N O T I Z E N

Diese neue Rubrik der "Kritischen Blaetter...." bringt kurze Stellungnahmen zu jeweils aktuellen Aeusserungen, die kritikwuerdig erscheinen.


Am 15.05.2002 verschickte ich folgende Stellungnahme zu Guenther Melzers Aeusserungen im "Vergangenheitsbewaeltigungs"-Thread des Forums der "Siebenbuergischen Zeitung":

Sehr geehrter Herr Melzer,
 
aus Ihrer Bemerkung von gestern im SbZ-Forum,
 
"Jeder dritte Student will sich nicht länger mit dem Nationalsozialismus beschäftigen und einen Schlussstrich ziehen...",
 
die Sie aus dem "Spiegel" entnehmen, schimmert zweierlei hindurch:
 
a) dieser "Befund" wirkt auf Sie, und sicherlich auch auf viele andere "Diskutanten"  wie ein Trostpflaster, denn damit sehen Sie und auch die anderen sich in zwei Punkten bestätigt:
 
- die "Vergangenheitsbewältigung" ist sinn- und zwecklos;
 
- die Jugend hat sowieso kein Interesse an so etwas.
 
b) damit gestehen Sie ein, dass Ihre "Fragenkatalog"-Aktion ein Fiasko ist;
 
c) die vorbehaltlose Zustimmung zu diesem "Befund" des Spiegel birgt eine recht grosse Gefahr in sich:
 
wenn jeder dritte Student mit dem NS nichts mehr konfrontiert werden will, ist es nicht auszuschließen, dass dieses Drittel eben jenem "Idealismus" anhängt, den ich am Beispiel Eichmanns unlängst thematisierte.
 
"Idealismus" und Gewissenlosigkeit

 
Ich meine, der "Spiegel" und auch andere, ähnlich gelagerte Interessenten, sollten eine Umfrage führen im Sinne, wie viele Studenten diesem "Idealismus" anhängen. Denn man sollte als junger Mensch nicht einfach von einem "Idealismus" faseln - wie das ja mancher auf den Seiten der "Vergbew." tat und wozu ich entschieden Stellung bezog, auch eine der Ursachen, wofür ich rausgeschmissen wurde -, ohne etwas über die recht zweifelhafte und leider pechschwarze Vergangenheit und Herkunft dieses Fetischwortes zu wissen. Wenn sich diese Studenten nämlich darum kümmern würden, statt solch gefährliche und durch die geschichtliche Entwicklung kompromittierte Begriffe vorbehaltlos zu ihrem Credo zu erheben, die Herkunft des "Zauberworts" zu hinterfragen, dann würden die zu ihrem lähmenden Erstaunen feststellen müssen, dass sie gerade am NS nicht vorbeikommen, also am Problemkomplex, dem gegenüber sie die Schlußstrichmentalität vertreten.
 
Es ist nun mal so, dass man sich am NS nicht vorbeimogeln kann, zumal als Deutscher, weil dessen Schatten Deutschland und die Deutschen bis in alle Ewigkeit begleiten. Oder sollte der NS und seine unselige Ideologie, der NS-typische "Idealismus der Tat", nicht ein deutsches, ja ein typisch deutsches Produkt und Phänomen sein? Wer vermeint, mit der Aussage, er wolle sich mit dem NS nicht weiter beschäftigen und einen Schlußstrich ziehen, sich der Zusammengehörigkeit von Deutschsein und NS entziehen zu können, der nimmt eine eindeutige Verweigerungsstellung ein und tritt ins Heer der Verdränger des NS ein. Die von Ihnen nach dem Spiegel zitierte Äußerung unterscheidet sich in keinem Punkt von früheren und bisherigen Bemühungen rechter Kreise, den Begriffe wie Deutschsein und Deutschtum durch einfache Verneinung und Verdrängung von der Hypothek des NS reinigend zu befreien. Dass solche Leute niemals begreifen wollen, dass der NS und seine Auswüchse ein untilgbarer Bestandteil des Deutschseins und des Deutschtums sind, liegt auf der Hand. Und dass diese historisch begründete und gegebene Dimension - gewiß zum Leidwesen genannter Verdränger, die von einem recht fraglichen Reinheitsfimmel in Sachen (deutsch)nationaler Identität gepeinigt werden - eben zur deutschen Identität in der Form eines gewaltigen Wundmals gehört, das kann zwar bestritten und verleugnet, das kann verdrängt, aber auf solch billige Weise nicht aus der Welt geschafft werden. Die sich in reinigender Verdrängung und Verneinung tummeln, verfallen doch einer unverzeihbaren Form von Selbstbetrug. Man kann sich nämlich dauernd einreden, dass es das Unliebsame nicht gegeben haben soll, täuscht sich aber dabei selbst. Also mit einem Wort: Die Flucht vor der NS-Dimension als Bestandteil der deutschen nationalen Identität ist eine bequeme und billige Scheinlösung, die man mit Mitteln der Selbsttäuschung zu erzielen gedenkt.
--------------------------------------------------------------------------------
Dieser Text geht auch an andere
--------------------------------------------------------------------------------
Klaus Popa

Zu der Atrappe der "Fragenkatalog"-Aktion, die Guenther Melzer als sein alleiniges Bemuehen herauszustellen versuchte

In dem mit Guenther Melzer zwischen dem 04. und 16. April 2002 gefuehrten Email-Austausch bemerkte ich u.a. in Verbindung mit meiner These, die ganze Fragenkatalog-Aktion sei nicht auf Guenthers Mist gewachsen, sondern ein von den Uebervaetern geplantes und Melzer in Auftrag gegebens Projekt, um den Anschein der ernsthaften Beschaeftigung mit der siebenbg.-sächsischen NS-Vergangenheit zu erwecken und ein Gegengewicht gegen die von den "Kritischen Blaettern..." gelieferte Daten- und Faktenfuelle zu schaffen, dass

eben auch die Moeglichkeit besteht, Menschen zu fuehren bzw. irrezufuehren, also zu missbrauchen, indm man ihnen den Anschein absoluter Bewegungs- und Entscheidungsfreiheit zugesteht.
Gegen eine solche Einstufung des Fragenkatalog-Projekts und der von Melzer hier zu spielenden und dann auch erfuellten Rolle, wehrte sich Genannter selbstverstaendlich heftig. Doch die Richtigkeit meiner These hat sich in der Zwischenzeit bewahrheitet, u.a. auch meine ebenfalls Melzer gegenueber geaeusserte Ansicht, dass die ganze "Fragenkatalog"-Geschichte von Anbeginn dem Scheitern geweiht war.

Melzer wehrte sich vehement auch gegen meinen zentralen Kritikpunkt der Auffassung, die er als seine hoechstpersoenliche ausgab, dass eine Aufarbeitung der NS-Vergangenheit durch vollstaendige Entpersonalisierung moeglich sei. Melzer wiederholte immer wieder "seine" Absicht bzw. Überzeugung, man koenne die NS-Zeit auch ohne Nenneung von Personen "verstehen". Dass auch dieser Gedanke nicht auf seinem Mist gewachsen war, dass meine diesbezuegliche Vermutung also zutreffend ist, belegt nun eine Stelle in der Studie Mediziner: Operation Volkskoerper von Tobias Freimueller, in: Norbert Frei, Karrieren im Zwielicht. Hitlers Eliten nach 1945, Frankfurt a.M., 2001, S.35:

Die Verantwortung fuer das Geschehene trugen nicht Personen - schon gar nicht man selbst -, verantwortlich waren die Verirrungen eines vermeintlich technisierten und entmenschlichten Zeitalters.
Das schrieb einer der fuehrenden Rassenbiologen des Hitlerreichs, Otmar Freiherr von Verschuer, an einen ehemaligen Kollegen im Jahre 1945, als es darum ging, sich zu rechtfertigen und seine Karriere fortzufuehren.

Daher stammmt also Guenther Melzers recht ssupekter Anspruch, die siebenbg.-sächs. NS-Vergangenheit ohne Nennung von Personen bewaeltigen zu koennen: aus dem Dunstkreis der im NS-Reich durch ihre fanatische Zielstrebigkeit, die "Idee der Tat" zu verwirklichen, schuldig Gewordenen, die nach dem Ende des 2. Weltkriegs ein gut ausgekluegeltes Repertoir von Selbstrechtfertigungs- und Verdraengungstechniken entwickelt und bis in die fruehen 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts auch erfolgreich eingesetz haben. Also, Herr Melzer, was bleibt aus Ihrer vehementen Beteuerung, nicht durch die strippenziehenden Uebervaeter in den Dienst genommen zu sein? Wo bleibt die heilig beschworene Unabhaengigkeit der sogenannten Administratoren des Internet-Forums der Siebenbg. Zeitung? Es duerfte inzwischen, und der jetzige Nachweis erhaertet das, sonnenklar geworden sein, dass diese Administratoren nur ueber ihr netztechnisches Knowhow frei verfuegen koennen und duerfen, weil die Schattengestalten ihnen mehr nicht erlauben. Also, werte Administratoren, die ihr euch liebdienerisch beeiltet, mich, der sich zu euerem Entsetzen auf eueren Threads unabhaengig und sachgerecht gebaerdete, rauszuschmeissen, auch diese Tat war nicht das Ergebnis euerer eigenen Entscheidung, sondern von oben diktiert. Ihr seid also armselige, veraengstigte Werkzeuge, ihr seid Befehlsempfaenger und willige Vollstrecker der Oberzensoren und Schattendiktatoren. Erbaermlich!

Und nun wurde gestern im eigens angelegten Kommentar zum SbZ-Artikel Redaktionsteam der Siebenbuergischen Zeitung wieder komplett in ueberschwaenglichen Toenen die Einstellung eines Computer-Experten mit Namen Chriatian Schoger begruesst, der eigentlich ein weiterer "Administrator" sein wird, der weisungsabhaengig, also voellig abhaengig von den Hintermaennern sein wird. Seine Anstellung spricht dafuer, dass die Strippenzieher die Effektivitaet der neuen Coputertechnik, nun auch bei der Redaktionsarbeit einer Zeitung, erkannt haben. Doch diese Erkenntis wird wieder mal nicht der offenen Information und Kommunikation dienen, sondern eingespannt, um die Rueckwaertsgewandtheit, die Uneinsichtigkeit, die Unbelehrbarkeit und den Geschichtsrevisionismus, mit einem Wort, den Erhalt des fragwuerdigen Identitaetesverstaendnisses der siebenbg.-saechsischen "Elite" weiter zu kultivieren in den altbekannten schillernden Farben.


Wie die modernste Medienpalttform zur Heimat von Profilsuechtigen wird

Counter


Datei: Notizen.html                    Erstellt: 18.05.2002 Geaendert: 25.05.2002 Alle Rechte, auch  © Klaus Popa


 
 
1