Verleumdungen aus kommunistischer Faelscherwerkstatt?

Calumny produced by Communist Forgery-Workshop?


        Die "Suedostdeutschen Vierteljahresblaetter" veroeffentlichen in ihrer Folge 2/1998, S.170 folgende Todesnachricht:

Am 4. Mai verstarb in Bonn der aus Meiningen in Thueringen stammende Professor Dr.Dr. Theodor Oberlaender im Alter von 93 Jahren. Als Bundesminister fuer Vertriebene, Fluechtlinge und Kriegsgeschaedigte im Kabinett Konrad Adenauers hat er Ausserordentliches fuer die Integration dieses Personenkreises in der Bundesrepublik geleistet.Gezielte Verleumdungen aus kommunistischer Faelscherwerkstatt machten dem integren Mann das Leben schwer. Den Suedostdeutschen blieb er zeitlebens gewogen.
    Die Leser moegen sich ein eigenes Urteil ueber die Richtigkeit der in der obigen Notiz angestellten Behauptung bilden. Indes, die juengst in mehreren wissenschaftlichen Studien veroeffentlichten Erkenntnisse sprechen eine ganz andere Sprache.

        Der Studie Historiker im Nationalsozialismus. Deutsche Geschichtswissenschaft und der "Volkstumskampf" im Osten von Ingo Haar (Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft, Bd.143), Goettingen 2000, enstammen folgende Stellen:

        Dem "militanten, aber intellektuell aeusserst regen Hochschulbund" der Gilden gehoerte auch der Agrarwissenschaftler Theodor Oberlaender als fuehrendes Mitglied an, u.zw. der Muenchner Gilde "Greif" und dem Bund Oberland. Oberlaender nahm als Gildenbruder 1923 am Hitlerputsch in Muenchen teil (S.73).

        Unter Oberlaender und dem Tiermediziner Friedrich Weber sammelten sich die jungnationalen und voelkischen Akademiker (S.76).

        Ab 1930 setzte sich Oberlaender und die Mitglieder des "Jungnationalen Bundes" fuer eine Ostwendung der Gildenbewegung ein. "Dieser Elite im Wartestand missfiel in erster Linie die mangelnde aussenpolitische Kompetenz der NSDAP und ihr antiintellektueller Gestus."  (S.79).

        Oberlaender war ab 1933 neuer ostpreussischer Landesfuehrer des Bundes Deutscher Osten (BDO). Er versuchte sich als neuer Mentor der Koenigsberger Nachwuchshistoriker zu etablieren (S.137).

        Am 1. Juli 1933 trat Oeberlaender in die NSDAP ein als Landesleiter des VDA (Verein fuer das Deutschtum im Ausland) und wurde mit der Leitung des "Gaugrenzlandamtes Ost-Preussen" betraut (S.157).

        In der Zeitschrift Ostland. Wochenschrift fuer den gesamten Osten vom 2.9.1933 bekraeftigte Oberlaender im Beitrag BDO in Ostpreussen "die programmatischen Leitlinien des Bundes Deutscher Osten. Dieser habe »in Ostpreussen die grosse Aufgabe« uebernommen, »Osteuropa davon zu ueberzeugen, dass der Nationalsozialismus frei von jedem Imperialismus jedem Volkstum seine freie politische und kulturelle Entwicklung sichern will.«  (S.157)

        Oberlaender hatte ebanfalls 1933 die Leitung des Instituts fuer Osteuropaeische Wirtschaft in Koenigsberg uebernommen (S.184).

        Er nahm an der Gruendungstagung der "Nordostdeutschen Forschungsgemeinschaft" (NOFG) im Preussischen Herrenhaus zu Berlin vom 19. bis zum 20. Dezember 1933 teil. (S.185). Er sollte die Geschaeftsfuehrung als "der einflussreichste Funktionstrager fuer die Fragen des Grenz- und Auslandsdeutschtums in den deutschen Ostprovinzen" uebernehmen, lehnte aber schliesslich ab. (S188f.).

        Auf der in Kahlberg stattfindenden Tagung der Nordostdeutschen Forschungsgemeinschaft vom 6.-10. August 1934 "etablierte sich" Oberlaender mit zwei Vortraegen "als Spiritus rector der ostdeutschen Volkstumsforschung. Der Leiter des Gaugrenzlandamtes in Koenigsberg war damit beschaeftigt, ein Spionagenetz aufzbauen, um die Lage der deutschen Minderheiten im Memelland, in den baltischen Staaten und Weissrussland zu erkunden (Anm.74: Oberlaender war fuer die Kontrolle oeffentlicher Kundgebungen zu aussen- und grenzlandpolitischen Fragen ebenso zustaendig wie fuer die "Ueberwachung" nichtdeutscher Minderheiten. Fuer diesen Zweck wurde er mit dem Aufbau eines Nachrichtendienstes durch Erlass des Oberpraesidenten der Provinz Ostpreussen, Erich Koch, vom 24.8.1935 beauftragt). Er arbeitet dabei eng mit der "Deutschen Stiftung" unter Krahmer-Moellenberg, der Gauleitung der NSDAP in Koenigsberg und dem Reichsministerium des Inneren zusammen. Zwischen 1933 und 1934 war er der Verbindungsmann zwischen Hermann Rauschning und Erich Koch1 ." (S.216)



1. Damals Danziger Senatspraesident. Wegen Differenzen mit Hitler in der Polenpolitik emigrierte er. Erich Koch war Gauleiter der NSDAP von Ostpreussen, ab 1933 Oberpraesident der Provinz Ostpreussen. Am 9.5.1942 wurde er zum Reichskommissar fuer die Ukraine ernannt. Er wurde 1959 von einem polnischen Gericht zum Tode verurteilt, dann wegen seines Gesundheitszustandes zu lebenslanger Haft.


         Unter dem Eindruck der Kahlenberger Tagung verlautbarte Oberlaender im Verbandsorgan des VDA, dass Europa "vor der prinzipiellen Entscheidung stuende, sich in der Frage der Minderheitenpolitik entweder dem Liberalismus oder dem Nationalsozialismus zuzuwenden. Der Liberalismus habe den Voelkern mit dem Versailler Vertrag nur eine »Balkanisierung« beschert." (S.222)
        In seinem Artikel ueber die "soziale Erneuerung des Auslandsdeutschtums" (in: Volk und Reich, Bd.10, 1934) verkaufte Oberlaender "Die Erfassung der deutschen Minderheit" "den deutschen Anrainern als eine Massnahme, die den deutschen Behoerden lediglich die sozialpolitische Intervention erleichtern sollte, falls die jeweiligen Regierungen dem zustimmten. Er vermied den Hinweis darauf, dass die Errichtung eines Nationalkatasters fuer Auslandsdeutsche mit dem Ziel einer volksbiologischen, das heisst mit einer rassenpolitischen Erfassung eng verbunden war." (S.223)

        Im "Ostschulungslager" des Bundes Deutscher Osten vom 20. bis 28. März 1935 in Marienbuchen skizzierten die Vortragenden Th. Oberlaender, Erich Maschke, Werner Essen und Peter-Heinz Seraphim in ihren Schlussvortraegen ein Szenario, in dem "die Slawen als ein geburtenstarker, von juedischer Bevoelkerung infiltrierter "Volkstumskoerper", der die biologisch geschwaechte deutsche "Volksgruppe" attackierte", erschienen. (S.251)

        Nach der "Tagung des Auslandsdeutschtums" im Juni 1935 gab Oberlaender in der Preussischen Zeitung vom 9.6.1935 eine "unmissverstaendliche Erklaerung ueber die kuenftige Minderheitenpolitik des Deutschen Reiches ab. Er stellte die Bestrebungen der Deutschen im Ausland nach einer "Irredenta" im Osten in eine Argumentationskette mit dem "Volkstumskampf". Oberlaender wies ebenso wie Bernhard Rust2 die nationalsozialistische Rassendoktrin in Verbindung mit dem Streben nach der Einheit des deutschen Volkes im "Ostraum" als "Teil der Schoepfungsordnung" aus, die nur verwirklicht werden muesste. Seiner Auffassung nach braechte nur die konsequente Anwendung des nationalsozialistischen Rassestandpunktes der internationalen Staatenwelt den Frieden." (S.254)



2 Erziehungsminister.


         Im Mai 1940 erlaeuterte Oberlaender "als Dekan der Rechts- und Staaswissenschaftlichen Fakultaet in Prag den Plan, den Aufbau eines "Bauernwalls" zu unterstuetzen, um den in seiner Flaeche verdoppelten deutschen Siedlungsraum nach Osten abzusichern". Wenig spaeter erklaerte Oberlaender in einem Gutachten, "das Problem der Ueberbevoelkerung im deutschen "Lerbensraum" in Ostmitteleuropa sei nur loesbar, wenn die nichtdeutsche Bevoelkerung vermindert werde." "Oberlaenders Gutachten stimmte mit dem Jargon der Beauftragten des Reichskommissars fuer die Festigung Deutschen Volkstums3 ueberein, welche in den eingegliederten Westgebieten Polens die Bevoelkerung in "produktive" und "unproduktive" Esser unterteilten. Letztere erhielten dieselbe Einstufung wie Asoziale und Kranke, womit sie enteignet und deportiert werden konnten, um deutschen Umsiedlern Platz zu machen." (S.351)


3 Heinrich Himmler.


       Ueber das "Aufbauwerk" Oberlaenders bis zur Entfesselung des Weltkriegs liefert Andreas Kosserts Aufsatz"Grenzlandpolitik" und Ostforschung an der Peripherie des Reiches. Das ostpreussische Masuren 1919-1945 (Vierteljahreshefte fuer Zeitgeschichte, 51. Jg., Heft 2, April 2002, S.117-146) Aufschluss.

S.133
       Die Nationalsozialisten "schalteten die Deutschtums- und Heimatverbaende gleich und ebneten damit den Weg hin einer radikaleren Germamsierungspolitik durch den neu geschaffenen Bund Deutscher Osten (BDO). Ausserdem trat eine neue Generation von Wissenschaftlern auf den Plan, die von den Lehrern des "Volks- und Kulturbodens" gepraegt, nun nicht nur beratend die Politik begleitete, sondern sich aktiv in den Dienst der NS-Ideologie stellte. Theodor Oberlaender war der Prototyp des neuen, aktiv in die Masurenpolitik eingreifenden Wissenschaftlers. Neben seiner Taetigkeit als Leiter des Koenigsberger Instituts fuer osteuropaeische Wirtschaft, durch dessen Gruendung der Anspruch der Albertina als Grenzlanduniversitaet weiter gestaerkt wurde, fungierte Oberlaender auch als Bundesfuehrer des BDO und als Gauamtsleiter fuer das Grenz- und Auslandsdeutschtum. Unter seiner Aegide erfuhr die Germanisierungspolitik in der Provinz eine radikale Dynamisierung."
Am 19/20. Dezember 1933 fand in Berlin die Gruendungstagung der neuen "Nordostdeutschen Forschungsgemeinschaft" (NOFG) statt.

S.134
       "Die Einrichtung einer "Landesstelle Ostpreussen fuer Nachkriegsgeschichte", die auf Vorschlag Oberlaenders von Theodor Schieder geleitet wurde. [Anm. BA Berlin, RMI, Publikationsstelle R 153/12111. Theodor Oberlaender, VDA-Landesverband Ostpreussen an Albert Brackmann, Vorsitzender der NODF, Koenigsberg, 22. 2. 1934: "Ein Bekannter von mir, Dr. Schieder, der sein Doktor-Examen in Berlin mit summa cum laude gemacht hat, moechte gerne nach dem Osten kommen und sich hier in die Probleme einarbeiten"]. Auf der zweiten Arbeitstagung der NOFG im ostpreussischen Kahlberg auf der Frischen Nehrung trafen im August 1934 alle Groessen der deutschen "Ostforschung" zusammen: Albert Brackmann, Manfred Laubert, Ludwig Petry, Erich Maschke, Max Hein, Erich Kayser, Walter Kuhn, Alfred Karasek, Reinhard Wittram, Hermann Aubin, Kurt Forstreuter, Hans-Adolf Seraphim, Johannes Papritz, Otto Hoetzsch, Theodor Oberlaender, Werner Conze, Hans Mortensen und Theodor Schieder."

S.136
       "Der BDO setzte vor allem auf die Kultur, um reine Germanisierungspolitik voranzutreiben. Mit den Mitteln eines totalitaeren Regimes, das jede Alters- und Berufsgruppe einzubeziehen verstand, gelang eine flaechendeckende Massenmobilisierung. Deutsche Kulturarbeit in Masuren verstand der BDO als "Selbsteindeutschungsprozess", der die "Entfaltung eines lebendigen wertvollen deutschen Volkstums, das in Haus und Familie, in Dorfgemeinschaft und Stadt, im Heimatbezirk" erfordere und die Erziehung zu "Grenzlandhaltung und volksgebundener Kulturhaltung" verlange. Bereits im September 1933 fand eine "Heimat- und Fuehrertagung" des BDO in der Masurischen Volkshochschule Jablonken statt, an der sich neben dem BDO-Bundesfuehrer Franz Luedtke, der wenig spaeter von Theodor Oberlaender abgeloest wurde, auch zahlreiche Landraete und Kommunalbeamte beteiligten. [...] Die radikale Neuausrichtung zeichnete sich auch auf der Tagung des Gesamtverbandes der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine in Koenigsberg im September 1933 ab, die besonders vom BDO unter dem Motto "Neuaufbau der deutschen Ostarbeit" gestaltet wurde."

S.142
       "Aktiv beteiligte sich der BDO unter seinem engagierten Vorsitzenden Theodor Oberlaender auch an der Eliminierung der polnisch-masurischen Sprache in Ostpreussen. In Verbindung mit dem Evangelischen Konsistorium erhob der BDO in allen Kirchspielen Masurens Statistiken ueber den Gebrauch der "masurischen" Sprache in Gottesdiensten. Ziel dieser Erhebung war die Vorbereitung der endgueltigen Verbannung der masurisch-polnischen Sprache aus dem oeffentlichen Leben Masurens. [...] Der NSDAP in Ostpreussen, allen voran Theodor Oberlaender und seinen BDO-Mitstreitern, war dieser Umstand ein Dorn im Auge. Mit Billigung des Allensteiner Regierungspraesidenten Karl Schmidt fuehrte der BDO 1937 und 1937 zwei Zaehlungen polnischer Gottesdienste durch. Doch erst nach der Besetzung Polens setzte die Gestapo die BDO-Empfehlung um und verbot am 24. November l939 alle polnischsprachigen Gottesdienste in Masuren. Wenig spaeter, am 13. Dezember 1939, wies auch das Evangelische Konsistorium als willfaehriges Instrument des NS-Staates alle Gemeinden an, das Verbot zu akzeptieren, [...]."

S.143
       "Nach der Ausfuehrung der Anordnung stellte der BDO zufrieden fest, dass "unter ein wenig erfreuliches Kapitel der Schlussstrich" gezogen sei. Damit endete eine sechshundertjaehrige polnischsprachige Tradition in Ostpreussen; die seit der Reformation in Preussen 1525 uebliche evangelische Verkuendung in allen Sprachen des Landes gab es nun nicht mehr. Auch wenn diesen Massnahmen langjaehrige Bestrebungen vorausgingen und sie nicht im Licht der Oeffentlichkeit standen, hauptverantwortlich dafuer war ein fuehrender Vertreter der "Grenzland- und Volkstumspolitik", der BDO-Bundesfuehrer Theodor Oberlaender. [...]" Seine Taetigkeit als BDO-Vorsitzender fand wenig Aufmerksamkeit. "Ein Blick auf die rigide Germanisierungspolitik, die der BDO in Ostpreussen im Auftrag der NS-Fuehrung bis 1939 betrieb", zeigt, dass der BDO "mit grosser Haerte gegen aeussere "Feinde" " vorging. "Schonungslose Bespitzelung "subversiver" Taetigkeiten in Masuren bildete die Kernaufgabe des BDO. Seine Berichte ueber polnische Minderheitenvereine, den Gebrauch der polnischen Sprache sowie "Renegaten" halfen der Gestapo, als sie ab September 1939 ruecksichtslos die untergetauchten propolnischen Masuren verfolgte, in Konzentrationslager schickte und zum Tode verurteilte."



        Michael Fahlbusch, Wissenschaft im Dienst der nationalsozialistischen Politik? Die "Volksdeutschen Forschungsgemeinschaften" von 1931-1945, Baden-Baden 1999 informiert ueber das Sonderbataillon Nachtigall der militärischen Abwehr, das unmittelbar mit Beginn des Russlandfeldzugs Lemberg besetzte und sich an Massenerschiessungen tatsaechlicher und vermeintlicher Pluenderer beteiligte. Neuere Forschungen bestaetigen, dass Oberlaender an diesen Erschiessungen nicht teilnahm, da meistens Freiwillige aus der Wehrmacht, der SS und aus dem „Volksschutz“ dazu herangezogen wurden. Gleichzeitig mit Oberlaender kamen noch andere Spezialisten der VFG (Volksdeutschen Forschungsgemeinschaften) nach Lemberg: Der Breslauer Osteuropahistoriker Hans Koch, Peter Heinz Seraphim, Werner Markert und der soeben habilitierte Umvolkungstheoretiker und Mitarbeiter der VFG, SS-Obersturmbannführer Hans Joachim Beyer, der Ukraine-Referent des RSHA4 IIIB 15 war. (S.521)

        Theodor Oberlaender und Hans Koch wurden als kulturpolitische Abwehroffiziere eingesetzt, um die ukrainische Bevoelkerung in Polen auf Kollaborateure zu durchleuchten, um diese in der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) als Selbsthilfeeinrichtung zu organisieren (Fahlbusch, S.520).



4 Reichssicherheitshauptamt (SS).


Kritische Blatter zur Geschichtsforschung und Ideologie

Historische Literatur ueber Siebenbuergen und angrenzende Gebiete


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Datei: Oberlaender.html                        Erstellt: 26.02.2001       Veraendert: 16.08.2003            Autor: © Kaus Popa

 
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