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Geographie und Geschichte Pozzuolis (Hafen, Macellum, Amphitheater) Wohl seit 531 v.Chr. war das heutige Pozzuoli Stätte einer Kolonie von Flüchtlingen aus Samos geworden: Dikaiarchaia, d.h. der Sitz der Gerechtigkeit, im Gegensatz zur Tyrannis des Poykrates, der sich die Auswanderer entziehen wollten.Die Kolonie gewann für die Samniten von Cumae, die den Platz besetzten und nun (wieder) Puteoli benannten Bedeutung als Hafenplatz für ihren Hauptort Capua; denn die Mündung des Flusses von Capua, des Volturnus, war als Hafen ungeeignet, da sie andauernd verschlammte.
Während der Christenverfolgungen sollen hier i.J. 305der Bischof Ianuarius von Benevent und der Diakon von Puteoli Proculus umgekommen sein, die dann Schutzheilige der Städte Neapel und Pozzuoli wurden. Mit der Zeit wurden im mit Schutt und Erde gefüllten Amphitheater Behausungen errichtet und 1689 auch eine kleine, dem hl.Ianuarius geweihte Kirche; diese wurde1837 abgerissen, als unter Ferdinand II Bourbon Ausgrabungen angeordnet wurden, die sich bis ins nächste Jahrhundert hinziehen sollten. Zwischen 1839 und 1845 legte der Architekt Bonucci einen Großteil des Souterrain, in der dann folgenden Grabungskampagne E. Ruggiero (1850-1855) und G.Fiorelli (1880-1882) die Arena frei. Die Arbeit wurde zwischen 1926 und 1947 von A. Maiuri weitergeführt, dem auch die erste wissenschaftliche Darstellung des Bauwerks zu danken ist. Pozzuoli, Amphitheatrum Flavium - Sicht aus Nordosten Allgemein wird der Bau des Amphitheaters in flavischer Zeit angesetzt - gleichlautende Inschriften an den 4 Toren der Längs- und Querachsen bestätigen dies: COLONIA FLAVIA AUGUSTA PUTEOLANA PECUNIA SUA: "Die Gemeinde Puteoli, ausgezeichnet vom Kaiser mit dem Titel Colonia Flavia Augusta hat das Bauwerk auf eigene Kosten errichtet." Das war eine große Leistung, auch wenn der Bau sich über Jahrzehnte erstreckte und die Ausschachtung unter Arena-Niveau und der Ausbau der Carceres für die Tiere erst unter den Nachfolgern Domitians in jüngerer Technik reinen Ziegelbaus aller Pfeiler vorgenommen wurde. Erwägenswert ist jedoch auch auf Basis jüngerer epigraphischer Funde ein Bau bereits neronischer Zeit, der sich gut in Neros hochfliegende Pläne zur Erweiterung der Kolonie, die u.a. die Anlage eines Durchstichs von Baiae zum Lago di Licola und eine Kanalverbindung bis Ostia vorsahen, einfügen würde. Auch der Gebrauch von opus reticolatum in einigen erhaltenen Bauabschnitten würde eine solche Datierung stützen. Dann wäre das Amphitheater identisch mit demjenigen, in dem i.J. 66 die von Cassius Dio überlieferten großartigen Spiele zu Ehren des Tiridates, des Königs von Armenien, stattfanden. In diesem Fall würde sich die o.g. Inschrift auf die Fertigstellung oder weitere künstlerische Ausgestaltung beziehen (vor allem,wenn man sich vor Augen führt, daß die Erwähnung des Namens Nero infolge seiner damnatio memoriae zu vermeiden war).
Bei einer Achsenlänge von 149x116 m (gegen 188x156 m am Kolosseum) war das Amphitheater von Puteoli nach dem Kolosseum und dem Amphitheater von Capua das drittgrößte im Römischen Reich. Es bot 35000 bis 40000 Zuschauern Platz. Die cavea hatte drei Ränge von 8, 16 und 15 Stufen, summa, media und ima; die Sitzreihen waren durch schmale Treppen in Keile (cunei) geteilt, die beziffert waren. Besondere Stufengruppen waren einzelnen Vereinen und Priesterkollegien zugewiesen. Pozzuoli, Souterrain des Amphitheaters
Für die Bewältigung des Zuschauerandrangs war die Führung der Treppen und die Verteilung der Zugänge in der Ellipse entscheidend. Der Haupteingang befand sich im Süden, wo ein Nymphaeum in 15 m Entfernung dem Bau gegenüberlag.
Vom inneren Umgang führt am Südeingang eine Treppe in einen Gang auf dem
Niveau der Arena, in dem sich die Gladiatoren aufhielten. Über eine weitere
Treppe gelangt man auf den Boden der Ausschachtung, deren Rand die Tierkäfige
bildeten. Solche unterirdischen Anlagen sind nirgends so gut erhalten, wie in
Puteoli, waren allerdings auch hier im Tuffstein besonders leicht und
dauerhaft, durch bloße Ausschachtung und dann Aufmauerung von Ziegelwänden (im
opus latericium) zu schaffen.
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