Das enthält diese Seite:
Ein Hinweis: Die Angaben, Techniken und Tricks, die ich hier verrate, basieren auf persönlicher Erfahrung. Ich mußte ohne Anleitung und Lehrbücher auskommen, und habe mir alles selber erarbeitet. Es kann also durchaus sein, daß die professionellen Hersteller anders arbeiten. Ich versuche zwar, hier gut funktionierende Rezepturen und Techniken anzugeben, kann diese aber nur auf der Basis der Materialien, die mir zur Verfügung standen, beurteilen. Ich übernehme deshalb keine Garantie dafür, daß alles mit dem speziellen Gummimaterial, das Du gerade verwendest, genauso funktionieren wird. Ich hafte also insbesondere nicht für Schäden, die durch meine Anleitungen entstehen.
Bemerkung: Ich habe selber einige bittere Erfahrungen gesammelt, bis ich
langsam die Techniken herausfand, wie man Gummistoff verarbeitet, d.h. schneidet.
anpaßt, klebt, näht usw. Wenn Du selber handwerklich nicht allzu
geschickt sein solltest, probiere zunächst mit ein paar Abfallstücken,
deren Verlust Du verschmerzen kannst. Gummistoff ist ein schwieriges Material,
allerdings immer noch einfacher als Latex.
Bevor Du nun in die Vollen gehst, und wild draufloskleisterst, lies vielleicht ein paar meiner Tricks, um vor unnötigem Schaden bewahrt zu bleiben!
vor dem Kleben |
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Nach dem Kleben | Nachnähen der Nähte mit der Nähmaschine. |
Kleberauswahl:
Ich habe Versuche mit vielen Klebern gemacht. Nun ist aber nicht jedes Fabrikat
für unsere Zwecke geeignet... und manche, die als geeignet verkauft
werden, sind von zweifelhafter Festigkeit. Die typischen
Einkomponenten-Universalkleber sind ungeeignet - Gummiwäsche
läßt sich nun mal nicht mit "UHU" reparieren (was nicht
ausschließt, daß dieser Kleber für andere Zwecke hervorragend
geeignet ist).
Auch Zweikomponenten-Kleber mit getrenntem Binder und Härter sind wenig
brauchbar. Sie kleben zwar ausgezeichnet, härten aber. Genau
das aber ist für Kleidungstücke, die aus einem flexiblen Material
sind, fehl am Platze. Spätestens nach einigen Tagen und bei etwas
Biegebelastung beim Anziehen des Kleidungsstückes platzt der Kleber
und die Naht wird brüchig.
Für Gummi verwende ich normalerweise Kontaktkleber. Nun ist aber auch "Pattex compact" nicht der ideale Gummiwäschekleber. Ja welcher denn nun? Auch, wenn ich mich jetzt der Gefahr der Schleichwerbung aussetze; der meinen Erfahrungen nach bislang geeignetste ist der Klebus von Teroson. Eigentlich ist er ein ein zugfester Karosseriekleber für flexible Gummidichtungen (dämmert's?). Dieser Kleber wird in praktischen Blechflaschen geliefert, bei denen ein Pinsel zum Auftragen im Deckel integriert ist. Wenn mal so die halbe Flasche leer ist, wird es ungemein anstrengend, sie aufzuschrauben, da der Deckel selbst sehr gut festklebt. .. Klebt also, wie's aussieht, ganz gut.
Allgemein gilt beim Kleben: Weniger ist mehr! Ein klebertriefendes Werkstück wird nicht gelingen. Es gibt zwei Varianten, Kontaktkleber zu verwenden:
Die klassische Kontaktkleber-Variante |
Beide Klebeflächen mit dem Kleber dünn einstreichen. Warten,
bis sie fingertrocken sind, also ca. 15-20 Minuten. Dann die Klebeflächen
passgenau und faltenfrei aufeinanderlegen - das muß auf Anhieb klappen,
Korrekturen sind nahezu unmöglich - und dann pressen. Das kann bei kleinen
Flächen und Ecken sehr gut mit einem Falzbein geschehen. Dazu wird einfach
kräftig mit dem Falzbein angedrückt und gerieben. Größere,
ebene Flächen können auch mit zwei
Preßbrettern und einer geeigneten
Anzahl Schraubzwingen gepreßt werden, was zu sehr glatten Flächen
führt. Als Preßbretter eignen sich weiß kunststoff-beschichtete
Spanplatten mit 19mm Stärke. Am besten kaufst Du für wenig Geld
Abfallstücke aus dem Baumarkt. Du darfst nur nicht vergessen, die Kanten
mit einer Feile etwas zu runden, damit später beim Pressen keine
häßlichen Spuren ins Gummimaterial gedrückt werden. Die
Bauanleitung für perfekte Preßbretter findest Du
hier. Auf jeden Fall sollte ausreichend kräftig - das ist wichtiger als lang - gepreßt werden. Mit dem Falzbein gründlich und zweimal im Abstand von 5 Minuten. Die Schraubzwingenlösung darf mindestens eine Stunde warten. Nach dem Kleben sollte aber das Ergebnis nicht gleich belastet werden. Eine Wartezeit von einem Tag ist angebracht, bevor das Gummiwerkstück bestimmungsgemäß verwendet wird. Bei langen Klebenähten ergeben sich aber Schwierigkeiten. Da dieser Kontaktkleber - wie alle anderen auch - lösungsmittelhaltig ist, bewirkt er ein Kräuseln der Gummioberfläche. Dies ist besonders an Kanten lästig. Gummi ist zudem ein flexibles und dehnbares Material, was bewirkt, daß es unmöglich ist, mit dieser Technik die z.B. 250cm lange Kante eines Bettlakens faltenfrei zu kleben. Aus diesem Grund und wegen großer Faulheit und Ungeduld, habe ich die zweite Lösung erdacht. |
Die RubberHans Faulenzer-Variante |
Bisher nur mit dem Klebus erprobt.... Mit einem Klebeband werden die Klebestellen so fixiert, daß ein Abklappen des einen Teiles möglich ist. Nun wird sehr zurückhaltend, aber gleichmäßig, der Kleber aufgetragen und - je nach Größe - ein Teil oder die gesamte Fläche wieder zusammengeklappt. Andrücken mit den Handflächen für ca. 1/2 Minute und dann mit dem Falzbein wie vorher. Mit dieser Technik lassen sich auch längere Nähte faltenfrei kleben. Die Festigkeit ist nahezu genausogut wie bei der ersten Lösung, da weniger Kleber verwendet wird. Detaillierte Beschreibungen findest Du in den Technischen Tricks. |
Sicherheitshinweise:
Kontaktkleber sind oft lösungsmittelhaltig, die
gesundheitsschädlich sind. Arbeite also in einem gut durchlüfteten
Raum und laß das Rauchen! Kontaktkleber sind ausgezeichnet brennbar
und die Dämpfe können bei passendem Mischungsverhältnis mit
Luftsauerstoff sogar verpuffen! Auch bei der Benutzung von Terpentinersatz,
Aceton und anderen Lösungsmitteln solltest Du dieselbe Vorsicht walten
lassen. Ich würde nur ungern in der Zeitung
die Schlagzeile lesen: "Gummifetischist sprengt sich in die
Luft". Details auf der Seite mit den
Sicherheitsratschlägen.
Wie's nun nach dem Kleben
weitergeht... Die Klebenaht liegt vor Dir.
Dumm nur, daß etwas Kleber aus den Kanten hervorgequollen ist. Den
überstehenden Kleber entfernst Du am Besten so früh wie sinnvoll
möglich mit Lösungsmittel, einem fusselfreien Tuch, Geduld und
etwas Anstrengung. Vergiß nicht, die lösungsmittelbenetzten
Flächen abzutrocken, damit sich das Material nicht unnötig wellt!
Da ein wenig vom Lösungsmittel unter die frischgeklebte Kante dringt,
ist es zweckmäßig, die Ränder nochmals mit dem Falzbein
kräftig anzudrücken.
Bäh! Da sind ja doch
noch ein paar kleine Falten drin! Und nun? Mein Trick ist dieser: Ich habe
einen glatten Hartholzkotz (Buche) mit gerundeten Kanten, ein altes
Bügeleisen und eine weiß beschichtete Spanplatte als Unterlage.
Da Kontaktkleber bei Wärme weich werden, können die Falten gelegentlich
mit einem Bügeleisen erwärmt und geplättet werden. Dazu: Stufe
2 schalten, evtl. etwas höher. Das mußt Du experimentell
ermitteln; zu "kühl" ist immer besser als geringfügig zu heiß.
Wenn's zu heiß wird, verdirbt der Kleber und die Naht rollt sich schlimmer,
als zuvor die Falten waren. Gehen wir aber vom guten Fall aus: Sobald die
Klebestelle warm ist, Bügeleisen wegnehmen und mit dem Holzklotz die
Wellen kräftig anpressen und reiben. Das dauert eine Weile, bis der
Stoff wieder kalt ist und die Wellen (leidlich) verschwunden sind - aber
dauerhaft. Die genaue Arbeitstechnik findest Du in den
Technischen Tricks.
Schlußendlich: Vergiß
nicht, die Klebestelle und besonders die mit Lösungsmittel behandelten
Flächen wieder gut einzupudern und das Puder kräftig einzureiben.
Viel Spaß mit dem Gummiwäsche-Werkstück!