Der größte Schwindel aller Zeiten

20 Jahre danach: Reportage über "Hitlers Tagebücher"

Norddeutscher Rundfunk, 21./22. April 2003)

Am 25. April 1983 trat "Stern"-Chefredakteur Peter Koch vor die versammelten Medien und erklärte: "Die Geschichte des Dritten Reiches wird in weiten Teilen neu geschrieben werden müssen." Der "Stern" sei im Besitz von Hitlers geheimen Tagebüchern. Die Welt hielt einen Augenblick den Atem an. Ganze elf Tage später war der Skandal perfekt. Des Führers 60 Kunstleder-Kladden - vom "Stern" für fast zehn Millionen DM erworben - entpuppten sich als simple Fleißarbeit eines Fälschers: Konrad Kujau.

In seinem Film "Hitlers Tagebücher" dokumentiert Volker Präkelt den Skandal, seine Ursachen und seine Folgen - 20 Jahre danach. Wie konnte all das geschehen? Entlarvte doch der New Yorker Graphologe Kenneth Rendell die Fälschung mit einfachsten Mitteln innerhalb von wenigen Stunden. Der "Stern" hatte dafür über zwei Jahre Zeit gehabt. Wollte man, koste es was es wolle, an die journalistische Sensation des Jahrhunderts glauben? An Hitler-Sätze aus den Tagebüchern wie diesen: "Ich werde, sollte ich mal etwas Geld haben, ein ruhiges Plätzchen kaufen und mir ein kleines Häuschen darauf bauen." Solcherart Zitate werden in der Dokumentation vom "Schtonk"-Hauptdarsteller Uwe Ochsenknecht fröhlich-zynisch vorgetragen.

Das Aktendepot Hitlers, ein geheimnisvoller Flugzeugabsturz, Bormanns Doppelgänger und Görings Yacht: Reale und irreale Zutaten der Affäre sind die eines Thrillers. Selbst Medienmogule wie Rupert Murdoch pokerten beim Ausverkauf von Hitlers angeblich weltbewegenden Aufzeichnungen mit. Zum ersten Mal bekennen sich in Präkelts Film auch Vertreter von renommierten Blättern wie "Sunday Times" und "Newsweek" zu ihrer zweifelhaften Rolle bei dem Hitler-Veröffentlichungsgeschäft. "Veröffentlichen!", so Rupert Murdoch, nachdem er bereits von der Fälschung erfahren hatte, und fügte hinzu: "Schließlich sind wir im Unterhaltungsgeschäft!"


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