer "Funktionellen
Bewegungslehre (FBL)" 1984 sehr anschaulich zwei grundlegende
Aktivitäten zum Zusammenspiel entsprechender Muskeln:
Die
"Brückenaktivität" und die Arbeit der "Tentakel".
Brückenaktivität: |
Wenn
bei einer Körperhaltung oder Bewegung die
Unterstützungsfläche durch mehr als eine Kontaktstelle des
Körpers mit seiner Unterlage bestimmt wird,, so bilden
diejenigen Körperabschnitte oder Teile davon, welche den
Kontakt mit der Unterlage herstellen, Brücken mit ihren
angrenzenden Körperabschnitten. Die Muskelaktivität, die diese
Brückenbogen verspannt, nennen wir Brückenaktivität.
Da die Brückenbogen an jedem Ende aufliegen, ist die
Hubbelastung gering. Dennoch kann mit Brückenaktivität eine
hohe Intensität der ökonomischen Aktivität erzeugt werden.
Die muskuläre Verspannung des in sich bewegenden Gewölbes
findet als hebende oder fallverhindernde Aktivität an der
Unterseite des Brückenbogens statt. Die Hubarmut ergibt sich
aus der Tatsache, daß kein freier Hebelarm wie bei der
Spielfunktion bewegt, gehoben, gebremst oder am Fallen gehindert
werden muß. |
Tentakel: |
Ein
"Tentakel" ist ein Teil des Körpers, der mit freiem
distalen Ende (ohne Abstützung gegen die Schwerkraft) bewegt
wird. Sobald dieser Teil nicht absolut vertikal gehalten wird,
werden die Muskelgruppen an der Oberseite des Tentakels
angespannt und wirken der Schwerkraft entgegen. |
Brückententakel: |
Bei
bestimmten Bewegungsabläufen sind Brücke und Tentakel
miteinander kombiniert, dementsprechend ändert sich das
Aktivitätsmuster. In diesem Falle treten auch die Muskeln an
der Oberseite der Brücke in Aktion, um das von ihm
entspringende Tentakel zu verankern (Beispiel: Brücke in RL,
Heben eines Beines, das zusätzliche Heben eines Armes steigert
den Aktivierungsimpuls. |
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