Homepage

Interessen


Kommentierte Bilder


Favoriten

Kreuzworträtsel Latein

Exkursionen Latein

Homepage

 

Geographie und Geschichte Pozzuolis (Hafen, Macellum, Amphitheater)

Wohl seit 531 v.Chr. war das heutige Pozzuoli Stätte einer Kolonie von Flüchtlingen aus Samos geworden: Dikaiarchaia, d.h. der Sitz der Gerechtigkeit, im Gegensatz zur Tyrannis des Poykrates, der sich die Auswanderer entziehen wollten.
Die Kolonie gewann für die Samniten von Cumae, die den Platz besetzten und nun (wieder) Puteoli benannten Bedeutung als Hafenplatz für ihren Hauptort Capua; denn die Mündung des Flusses von Capua, des Volturnus, war als Hafen ungeeignet, da sie andauernd verschlammte.

 


Rekonstruktion der antiken Küstenlinie des Golfs von Pozzuoli mit Baiae rechts, dem Lucriner und Averner See und  Pozzuoli im Hintergrund; im Vordergrund Cumae und seine Küste


Seit 194 v.Chr. Colonia römischer Bürger fanden die Kaufleute des reichen Kampanien hier das Tor zum Meer, insbesondere zum Handel mit den Griechen von Athen und West-Kleinasien. Luxuswaren des Orients, aber auch Papyrus, Leinen und Glas aus Ägypten wurden hier gelandet. Bald wurde die Ankunft der Getreideflotte aus Ägypten zum Ereignis des Jahres. Umgekehrt wurden Wein und Öl, Parfüme und Eisenwaren als Erzeugnisse Kampaniens nach Alexandreia und ins westliche Mittelmeer ausgeführt.
Für die Gesandtschaften östlicher Staaten, aber auch für Einzelreisende wurde Puteoli zu dem Hafen Roms, weil die Schiffseigner hier sicherer als in Ostia mit gewinnbringender Rückfracht rechnen konnten (wohl auch, weil Ostia zunehmend versandete).


 

 
Im Mittelalter teilte das Amphitheater das Schicksal des Kolosseums und diente als Steinbruch; Wandverkleidungsplatten und Statuen aus Marmor wanderten in den Kalkofen.
Während der Christenverfolgungen  sollen hier  i.J. 305der Bischof Ianuarius von Benevent und der Diakon von Puteoli Proculus umgekommen sein, die dann Schutzheilige der Städte Neapel und Pozzuoli wurden.
Mit der Zeit wurden im mit Schutt und Erde gefüllten Amphitheater Behausungen errichtet und 1689 auch eine kleine, dem hl.Ianuarius geweihte Kirche; diese wurde1837 abgerissen, als unter Ferdinand II  Bourbon Ausgrabungen angeordnet wurden, die sich bis ins nächste Jahrhundert hinziehen sollten.
Zwischen 1839 und 1845 legte der Architekt Bonucci einen Großteil des Souterrain, in der dann folgenden Grabungskampagne E. Ruggiero (1850-1855) und G.Fiorelli (1880-1882) die Arena frei. Die Arbeit wurde zwischen 1926 und 1947 von A. Maiuri weitergeführt, dem auch die erste wissenschaftliche Darstellung des Bauwerks zu danken ist.
 

Pozzuoli, Amphitheatrum Flavium - Sicht aus Nordosten

 
Allgemein wird der Bau des Amphitheaters in flavischer Zeit angesetzt - gleichlautende Inschriften an den 4 Toren der Längs- und Querachsen bestätigen dies: COLONIA FLAVIA AUGUSTA PUTEOLANA PECUNIA SUA: "Die Gemeinde Puteoli, ausgezeichnet vom Kaiser mit dem Titel Colonia Flavia Augusta hat das Bauwerk auf eigene Kosten errichtet." 
Das war eine große Leistung, auch wenn der Bau sich über Jahrzehnte erstreckte und die Ausschachtung unter Arena-Niveau und der Ausbau der Carceres für die Tiere erst unter den Nachfolgern Domitians in jüngerer Technik reinen Ziegelbaus aller Pfeiler vorgenommen wurde.
Erwägenswert ist jedoch auch auf Basis jüngerer epigraphischer Funde ein Bau bereits neronischer Zeit, der sich gut in Neros hochfliegende Pläne zur Erweiterung der Kolonie, die u.a. die Anlage eines Durchstichs von Baiae zum Lago di Licola und eine Kanalverbindung bis Ostia vorsahen, einfügen würde. Auch der Gebrauch von opus reticolatum  in einigen erhaltenen Bauabschnitten würde eine solche Datierung stützen. 
Dann wäre das Amphitheater identisch mit demjenigen, in dem i.J. 66 die von Cassius Dio überlieferten großartigen Spiele zu Ehren des Tiridates, des Königs von Armenien, stattfanden.  In diesem Fall würde sich die o.g. Inschrift auf die Fertigstellung oder weitere künstlerische Ausgestaltung beziehen (vor allem,wenn man sich vor Augen führt, daß die Erwähnung des Namens Nero infolge seiner damnatio memoriae zu vermeiden war). 

 

 

Pozzuoli, Amphiteatrum Flavium Plan nach A. Maiuri, 1955
 
Bei einer Achsenlänge von 149x116 m (gegen 188x156 m am Kolosseum) war das Amphitheater von Puteoli nach dem Kolosseum und dem Amphitheater von Capua das drittgrößte im Römischen Reich. Es bot 35000 bis 40000 Zuschauern Platz. 
Die cavea hatte drei Ränge von 8, 16 und 15 Stufen, summa, media und ima; die Sitzreihen waren durch schmale Treppen in Keile (cunei) geteilt, die beziffert waren. Besondere Stufengruppen waren einzelnen Vereinen und Priesterkollegien zugewiesen.
 

Pozzuoli, Souterrain des Amphitheaters

 

Pozzuoli, Souterrain des Amphiteaters 
 

Für die Bewältigung des Zuschauerandrangs war die Führung der Treppen und die Verteilung der Zugänge in der Ellipse entscheidend. Der Haupteingang befand sich im Süden, wo ein Nymphaeum in 15 m Entfernung dem Bau gegenüberlag.

 

Pozzuoli, Amphitheatrum Flavium: Inneres einer der Zellen - auf den Löchern konnten Holzgestänge ruhen
 

Pozzuoli, Amphitheatrum Flavium -Aufgang zu den oberen Rängen
 

Pozzuoli, Souterrain des Amphitheaters - in den Arkaden links befanden sich die Käfige der wilden Tiere. Die Öffnungen oben ermöglichten es, die Käfige direkt in die Arena zu heben.
 

Pozzuoli, Arena des Amphi- theaters - gut zu sehen die Fall-
türen für den Transport der Käfige
 

Vom inneren Umgang führt am Südeingang eine Treppe in einen Gang auf dem Niveau der Arena, in dem sich die Gladiatoren aufhielten. Über eine weitere Treppe gelangt man auf den Boden der Ausschachtung, deren Rand die Tierkäfige bildeten. Solche unterirdischen Anlagen sind nirgends so gut erhalten, wie in Puteoli, waren allerdings auch hier im Tuffstein besonders leicht und dauerhaft, durch bloße Ausschachtung und dann Aufmauerung von Ziegelwänden (im opus latericium) zu schaffen. 
Im untersten Stockwerk liegen am Umgang insgesamt 40 Zellen oder Käfige (carceres), im höheren ebensoviele, aber hier sind sie eingeengt durch einen nur 1 m breiten Bedienungsgang; aus den carceres wurden die Bestien in Holzkäfigen mittels Flaschenzügen durch die Schachtlöcher in die Arena gehoben.
In der Längsachse war eine Strecke von 43 m, die heute als grabenförmiger Schacht wirkt, ebenfalls mit abnehmbaren Holzbohlen gedeckt. Auf ihre Sohle, in 6,70 m Tiefe unter der Arena, führten Rampen von beiden Enden der Längsachse.
Über die Rampen wurden die Bestien vor der Vorstellung in die carceres gebracht, nach ihr war es möglich, den Boden des Kellers (aber nicht auch die Fläche der Arena) mit Wasser aus der Serino-Leitung zu überfluten und zu reinigen.

 

Pozzuoli, Souterrain des Amphitheaters
 


Heute dienen die Kellergewölbe zur Aufbewahrung der erhaltenen Architekturglieder, namentlich vom obersten Geschoß.

Der geringe Umfang der baulichen Veränderungen während der gesamten Nutzungsdauer erweist, daß in Puteoli, (wie am gleichzeitigen Kolosseum in Rom), und in Capua die bleibende zweckdienliche Form gefunden wurde, die die Vorstufe in Pompeji weit hinter sich ließ.
Da die Gladiatorenspiele in Kampanien ihre eigentliche Heimat hatten, bleibt nur offen, ob etwa in Capua schon das Vorbild für das Amphitheater von Puteoli und seine Parallele in Rom gestanden hat.

 

 

 

 Counter

Hosted by www.Geocities.ws

1