Voyeurismus und Sexismus
Vor allem in Zeiten, wo noch öffentliche Hinrichtungen an
der Tagesordnung waren, standen Galgen und Schaffott im Mittelpunkt des
Interesses . Öffentliche Hinrichtungen zogen immer dann , wenn sie
spektakulär waren oder besonders populären Personen galten,
die Aufmerksamkeit der Schaulustigen auf sich .
Dies galt vor allem für die Hinrichtungen von Frauen . Man schrieb zum Besipiel dem Blut von Enthaupteten oder den Haaren von Todeskandi- datinnen eine besondere magische Wirkung zu . Die Herausgeber von sogenannten Moritaten- blättern verwandten viel Phantasie darauf, sowohl die abscheulichen Untaten der Verurteilten als auch den Vorgang der Hinrichtung selbst in allen Details ausführlich zu beschreiben und darzustellen . Das hat sich bis heute kaum geändert ..... C. Marasotti, Blutorgien der Gewalt |
Als dann später die Justiz davon abkam die Todesstrafe an öffentlichen Plätzen zu vollziehen und man sich in die Abgeschiedenheit eines Gefängnishofes oder eines Hinrichtungsraums zurückzog , war das Interesse an diesen "Schauspielen" immer noch sehr gross . Da aber jetzt die Zahl der Hinrichtungs- Zeugen zwangsläufig begrenzt war , bedurfte es schon einiger Beziehungen um "dabei" sein zu können . Hier waren es jetzt die Angehörige der oberen Stände (Offiziere, Anwälte, Richter , Ärzte , Medizin - und Jurastudenten) die "ein berechtigtes Interesse" glaubhaft machen mussten um in den Genuss einer offiziellen Einladung zu kommen .
Man kann sich vorstellen , welcher Art dieses Interesse war ,
vor allem wenn eine Hinrichtung einer Verbrecherin anstand . Hier
hatte nun der männliche Sexismus seine Revanche , wenn man bedenkt
dass ab 1900 die weiblichen Emanzipationsbestrebungen immer agressiver
wurden und die Männer immer mehr in die Defensive gedrängt wurden
.
In den heutigen "zivilisierten" Länder , die noch die Todesstrafe
anwenden ( aber kann man mit
gutem Gewissen diese Länder zivilisiert nennen ?) geschieht
es meistens unter Ausschluss der Öffentlichkeit .
Die USA lassen dennoch Zeugen mit "berechtigtem Interesse" (Angehörige
der Verbrechensopfer !) bei ihren "klinischen Operationen" , die mich an
Dr. Mengele und Auschwitz erinnern , teilhaben - vielleicht
weil sie annehmen dass dann die Mit-Verantwortung fûr die Tötung
eines Menschen auch von jenen getragen wird ...
Die Rolle der Moritatenblätter wurde in heutiger Zeit vom Film
übernommen , insbesondere in den unzähligen "Court-Room"
Movies , die auf melodramatische Art das Schicksal von "Verbrecherinnen"
schildern , von ihrer Verhaftung bis zum bitteren Ende .
Heute werden ausserdem in Comics mit sadistischer Komponente besonders gerne Hinrichtungen von Frauen ( vor allem das Hängen am Galgen, das anscheinend eine besondere erotische Ausstrahlung besitzt) ) benutzt , um die Auflage zu steigern.
Hier ein paar Bildbeispiele aus einem italienischen Comic-Heft :
"Fahr zur Hölle, mein Liebling !" So der zynische
Kommentar des Henkers
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Hier kommt jetzt zu der erotisch-sadistischen, frauenfeindlichen auch noch eine nekrophile Komponente hinzu , wobei der Betrachter dieser Illustrationen sich durch den leblos hängenden Körper der Delinquentin sexuell erregt fühlt
Siehe auch : Galgenblüten - Erotische Phantasien