Akten der _Deutschen Volksgruppe in Rumaenien_  1940 - 1944
 Dokumente im Auszug
Files of the _Volksgruppe_ in Romania 1940 - 1944
Documents in Excerpts

Counter

Das Jahr 1941

Akten der _Deutschen Volksgruppe in Rumaenien_   1 9 4 2

 
 
B e t r a c h t u n g e n
ueber die letzten politischen Ereignisse in Rumaenien.

"Die Legion ist tot, es lebe die Legion !" So schallt es sinngemaess aus dem Manifest des Staatschefs.1
[...]
Das an Selbstherrlichkeit grenzende Selbstbewusstsein der nun zur Macht gelangten, selten ehrgeizigen und faehigen Generalen / (2) duldet keine andere Macht neben sich. Daher war die Zweiheit: Staatschef /General Antonescu/ und Fuehrer der Legion /Horia Sima/ eine Paarung, die nicht haltbar war, zum Bruche fuehren musste, dies umsomehr als auch in der Zusammensetzung der Regierung, das Legionaersprinzip nicht eingehalten wurde.

Hier der Staatsfuehrer, - alter Soldat, nur Soldat, hart gegen sich und die andern im Vordern (sic!), geradeaus im Planen und Handeln, keinem Kompromiss zugaengig, nur das Ziel vor Augen, apolitisch nach ganzer Veranlagung.2

Dort der Gegenpol, der junge Legionaersfuehrer, Idealist, voller Planung und begeisterter, mystisch religioes angehauchter Hingabe fuer die Sache, Fuehrer des Heeres der Legionaere, dieses ungefestigten Konglomerates der nach Stellen, Wuerden, Vermoegen und Brot lechzenden Maenner und Frauen, zumeist unausgegorene Jugend.
[...]

Und das Resultat ?
In seinem Aufrufe an die Nation der letzten Tage schildert General Antonescu das totale Versagen dieser Legionaere, ihren Undank, deren raeuberische Betaetigung in der erst 5 Monate dauernden Regierungszeit und folgert daraus die Notwendigkeit eines neuen Aufbaues der Legion durch ihn selbst. [...]

Diese Rebellion wurde niedergeschlagen. Dank der Anwesenheit und des vermittelnden Wirkens der deutschen Wehrmacht. Ohne sie waere der Staatsfuehrer wohl nicht Herr der Lage geworden, da die legionaere Idee schon zu tief in die Massen eingedrungen ist und auch das junge Offizierskorp der rum. Armee erfasst hat. [...] / (3)

Was wird nun ?

Die Legion bleibt was sie ist, jene Einheit in der sich wenig Faehige, mehr Idealisten und viele Opportunisten zusammenscharten, um ihren Staat, so wie sie ihn sehen, aufzubauen. Dieser Staat ist aber, wie wir in diesen 5 Monaten beobachten konnten, weit entfernt von dem den  ihr hingemordeter Kapitan /Corneleu Codreanu/ ertraeumt und vorgezeichnet hat, denn die Selbstsucht und das Unvermoegen waren zu ueberwiegend um in der Gestaltung des Werkes dem Vorbilde treu zu bleiben.
[...] so muss man dem niederschmetternden Bekenntnis des Staatschefs in seinem Manifest nur zustimmend beifuegen, dass Unfaehigkeit, Diletantismsus, gepaart mit Willkuer und niederer Moral den guten Anfang zu einem traurigen Ende fuehrten. Das war aber von jedem Kenner der Verhaeltnisse zu erwarten. Die Versicherungen, der Wille genuegt nicht, - das Koennen, die Tat gilt allein!
[...] / (4)

Kann dieser Mann, der die Wahl der Legionaere zum Staatschef machte, das Werk vollbringen, das dem grossen Kapitaen vorschwebte? Es muss aus folgenden Gruenden bezweifelt werden.

1) Die Persoenlichkeit des Staatschefs.
Nebst Fehlen einer politischen Veranlagung, greift er auch in der Wahl seiner Mitarbeiter fehl und sieht die formende Masse nur in der Perspektive des eigenen Ichs. Sein Auftreten und seine in Manifesten und Apellen zum Ausdruck kommenden persoenlichen Aeusserungen zeigen bereits zaesarenhafte Symptome, des durch die innehabende Macht der Stellung berauschten Mannes. Diese Symptome aber werden gesteigert und gefestet (sic!) durch die nun sturmartig anschwellende Huldigung der noch sklavisch empfindenden Masse des Volkes und bestaerkt den Staatschef im Vertrauen auf seine Unfehlbarkeit und truebt noch mehr den Blick fuer die wahre Lage.
[...] / (5)

3.) Die Legion
Sie ist scheinbar tot und soll nun neu erstehen ! Diese Neuaufstellung, auf Befehl ist aber nicht durchfuehrbar, da die wahre Legion geworden ist und die Legionaere ihren Fuehrer Horia Sima oder dem noch verbliebenen hoechsten Chef treu bleiben. Nur wenig Wertige und der Mist der Mitlaeufer werden dem Rufe des Staatsfuehrers aus den Reihen der Legionaere Folge leisten. Also wird die wahre Legion abseits stehen und sich zu neuem Kampfe und Sturme ruesten, wird auch der kommunistischen Partei ihre gewesenen Mitglieder zurueckgeben, wird unterminierend, hemmend, pruefend, sprengend wirken ! Sie wird nicht ruhen ! [...]

4.) Die Armee
Sie hat scheinbar entsprochen. Das Lob des Staatsfuehrers und die wenigen Opfer /2 Offiziere, 15 U.Offizier und Mann/ sollen das erhaerten. Hat man aber das Verhalten der Truppe in den ersten 3 Tagen der Rebellion beobachtet, dann ist der Eindruck begruendet, dass die Mannschaft nicht in den Haenden ihrer Offiziere war. [....]

Es ist die verbreitete Ansicht in Siebenbuerger Kreisen, dass - ohne Anwesenheit der deutschen Truppen - die rum. Armee versagt, bezw. / (6)
mit ansehlichen Teilen gemeinsame Sache mit den Rebellen gemacht haette. Eine Ansicht die gewiss begruendet erscheint aber ihre Probe nicht erbringen sollte. [...]

[...] Aber es fehlt das Mitschwingen der Volksseele, das einsatzbereite freudige Mitarbeiten der Volksmasse! Was jetzt folgt ist erzwungen ! Das moege nicht ausser Achte gelassen werden ! Das aehnelt bereits dem dem legionaeren Regim Vorausgegangenen von oben Diktieren ! Das Land kennt zu gut die Taetigkeit der Militaerregierungen und Offizierspraefekten; das ist nicht mehr der Legionaersstaat, das riecht nach Militaerdiktatur ! [....]

Und nun wir Volksdeutsche im Lande ?

Was wird mit uns ? Wir hatten doch mit den Legionaeren ein enges Buendnis, hatten mit ihnen zusammengearbeitet und ein Verstaendnis angebahnt. Wohl ihre Schwaeche kennend, war es doch gelungen mit ihrer Zustimmung unsere Volksorganisation auf solide nationalsozialistische Basis zu stellen und uns in der N.S.D.A.P. eine Kraftquelle zu schaf- / (7) fen die unser voelkisches Leben und ferneren Bestand verbuergt.

Was wird nun die neue, vom Staatsfuehrer angekuendigte Organisation, der neue Legionaersstaat, bringen ? Wir sehen ihm mit Bangen entgegen. Denn fuer uns Volksdeutsche wird da wenig abfallen, im Gegenteil der Lebensraum und das Betaetigungsfeld wird noch weiter eingeschraenkt werden. [...] und wir Volksdeutschen koennen nicht vergessen, dass im Sommer 1940 das rum. Volk in seiner Masse uns als Feinde ansah und besonders in Siebenbuergen die Pogromgefahr /aerger als in Polen/ nur durch den Einmarsch der deutschen Truppen abgewendet wurde !3 [...]

In der Armee hat sich, trotz des legionaeren Regimes wenig geaendert. Der volksdeutsche Soldat ist noch vielerorts der Geaechtete. Die Klagen sind Legion ! [...] Wieder werden Hunderte von Deserteuren sich verstecken, ueber die Grenzen fluechten, Unglueck in die Familien tragen und das Verhalten vom Volk zur Staatsgewalt trueben, das Vertrauen aber des Staatschefs zum deutschen Volke zerstoeren. Als Reaktion wird sowohl der deutschvoelkische Soldat als auch das Volksganze die leidenden Folgen zu tragen haben.

Und wieder schallt der Ruf durch alle Gauen (sic!) des deutschen Siedlungsgebietes: "Wir wollen als deutsche Soldaten unserem Vaterlande dienen, in deutschen Einheiten, von deutschen Offizieren kommandiert werden" ! So wird allein dieses heikle Problem geloest werden koennen und den volksdeutschen Siedlungsgruppen in Siebenbuergen und im Banat jene Sicherheit geben, die fuer ihren Bestand noetig ist !

Diese volksdeutschen Einheiten werden die maennlichen Erziehungsstaetten sein, denen sich die Deutschen des Reiches erfreuen; und nur so / (8) den Volksdeutschen Schutz und Schirm sein in jeder Gefahr !
Daher muss der Aufstellung deutschvoelkischer grosser Einheiten nach bereits vorgeschlagenem Entwurf naehergetreten werden, [....]

Kronstadt, den 28. Januar 1941.                                                        Arthur Phleps4
                                                                                                    Divisionsgeneral i.R.

[R 58 (Reichssicherheitshauptamt), Akte 157, Seiten 20-27],



1. Marschall Ion Antonescu.
2. Recht fragwuerdige Behauptung, die auch auf Phleps nicht das guenstigste Licht wirft, insofern er nicht zu realisieren scheint, dass ein Militaer als Staatsoberhaupt und die Generalitaet als Regierung keinesfalls apolitisch einzustufen sind. Dasselbe gilt fuer Phleps selbst, der wahrscheilich sich der Illusion hingab, trotz seines spaeteren massiven Einsatzes fuer die expansionistische Vernichtungspolitik des Reiches weiterhin 'apolitisch' geblieben zu sein. Eine recht fragwuerdige Vorstellung von Politik und unpolitisch sein!
3. Diese Einschaetzung ist eine ueberspannte Uebertreibung, die wohl aus der nationalen Fanatisierung der deutschen Minderheit geboren wurde und aus der Ueberzeugung entsprang, dass die in Rumaenien befindlichen deutschen Truppen ein Garant innerer Stabilitatet und des Ueberlebens der Minderheit darstellten.
4. Eigenhaendig.
 
 
 

Tgb. Nr. 117  41g. Kds.
Geheime Kommandosache

L a g e b e r i c h t
erstattet im Auftrag des Volksgruppenfuehrers Andreas  S c h m i d t
15. 4. 1941

Mit der Liquidierung des ehemals jugoslawischen Raumes, dem Einmarsch ungarischer Truppen in das vornehmlich deutsch besiedelte Gebiet zwischen Drau, Donau und Theiss (Batschka), sowie mit der wahrscheinlichen bevorstehenden Schenkung des serbischen Banates (mit 150 000 Deutschen) an Rumaenien und der Aufstellung eines kroatischen Staates ruecken die politischen Fragen des deutschen Suedostens in den Vordergrund.

Im Suedosten leben 2,5 Millionen Deutsche in einem zusammenhaengenden Kranz von Siedlungen entlang der Donau bis zum Karpatenbogen. Diesen Deutschen und den deutschen Reichsheeren verdankt der umstrittene Suedosten seine Zugehoerigkeit zu Europa. Die Anwesenheit der 2,5 Millionen Deutschen, die - beginnend mit dem Jahr 1000, im unmittelbaren Anschluss an die germanischen Wanderungen - in den Suedosten zogen, ist ein Beweiis dafuer, dass das Deutsche Volk sich stets der Verantwortung fuer die Gestaltung dieses Raumes bewusst war.

Die uebrigen Voelker dieses Raumes haben niemals ein solches europaeisches Verantwortungsbewusstsein besessen, sondenr haben entweder mit den Tuerken und anderen Feinden Europas paktiert oder untereinander Chaos gestiftet. [...] Entzieht man diesem Raum die Deutschen und ueberlaesst ihn den Ungarn, Rumaenen usw., wird er immer einen Keil gegen die Ruhe Europas darstellen und die wirtschaftliche Autarkie des Grossraumes unmoeglich machen.

Selbst wenn die grosse Entscheidung im Osten faellt und der weite Osten die Aufgabe des Deutschen Volkes fuer ein Jahrtausend wird, kann der Suedosten nicht dem Chaos der kleinen Voelker ueberlassen bleiben, weil hier [...] der Raum ohne die Deutschen in die Kulturlosigkeit zuruwcksinken wuerde, die ueberall dort herrscht, wo keine Deutschen siedeln [...]. / (2)
Die 2,5 Millionen Deutschen besitzen die Kraft, von sich aus nicht nur als Ordnungsfaktor den Zusammenhalt und die Wirtschaftsleistung des Raumes zu garantieren, sondern, als Reichsbuerger, deren Soehne deutschen Wehrdienst ableisten und nicht mehr der Sklaverei in minderwertigen Heeren mit halbasiatischen Feldwebeln ausgeliefert sind, ein Anziehungszentrum darzustellen, das mit der Rueckgermanisierung wertvoller Blutsteile besonders im ungarischen Raum beginnen kann.

Von den Moeglichkeiten, die eine Loesung des Suedostproblemes in diesem Sinne darstellen wuerden, ist die Schaffung eines Donauprotektorates, das mindestens Ungarn und Rumaenien umfasst, die idealste. [...] Propagandistisch kann der deutsche Kulturcharakter des Suedostraumes jederzeit ebenso schlagend bewiesen werden wie bei Lothringen, Luxemburg, Boehmen-Maehern usw.

[...] Die zentrale Stelle fuer den Schutz des deutschen Volkstums ist der Reichsfuehrer-SS und Reichskommissar fuer Festigung des deutschen Volkstums. Dieses haben die Voelker des Suedostens zur Kenntnis zu nehmen. [...] Deutsche sind als Deutschen ueberall vollwertig zu behandeln. [...] / (3)

Damit waere der grossdeutsche Schutz fuer die Volksdeutschen auch nach aussenin (sic!) eindrucksvoll dokumentiert, und diese nicht mehr der Willkuer von Balkanvoelkern ausgesetzt. [...]

Eine zweite Aufgabe eines solchen Zentralverbandes der Volksgruppen waere die gemeinsame Ausrichtung der Organisation: Aufstellung eines gemeinsamen Nationalkatasters, einheitliche Ausstellung von Volkspaessen, einheitliche Durchfuehrung einer Volkszaehlung, einheitliche Aufstellung der Partei und Formationen nach dem Beispiel der Volksgruppe in Rumaenien, usw.

[...]

Berlin, 15. April 1941

[NS 19, Akte 2724, Seiten 41-43; Auf der ersten Seite zeichnet Himmler mit "HH" als Ausweis das Dokument zur Kennntis genommen zu haben]
 
 

Der Reichsfuehrer-SS                                            z.Zt. Fuehrerhauptquartier,
Tgb. Nr. 939/419 geh. Kds.                                            den 20. 4. 1941

Betr.: Rumaenien.
Bezug: Dort. v. 17.4.41 Tgb.Nr. 118/41

An den Chef des SS-Hauptamtes,
SS-Gruppenfuehrer  B e r g e r ,
B e r l i n

Ich bestaetige den Empfang Ihres Briefes vom 17.4.1941 mit den
dazugehoerigen Berichten ueber Rumaenien.

Den Bericht ueber die legionaere Revolution im September 1940 habe ich an SS-Gruppenfuehrer Heydrich gegeben.

Vom Leistungsbericht habe ich Kenntnis genommen. Ich finde den Bericht sowie die Leistungen sehr gut. Ich nehme an, dass dieser Leistungsbericht auch an die Volksdeutsche Mittelstelle gegeben worden ist. Wenn nein, muesste das sofort nachgeholt werden.

Den Lagebericht halte ich nicht fuer sehr gluecklich. Derartige Dinge, wie sie im Lagebericht enthalten sind, duerften gerade zur Not muendlich ausgesprochen, niemals aber schriftlich niedergelegt werden. Ich bitte, dies fuer alle Zukunft wegen der Gefaehrlichkeit der ausgesprochenen Dinge als Richtlinie zu nehmen.

                                                                            Heil Hitler !
                                                                                Ihr
                                                                                gez. H.Himmler
 

[NS 19, Akte 2724, Seite 64]
 


 
 
 
 
 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 


Datei: 1941.html                Erstellt: 12.10.2003                Geaendert:15.10.2003                   Webmaster, Autor und  © Klaus Popa

1