ZENSUR  MACHT  GLÜCKLICH

von Sebastian Biehl* (Die Achse des Guten, 15. April 2024)

Anmerkungen und ergänzende Links; Nikolas Dikigoros

Das Gallup Institut hat in seinem Welt-Glücksbericht unter anderem festgestellt, dass die Jugend, vor allem im Westen, weniger glücklich ist als früher. Das WEF fordert deshalb weniger schlechte Nachrichten.

Einige Feststellungen aus dem Welt-Glücksreport 2024 sind:

Andrew Moose, Chef des Zentrums für Gesundheit und Wohlbefinden, welches zum Weltwirtschaftsforum (World Economic Forum, WEF) gehört, schrieb in Reaktion auf die Feststellungen des Weltglücksreports, die Gründe, warum gerade junge Menschen unzufriedener werden, seien aus seiner Sicht die folgenden: wirtschaftliche Unsicherheiten wie steigende Lebenskosten und ein volatiler Arbeitsmarkt; sozialer und technologischer Druck, wie Ungleichheit und Konkurrenzdruck durch die sozialen Medien sowie Isolation wegen fehlender Unterstützungsgruppen; Angst und Unsicherheit wegen des Klimawandels (Anm. Dikigoros: doch wohl eher wegen der diesbezüglichen Panikmache und Desinformation!) und politischer Polarisation.

Zur Abhilfe empfiehlt er die folgenden vier Maßnahmen:

  1. Bessere Dienste für die psychische Gesundheit, die schon in der Schule beginnen sollen und die negativen Auswirkungen von sozialen Medien und anderen Stressfaktoren reduzieren sollen.
  2. Aktionen für kulturellen Austausch und soziale Interaktion wie Austauschprogramme, wo junge Leute zusammenleben und gemeinsam lernen und lebenslange Freundschaften formen können; Begleitung durch erfahrene, ältere Personen, die der Jugend die nötige Richtung geben, dies schließt globale Internet-Gemeinschaften mit gemeinsamen Interessen wie Umweltaktivismus und kreatives Schreiben ein.
  3. Eine Reform der sozialen Medien, womit negative Nachrichten und Falschinformationen stärker kontrolliert werden; dies müsse international koordiniert werden, um ein sichereres und positiveres Online-Umfeld für junge Menschen zu schaffen.
  4. Zukunftsgerichteter Unterricht, der weitergeht als die Aneignung akademischer Fähigkeiten; hier werden finanzielle Fähigkeiten, gesunde Online-Gewohnheiten und sicherer Umgang mit den sozialen Medien genannt.

Wie das bei groß angelegten, internationalen Untersuchungen oft der Fall ist, gibt es gewissen Tendenzen, aber auch viele Faktoren, die sich nicht eindeutig zuordnen lassen, weil die Gruppe für die Stichprobe zu vielschichtig ist. Wer will, findet immer eine Bestätigung seiner Überzeugungen.

Überhaupt: Glück zu definieren und subjektiv in verschiedenen Ländern festzustellen, ist nicht einfach. Manch einer hat alles im Leben und ist trotzdem unglücklich, weil er oder sie sich mit anderen vergleicht. Ein anderer ist glücklich, weil sein Leben weniger miserabel ist als früher. Dazu kommen noch kulturelle Faktoren und Mentalitäten, wie, dass manche Völker zu Fröhlichkeit neigen und andere zu Schwermut.

Dass mit zunehmender Erweiterung des Horizontes, gerade durch das Internet, auch die Ansprüche steigen und damit auch der Druck, wie andere, idealisierte "Influencer" zu sein, ist nicht verwunderlich. Dass auch die Jugend heute viel mehr Nachrichten mitbekommt als früher, weil der Zugang so viel schneller und einfacher ist, und Nachrichten hauptsächlich negativ sind, ist auch klar. Allerdings werden im Glücksreport gar nicht explizit schlechte Nachrichten als wesentliche Quelle für das Unglücklichsein erwähnt.

Mehr globale Beeinflussung

Moose will eine Globalismus-Agenda, der rote Faden des WEF, anhand des Welt-Glücksreport fördern. Was Moose fordert, kommt unschuldig daher, ist aber im Prinzip ein Aufruf zu mehr Zensur, mehr globaler Kontrolle und mehr Beeinflussung der Jugend in Richtung WEF-Agenda.

Besonders bei Punkt 3 lässt er etwas die Maske fallen, denn hier wird zu noch mehr Kontrolle der sozialen Medien aufgerufen, um schlechte und falsche Nachrichten zu vermindern. Es steht außer Zweifel, dass viel Müll in den sozialen Medien herumgereicht wird. Allerdings ist es bedenklich, wenn sich bestimmte Organisationen, die nicht neutral sind, berufen fühlen, zu entscheiden, was wertvoll und was schädlich ist. Wie in Punkt 2 durchschimmert, ist Vernetzung rund um das Thema Umweltaktivismus (und wir können an weitere "gesunde" Themen der Vernetzung denken) förderlich für guten sozialen Austausch, aber es darf angenommen werden, dass Vernetzung und Austausch über Themen, die heute als "rechts" gelten, nicht als förderlich angesehen wird. Negative Nachrichten von der Jugend fernzuhalten, um sie weniger unglücklich zu machen, scheint erstmal keine schlechte Idee. Allerdings sind negative Nachrichten, die die Jugend unglücklich machen, nicht nur solche von Krieg und Massakern, sondern auch ständige Schreckensszenarien zum Klimawandel.

Auch mit den Falschinformationen ist das so eine Sache. Davon gibt es haufenweise, aber manche sogenannte Falschinformationen sind auch einfach unliebsame Meinungen, die sich dann später doch bestätigen, wie in der Corona-Zeit zu sehen war.

Persönlich denke ich, dass weniger Zeit im Internet und speziell in den sozialen Medien zugunsten von mehr Zeit mit Familie und Freunden (wenn dabei nicht jeder auf sein Handy starrt) sinnvoll ist. Aber das staatlich einzuschränken führt nur zur Rebellion und zum "jetzt erst recht". Wenn man selbst erlebt, dass ein Picknick im Park, eine Wanderung mit Freunden, ein gemeinsames Essen glücklicher machen als ewige TikTok-Videos (Anm. Dikigoros: "TikTok, c'est toc toc" :-) oder Twitter-Debatten (Anm. Dikigoros: "Twitter heißt jetzt X - und taugt noch immer nichts." Abwandlung eines Werbespruchs für Raiders aus den 1970er Jahren :-), dann wird man etwas ändern, aber sicher nicht wegen Zensur und Bevormundung.


Quellen:


*Sebastian Biehl, Jahrgang 1974, arbeitet als Nachrichtenredakteur für die Achse des Guten und lebt, nach vielen Jahren im Ausland, seit 2019 mit seiner Familie in Berlin.


zurück zu EU entwickelt Zensur-Maschine

zurück zu Die Zensur-Industrie und ihre Handlanger