Aktuelle Bildung

9. Juni 2002 © email: Krahmer

 
erstickt im Bürokratismus?

Veränderung des Bildungssystems nötig 
Ingenieurmangel 
gefährdet Innovationsfähigkeit

Pressemitteilung Akademie für Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg, 05.06.2002

Von: Dr. Birgit Spaeth



























TA-Akademie:
Veränderung des Bildungssystems nötig
Ingenieurmangel gefährdet Innovationsfähigkeit


Der Fachkräftemangel ist durch die derzeitige konjunkturelle Krise aus dem Blick der Öffentlichkeit geraten - zu Unrecht, denn in den klassischen Fächern Elektrotechnik und Maschinenbau droht in den kommenden Jahren weiterhin ein gravierender Nachwuchsmangel.
Eine praxisbezogene Vermittlung von Technik und Naturwissenschaften in Schulen, Hochschulen und Gesellschaft wäre eine wichtige Voraussetzung dafür, dass das Studium der Ingenieurwissenschaften wieder attraktiver wird, wie eine aktuelle Studie der Akademie für Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg (TA-Akademie) mit dem Titel "Die Zukunft technischer und naturwissenschaftlicher Berufe - Strategien gegen den Nachwuchsmangel" besagt, die am heutigen Mittwoch, 5. Juni, auf einer Landespressekonferenz im Stuttgarter Landtag der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Die Studie wurde im Auftrag des Wirtschafts- und des Kultusministeriums Baden-Württemberg sowie des Verbandes Deutscher Maschinen und Anlagenbau (VDMA) und des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) in enger Zusammenarbeit mit zahlreichen Praktikern aus Verwaltung, Schule, Hochschule und der Wirtschaft erarbeitet. "Die Weichen für naturwissenschaftliches oder technisches Interesse werden häufig bereits im Vorschulalter und in der Grundschule gestellt", so Uwe Pfenning, Projektleiter an der TA-Akademie und einer der drei Autoren der Studie. "Technische Bildung ist an allgemeinbildenden Schulen immer noch ein Stiefkind der Bildungspolitik", so Pfenning. Im Gegensatz zu den Naturwissenschaften, die zum Fächerkanon der Allgemeinbildung zählen, fehle der Technik die Verankerung im Bildungssystem unserer Gesellschaft. "Durch eine solche Verankerung könnten technische Talente früh erkannt und kontinuierlich gefördert werden", so Uwe Pfenning. Mittelfristig ergebe sich daraus eine erhöhte Akzeptanz der Ingenieurwissenschaften durch Förderung der individuellen Motive für eine entsprechende Studiums- und Berufswahl. Pfenning: "Wir brauchen Veränderungen auf allen Stufen des Bildungssystems, punktuelle Maßnahmen allein bringen nichts". Baden-Württembergs Wirtschaftsminister Walter Döring begrüßte die Vorschläge der TA-Akademie: "Der zunehmende Fachkräftemangel wird zu einem echten Wachstumshindernis, die Unternehmen klagen bundesweit über einen Mangel an Ingenieuren." Nach den Worten des Wirtschaftsministers werden von Ingenieuren neben der fachlichen Qualifikation zunehmend auch fachübergreifende Kompetenzen erwartet. Dazu gehörten beispielsweise die Beherrschung von Fremdsprachen, betriebswirtschaftliche und rechtliche Kenntnisse, aber auch Methodenwissen und Projektmanagement, Teamfähigkeit und Weltoffenheit. "Ingenieuren mit entsprechenden Potenzialen bieten sich vielfältige Aufgabenspektren und hervorragende Berufschancen", betonte Döring. So verwies der Wirtschaftsminister darauf, dass laut einer vom VDMA vorgenommenen Erhebung im Jahr 2001 Ingenieure mehr als die Hälfte aller Führungspositionen im Maschinenbau inne gehabt hätten. Bei den Geschäftsführungs- und Vorstandsmitgliedern habe sich der Anteil der Ingenieure von 59 Prozent im Jahr 1998 Auf 63 Prozent im Jahr 2001 erhöht. Dörings Fazit: "Den Ingenieuren kommt bei der Sicherung unserer Zukunft eine große Bedeutung zu." Umso wichtiger ist es nach Dörings Worten, dem wachsenden Ingenieurmangel zu begegnen. Allein an den Hochschulen des Landes habe sich die Zahl der Studienanfänger in den natur- und ingenieurwissenschaftlichen Fächern zwischen 1994 und 1998 um rund 20 Prozent verringert. In den Studiengängen "Elektrotechnik" und "Maschinenbau" habe sich die Studienanfängerzahl von 1990/91 bis 1998/99 sogar halbiert. Entsprechend gering seien die zu erwartenden Absolventenzahlen der nächsten Jahre. Döring: "Deshalb leistet die Studie der TA-Akademie einen wichtigen Beitrag, um die Innovations- und Zukunfts-fähigkeit des Landes zu sichern." Die am Projekt beteiligten baden-württembergischen Ministerien für Wirtschaft, Kultus und Wissenschaft-, VDMA, VDI, Kammern und die Vertreter aus Hochschulen, Schulen und Arbeitsverwaltung haben sich deshalb auf der Grundlage der Studie auf eine sogenannte Stuttgarter Erklärung als gemeinsame Strategie gegen den Ingenieurmangel verständigt. Die Absichtserklärung sieht vor, den technischen und natur-wissenschaftlichen Unterricht künftig nicht mehr nur an der Vermittlung formalen Wissens zu orientieren, sondern an didaktischen Konzepten zum problembezogenen, praxisorientierten, projektspezifischen und methodischen Lernen. Konkret werden mehr spielerisch-technische Bezüge im Kindergarten, eine Reform der technischen und naturwissenschaftlichen Bildung an den Schulen und eine Veränderung der Studieninhalte formuliert. Um mehr Frauen für den Beruf des Ingenieurs zu begeistern, sollen auch die betrieblichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen entsprechend verändert werden. Bessere Kinderbetreuungseinrichtungen, mehr Teilzeitstellen und eine Veränderung des Berufsbildes hin zu einer höheren Bedeutung sozialer und kommunikativer Kompetenz werden genannt. Technikschulen ,ähnlich Musik- oder Volkshochschulen, sollen künftig als gesellschaftliche Lernorte fungieren, an denen die Wissenskluft in der Nutzung neuer Technologien überwunden werden könnte. Attraktive Technikdarstellungen in Museen, Betrieben und Mit-Mach-Laboren sollen darüber hinaus interessierten Menschen Möglichkeiten zur Begegnung mit Technik und ihren Alltagsbezügen bieten. "Je mehr Technik wieder ein öffentliches Thema wird, ihre Alltagsbezüge reflektiert werden, ihr Beitrag zum Fortschritt thematisiert werden und sich die Technische Bildung an den Schulen etabliert, desto mehr wird ihr Ansehen wieder steigen", so Pfenning. Den Technikberufen hafte derzeit das Image an, schwierig und mit hohen Anforderungen und Risiken des Scheiterns verbunden zu sein. "Der Beruf des Ingenieurs muss insgesamt interessanter und vielseitiger werden", so Pfenning mit Blick auf eine Umfrage im Rahmen des Projektes, in der die TA-Akademie über 1000 Ingenieure und Naturwissenschaftler erstmals nach ihren Berufserfahrungen befragt hat. Weil Ingenieure mittlerweile über Branchen hinweg flexibel eingesetzt würden, seien neben Fachwissen künftig vermehrt soziale und kommunikative Kompetenzen gefragt, nicht zuletzt, um als Führungskräfte in Frage zu kommen.
Ansprechpartner: Dr. Uwe Pfenning, Tel: 0711/9063-163 [email protected] Markus Geckeler, Tel: 0711/9063-222 [email protected]
Weitere Informationen finden Sie unter: http://www.ta-akademie.de

 

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