Selbermachen aus Gummi

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04.10.2001
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Hier ist ein Schnell-Lehrgang für Neugierige. In ein paar wenigen Abschnitten erfährst Du die wesentlichen Arbeitsschritte, die Du beim Selbermachen von Gummikleidung beachten solltest. Für's Detailwissen solltest Du jeweils in die passenden technischen Triscks weiterblättern. Diese Kurzbeschreibung ähnelt sehr stark der korrespondierenden Beschreibung für das Herstellen von Latexkleidung. Ich habe versucht, die wesentlichen Aspekte herauszuarbeiten. Die feinen Unterschiede findest Du jeweils bei den technischen Einzelbeschreibungen.

Ein Hinweis

Die Angaben, Techniken und Tricks, die ich hier verrate, basieren auf persönlicher Erfahrung.  Ich mußte ohne Anleitung und Lehrbücher auskommen, und habe mir alles selber erarbeitet. Es kann also durchaus sein, daß die professionellen Hersteller anders arbeiten. Ich versuche zwar, hier gut funktionierende Rezepturen und Techniken anzugeben, kann diese aber nur auf der Basis der Materialien, die mir zur Verfügung standen, beurteilen. Ich übernehme deshalb keine Garantie dafür, daß alles mit dem speziellen Gummimaterial, das Du gerade verwendest, genauso funktionieren wird. Ich hafte also insbesondere nicht für Schäden, die durch meine Anleitungen entstehen.

Bemerkung: Ich habe selber einige bittere Erfahrungen gesammelt, bis ich langsam die Techniken herausfand, wie man Gummistoff verarbeitet, d.h. schneidet. anpaßt, klebt, näht usw. Wenn Du selber handwerklich nicht allzu geschickt sein solltest, probiere zunächst mit ein paar Abfallstücken, deren Verlust Du verschmerzen kannst. Gummistoff ist ein schwieriges Material, allerdings immer noch einfacher als Latex.

Anregungen

Aus Gummstoff lassen sich besonders gut flächige Gegenstände anfertigen. Gummi ist gut geeignet für Bettwäsche, Schürzen, weite Capes usw. Schwieriger ist die Anfertigung enger Kleidungsstücke wie Slips oder Bodies. Viele Anregungen und Anleitungen findest Du in meiner Zeichenmappe.

Vorbereitung

Allein die Vorbereitung des Gummistoffes kann aufwendig werden... Wenn Du wie ich, auch sehr gerne das intensive Gefühl von Gummi auf der Haut spürst, wirst Du feststellen, daß der  eine oder andere käufliche Gummistoff nicht nur zu glatt ist, sondern auch eine Puderung oder gar Oberflächenbeschichtung hat, die sich nur sehr schwer entfernen läßt. Diese Puderung behindert das Kleben und ist auch auf der Haut nicht sehr angenehm. Ich schneide also die Teile zu und lege sie anschließend in die Badewanne. Zunächst werden sie mit handwarmen Wasser und Seife gründlich gewaschen. Anschließend mit der Brause und klarem Wasser abgespült. Jetzt kommt's! Mit einer Wurzelbürste, Flüssigseife und etwas Wasser werden alle Oberflächen des Gummistoffes kräftig und gleichmäßig gebürstet, bis sie matt und leicht rauh sind. Diese Arbeit ist zwar nicht unbedingt nötig, verbessert aber die Klebung und auch sehr nachhaltig das lustvolle Gummigefühl. Allerdings ist das Bürsten sehr zeitraubend und kräftezehrend. Natürlich solltest Du nur die Flächen aufrauhen, die Du rauh haben willst. Eine glänzende zweite Haut kann auf der Innenseite rauh sein; die Außenseite der Teile sollte in diesem Falle verschont werden!
Nach dem Waschen des Gummistoffes werden die Teile auf der Wäscheleine zum Trocknen aufgehängt. Nur vollständig trockene Teile können gut geklebt werden.
Kleine Teile lassen sich auf diese Art nur schwierig behandeln. Deshalb ist es besser, den Gummistoff vor dem Zuschnitt in der genannten Weise zu bearbeiten.

Bevor Du nun in die Vollen gehst, und wild draufloskleisterst, lies vielleicht ein paar meiner Tricks, um vor unnötigem Schaden bewahrt zu bleiben!

Kleben von Gummi

So geht's! Die Klebeflächen müssen auf jeden Fall frei von Fett, Puder, Hautschweiß oder was auch immer sein, sonst wird die Klebung in Frage gestellt. Die Festigkeit der Klebung kann mit verschiedenen Tricks verbessert werden:

Vor dem Kleben
Wasser und Seife Reinigen der Flächen mit Wasser und Seife; anschließend Seifenrückstände entfernen und gut trocknen lassen.
Glaspapier vorsichtig mit Glaspapier der Körnung 150 aufrauhen. Dabei nicht zu stark andrücken. Immer von der Mitte der Klebefläche nach außen zu arbeiten.
Lösungsmittel Als Lösungsmittel eignet sich u.a. Terpentinersatz. Nach meiner Erfahrung ist er nicht so aggressiv wie z.B. Nitroverdünner oder Aceton. Er wird mit einem nichtfusselndem Lappen oder Küchenpapier aufgetragen und anschließend sofort mit einem trockenen Tuch oder Küchenpapier wieder abgewischt. Ein leichtes Kräuseln des Gummimaterials geht in der Regel zurück, sodaß der Stoff glatt bleibt. Die Verwendung des Lösungsmittels hat den Vorteil, daß beim anschließenden Kleben der Kleber das Material nicht mehr so stark wellt und gleichzeitig besser haftet. Achtung: Lösungsmittel sollten nicht für Latex angewendet werden - diese Seite befaßt sich mit der Bearbeitung von Gummi!
Nach dem Kleben Nachnähen der Nähte mit der Nähmaschine. Dazu aber vorher meine Arbeitsanleitung studieren!

Kleberauswahl

Ich habe Versuche mit vielen Klebern gemacht. Nun ist aber nicht jedes Fabrikat für unsere Zwecke geeignet... und manche, die als geeignet verkauft werden, sind von zweifelhafter Festigkeit. Die typischen Einkomponenten-Universalkleber sind ungeeignet - Gummiwäsche läßt sich nun mal nicht mit "UHU" reparieren (was nicht ausschließt, daß dieser Kleber für andere Zwecke hervorragend geeignet ist).
Auch Zweikomponenten-Kleber mit getrenntem Binder und Härter sind wenig brauchbar. Sie kleben zwar ausgezeichnet, härten aber. Genau das aber ist für Kleidungstücke, die aus einem flexiblen Material sind, fehl am Platze. Spätestens nach einigen Tagen und bei etwas Biegebelastung beim Anziehen des Kleidungsstückes platzt der Kleber und die Naht wird brüchig.

Für Gummi verwende ich normalerweise Kontaktkleber. Nun ist aber auch "Pattex compact" nicht der ideale Gummiwäschekleber. Ja welcher denn nun? Auch, wenn ich mich jetzt der Gefahr der Schleichwerbung aussetze; der meinen Erfahrungen nach bislang geeignetste ist der Klebus von Teroson. Eigentlich ist er ein ein zugfester Karosseriekleber für flexible Gummidichtungen (dämmert's?). Dieser Kleber wird in praktischen Blechflaschen geliefert, bei denen ein Pinsel zum Auftragen im Deckel integriert ist. Wenn mal so die halbe Flasche leer ist, wird es ungemein anstrengend, sie aufzuschrauben, da der Deckel selbst sehr gut festklebt. .. Klebt also, wie's aussieht, ganz gut.

Allgemein gilt beim Kleben: Weniger ist mehr! Ein klebertriefendes Werkstück wird nicht gelingen. Es gibt zwei Varianten, Kontaktkleber zu verwenden:

Die klassische
Kontaktkleber-Variante
Beide Klebeflächen mit dem Kleber dünn einstreichen. Warten, bis sie fingertrocken sind, also ca. 15-20 Minuten. Dann die Klebeflächen passgenau und faltenfrei aufeinanderlegen - das muß auf Anhieb klappen, Korrekturen sind nahezu unmöglich - und dann pressen. Das kann bei kleinen Flächen und Ecken sehr gut mit einem Falzbein geschehen. Dazu wird einfach kräftig mit dem Falzbein angedrückt und gerieben. Größere, ebene Flächen können auch mit zwei Preßbrettern und einer geeigneten Anzahl Schraubzwingen gepreßt werden, was zu sehr glatten Flächen führt. Als Preßbretter eignen sich weiß kunststoff-beschichtete Spanplatten mit 19mm Stärke. Am besten kaufst Du für wenig Geld Abfallstücke aus dem Baumarkt. Du darfst nur nicht vergessen, die Kanten mit einer Feile etwas zu runden, damit später beim Pressen keine häßlichen Spuren ins Gummimaterial gedrückt werden. Die Bauanleitung für perfekte Preßbretter findest Du hier.
Auf jeden Fall sollte ausreichend kräftig - das ist wichtiger als lang - gepreßt werden. Mit dem Falzbein gründlich und  zweimal im Abstand von 5 Minuten. Die Schraubzwingenlösung darf mindestens eine Stunde warten. Nach dem Kleben sollte aber das Ergebnis nicht gleich belastet werden. Eine Wartezeit von einem Tag ist angebracht, bevor das Gummiwerkstück bestimmungsgemäß verwendet wird.

Bei langen Klebenähten ergeben sich aber Schwierigkeiten. Da dieser Kontaktkleber - wie alle anderen auch - lösungsmittelhaltig ist, bewirkt er ein Kräuseln der Gummioberfläche. Dies ist besonders an Kanten lästig. Gummi ist zudem ein flexibles und dehnbares Material, was bewirkt, daß es unmöglich ist, mit dieser Technik die z.B. 250cm lange Kante eines Bettlakens faltenfrei zu kleben. Aus diesem Grund und wegen großer Faulheit und Ungeduld, habe ich die zweite Lösung erdacht.

Die RubberHans
Faulenzer-Variante
Bisher nur mit dem Klebus erprobt.... Mit einem Klebeband werden die Klebestellen so fixiert, daß ein Abklappen des einen Teiles möglich ist. Nun wird sehr zurückhaltend, aber gleichmäßig, der Kleber aufgetragen und - je nach Größe - ein Teil oder die gesamte Fläche wieder zusammengeklappt. Andrücken mit den Handflächen für ca. 1/2 Minute und dann mit dem Falzbein wie vorher. Mit dieser Technik lassen sich auch längere Nähte faltenfrei kleben. Die Festigkeit ist nahezu genausogut wie bei der ersten Lösung, da weniger Kleber verwendet wird. Detaillierte Beschreibungen findest Du in den Technischen Tricks.

Sicherheitshinweise

Kontaktkleber sind oft lösungsmittelhaltig, die gesundheitsschädlich sind. Arbeite also in einem gut durchlüfteten Raum und laß das Rauchen! Kontaktkleber sind ausgezeichnet brennbar und die Dämpfe können bei passendem Mischungsverhältnis mit Luftsauerstoff sogar verpuffen! Auch bei der Benutzung von Terpentinersatz, Aceton und anderen Lösungsmitteln solltest Du dieselbe Vorsicht walten lassen. Ich würde nur ungern in der Zeitung die Schlagzeile lesen: "Gummifetischist sprengt sich in die Luft". Details auf der Seite mit den Sicherheitsratschlägen.

Wie's nach dem Kleben weitergeht

Die Klebenaht liegt vor Dir. Dumm nur, daß etwas Kleber aus den Kanten hervorgequollen ist. Den überstehenden Kleber entfernst Du am Besten so früh wie sinnvoll möglich mit Lösungsmittel, einem fusselfreien Tuch, Geduld und etwas Anstrengung. Vergiß nicht, die lösungsmittelbenetzten Flächen abzutrocken, damit sich das Material nicht unnötig wellt! Da ein wenig vom Lösungsmittel unter die frischgeklebte Kante dringt, ist es zweckmäßig, die Ränder nochmals mit dem Falzbein kräftig anzudrücken.
Bäh! Da sind ja doch noch ein paar kleine Falten drin! Und nun? Mein Trick ist dieser: Ich habe einen glatten Hartholzkotz (Buche) mit gerundeten Kanten, ein altes Bügeleisen und eine weiß beschichtete Spanplatte als Unterlage. Da Kontaktkleber bei Wärme weich werden, können die Falten gelegentlich mit einem Bügeleisen erwärmt und geplättet werden. Dazu: Stufe 2 schalten, evtl. etwas höher. Das mußt Du experimentell ermitteln; zu "kühl" ist immer besser als geringfügig zu heiß. Wenn's zu heiß wird, verdirbt der Kleber und die Naht rollt sich schlimmer, als zuvor die Falten waren. Gehen wir aber vom guten Fall aus: Sobald die Klebestelle warm ist, Bügeleisen wegnehmen und mit dem Holzklotz die Wellen kräftig anpressen und reiben. Das dauert eine Weile, bis der Stoff wieder kalt ist und die Wellen (leidlich) verschwunden sind - aber dauerhaft. Die genaue Arbeitstechnik findest Du in den Technischen Tricks.
Schlußendlich: Vergiß nicht, die Klebestelle und besonders die mit Lösungsmittel behandelten Flächen wieder gut einzupudern und das Puder kräftig einzureiben. Viel Spaß mit dem Gummiwäsche-Werkstück!

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