Cancel Culture im Dresdner Zwinger:

Staatliche Museen benennen 143 Kunstwerke um

von Jesko zu Dohna (Berliner Zeitung, 14. September 2021)

mit Bildern und ergänzenden Links von Nikolas Dikigoros

Die politische Korrektheit macht auch vor Kunst nicht halt. Die Staatlichen Museen in Dresden (SDK) benennen ihre Kunstwerke um: "Kleinwüchsiger" statt "Zwerg".

Dresden. Im 18. Jahrhundert machte der schillernde August der Starke, Kurfürst von Sachsen und in Personalunion König von Polen, Dresden zur Kunstmetropole Europas. Der Zwinger mit Gemäldegalerie Alte Meister, dem Kupferstichkabinett, Grünem Gewölbe oder das Albertinum locken mit ihren sagenhaften Kunstschätzen jährlich fast 2,5 Millionen Besucher aus der ganzen Welt an.

Doch viele dieser Kunstwerke wie etwa der "Mohr mit Smaragden" von 1727 vom Hofgoldschmied Johann Melchior Dinglinger aus dem Juwelenzimmer des Grünen Gewölbes, eine prunkvolle 63 cm hohe geschnitzte Figur eines Farbigen aus Birnbaumholz behangen mit Edelsteinen und Schildpatt, sind bald nur noch schwer wiederzufinden. Denn seit Anfang vergangenen Jahres durchkämmen die Kuratoren und Mitarbeiter der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SDK) die Titel der Werke auf politische Korrektheit. Laut sächsischem Tourismusministerium sollen inzwischen 143 Kunstwerke "auf rassistische oder anderweitig diskriminierende Begriffe oder Inhalte" geprüft - und politisch korrekt umbenannt worden sein. Die Behörde reagierte damit auf eine kleine Anfrage des AfD-Abgeordneten Thomas Kirste im sächsischen Landtag.

Und dem Bildersturm fielen und fallen die historischen Titel teilweise weltberühmter Kunstwerke zum Opfer, die Kunsthistoriker nun vermutlich nur noch schwer in alphabetisch sortierten Verzeichnissen oder Katalogen finden. Wörter wie "Eskimo", "Eingeborener" oder "Zigeuner" wurden in "zeitgemäße" Formulierungen geändert. Die Bronzestatuette "Schwarze Venus" zum Beispiel heißt heute "Afrikanerin mit Spiegel".

Der Titel eines niederländischen Gemäldes aus dem 17. Jahrhundert wurde etwa vom eingängigen "Hund, Zwerg und Knabe" in den sperrigen Titel "Hund, kleinwüchsiger Mann und Junge" umbenannt.

Und die Behörde wird es nicht bei den 143 Kunstwerken belassen, denn der Bestand aller bislang in der Daphne-Datenbank erfassten Objekte der SDK beträgt heute knapp 1,5 Millionen Stück.

Betroffene Kunstwerke (Auswahl):

Kritik kam nicht nur von der AfD-Fraktion im Landtag, sondern auch vom Historiker Michael Wolffsohn. In der BILD-Zeitung äußerte er scharfe Kritik am Vorgehen der Behörde: "Merken denn die Umbenenner vom Dienst nicht, wie sehr sie sich und die eigentlich gute Absicht zum Gespött machen?


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