Idealism and Unscrupulousness
Im NS-Jargon fasst die Formel "Idealismus der Tat" diese Haltung zusammen. Idealisten waren sie allesamt, auch die "normalen Befehlsempfaenger", auch die "mitdenkenden", weil sie allesamt Taeter der Vernichtung waren.Ich war kein normaler Befehlsempfaenger, dann waere ich ein Trottel gewesen, sondern ich habe mitgedacht, ich war ein Idealist (S.191, 195, Sassen-Interview).
Und hier wird auch das Paradoxe einer solchen Selbsteinschaetzung wie die Eichmanns greifbar: die "Eichmann"-artigen Taeter, auf die in der Literatur nach Albert Wucher, Eichmanns gab es viele. Eine Dokumentation ueber die Loesung der Judenfrage (Muenchen Zuerich 1961) auch mit "Eichmanns gab es viele" Bezug genommen wird, betrachten sich auf der einen Seite nicht als einfache Handlanger, als Erfuellungsgehilfen, sondern als schoepferische, also initiative Individuen, die den "Idealismus der Tat" bereichert und weiterentwickelt haben, wodurch sie sich eine elitaere Aura zulegen. Und von der Ueberzeugung her, einen elitaeren (=schoepferischen) Idealismus zu vertreten und auch praktisch gelebt und verwirklicht zu haben, kommt auf der anderen Seite die nach dem Muster betriebene Selbstentlastung, nur die gemeinen, nicht die "mitdenkenden" Befehlsempfaenger seien an den Massenmorden beteiligt gewesen. Mit anderen Worten: einer wie Eichmann legte sich kraeftig ins Zeug fuer die Optimierung der Konzentrierung und des Abtransports von Juden in die Vernichtungsstaetten (Judenhaeuser, Ghettos, Arbeitslager, KZs), weil er
hasste, sondernja nicht nur allein die Juden
weil eralles, was dem deutschen Volk an den Kragen ging (Sassen-Interview) (S.60);
war; weil er sich fuerein fanatischer Kaempfer fuer die Freiheit meines Blutes, dem ich entstamme
mit seinem ganzen Wesen einsetzte.Unsere Aufgabe fuer unser Blut und fuer unser Volk und fuer die Freiheit der Voelker (Sassen-Interview) (S.63)
Dass auf dieser Grundlage der totalen Wertepervertierung die Luege zur Tugend, die krasseste Unwahrheit zur Wahrheit, die blanke Verantwortungslosigkeit zum Inbegriff der hoechstmoeglichen Verantwortung, die Gewissenlosigkeit zur Gewissenhaftigkeit erhoben wurde - weil das alles ausnahmslos im Namen des deutschen "Blutes" und zu dessen Nutzen geschah -, das ist DIE WAHRHEIT, keinesfalls das, was Eichmann und seinesgleichen von sich gaben, als sie sich vor der internationalen Oeffentlichkeit verantworten mussten.
Die Verbrechen dieser "Eichmanns" beruhen eindeutig auf ideologischen Praemissen. I.Wojak formuliert zutreffend, dass sie die nationalsozialistische Ideologie zu ihrer "Religion" erhoben (S.200 u.oe.). Und im Namen dieser "Religion" schalteten und walteten sie in der bekannten Art und Weise, Millionen Menschen auf die Schlachtbank zu fuehren.
Ob das alles die Siebenbuerger Sachsen und
Banater Schwaben, vor allem die juengeren und jungen Alters, welche heutzutage
einem diffusen "Idealismus" froenen, zum Ueberdenken, ja Umdenken ihrer
"Religion" bewegen wird?