DIE TOTGESCHWIEGENE DIMENSION
The Hushed Up Dimension

V.

DER UNBEKANNTE HERMANN OBERTH
THE UNKNOWN HERMANN OBERTH



Drittes Stueck


[Die ersten beiden Stuecke unter http://de.geocities.com/rausschmiss/Dimension6.html ]


Wenn manche meinen, alles gesagt zu haben ...

Daran scheint auch der "autorisierte" Oberth-Biograf Hans Barth felsenfest zu glauben. Wenigstens in Sachen H. OBerth, denn zwischen seinem Rechtfertigungstext in der SbZ vom 30. Januar 2002, S.6 und dem Wortlaut der "erweiterten und überarbeiteten" Ausgabe seines biografischen Versuchs von 1991 (Esslingen - Muenchen) laesst sich zum Leidwesen der Oeffentlichkeit keine Weiterentwicklung, kein Fortschritt erkennen. Eben weil man alles gesagt zu haben glaubt, weil man sich als Hueter der letzten Weisheiten und Wahrheiten ueber Hermann Oberth waehnt, glaubt man das Publikum des Jahres 2002 mit denselben Leerformeln und Floskeln berieseln zu muessen, die man bereits 1991 und noch frueher von sich gab. Und bemerkenswert ist, dass auch auf der haltungsmaessigen Ebene sich seit 1991 nichts bewegt hat, wohl, weil man vermeint, den absoluten Hoehepunkt der Entwicklungsfaehigkeit, sowohl der eigenen, wie auch der des biografischen Stoffes und Gegenstandes, erreicht zu haben.

Der auf diese Art une Weise errungene Stillstand, das auf diese Weise verknoecherte Oberth-Image (lies: Oberth-Mythos) erweist sich leider als recht loechrig, weil in wesentlichen Punkten recht ergaenzungs- und aufhellungsbeduerftig. Dieser Weiterentwicklung des Oberth-Image, die gleichzeitig als richtige Entschlackungskur gedacht ist, dienen folgende enthuellenden Richtigstellungen.

Die Oberthsche NPD-Episode

Der "autorisierte" Biograf bringt auf S. 239-241 ein Fragment aus der Broschuere Der Mut zur Wahrheit. Mein Weg zur NPD. Doch in seiner beflissenen

INFORMATIONSPFLICHT,

die er so lautstark in der Januarnummer der "Siebenbuergischen Zeitung" fuer sich in Anspruch nimmt, erachtet es der "Biograf" nicht fuer zwingend, wenigstens das Jahr anzugeben, in dem Oberth dieses Textfragment verfasste. Ebenso nebensaechlich erachtete es der Biograf, anzumerken, dass es sich um eine 20 Seiten starke "Werbeschrift" handelt, die Oberth anlaesslich der Bundestagswahlen im Jahre 1965 herausgab. Fuer wen er da warb, duerfte einleuchten. Und ebenso zwecklos erachtete es Barth, den Titel Der Mut zur Wahrheit ... in die Zusammenstellung Oberthscher Arbeiten  am Ende des Bandes (S.360-364) aufzunehmen. Sollten das alles zufaellig  sein?

Danach schaut es ueberhaupt nicht aus, wenn man nuechtern betrachtet, wie Barth das Verhaeltnis Oberths zur NPD verfaelscht. Ja, verfaelscht. Denn er postuliert, Oberth habe zur NPD

zwar nicht als ordentliches Mitglied, aber als Wahlhelfer und spater dann noch als Waehler
gefunden (S.239). Leider belehrt uns, die etwas kritischer veranlagten Leser, Hans Plattner in den "Suedostdeutschen Vierteljahresblaettern", 46.Jg., Folge 1, 1997, S.63f. unter dem Titel "Sie waeren vollkommen, waeren Sie nicht ein Mensch" Das Genie Hermann Oberth und die ueblen Nachreden anderer Sachverhalte:
Denn wie der NPD-Landesverband Muenchen auf Anfrage mitteilt, war Hermann Oberth ab 1965 Mitglied dieser Partei (Mgl. Nr. 7514) und trat schon 1967 wieder aus.
Es plagt uns die Frage, wozu die Ausgabe der Oberth-Biografie von 1991 mit "erweitert und ueberarbeitet" gekennzeichnet ist, wenn sie bei der NPD-Frage weder erweitert, noch ueberarbeitet, sondern nur erhaerten, verfestigen will, was der "autorisierte" Biograf eben als "Oberth-wuerdig" erachtet, waehrend er all das, was am makellosen Oberth-Image kratzen koennte, systematisch ignoriert.

Es zeigt sich also nochmals, wie der "Biograph", der sich als wahrheitsbeflissener "Nachhelfer" und der Informationspflicht bis in die letzte Konsequenz Verpflichteter grossspurig ins Zeug legte, diesen journalistischen Tugenden Genuege leistet: indem er sie in recht unbeschwerter Weise verletzt. Denn er hat es nie der Muehe wert befunden, sich ueber die NPD-Mitgliedschaft seines angebeteten "Vaters der Weltraumfahrt" kundig zu machen; und er kocht die NPD-Episode so kalt wie moeglich, indem er einschlaegige Informationen wie Erscheinungsjahr und Schriftumfang verheimlicht und den Titel aus der Werkzusammenstellung einfach ausklammert (lies: unterschlaegt). Somit darf die Kompetenz des "auorisierten" Biografen Barth ernsthaft in Frage gestellt werden. Seiner Vorgehensweise haftet naemlich an, dass er sowohl frueher wie auch heute das unterlaesst, was er von denen einfordert, die sich etwas differenzierter ueber Oberth geaeussert haben: die

INFORMATIONSPFLICHT.
Barth muss sich auch nachsagen lassen, dass er oberflaechlich und unserioes recherchiert hat. 

Wie nennt man jene, die von anderen etwas einfordern, was sie selbst mit den Fuessen treten? Und wie heisst eine solche Haltung? [Anmerkung: Letzteres sind keine Presifragen!]

Es draengt sich einem die Frage auf, was denn aus dem frueheren und heutigen Brimborium um Hermann Oberth noch uebrigbleibt: weil naemlich der fahle Nachgeschmack aufsteigt, dass es eigentlich ueberhaupt nicht um den Menschen und Wissenschaftler Oberth geht, sondern einzig und allein um die Perpetuierung einer Heilgenverehrung in den von Hans Barth mit "biografischen" Mitteln festgesetzten Formen. Bei naeherer Betrachtung entpuppt sich die ganze Chose als ein mit ungeheuerem Aufwand betriebenes, von unterschwelligen Minderwertigkeitskomplexen gespeistes

RECHTFERTIGUNGSSPEKTAKEL.

Dabei muss Oberth in derselben Art und Weise wie Stefan Ludwig Roth u.a. siebenbuergisch-saechsischen "Groessen" herhalten. Doch im Unterschied zum laengst verstorbenen St.L. Roth hat Oberth dieses Spektakel ueber sich ergehen lassen und auch selbst kraeftig mitgemischt. Es sollte und musste das Oberth-Image des makellosen Weltraumpioniers verfestigt werden, woran Hans Barth einen recht  betraechtlichen Anteil hat. Denn es galt die anruechigen Seiten in Oberths Leben zu vertuschen: sein dezidiertes Eintreten fuer die militaerische Verwendung seiner Erkenntnisse, seine seit 1938 im Hitlerreich bis 1945 entfaltete Tatetigkeit und vieles mehr.

Der Verstaendlichkeit halber:

Jeder Psychanalytiker wird in dem recht apodiktisch gehaltenen "strenge(n) und rein persoenliche(n) Urteil" Barths ohne weiteres den Ausdruck eines unverarbeiteten Buendels von Komplexen erkennen:

[...] erst der Name Hermann Oberth hat die historische (und immerhin schon 850jaehrige) Praesenz der Siebenbuerger Sachsen voll und ganz gerechtfertigt.
(S.272). Barth bringt damit zum Ausdruck, dass erst das Auftreten von Oberth seine Landsleute vom einem peinigenden Rechtfertigungszwang befreite. Oberth soll also eine Erloeserfunktion gespielt haben und der Oberth-Mythos sich laeuternd und reinigend, also messianisch auswirken. Dass sich all das mit dem wirklichen Hermann Obert, zumal mit dem der Jahre 1938-1945, in keinem einzigen Punkt beruehrt, werden die folgenden Stuecke dieser Serie auseinandersetzen.

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Datei: Drittes.html                Erstellt: 09.03.2002        Geaendert:                  Autor und © Klaus Popa


 
 
 

 
 
 
 
 
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