Die Hauptwerke von Fritz Valjavec (1909-1960)

Eine Untersuchung nach Bestandteilen der "Volks- und

Kulturboden"-Dogmatik

oder

Fritz Valjavec, der NS-Propagandist in Belangen "Südosteuropas"
 

Reformation und Gegenreformation (1955)

Aufklärung und Absolutismus (1958)

Das 19. Jahrhundert (aus dem Nachlaß)


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Fritz Valjavec (1909-1960) oder »Über die "deutsche Wissenschaft" als nachrichtendienstliche Aufklärungsarbeit«

aus der Reihe: Die Totgeschwiegene Dimension«



[Bemerkung: Hervorhebungen wie Fettdruck stammen vom Kommentator]

Friedrich Valjavec

Geschichte der deutschen Kulturbeziehungen zu Südosteuropa

München 1953

2. Auflage

(Südosteuropäische Arbeiten 41)

Bemerkungen und Kommentare










Hieß ursprünglich: Der deutsche Kultureinfluß im nahen Südosten.
 
 
 
 
 
 

 

  1. Mittelalter
Aus dem Vorwort zur ersten Auflage (1940)

(München, Oktober 1939)

VI-VII Die bürgerliche Kultur wiederum war zum überwiegenden Teil dem Ursprung nach deutsch, obschon etwa seit dem Mittelalter ein madjarisches, seit dem 16. Jahrhundert ein slowakisches Bürgerelement hinzukam …[...]

[...] Die Natur meiner Untersuchung bringt es mit sich, daß vielleicht der Anschein entstehen könnte, als ob ich die gesamte Kultur des nahen Südostens etwa als ihrem Ursprung nach deutsch bezeichnen wollte. In Wirklichkeit ist davon gar keine Rede. Es wäre eine Verkennung der Wirklichkeit, wollte man derartige Anschauungen hegen.
 

  1. Grundlagen
  1. Die Karolinger

  2. (11) Die in Mitteleuropa lebenden Slawen, die Tschechen, Kroaten, Slowenen und Slowaken, sowie die erst im 10. Jh. Bekehrten Polen, verdanken hingegen ihre Zugehörigkeit zum westlichen Kulturkreis in erster Linie der Missionstätigkeit des ostfränkischen und des ottonischen Reiches. 

 

Erstes Postulat

(13) Bei den Slowenen war bereits anläßlich ihrer Einbeziehung in das bairische Stammesherzogtum der Agilolfinger die Entscheidung über ihre politische und kulturelle Zugehörigkeit für ein Jahrtausend entschieden [...]

(14) “deutsch”-Diarrhöe

(18f.) Die Unterwerfung des pannonischen Slawentums durch die Madjaren sowie der Umstand, [...] hat mit die politisch-kulturellen Voraussetzungen dafür geliefert, daß die slawischen Völker und Stämme südlich der Donau religiös wie geistig Byzanz zufielen.

Karpatenbecken – sein kulturelles Zusammenwachsen mit Mitteleuropa, seine rasche und völlige Angliederung ans Abendland. [...]
 


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Zweites Postulat

(22) “Deutscher” Einfluß auf die landnehmenden Magyaren über die Sprache.

(23) Die Komitatsverfassung entstand “durch die Übernahme der zeitgenössischen deutschen Grafschaftsverfassung”.

“Fortleben der Gepiden in Siebenbürgen und Transdanubien bis zur Ankunft der Magyaren mit Bestimmtheit” 

(26) “wikingischer Einfluß auf die Madjaren”
 


 

Drittes Postulat

(28) Unterbewertung des byzantinischen Einflusses “in den südostmitteleuropäischen Übergangslandschaften”, der seit dem 6. Jh. An Bedeutung verloren haben soll. 

“Es darf jetzt als gesichert gelten, daß der byzantinische Einfluß auf Siebenbürgen bereits Mitte des 10. Jh.s einsetzte” [viel früher]
Bologudes und Gyla
Taufe in Byzanz.

(33) Ungarn wurde durch Könif Stephan des Heiligen Werk “zum südöstlichen Pfeiler der europäischen Königreiche”
 

 


Viertes Postulat
 
 
 
 
 
 
 
 

Terminologie

Valjavec stützt sich im Kapitel “Ungarn als christlicher Staat” auf “die grundlegenden Arbeiten Brackmanns” aus “Gesammelte Aufsätze”, Weimar 1941 (Anm.1, S.33).

(37) “Stephan suchte das Gefüge des neuen Königreiches nach deutschen Vorlagen zu gestalten, [...] traten beim Aufbau des neuen Staates in hervorragender Weise deutsche Anregungen und Kräfte in Erscheinung [...]” Fünftes Postulat
(38) Die Einwanderung deutscher Adeliger “interessiert uns hier nur in kulturgeschichtlichem Zusammenhang.”.

(39) Zwei deutsche Ritter, Hunt und Paznan (?)

“Auch die machtpolitische Grundlage der von Stephan vollzogenen Staatsgründung ist also durch deutsches Mitwirken zustande gekommen!”

(39f.) “Man war sich dem westlichen, christlich-abendländischen Kulturraum anzuschließen bestrebt. Aber dieser Angleichungsvorgang lief auf die häufige Übernahme deutscher Kulturformen hinaus”
 


 
 
 
 
 
 

Relativierungsversuch

(41) Heirat der Schwester Heinrichs IV., Judith-Sophia, mit dem ungarischen Königssohn Salamon.

“eine gewisse Absperrung Ladislaus des Heiligen, des Gegenspielers Salomons, von den deutschen Einwirkungen.”

(41f.) “Die Klostergründungen erfolgten gleichfalls von Deutschland”
 


 
 
 
 
 

Sechstes Postulat

(42) “Kennzeichnend ist die enge Verbundenheit der ungarischen Benediktiner mit dem deutschen Kulturboden”.

(44): “Die in der Stephanszeit bezeugte Beschäftigung griechischer Steinmetzen (lapicidae graeci) aus Unteritalien hat ebenfalls deutsche Vorbilder.

Gerade der deutsche Einfluß auf die ältesten ungarischen Kirchenbauten zeigt aber, daß die Geistlichkeit, soweit sie fremden Ursprungs war, zum weitaus größten Teil aus Deutschland gekommen sein muß”. 
 
 

 

Typische Ausformulierung von Valjavec.
 
 
 
 

(????? – Belege?) 
 

Valjavec will den deutschen Einfluß aus benediktinischer Richtung, obwohl Kirchenbauten jener Zeit nur “kümmerlich überliefert” sind, doch noch sichern, indem er aus dem “Einsetzen französicher Einflüsse auf dem Gebiet des Bauwesens” seit dem Anfang des 11. Jhs. “das Vorhandensein deutschen Kultureinflusses auf dem Gebiet des Bauwesens” ableiten will.


Andererseits soll nicht übersehen werden, daß gerade auf dem Gebiete der kirchlichen Kultur bei einzelnen Orden stärkere Beziehungen zu Frankreich bestanden".
 
 

(47): “Die deutsch-ungarischen Beziehungen bestanden also auch nach der Zeit Stephans des Heiligen mit unverminderter Stärke fort.”
 
 
 
 
 
 

(47): “Die deutsch-ungarischen Beziehungen bestanden also auch nach der Zeit Stephans des Heiligen mit unverminderter Stärke fort.”


(45) Vollkommen unhistorische Argumentationsweise: V. argumentiert mit Vorgängen um die Melker Kongregation (Ausgang des 15. Jhs.), die Pannonhalma mit Österreich verbinden, zugunsten der benediktinischen Frühzeit in Ungarn.

Wieder in relativierender Absicht:.
 

Wohl bezeichnend, dass V. den Orden der Zisterzienser überhaupt nicht erwähnt (S.45-47) im Zusammenhang mit seiner “Ordensargumentation”. Auch zieht er spätere Orden wie die Karmeliter und Kartäuser für seine “Beweisführung” heran.

Dann die apodiktische Sentenz:
 

 


(47f.) “Wesentlich war hierbei, daß die Berührungen von Volk zu Volk nicht fehlten.”. Laut V. gestalteten sich die “Beziehungen etwa zum Slowenentum und zu anderen benachbarten Völkerschaften” anfänglich für das Madjarentum “auch kulturell fruchtbar”, “aber auf die Dauer ließen sich von dieser Seite keine Anregungen gewinnen, da der ursprüngliche Abstand in der geistigen Entwicklung bald ausgeglichen war. So erfolgten in der ersten Zeit nach der Landnahme Übernahmen von den benachbarten slawischen Völkern, die später ganz aufhörten, weil man hier keine kulturellen Vorbilder mehr fand. (S.48) Anders beim Deutschtum, das schon damals in jeder städtischen Schicht voll ausgebildete Lebensformen entwickelt hatte, die bei unmittelbarer Berührung auf die Madjaren nicht ohne Wirkung blieben."
Die deutsche kulturelle Überlegenheit:
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 


(49) “Aber diese deutschfeindliche Haltung ist eben als Gegenwirkung ein unanfechtbarer Beleg für die Zunahme deutscher Einflüsse auch in der Zeit nach Stephan dem Heiligen”.

“Es wurde zwar gerade in der letzten Zeit der Versuch gemacht, im 12. Jahrhundert von einem Überwiegen französischer Einflüsse in Ungarn zu sprechen. Beweise, die über den Nachweis von einzelnen Beeinflussungen hinausgingen, wurden aber bislang noch nicht erbracht. Die These ist in dieser Form sicherlich überspitzt.”
 

(50) “etwa seit dem Anfang des 12. Jhs.” “nicht in letzter Linie onfolge des Zugangs zur Adria, den sich Ungarn um die Wende des 11. Jhs erworben hatte”, zurückgehen (Anm.98: Valjavec, Deutsch-ungarische Heimatblätter IV (1932), S.258).
 

Zur Deutschfeindlichkeit der “Gesta Hungarorum”:
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Verbindungen zu romanischen Ländern sollen laut Valjavec.
 
 

 


“Schon früh treten im benachbarten Niederösterreich auf dem gebiet der Baukunst beachtliche Entwicklungen aus Frankreich auf” (Anm.99: Kurt Domin, Weg und Entwicklung der gotischen Baukunst in Niederösterreich, Jahrb. f. Landesk. Von Niederösterreich, XXVII (1936), 198ff.).

“Wenn daher in Ungarn seit dem 12. Jh. Französische Einflüsse im Bauwesen Ungarns auftreten, so ist damit noch lange nicht gesagt, daß sie nicht auf deutsche Vermittlung zurück- (51) gehen. Auf alle Fälle zeigen sich gleichzeitig deutsche Einflüsse im Bauwesen.”
 

Keinerlei Bezug auf die Zisterzienser und deren Baukunst, deren eigene Gotik, hingegen:
 
 
 
 
 

Ein Beispiel Valjavec’scher Sophisterei.
 
 
 

 

(51) V. gibt nun “einen zusammenfassenden Überblick über die Zeichen der Berührung mit Frankreich.” (51-53)

(52) “Es ist schließlich sicher, daß der ungarische Königshof mit der französischen Kultur jener zeit in Berührung kam”
 

Nur “Berührung” ?
 
 
 

 


(53) “daß die geltung der Pariser Universität in Ungarn nur so lange dauerte, als sie auch in Deutschland einen starken Einfluß ausübte. Sobald sie in Deutschland an Bedeutung verlor, trat das gleiche auch in Ungarn ein.”
 
 
 
 

“Das Pariser Generalstudium dagegen besaß vom 12. Bis 14. Jh. Auch im Karpatenbecken große Geltung, die sich auf das ganze geistige Leben des Landes erstreckte.”
 

Erst jetzt erwähnt V. die Zisterzienser namentlich.
 

Recht bedenkliches Argumentationsmuster, das die Entwicklung in Ungarn an die in Deutschland ketten will, allerdings ohne Belege zu liefern; das ganze zur Relativierung, zum Herunterspielen des französischen Einflusses
 

Doch Valjavec schreibt anschließend: 
 
 

 

57) “Wenn aber die höfisch-ritterliche Kultur im 12. Jh. durch deutsche Vermittlung – und nicht durch unmittelbaren französischen Einfluß – nach Ungarn gelangte, so läßt sich daraus folgern, daß der deutsche Kultureinfluß damals in seiner bestimmenden Geltung von französischen Einwirkungen nicht abgelöst worden war. In Anbetracht dieses 

 Tatbestandes liegt im Gegenteil die Annahme nahe, daß die ungarisch-französischen Beziehungen in jener Zeit im ganzen gering blieben.”
 

Die ritterliche Kultur soll aus Deutschland nach Ungarn gekommen sein. Daraus schlußfolgert Valjavec.:
 
 
 
 
 
 

ausschließlich spekulativen

Sophismen
 

 


(60-68) Wieder über Klöster, die Cluniazensische Reform

(64) werden die Zisterzienser nur kurz erwähnt.

(65) “Die Zusammenhänge in dieser Zeit – im ausgehenden 10. Jh. und zur Zeit Stephans des Heiligen – sind aber Folge der Geltung Clunys in Deutschland und besagen nicht, daß der neue Geist damals schon in Ungarn wirklich Fuß gefaßt hätte.”

(66f.) Franziskanerorden
(67) Dominikanerorden.
 

Behauptungen ohne jeder Sachkenntnis der Ordensgeschichte, ganz aus der Luft gegriffen und eindeutig dem unbändigen Wunsch Valjavec's untergeordnet, alle kulturgeschichtlichen Leistungen der Ungarn auf deutsche Beeinflussung zu reduzieren, also den indirekten Beweis zu führen, dass das ungarische Königreich eigentlich deutscher Kulturboden ist.
 
 
 
 

 

3. Die Rolle der deutschen Siedlung

(71) Franz Beranek, Die deutsche Besiedlung des Preßburger Großgaues, München 1941
Andreanum 1224

(75) “die siedlungsgeschichtliche Frage” “was als “deutsche Stadt” anzusehen sei.”

“Wesentlich ist, daß das mittelalterliche Städtewesen Ungarns, ebenso wie das der Moldau und Munteniens, überwiegend deutschen Uhrsprungs war und daß die Kultur- und 

(76) Lebensformen der Hauptsache nach vom deutschen Element bestimmt gewesen sind. [...] Entscheidend ist aber, daß die Kräfte, die zur Bildung von Städten führten, weitgehend aus Deutschen bestanden, daß mit der Entwicklung zur Stadt meistens ein Zuströmen deutscher Elemente einsetzt, die dieser ihren Stempel aufdrücken.” 

“mit Hilfe der Deutschen an die Erschließung der reichen Bodenschätze gegangen werden konnte.”
(77) Rodna.
Eisenburg (Toroczkó)
Dt. Salzhauer Desch, Salzdorf [?], Seck, Kolosch, Torenburg, Salzburg.

(80) “wurden durch das Städtewesen und die deutschen Siedlungen überhaupt feste Bindungen zwischen dem ungarischen und dem deutschen Kulturraum geschaffen,...”

(81) “Über das aufblühende Städtewesen” soll sich laut V. der “Einbruch der Gotik als Kulturströmung” vollzogen haben

(84) Privatbüchereien

(85) Helmut Ludwig, Heinrich von Mügelns Ungarnchronik, Berlin 1938.


(87) “Da die deutschen Städte im 14. Und 15. Jh. Durch Madjaren teilweise überfremdet wurden, ...”

(91) In der vorwiegend deutschen Gründung Sillein in der Slowakei erfolgte bereits früh eine “slowakische Unterwanderung”.
 


Eindeutig kulturrassistische Argumrentation !!!!
 

Dieses Vokabular entspringt derselben kulturrassistischen Ader Valjavec's.

 


(94) “Die Verbreitung flandrischen Tuches als Folge deutscher Vermittlung – wenigstens teilweise – ist um so wahrscheinlicher, als wir von Regensburger Kaufleuten wissen, die aus Gent und Ypern Tuch einführten, gleichzeitig aber donauabwärts handelten”

“Möglich ist auch, daß ein gewisser Zusammenhang zwischen den deutschen Siedlungen und d en ersten Hochschulen im Karpatenraum besteht.”
 

4. Das Eindringen des Humanismus

(97) Josef Hanika, Die Herkunft der ältesten Bewohnerschaft der Bergstadt Kremnitz, Karpathenland (Reichenberg) VI (1933)

Johann Liptak, Geschichte des evang. Distriktual-Lyzeums A.B. in Kesmark, Käsmark 1933.

(102) Der italienische Kunsteinfluß soll “in sehr vielen Fällen nur italienisierend sein”. 

(103) Jakob Bleyer, Az Anjou-korabeli magyar humaniszmushoz (Egyetemes Philologiai Közlöny, Bp. XXXI (1907), 165.

(111) Frühhumanistische Einflüsse.

“So wenig wir es für richtig halten, wenn versucht wird, um jeden Preis “Einflüsse” zu entdecken, so notwendig ist es dennoch, planmäßig zu untersuchen, auf welchem Weg derartige frühhumanistische Ansätze, soweit sie überhaupt den Niederschlag westlicher Einflüsse bilden, ins Land gelangten.”

Italienisch-ungarische Beziehungen.

(114-120) “Zusammenhänge Ungarns mit Böhmen”

(121) Reformbestrebungen der Augustiner – Bartholomäus a S. Concordio (Pisanus)

(122-126) Errichtung der

ersten mitteleuropäischen Universität in Prag 1348; Hussitismus.

(127-128) Der böhmische Einfluß als deutscher Einfluß.

(131) Der Einfluß erfolgte über Kanzleien, den Königshof und die hohe Geistlichkeit.

1460 schrieb Peter von Kronstadt eine Schrift Aretinos (Magni Baislii ad virtutes exhortacio) ab.

(138) Wiener Universität

“Durch die Bedeutung der Wiener Universität für das Karpatenbecken gerade im 15. Jh. (vgl. S.174-181) ist auch dem Humanismus der Weg nach dem Südosten geebnet worden.
 


Eindeutig scheinheilige Behauptung.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 

Ungarische Renaissance













“Nur scheinbar wird der deutsche Einfluß durch die Renaissancekultur unter König Matthias eingedämmt. Die italienische Kultur, die durch Matthias und seinen Kreis Kreis eine Vorzugsstellung eingeräumt erhielt, beschränkte sich auf eine dünne Oberschicht. Die italienischen Einwirkungen jener Zeit sind daher um großen Teil, wenn auch nicht ausschließlich, Folgeerscheinungen einer sozial doch recht begrenzten Orientierung, die viel zu sehr Sache der höheren Stände war, als daß sie auf breite Volksschichten hätte wirken können.

Bisher argumentierte V. ausschließlich unter Bezugnahme auf eben diese “dünne Oberschicht”, nun erdichtet er, angesichts des erwiesenermaßen entscheidenden italienischen Renaissanceeinflusses auf Ungarn die eigentliche Einflußlosigkeit der Kulturbestrebungen in den Reihen der Führungselite auf die “breiten Volksschichten”. Nun kommen diese “Volksschichten” V. zu Hilfe in seiner gekünstelten und daher unglaubhaften Argumentation
 
 
 
 
 
 
 
 

 


(141) “Im Rahmen dieser Arbeit sind aber die dinge nach ihrer Wirkung und Bedeutung für die weitere Entwicklung zu werten. Von diesem Gesichtspunkt betrachtet, erscheinen die humanistischen Bestrebungen von Matthias als Maßnahmen einer Minderheit”.

(Anm.307: Wir müssen uns jedoch hüten, die Ausstrahlungskraft dieser Schicht zu unterschätzen. Wenn z.B. schon um 1500 vereinzelt italienische Kunst in kleine transdanubische Dörfer eindrang, so zeigt das immerhin die Stärke dieser, wenn man so sagen darf, “korvinischen” Kulturbewegung).
 


 
 
 
 
 

In relativierender Absicht.


(142) [...] und daß auch Dürer die ungarische Buchmalerei anregte. Seine Kunstblätter bildeten Vorlagen sowohl für die oberungarische als auch siebenbürgische (Anm.320: Vgl. Victor Roth, Siebenbg. Altäre, Straßburg 1916) Malerei und Goldschmiedekunst (Anm.321: Vgl. Roth, Beiträge z. Kunstgeschichte Siebenbürgens, Straßburg 1914).

(143) “Die Humanisten in Wien zur Zeit der Besatzung durch Matthias Corvinus sollen dafür stehen, daß “Matthias und sein Hof durch die verschiedensten Fäden mit den deutschen Landschaften verbunden” war. V. unterläßt es aber, die unwiderstehliche Anziehungskraft eines Renaissancehofes, wie der von Matthias, auf die Gelehrten und Künstler seiner Zeit ausübte, als Hauptgrund dieser Beziehungen zu nennen. 

(144) “Sogar die kulturellen Maßnamen des Korvinenkönigs bekunden eine gewisse Abhängigkeit vom deutschen Kulturraum.”

“Richtig ist, daß nach 1490 die italienischen Einflüsse immer mehr durch mitteleuropäische, deutsche Anregungen abgelöst werden.”

(145f.-150) Der Wiener Humanismus und Conrad Celtis

(151) “Nach 1490 ist der Abstand des ungarischen Durchschnittsgebildeten zum italienischen Humanismus immer größer geworden. Gleichzeitig wird der Zusammenhang mit dem deutschen Humanismus stärker.”
 


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Apodiktisch


(152) Der “verbürgerlichte” Humanismus.

(153) “Diese Übereinstimmung beim deutschen und ungarischen Humanismus erklärt sich auch aus der Zugehörigkeit des nahen Südostens zu Mitteleuropa. Die soziale und wirtschaftliche Gliederung in Ungarn war der Deutschlands näher verwandt als der Italiens. Die deutschen kulturellen Einwirkungen konnten sich daher leichter “naturalisieren” und den besonderen ungarischen Verhältnissen anpassen. Der italienische Humanismus war dagegen in Ungarn immer mehr eine Zierpflanze. Beliebt und begehrt, konnte er sich den ungarischen Zuständen nie ganz angleichen, mochte er auch dem kulturellen Treiben eine eigene Färbung geben. Für die Kontinuität des humanistischen Denkens war daher weniger der landfremde Glanz der korvinischen Hofhaltung als vielmehr die stark ausgreifende bürgerliche Kultur der Städte von Bedeutung.”
 


 
 
 
 
 
 
 
 

Das Spekulative ist bei Valjavec  zu Hause. Seine Methode besteht in der willkürlichen Einführung von Trennungen, von Zäsuren, von Differenzierungen, worauf er dann ergiebig spekuliert.
 

 


(154) Berücksichtigung der Volkssprache – “Erziehungsaufgabe”.

(155) Die ungarische Reformation.

(159) “bis Matthias der italienische Kultureinfluß im Wachsen negriffen, so nimmt er von da an wieder ab.”

5. Verhältnis zu Österreich. Übrige deutsche Landschaften

(163) “Der künstlerische Einfluß der Ostmark zeigt sich zuerst beim Kirchenbau, der im Westkarpatengebiet Zusammenhänge mit der donauländischen Portalschuke aufweist. Auch in anderen Teilen des Karpatenbeckens hat Vermittlung der Ostmark die Baukunst angeregt, ohne daß die Einzelheiten schon genügend erforscht wären.” 

(166) Anm.47: Richard Csaki, Honterus János német iratai forráskritikai és nyelvészeti szempontból (Quellenkritische und sprachliche Untersuchung der deutschen Schriften Joh. Honters), Budapest 1912.

Eindringen österreichischer Rechtsformen.

(167) Deutsches Recht in den deutschen Siedlungsgebieten: deutsches Stadtrecht.

(167f.) Werböczis Tripartitum soll “einen beachtlichen deutlichen Gehalt” aufweisen, der allerdings “noch eingehend untersucht werden müßte.”

(174-182) Wiener Hochschule
(184-186) Universität Krakau.
 

6. Die Entwicklung im übrigen Südosten

(203) Die Entstehung der Balkanstaaten soll “Erst mit dem endgültigen Verfall der byzantinischen macht” möglich gewesen sein, weil da “die Voraussetzungen für Sonderentwicklungen” entstanden seien. 

(204) “Doch fehlte diesen Völkern immerhin die Möglichkeit, die byzantinischen Vorbilder zu “verarbeiten”, um auf diese Weise eine völlige kulturelle Eigenständigkeit zu erlangen.”
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

“Ostkirche und byzantinische Kultur waren es, die das geistige Antlitz der Balkanvölker formten und ihren Geltungsbereich dem mittel- und westeuropäischen Kulturraum entgegensetzten.”
 


 

Wenn es um den forcierten Nachweis deutscher Kultureinflüsse geht, kennt Valjavec Begriffe wie “verarbeiten” nicht und formuliert auch nicht derartig. Wenn es aber um den nachweislich recht nachhaltigen byzantinischen Einfluß in den Ländern des balkanischen Südostens geht, dann sollen die dortigen Völker byzantinische Vorbilder nicht “verarbeitet” haben, um “eine völlige kulturelle Unabhängigkeit” zu erlangen. Die Frage, ob diese Völker an einer solchen “Unabhängigkeit” jemals überhaupt ein Interesse hatten, gibt es für Valjavec nicht.

V. konstruiert ein feindschaftliches, gegnerisches Verhältnis zwischen der byzantinischen Kulturtradition und der mittel- und westeuropäischen:


(205) Moldau und Walachei.

(206) Ausführungen nach Lajos Elekes, A román fejlödes alapvetése (Die Grundlagen der rumänischen Entwicklung), Századok LXXIV (1940), 278ff. (Anm.12), welche Studie “freilich nur mit Vorsicht zu benutzen” sei. 

(201) “die Frage nach den Gründen für die endgültige Hinwendung zu Byzanz”. “Gewiß wird auch die religiöse Verwurzelung des Volkes in den Formen der östlichen Kirche bei dieser Entscheidung eine Rolle gespielt haben”

Erst durch die Bemühung der rumänischen Fürsten, ihre Selbständigkeit zu festigen, verstärkten sie “das religiöse Gegengewicht wider die Bedrohung durch die Ungarn”. “So ist es zu den organisatorischen Bindungen an die Ostkirche gekommen.” 

Erst damit soll “die Grundlage für das allmähliche Anschwellen des byzantinischen Kultureinflusses gegeben” gewesen sein, “der seit der 2. Hälfte etwa des 14. Jhs. Die abendländischen Anregungen zurückdrängte”.

“Dem Balkan haben die rumänischen Fürstentümer weder geographisch noch kulturell angehört. [...] auch vom Balkan her gesehen“ sind die Moldau und die Walachei “etwa im 16. bis 18. Jh.” “bereits Übergangslandschaft zu einem anderen Kulturbereich, dem des Abendlandes.”
 


 
 

Valjavec ist es offenbar unbekannt, dass die Ostkirche die Hauptrolle spielte und dass sie unabhängig von den politischen Ambitionen des ungarischen Königtums im moldauisch-walachisch-bulgarischen Raum längst, selbst schon vor dem Einzug der Magyaren ins Donaubecken, eigeninitiativ handelte.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Valjavec  tut so, als ob die Rumänen bis dahin in einem kulturlosen Raum vegetiert hätten.


(208) Lateinische Urkundenausstellungen durch die moldauische Kanzlei, durch den Hehrmannstädter Rat die Erstellung von kirchenslawischer Korrespondenz bezeugen “die Sonderstellung der rumänischen Fürstentümer”. 

(Anm.23: Beleg ein kirchenslawisches Dokument der Stadt Hermannstadt, bei Fr. Teutsch, Aus dem sächsischen Leben, 189,216: “In dem von ihm angeführten Beleg (S.216) z.B. heißt es ausdrücklich: “pro diversis litteris” “, was laut V. gegen Teutschs Vermutung, der Hermannstädter Rat habe “nur selten kirchenslawische Schreiben angefertigt”. “T. irrt sich auch, wenn er von “walachischen” Schreibern spricht (Ebd. 189). In rumänischer Sprache wurde damals [1495] noch nicht geurkundet”
 


Was das Erstellen von kirchenslawischen Urkunden mit der rumänischen Sprache zu tun hat, bleibt Valjavec's Rätsel. Dass Rumänen durchaus als Schreiber solcher Dokumente Verwendung fanden, ist belegt, doch Valjavec zieht die Konsequenzen aus den zahlreichen kirchensalwischen Urkkunden des .  “Urkundenbuch IV (1937) offenbar nicht..
 
 
 
 
 
 
 
 

 


(209) “Der abendländische Einfluß auf Rumänien zeigt sich besonders im Charakter der Städtegründungen in der Moldau und Walachei.”

(210) Die Städtegründungen in der Walachei dürften nicht mit der ostmitteldeutschen Siedlerwelle dem Karpatenbogen entlang zusammenhängen, sondern werden eine unmittelbare Ausstrahlung des siebenbürgischen Deutschtums bilden.” 

Cîmpulung als Gründung des Dt. Ritterordens. 

“Diesem [dem Dt. Orden] und der Siedlerwelle, aus der das Siebenbürger Sachsentum hervorging, verdanken wir die Schaffung eines deutschen Volks- und Kulturbodens in Siebenbürgen.”

(211) “Nicht weniger wichtig waren die deutschen städtischen Siedlungen Munteniens und der Moldau für die “vorbereitende Verwestlichung” dieser beiden Landschaften.”
 


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Dergleichen hat es nie gegeben. Von der eigentlich in der absoluten Minderheit vorhandenen deutschen Bürgern dieser Städte auf deutsche Stadtgründungen zu schließen, ist ein grober Irrtum.
 


 (213) “Wir können erschließen, daß die deutschen gewerbetreibenden und Handwerker in den Städten der Moldau und Munteniens eine für das Rumänentum namentlich im 14. Und 15. Jh. wichtige Rolle spielten.”

(216) Anm.43: V. bezieht sich in Verbindung mit dem Bezug von Kurzwaren durch die Herrenschicht der Fürstentümer aufs Ub. IV. Auch mit Bezug auf Zollordnungen der rumän. Fürsten (Anm.45)

(217) “Die Sakralkultur ist balkanisch-byzantinisch, die Profankultur dagegen schöpft immer wieder aus Anregungen des Abendlandes.”
 


223) “Der wichtigste Beweis für die Rolle deutschstämmiger Persönlichkeiten bei der Entstehung und dem Ausbau der rumänischen Fürstentümer (insbesondere der Moldau) ist die Tatsache, daß, der zweite “Fürst”, der sich damals eben erst bildenden Moldau Sas (um 1360) heißt, was zumindest auf sächsische Abstammung hinweist.

(224) Das ist freilich ein Fall, der sich in der weiteren Geschichte der Moldau nicht wiederholt, doch beleuchtet er immerhin die Möglichkeit des Aufstiegs von Landfremden in der eben erst sich formenden Gesellschaft der Fürstentümer”.

(230ff.) Das Slawentum des Balkans.


 
 
 

Phantastische Etymologien deutschnationaler Prägung !!!
 
 

Valjavec erweist sich auch in der Aufstellung phantastischer Etymologien als durchaus bewandert
 
 

 

 II.

Reformation und Gegenreformation
München 1955
(Südosteuropäische Arbeiten 42)

Vorwort

(7) V. bedankt sich bei Prof. Dr. Franz Babinger, Prof. Dr. Georg Reichert, Prof. Dr. Balduin Saria und Prof. Dr. Alois Schmaus für Ratschläge und wichtige Hinweise.

(13) “Eine kulturelle Weiterentwicklung der Balkanvölker war jedoch für Jahrhunderte unterbunden” (nach der türkischen Eroberung).

(16f.) “Das Vordringen der Rumänen in nördlicher und nordwestlicher Richtung hatte wesentlich früher eingesetzt. Walachische Hirten drangen bereits im Mittelalter bis in die Westkarpaten vor. [...] “
 

  • Die Reformation und ihre kulturellen Folgen
  • Die katholische Restauration

  • . Die Lage in den einzelnen Landschaften

    Alle waren im Dunstkreis der NS-Südosteuropa-Kulturpolitik und -"Forschung" führend beteiligt und initiativ.
     
     
     

     

    b) Siebenbürgen

    (75) “geschlossener deutscher Volksboden

    (83) “Die deutschen Kulturelemente überwiegen gerade bei Apafi, unter dem der deutsche Einfluß nach etwa 150 Jahren Stillstand wieder im Vordringen war.”

    (113) “Das Fußfassen der deutschen Sprache in der Oberschicht Westungarns und Kroatiens darf allerdings nicht als vereinzelte Erscheinung im nahen Südosten angesehen werden. Im wesentlichen gleiche Verhältnisse treffen wir auch im Karpatengebiet an, [...].”
     

    (121) 5. Geistige Zusammenhänge
    Literarische Beziehungen

    124) “Die deutschen Vorbilder lieferten aber nicht nur literarisches Alltagsgut, sondern auch Bausteine zur völkischen Sinndeutung und Bewußtwerdung. [...] Erst ein Unzulänglichkeitsbewußtsein, das sich im Laufe vor allem des 18. Jh.s ausprägte, weckte den Sinn für eine nationale Erneuerung.” 
     


     
     
     

    Interessant dieser Begriff ”Unzulänglichkeitsbewußtsein” : wohl ist damit “Komplexierung” zu verstehen. Der Sinn für “nationale Erneuerung” soll also bei den Madjaren mit einer gehörigen Portion von Komplexiertheit verbunden sein. Und das soll wohl laut Valjavec für alle Völker des europäischen Südostens gelten.
     


    (124f.) “die Formung der madjarischen Geschichtsprosa” soll “an deutschen Vorbildern entscheidende Förderung” erfahren haben. Das älteste madjarische Geschichtsbuch, die Weltchronik Stephan Székelys (Krakau 1559) soll laut Josef Trostler, Die Anfänge der ungarischen Geschichtsprosa, Ung. Jahrbücher (Berlin) (1934), 120-28, 133 vom Karthäuser Rolewinck (1474), von der Chronik Hartmann Schedels (Nürnberg 1492) beeinflußt worden sein.

    (126f.) Auch die madjarische gehobene Dichtung weist Beziehungen zu deutschen Produkten vor (nach Trostler, Die Anfänge der ungarischen Persönlichkeitsdichtung, Deutsch-ungarische Heimatsblätter V (1933), 292-93, 298-99).

    (128) Barock

    (129) “Die Abschwächung des Gegensatzes der religiösen Bekenntnisse im 17. Jh. erklärt sich im nahen Südosten durch den Barock, der hier wie wenig andere Geistesströmungen Geltung erlangte, die den Wirkungsgrad der Aufklärung noch übertrifft.” 

    (130) “Die Verwurzelung des Barocks in Ungarn ist eine mitteleuropäische Angelegenheit und vorwiegend durch deutsche Anregung (Vermittlung oft auch romanischer Kulturelemente) bestimmt.

    (132) Die starke Geltung des deutschen Schrifttums in Ungarn war aber nur durch das Vorhandensein eines auch geistig regen deutschen Bevölkerungsanteiles möglich, der alle literarischen Wandlungen des Binnendeutschtums mitmachte und sie auf diese Weise dem Madjarentum in vielen Fällen vermittelte. Anerster Stelle standen auch hierin, wie meistens im Südosten, die Siebenbürger Sachsen.”

    (134) “Schon hier ist aber darauf zu verweisen, daß die beiden ältesten madjarischen Werke über Obst- und Gartenbau des Jesuiten Johannes Lippay (1606-66) auf deutschen Quellen beruhen.”
     

    b) Theater
    Musikkultur

    (137) Für das folgende die Übersicht von Otto Gombosi (Ungarn) und Dragan Plamenac (Südslawen) in: Gustave Reese, Music in Renaissance, London 1954, 714-27, 757-62.

    V. nimmt später darauf kaum Bezug.
    (152) Beziehungen zu Westeuropa

    “knappe Würdigung”

    (154) Nach Berufung auf Forschungsergebnisse von Révész, Magyar református egyháztörténet; Ders., A Debrecen-Eger-völgyi hitvallás és a Tridentinum, Budapest 1934; Ders., Szempontok a nagyar Kálviniszmus eredetének vizsgálatához, Századok LXVIII (1934), 260-61, stellt V. zusammenfassend fest: 

    “daß die reformierte Richtung nach Ungarn aus Deutschland gelangte und gewisse mitteleuropäische Grundzüge sogar bis heute bewahrt hat. Der kalvinische Einfluß Westeuropas vermochte daher in Ungarn nicht grundlegend und auch nur spät zu wirken. Bis in das erste Viertel des 17. Jhs sind in der reformierten Kirche Ungarns in erster Linie nur solche Werke und Ansichten kalvinischer Theologie Westeuropas bekannt geworden, die auch in den reformierten Gebieten Deutschlands Anklang gefunden hatten – also den Weg durch den deutschen Filter nahmen.”

    (154) Besuch niederländischer Universitäten, wo “auch die Fühlung mit der französischen Geisteskuktur” vermittelt wurde. 

    (154f.) Cartesianer: Johann Tsere von Apátza.
     


     
     

    (155) “so enge mit den österreichischen Ländern verbunden” gewesen, “daß man sich auch in geistigen Fragen an sie weitgehend anlehnte. Man übernahm auf diese Weise mittelbar – zwar sehr viel von Italien, Spanien (weniger von Frankreich), doch handelte es sich fast immer um Elemente, die vorher in den oberdeutsch-österreichischen gebieten Aufnahme gefunden hatten. Eine unmittelbare Fühlung Ungarns mit dem katholischen Geistesleben der romanischen Länder erfolgt im 16. Und 17. Jahrhundert nur selten, wenn man von der Verbindung mit der Kurie absieht (Anm.174: Ohne daß diese damals geistig ergiebig gewesen wäre).


    Seiner Relativierungstendenzgetreu, behauptet Valjavec, der ungarische Katholizismus sei in der Zeit der Reformation und Restauration:
     
     
     
     
     
     
     
     
     

    Belege ?
     

     


    (156) Die “richtige” Beurteilung der romanischen Elemente in der “profanen” Kultur muß sich “zwei Umstände vor Augen halten. Erstens ergeben sie trotz gelegentlicher Häufung nicht immer eine zusammenhängende Wirkung,

    und zweitens gelangen sie in den meisten Fällen durch den mitteleuropäischen “Geschmacksfilter” ins Karpatenbecken. Nicht nur, daß sie Zusammenhänge zwischen Ungarn und Deutschland auf kulturellem Gebiet voraussetzen und von diesen abhängig waren, sind sie oft nach dem Südosten als Formen deutscher Kultur gelangt. [...] Was nach dem Osten und Südosten weitergegeben wurde, war häufig schon vorher in den oberdeutsch-österreichischen Kulturlandschaften heimisch geworden und der Kultur des Landes angeglichen. Lediglich der kalvinische Volksteil hat sich dem Einfluß von dieser Seite zunächst noch (bis etwa in die Zeit Maria Theresias) entziehen können. Bei ihm blieb eine unmíttelbare Verbindung mit Westeuropa bis in das 18. Jh. hinein vor allem bei den Gebildeten wirksam. Die Kultur des barock ist von manchen kalvinischen Theologen Ost- / (157) Ungarns und Siebenbürgens noch im 17. Jh. geradezu bewußt abgelehnt worden.”
     


     

    Belege?

    Und der kalvinische Bevölkerungsanteil war nicht so gering, was Valjavec natürlich unter den Tisch kehrt. So war das siebenbg. Ungarentum größtenteils kalvinistisch. Hier zeigt sich Valjavec wieder von seiner Deutschbesessenheit her. Selbst dort, wo eindeutig nicht”-deutsche” Einflüsse in der Kulturentwicklung Ungarns vorliegen, also “romanische” (vor allem französische), spielt er diese mit seinem “Geschmacksfilter”-Postulat herunter, ja möchte sie ganz weg haben, indem er alles auf “deutsche” Vermittlung reduziert. Ob ihm dabei auffiel, dass diese Argumentationsweise zwar den Schein erwecken kann, dass der ungarische Kulturraum in der Tat hauptsächlich aus “deutschen” Quellen gespeist wurde, aber dadurch dem “deutschem” Kontext die kulturelle Autarkie, die von der NS-Forschung doch leidenschaftlich postuliert und vertreten wurde, abhanden kommt.

    (163) 6. Die Beziehungen zu Deutschland im Urteil und im Bewußtsein der Zeitgenossen

    (168) 7. Rumänische Fürstentümer
    Voraussetzungen und Grundlagen

    Diese waren dem, was V. “gegeneuropäische“ Kulturströmungen aus südlicher und östlicher Richtung” nennt, “viel stärker ausgesetzt als irgendeine Landschaft des nahen Südostens”.
     


    (169) “Das Volk als solches konnte sich nur durch Primitivität, durch eine gewisse Übereinstimmung im gesellschaftlichen Gefüge mit dem der “gegeneuropäischen “ Mächte halten. Gewisse Voraussetzungen dafür waren schon dadurch gegeben, daß an den Grundlagen der rumänischen Fürstentümer auch das turko-tatarische Element nicht unwesentlich beteiligt war, obwohl sein Anteil – wenigstens noch heute – nicht genau bestimmbar ist". (Ludw. Rásony, Contributuions à l’histoire des premières cristallisations d’état des Roumains, Archivum Europae Centro-Oirientalis (Budapest) I (1935, 221ff. László Makkai, A milkói (kún) püspökség és népei, Debrezin 1936, 21, 36ff.). [weitere Ausführungen nach Rasony]

    “Das soziale Gefüge des Rumänentums ermöglichte es ihm – 

    (170) ebenso wie den Serben -, die Türkenzeit viel erfolgreicher als das Madjarentum zu überstehen und seinen Volksboden auf Kosten der Madjaren zu erweitern” 
    In den Klöstern soll sich eine “anspruchslose, aber zähe kirchliche Kultur” erhalten haben.

    “Daneben waren die Fürstenhöfe von Bedeutung, die trotz des gedrückten Kulturstandes nie ganz die Fühlung mit der allgemeinen europäischen Entwicklung verloren. Eben deswegen kann man auch nur sehr bedingt von einem rumänischen Mittelalter bis zum Beginn des 18. Jhs. sprechen, das gewisse Anregungen aus Mittel- und Westeuropa doch immer einsickerten und eine Sachlage schufen, die zwar nicht den neuzeitlichen Verhältnissen in Mittel- und Osteuropa entsprach, aber auch nicht dem Mittelalter, sondern eine Mischform mittelalterlicher und neuzeitlicher Kulturelemente darstellte, in der erstere überwogen. Unter diesen Umständen waren auch die schwankenden, unausgeglichenen westlichen Beziehungen, wie sie etwa bei dem Serben Demetrius zutage treten, von nicht unerheblicher Bedeutung, [...]”
     


     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

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    Dort, wo der westliche bzw. deutsche Kultureinfluss nur tropfenweise erfolgte – zumindest ist das die Behauptung Valjavec's –, kann es auch kein Mittelelter und keine entsprechende mittelalterliche Kultur gegeben haben. Ist es denn zwingend, das, was “Mittelelter” und “mittelalterliche Kultur” heißt, an der westeuropäischen bzw. deutschen Ausprägung festzumachen ist ? Besteht denn nicht die Möglichkeit anderer Kulturausprägungen als die westeuropäische oder deutsche ? Hier bewegt sich Valjavec vom deutschen Kulturzentrismus zum westeuropäischen Kulturzentrismus.


    (173) Unter der Parole “Kulturräume lassen sich nicht hermetisch absperren”, das in Hinsicht auf die osmanische Vorherrschaft im Balkanraum vom 15. Bis zum 19. Jh., erwähnt V. erstmals jüdische Händler, die mit der Vertreibung aus Spanien “in größerer Anzahl u.a. auch nach dem Balkan ausschwärmten.” In Bosnien “setzen sie sich” um die Mitte des 16. Jhs “fest”.

     (174) Der Handel, vor allem nach Venedig, soll größtenteils durch Juden besorgt worden sein (laut Moritz Levy, Die Sephardim in Bosnien. Ein Beitrag zur Geschichte der Juden auf der Balkanhalbinsel, Sarajevo, 1911, 13-15, 72ff.). 
    (174) Griechische, ragusanische, armenische Kaufleute.
    (174f.) Ragusas “bedeutsame Mittlerstellung für die italienisch-balkanischen (und italienisch-rumänischen) Beziehungen”.
    Ragusanische Händlerkolonien in Tultscha, Ismail usw. (P.P. Panaitescu, Mihai Viteazul, Bukarest 1936, 42). 
    (176) Die von ragusanischen Kaufleuten betriebene “starke antitürkische Propaganda” im ausgehenden 16. Jh. soll auf die Haltung Michaels des tapferen nicht ohne Einfluß geblieben sein (Panaitescu, 41ff.). 
    (176f.) Venedig, “eines der wichtigsten Einfallstore auch griechischer Kultureinflüsse nach den rumänischen Fürstentümern.”
    (177) Der in Streusiedlungen “fast im ganzen Bereich, von der Herzegowina bis an die Küste des Schwarzen Meeres vertretene” Katholizismus.
    (177f.) Das griechische Element. Es hat “nicht nur für die westlichen Handelsbeziehungen auf dem Balkan eine wichtige Stellung eingenommen, sondern auch westliches Kulturgut bis in das 19. Jh. hinein den Völkern des Balkans und dem Rumänentum vermittelt.”

     b) Romanische Einflüsse

    (178f.) Die Einführung der Buchdruckerkunst in den rum. Fürstentümern durch den Mönch Macarie (1508) hängt mit venedischen Einflüssen zusammen. Auch waren kirchenslawische Drucke aus Venedig selbst in den rumänischen Gebieten im 16. Und 17. Jh. verhältnismäßig stark verbreitet (Dan Simonescu, Un octoih al lui Bojidar Vucivici la noi ?i leg?turile acestuia cu tipografia româneasc?, Rev. Ist. Rom. III (1933), 227-233). 
    (181) Hof Constantin Brâncoveanus
    (190) Deutsche Beziehungen
    (191f.) Rolle der siebenbg. Städte.
    (193) “Wir wissen, daß die Fürstenfamilien der Walachei in den letzten Jahrzehnten des 16. Jh.s (und wahrscheinlich nicht nur gerade in diesem Zeitraum) überwiegend deutschen Schmuck und sonstigen Zierat trugen. Auch andere Mitglieder der Oberschicht, Würdenträger und Bojaren, ahmten dieses Beispiel nach.”
     


     
     
     
     
     
     
     
     

    Dieser Einfluß soll sich bis zum Ausgang des 16. Jh.s behauptet haben.


    (196) “Der deutsche Volks- und Kulturboden am Rand der Karpaten war nicht nur wirtschaftlich für das rumänische Volk von großer Wichtigkeit, sondern bedeutete bei den sich ständig wiederholenden Aufständen und Unruhen einen Zufluchtsort, den so mancher Große der rumänischen Fürstentümer in Anspruch nehmen mußte” (Politische Flüchtlinge)

    (199) “sächsische Siedlungen, die ihres Deutschtums im Laufe der Zeit durch Überfremdungverlustig gingen (Anm.149: Über die verluste des deutschen Volks- und Kulturbodens vgl. die gediegene Einzeluntersuchung von Georg E. Müller, Das Deutschtum und die sekundären Siedlungen in Siebenbürgen, Korrbl. LII (1929), 161ff. Ferner die – allerdings ergänzungsbedürftige – Zusammenfassung von Heinrich Siegmund, Deutschendämmerung in Siebenbürgen, Hermannstadt 1931. Beste darstellung des gesamten Fragenbereichs: Alfred Csallner, Die volksbiologische Forschung unter den Siebenbürger Sachsen: DALV II (1938),. III (1939).

    “aber unaufhaltsam einsickerndenRumänen”

    der “sächsische VolksbodenSiebenbürgens”

    “Sie [die Nichtdeutschen] konnten sich nur als Hirten und minder angesehenes Gesinde fest- / (200) setzen”. 

    (200) “diese Überfremdung

    (200f.) “das Sachsentum” “stieg auch in das Land “jenseits der Schneeberge” hinab, um neues Kulturland zu schaffen.” “Nur muß mit aller Schärfe gegen die romantische Aunsicht Stellung genommen werden, daß der deutsche Ritterorden im Südosten am Saume der Karpaten das gleiche für den deutschen Volksboden hätte leisten können, wie in Preußen.”

    (203) Anm.170: Hans Petri, Die Anfänge der evangelischen Gemeinde zu Bukarest, Sbg. Vjschr. LIV (1931), 93-99; Ders., Geschichte der evangelischen Gemeinde zu Bukarest, Bukarest 1939.
     


    (214ff.) Ungarische Beziehungen
    (227ff.) Polnische Beziehungen
    (239) 8. Widerstände gegen die mitteleuropäischen Kulturzusammenhänge

    “[...] daß das 16. Und 17. Jh. [...] geraten dafür andere Gegenden des nahen Südostens, in erster Linie große Teile südslawischen und rumänischen Volksbodens, unter stärkere Einwirkungen gegeneuropäischerStrömungen”.
    Griechischer u. türkischer Einfluß.

    (240ff.) Siebenbürgen.

    “Neben Ungarn scheint vor allem Venedig die Einfallspforte der griechischen Händler nach Mitteleuropa gewesen zu sein. Die Planmäßigkeitihres Eindringens geht u.a. auch schon daraus hervor, daß die Händler ihre Kinder in den westlichen Sprachen unterrichten ließen und nach Städten / (S.240) Mitteleuropas so fuhren, daß die einzelnen Familienmitglieder verschiedene Reisewege wählten.” 
     


     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

    Die Eroberung Konstantinopels durch die Türken als Hauptursache dieser Bewegung erwähnt Valjavec überhaupt nicht, hingegen unterstellt er den griech. Händlern “Planmäßigkeit” in ihrem “Eindringen”

     


    (241) “Viel stärker wurden aber von ihnen [den griech. Händlern] Westungarn, das Karpatengebiet und Siebenbürgen durchsetzt.”

    (243) Anm.28: Josef Kallbrunner, Zur Geschichte der Wirtschaft im Temescher Banat bis zum Ausgang des Siebenbjährigen Krieges, SODF I (1936), 50ff.

    (244) “Diese Erscheinungen (Einsickern der türkischen Händlerschaft) wirkten nicht nur wirtschaftlich sondern auch kulturell. Die Verbreitung türkischer waren brachte Veränderungen in Lebensform und Geschmacksrichtung, die nicht unterschätzt werden dürfen und besonders in Siebenbürgen das ganze Kulturgefüge zu verändern drohten” 
     

    Warum wohl? Das ist für Valjavec. Nebensache.
     
     
     
     
     
     
     
     
     

    Bedrohungs-Paradigma bzw. Stereotyp.
     

     


    (246) “Besonders deutlich werden diese orientalischen Einflüsse bei den Kräften, die eine Kampfstellung gegen Wien bezogen”

    “Der Widerstand der sich gegen die Umbildung der Lebensformen durch deutsche Anregungen gerade in Siebenbürgen geltend machte, erklärt sich zum großen teil aus der Wirkung derartiger morgenländischer Einflüsse. Er trug bei den

    (247) Madjaren des Karpatenbeckens, besonders in Siebenbürgen dazu bei, den Widerstand gegen eine Angleichung an Mitteleuropa zu vertiefen, [...]”

    Das das eine Selbstverständlichkleit sein kann, interessiert Valjavec  nicht.
     

    Hier liefert die ausschließlich sich “kulturgeschichtlich” gebarende Schreibweise V.s einen weiteren Schwachpunkt: politische Ereignisse, die politische Entwicklung, also der politische Hintergrund werden ignoriert bzw. aus Unkenntnis nicht berücksichtigt. Daher kommen solche Behauptungen zu Stande.

     


    “Und nicht nur bei den Madjaren zeigte die vom osmanischen Balkan kommende Flut morgenländischen Einflusses ihre geistige Wirkung, sogar bei den Siebenbürger Sachsen bewirkte sie im 17. Jh. eine – wenn auch nur vorübergehende – Entfremdung von mitteleuropäischen Lebensformen, die bezeichnend genug ist.”

    Valjavec'.s Kulturimperialismus und Kulturchauvinismus; unverkennbare Feindseligkeit Valjavec's gegenüber allem, was nicht west- bzw. mitteleuropäisch ist.
     

     

    III

    Aufklärung und Absolutismus
    München 1958

    (13) 1. Politische, soziale und wirtschaftliche Grundlagen.

    Mit dem Frieden von Passarowitz (1718) war “Österreich die Möglichkeit genommen”, “unmittelbar auf der Balkanhalbinsel einzugreifen.”

    (16) “Voraussetzung der “Verwestlichung” war durch die Zurückdrängung der Osmanen [...] gegeben.”

    “Man sah in ihr (der umfassenden Siedlungspolitik) den Niederschlag absolutistischer Herrschaftsgelüste und kaum verhüllter Eindeutschungsabsichten, die die Belange des madjarischen Volkstums auf das schwerste benachteiligen mußten.

    [...] muß darauf hingewiesen werden, daß sie [diese Ansicht] in manchem einer entschiedenen Richtigstellung bedarf.
     


     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

    Und das nicht zu Unrecht !
     
     

    Valjavec beruft sich in seinen Ausführungen wiederholt auf Th. Mayer, Verwaltungsreform in Ungarn nach der Türkenzeit, Wien 1919.
     


    (27) Harold Steinacker, Österreich-Ungarn und Osteuropa, Hist. Zeitschr. (München) 128 (1923); 
    Volk und Geschichte. Ausgewählte Reden und Aufsätze, Brünn-München-Wien 1943.
    37) Valjavec, Briefe deutscher Schriftsteller und Gelehrter an Ludwig Schedius, Jahrb. des Wiener Ungarischen Historischen Instituts III (1933).
    (40) Die Aufklärung

    (44) “gesteigerte(n) geistige(n) Teilnahme im Westen an den Vorgängen in Südosteuropa.
    Diese Teilnahme entfaltet sich zunächst in Deutschland (in Westeuropa beginnt sie erst im 19. Jh. und ist dort hauptsächlich politisch begründet.”

    (48) “Erst allmählich bahnte sich ein wirkliches Verständnis für die geistige und geschichtliche Eigenart der Völker Südosteuropas an. Dieses Verständnis erwuchs aus der wissenschaftlichen Beschäftigung mit Südosteuropa.”

    “Ist die Zahl gerade deutscher Forscher, sie sich mit der Vergangenheit des Südostens beschäftigen, größer gewesen.”
     


    (49-53) Ludw. August Schlözer (1735-1809)

    Er war “der Begründer der geschichtlichen Ost- und Südosteuropaforschung.”

    (51) “Als erster binnendeutscher Gelehrter leitete er die wissenschaftliche Erforschung einer auslandsdeutschen Volksinsellandschaft ein.”

    “Bahnbrechend war es wohl auch, daß er die Problematik der südosteuropäischen Volksgeschichte wahrnahm und die Völker als Grundlage des geschichtlichen Geschehens begriff. Auch der südosteuropäischen Geschichtsforschung ist, gerade in der ältesten Zeit, volksbezogen vorgegangen. Aber das eigentliche Maß aller Dinge blieb für sie auch dabei der Staat. Das Volk war für diese Historiker nur solange Grundlage der
    (52) Betrachtung, als die eigenen Nation sich nicht von der Türkenherrschaft freigemacht hatte (obschon das etatistische Interesse auch dann überwog).”
    (53) “Schlözer förderte [...] die ungarische Geschichtsforschung”.

    Zipser Johann Christian v. Engel (1770-1814)

    (54) Kontroverse Schlözer/Engel nur erwähnt.
     


     
     
     
     
     
     

    Gegenüberstellung der etatistischen und der “Volks”-Geschichte.
     
     
     
     
     
     
     

     


    (56) Wiener Universität und übrige österreichische Universitäten.
    (58) “dem Wunsch nach einer näheren Verbindung mit dem Westen, namentlich mit Deutschland”, “der seit etwa der Mitte des 18. Jh.s mit zunehmender Kraft zutagetritt.”
    (59-62) “starke(s) Wechselseitigkeitsverhältnis” zwischen südosteuropäischen und deutschen Aufklärern.
    (59) Dt. Literaturzeitungen, deutsche Zeitschriften.
    (60) Politische Organe, kirchliche Zeitschriften.
    (61) Besprechungen in deutschen Zeitschriften.
    (62-66) Gesellschaften – Mitgliedschaft von Schriftstellern und Gelehrten aus dem Südosten.
    (63f.) Freimaurer.

    (64) “Sehr wichtig war das deutsche Vorbild bei der Gründung wissenschaftlicher Gesellschaften im Südosten gewesen. Die älteste wissenschaftliche Gesellschaft des Südostens wurde 1752 in Preßburg von einem Kreis deutscher Bürger gegründet (Anm.114: Valjavec, Die Preßburger Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften, Ungarische Jahrbücher (Berlin) XVI, 1936). Es wird noch zu untersuchen sein, inwieweit die Pläne auf madjarischer Seite, wissenschaftliche Gesellschaften zu gründen, durch deutsche Vorbilder angeregt worden sind. Die ersten Ansätze zur Schaffung einer gelehrten Gesellschaft beid en Slowaken sind mit deutschen Anregungen unverkennbar verknüpft. [...] Bei der serbischen Matica, die bekanntlich ursprünflich in Pest gegründet und erst später nach Neusatz verlegt wurde, darf das Wirken deutscher Einflüsse gleichfalls angenommen werden. Bei der Errichtung der rumänischen Akademie lassen sich diese deutlich feststellen. Dimitrie A. Sturdza schrieb seine “În?tiin?are literar?” (Literarische Ankündigung), die für die Errichtung einer zentralen wissenschaftlichen Gesellschaft von

    (65) großem Einfluß war, 1850 in München und berücksichtigte dabei manches deutsche Muster. [...] Es müßte allersings noch im einzelnen untersucht werden, inwiefern bei der Gründung der Academia Român? und bei deren Aufbau west- und mitteleuropäische Vorbilder mitgewirkt haben.

    Entscheidend war die deutsche Geltung und Mitarbeit bei der Errichtung der ersten wissenschaftlichen Gesellschaft in Rumänien, der “Societatea de medici si naturalisti din Jasi” (Medizinische und naturwisasenschaftliche Gesellschaft zu Jassy), die ursprünglich 1830 als – deutsch benannter – “Jassyer medizinischer Leseverein” begründet und einige Jahre später zu einer eigentlichen wissenschaftlichen Gesellschaft umgebildet wurde. Die deutschen Mitglieder – Ärzte und Apotheker in der Moldau – bildeten noch jahrelang die Mehrzahl. Die Gründer des vereins waren Dr. Zotta und der Chefarzt des moldauischen Heeres, Dr. Jakob v. Czihak, jener Rumäne, dieser Deutscher.” (Anm.118: Valeriu Bologa, Deutsche Einflüsse auf die Entwicklung der rumänischen Medizin, SODF (1936)), 138).
     


    (66) “Die deutschen Anregungen bei der Bildung wissenschaftlicher Akademien und Gesellschaften im nahen Südosten – die ihrem Umfang nach viel zu wenig untersucht wurden und an dieser Stelle nur gestreift werden konnten – sind um so bedeutsamer, als die Gründung derartiger Gesellschaften für die geistige Entwicklung der Südostvölker eine ganz wichtige Etappe bedeutet. Die Errichtung von Akademien war für jede Nation dieses Raumes ein wichtiges Ziel, auf das man jahrzehntelange Mühe aufwandte.”

    (67) “Doch ging der Hauptanstoß zur “Verwestlichung” des Südostens von einer anderen Seite aus: von der habsburgischen Monarchie, die zur geistigen Erweckung und Formung der Südostvölker entscheidendes beitrug.” 
     


     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

    Recht fragliche Behauptung
     


    “Das Vordringend er Aufklärung wurde auch hier durch den Freimaurerbund begünstigt, der seit 1742 in Österreich Fuß gefaßt hatte und sich bald in allen Gegenden der Monarchie fest verwurzelte.”
    Josef II.
    (68) “Doch konnte das Aufkommen einer geistigen und völkischen Gegenströmung nicht verhindert werden. [...] Der weltbürgerlich angehauchte Staatspatriotismus wird in Ungarn bereits unmittelbar nach Josephs Tod durch eine völkische Gegenbewegung abgelöst, die den ersten machtvollen Auftakt des nationalen Erwachens im Südostraum darstellt.”
    “So hat Wien die meisten Südostvölker sprachlich und kulturell und damit auch national erweckt. Der Vorgang ist so bedeutsam, daß er im nachstehenden eingehend erörtert werden muß.”

     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

    Wieder eine einseitige Übertreibung.
     


    (71) “Nicht weniger wichtig war es, daß die Maßnahmen des Wiener Hofes die Heranbildung einer serbischen und rumänischen Oberschicht begünstigten, ohne die das politische Ringen der beiden Völker im 19. Jh. wenig Aussicht auf Erfolg gehabt hätte.”

    (74) Die Rumänen

    “Die ganze Auseinandersetzung dieser Völker mit dem Madjarentum seit 1867 wäre nicht mit dem Erfolg durchzukämpfen gewesen, wenn nicht der Pope in jedem einzelnen Ort die Möglichkeit einer Widerstandsbildung geboten hätte. Die Folgen des Wandels zeigten sich sehr bald. War der orthodoxe Klerus um die Mitte des 18. Jhs kulturell teilnahmslos, so bemühte sich dieser bereits wenige Jahrzehnte später um die Förderung der nationalen Literatur. [...]”

    (75) “[...] Aufstieg in den Offiziersstand. Vor allem in den Grenzregimentern erlangten bald Kroaten, Serben und Rumänen bereits im 18. Jh. hohe Offiziersgrade. Dadurch wurde den aufstrebenden Elementen gerade des Bauernstandes seit der zweiten Hälfte des 18. Jhs. der Aufstieg wesentlich erleichtert.”

    (86ff. Die Lage in den einzelnen Landschaften)
     


    (91-97) b) Siebenbürgen
    c) Die zurückgewonnnen Gebiete
    (103) “Lehrmeister”
    (116) 4. Die Geltung der deutschen Sprache

    (116) “Es war ein beliebter Vorwurf namentlich der nationalistischen Geschichtsschreibung der Madjaren, daß der Wiener Hof im 18. Und 19. Jh. versucht habe, die nichtdeutschen Völker der Monarchie zu “germanisieren”. Der Vorwurf reicht weit ins 19. Jh. zurück. Er ist wohl im spannungsreichen Zeitalter der nationalen Auseinandersetzungen mit dem Kaiserstaat entstandne und in der Folgezeit oft wiederholt worden. Wirkliche Beweise wurden nie erbracht.”
     

     

    Recht kurios, dass Valjavec den anderen Völkern das Recht abspricht, ihre Geschichtsschreibung “nationalistisch” auszurichten, nicht aber seinem Volk, dem deutschen, das sich in seiner Art Geschichtsauffassung und Geschichtsschreibung nicht nur Nationalismen, sondern auch Kulturchauvinismus und Kulturimperialismus im Namen der Volks- und Kulturboden-Ideologieerlauben darf. Die deutsche Geschichtsforschung und Kulturgeschichte darf also, auch 13 Jahre nach der Niederringung des “Großdeutschen Reiches”, sich imperial-gehäbig artikulieren !

    Das Unterkapitel enthält zahlreiche Belege ungarischer, kroatischer und slowenischer Schriftsteller, die auch deutsch schrieben.


    (131) “Die natürliche Überlegenheit der deutschen Sprache brachte es auch in diesen Landschaften [Serbien, Kroatien] im Laufe der Jahrzehnte mit sich, daß sie eine begründete Vorherrschaft erlangte, die aber die Belange der Landesbewohner keineswegs schädigte".
    Deutsche Überlegenheit

    (137) “[...] daß den ganzen Vormärz hindurch die deutsche Sprachkultur in den rumänischen Fürstentümern langsam, aber ständig zunahm und sich parallel zur Angleichung dieser Landschaften an Mitteleuropa entwickelte (die unabhängig von der unorganischen Annäherung an Westeuropa vor sich ging). [...]

    (138) 5. Das geschrieben und gedruckte Wort

    (148) Siebenbürgen

    “Überall war die deutsche Zeitung die erste im Land”.

    V. bestreitet, dass der “Mercurius veridicus” Rákoczys (1705-1710)] eine Zeitung im eigentlichen Sinn war. Es war “doch mehr [...] eine Art Bulletin Rákoczys [...] Ihr Zweck war, im Ausland über die Ereignisse aufklärend zu wirken.”

    (149) Das war laut V. “ein Sonderbetrieb zeitgenössischer Publizistik.”

    (152f.) V. geht in der Behandlung des Pressewesens weit über die Aufklärungszeit hinaus.

    (154) In Siebenbürgen wurde die rumänische und madjarische Presse “bis weit in die zweite Hälfte des 19. Jhs vom deutschen Zeitungswesen überragt”, “das sich hier auf eine beispiellos hochentwickelte, geistig tonangebende deutsche Volksgruppe zu stützen vermochte.”

    (155) “Das Pressewesen der südosteuropäischen Völkerschaften war weitgehend von deutschen Anregungen und Vorlagen bestimmt.”

    "Der deutsche Einfluß erstreckte sich aber nicht allein auf die deutschen Wochenblätter und Zeitungen des Südostens, sondern äußerte sich auch bei den fremdsprachigen Organen.” Beispiel: Magyar Hírmondó: zeigt sich nicht allein in der äußeren Ausstattung, Größe, Stoffgliederung, sondern auch inhaltlich.

    (156) “Der bestimmende deutsche Einfluß beruhte aber nicht nur auf derartigen politischen und zensurtechnischen Gegebenheiten.

    (160) V. muß zugeben, dass der deutsche Einfluß auf dem gebiet der Fachzeitschriften geringer war “als beim Zeitungswesen und den Zeitschriften mit allgemeinen Zielsetzungen.” Dies soll “damit zusammenhängen, daß die Entstehung der Fachzeitschriften in einen Zeitraum fiel, wo der deutsche Kultureinfluß im Südosten nicht mehr eine so ausschließliche Geltung wie früher besaß.” “Die Entstehung eines Fachzeitschriftenwesens in Südosteuropa, das im Vormärz begann und seinen Abschluß erst in der Zeit nach 1918 fand, ist daher eigenste Kulturleistung der südosteuropäischen Völker, die in ihrer Bedeutung meist unterschätzt wird.”

    (160) Buchwesen

    “Auch während der Türkenzeit ist in den rumänischen Fürstentümern, in Siebenbürgen, Kroatien und Ungarn die Buchdruckerkunst nicht zum Erliegen gekommen.”
     


     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

    Warum ? Das ist für Valjavec belanglos !

     


    (161) Die “Leistung” der deutschen Drucker und verleger, die über “geschäftliche Gründe” hinausgeht. Sie schufen “Leserschichten in den einzelnen Südostsprachen in einem früher nicht dagewesenen Umfang”, sie veranlaßten die Schriftsteller “durch bessere Möglichkeiten der Drucklegung” “zu einer regeren Tätigkeit” und brachten “beide – Leserschaft und Schriftsteller – zueinander in ein Verhältnis”, “das sich als unerhört fruchtbar und nationalpolitisch folgenreich erwies.”

    Einseitige Betrachtung des Phänomens: Die dichterische oder schriftstellerische Schaffensfreude ist nur unmittelbar von Verlagsmöglichkeiten berührt. 

    (164f.) “Entscheidende(r) Anteil deutscher Kräfte an der Entstehung der Buchdruckerei in Serbien.”

    (166) Zuwanderung deutscher Buchdrucker nach den rumänischen Fürstentümern als Angestellte in bestehenden Betrieben.

    Fr. Wallbaum (Anm.27: Im Archiv der evangelischen Kirchengemeinde Bukarest 1835 erwähnt), betrieb eine Druckerei in Bukarest.

    (168) “Deutsche führten den Steindruck nicht nur in Muntenien, sondern auch in der Moldau ein.”

    (169) Der Buchhandel befand sich “bis weit ins 19. Jh. ausschließlich in deutschen Händen.”

    (175) 1837 gründete Wallbaum eine Hofbuchhandlung in Bukarest, die lange Zeit die bedeutendste des Landes war.

    (183) Aus den Verzeichnissen der Universitätsbibliothek in Jassy (1841) geht eindeutig hervor, dass der französische Einfluss bereits überwog: Druckorte:

    Deutschland u. Österreich 173; Frankreich 220.
     


     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

    Der französische Einfluß war sicherlich viel früher beträchtlicher, doch daran ist Valjavec nicht interessiert, weil er nur das deutsche Übergewicht herausstellen will. Deshalb sind seine Betrachtungen, zumindest was die Zeit nach der Napoleonischen Kaiserzeit betrifft, zweifelsohne falsch. 

    (185) c) Schrifttum und Dichtung

    (187) Die madjarischen “Volksbücher” sollen auf deutsche Vorlagen zurückgehen. “Schon ihrer Gattung nach etwas wesenhaft Deutsches, sehen wir allgemein in Ost- und Südosteuropa – innerhalb der abendländischen Kulturgrenze – die deutsche Form des Volksbuches vorherrschen.” 
     


     

    Vollkommen aus der Luft gegriffene Spekulation.


    (188) “Soweit jedenfalls in Ungarn diese mitteleuropäische Form des Volksbuches vorhanden war, handelte es sich im wesentlichen um Übernahmen aus dem Deutschen.”
    (235) 6. Kunst und künstlerisches schaffen

     “dass die Theaterkultur des nahen Südostens zum überwiegenden Teil im Deutschen wurzelt.”
     


     
     
     
     

    Postulat


    (248) b) Musik und bildende Kunst
    (249) Musikpflege der ungarischen Magnaten

    (251) “Die Entwicklung in Klausenburg kann auch für die meisten anderen Städte des Karpatenbeckens als typisch gelten. Sie zeigt die Bedeutung deutscher Kräfte, die an ihr teilnahmen, und veranschaulicht, daß die Angleichung der städtischen Musikkultur
    (252) Ungarns, Siebenbürgens und Kroatiens an die Verhältnisse im Westen noch vor der Mitte des 19. Jhs. Im großen ganzen abgeschlossen war.”

    (252) Laut V. soll “neben nationalen und gesellschaftlichen Gegebenheiten auch der Unterschied zwischen den Bekenntnissen eine gewisse Rolle” bei der Pflege der Musik gespielt haben.
     


    (255) “Früher und rascher entfaltete sich westliche Musikpflege in den beiden rumänischen Fürstentümern. Auch hier waren gerade anfänglich deutsche Anregungen besonders wirksam. Sie wurden gefördert durch die Entstehung deutscher Kolonien in den beiden Hauptstädten, in Bukarest und in Jassy.”
    “Der Anteil des deutschen Elements in der Bukarester Musikpflege gelangt auch darin zum Ausdruck, daß der erste “Klaviermeister”, dessen Wirken in den Fürstentümern belegt war, ein Mitglied der deutschen Kolonie zu Bukarest, Johann Copony aus Kronstadt,
    (256) gewesen ist.”
    (257) Als 1864 das Musikkonservatorium in Bukarest errichtet wurde, übernahm Alexander Flechtenmacher die Leitung.

    (258) Bildende Kunst

    (258f.) Die osmanische Herrschaft, die Reformation, “vor allem das Umsichgreifen des Kalvinismus, hatten der künstlerischen Betätigung enge Grenzen gezogen und vielenorts zu einem Bruch in der Entwicklung geführt. [...] Mit dem Zerfall des mittelalterlichen ungarischen Königtums begann aber auch ein Niedergang des Städtewesens deutlich zu werden. Er zeigt sich vor allem darin, daß die Städte an politischem gewicht verlieren und ihre wirtschaftliche Bedeutung teilweise einbüßen. Das künstlerische Leben der Städte mußte auch dadurch in zunehmendem Maße eine Schwächung erfahren.”
     


     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

    Das mag für die Teile des ehemaligen ungarischen Königreichs gelten, die unter osmanische Direktverwaltung gelangten, aber keinesfalls für Siebenbürgen und die Partes.

     


    Ein durchgreifender Wandel in der Bautätigkeit ergab sich laut V. “erst seit der Verdrängung der Osmanen aus dem Karpatenraum.”

    Zuwanderung deutscher Baumeister und Bauhandwerker, die “den zahlreichen Städten dieses Raumes von Komorn bis zum Eisernen Tor ihr Gepräge” verliehen.


    (259) “Von allen Kunstrichtungen der Vergangenheit hat im österreichischen Teil Südosteuropas der Barock die tiefsten Spuren hinterlassen.[...] Einheimische deutsche Bauhandwerker und Künstler haben diese barocke Kunstlandschaft in die breite wachsen lassen. Bis in die entlegensten Teile des Landes, etwa in abgelegene Dörfer des siebenbürgischen Seklerlandes, haben sie Kirchen und Landsitze für den anspruchsloseren mittleren Adel errichtet.”

     

    Dafür bringt Valjavec ein einziges Beispiel: den “Steinmetz und Maurer Poller” Joseph Berbald, der im Szeklerland die Kirche von Csicsókeresztúr 1801erweiterte und ihren Turm erbaute. Damit geht V. mit seinen deutschzentristischen Verallgemeinerungen zu weit.
     

     

    (266) 7. Schulwesen und Wissenschaft

    (266) “Die Tausende protestantischer Geistlicher und Schulmänner haben in dieser Hinsicht [die neuen wissenschaftlichen Anschauungen des Westens auf erzieherischen Gebiet in Ungarn heimisch zu machen] hervorragendes geleistet

    a) Schulen
     
     
     
     
     

     


     

    In der vorsätzlichen Übertreibung dessen, was auf gesellschaftlicher Ebene sonst selbstverständlich ist, indem es im Einklang mit dem obsessiven Deutschzentrismus zu “deutscher Leistung” postuliert wird, liegt V. ganz auf der Linie des NS-Kunst- und Kulturverständnisses. Aus Selbstverständlichkeiten, aus etwas völlig normalem einen Vorzug zu machen, es zur Außergewöhnlichkeit zu erheben: daß nach der Vertreibung der Türken und der Einverleibung durch Österreich die deutsche Sprache vorherrschen würde, ist doch eine Selbstverständlichkeit. Ebenso die stetige Zunahme der österreichischen (also deutschen) Kultureinflüsse.


    (267) Universität und mittleres Schulwesen.

    (268) Die Verbesserung des Schulwesens nicht nur von Wien betrieben. So der Schulorden der Piaristen.

    (269) Die spättheresianische Zeit und die Regierungszeit Josephs II. “sind für das Schulwesen im habsburgischen Teil Südosteuropas grundlegend gewesen”.

    Ausbau des Volksschulwesens für die nichtdeutschen Völker.

    (270) “Etwa seit der Jahrhundertmitte wurde der Ausbau des “nationalistischen” (serbischen und rumänischen) Schulwesens, in erster Linie im Banat, in Angriff genommen” (Hans Wolf, Das Schulwesen des Temesvarer Banats im 18. Jahrhundert, Baden bei Wien 1935)

    (275f.) Höheres Schulwesen der Rumänen
    (277-280) “die sonstigen Zusammenhänge mit Deutschland”
    (277) Schulmänner der “philanthropischen Bewegung” – Basedow in Dessau.
    Pestalozzi regte St. L. Roth an.
    (281) Die Geltung der deutschen Schulbücher an den protestantischen Anstalten.
    Philosophie.
     


    (285) “daß die überwiegende Mehrheit der geistig aufgeschlossenen Schichten Ungarns sich tatsächlich nach den deutschen Popularphilosophen der Zeit richtete.”

    (295-302) c) Geschichtsschreibung

    (295f.) Christian v. Engel (1770-1814)
    (296f.) Ignaz Aurel Feßler (1756-1839)

    (297) “Die beginnende und aufblühende Geschichtsschreibung über Südosteuropa war am Aufschwung der Geisteswissenschaften in diesem Raum in hohem Grade beteiligt. Sie erlangte eine überaus große Bedeutung, indem sie die politischen Ansprüche der erwachenden Nationen untermauerte. Die Möglichkeit, sich mit der eigenen Vergangenheit, mit dem wechselhaften Schicksal und mit nationalen Großtaten zu befassen, schuf ein mehr oder weniger zutreffendes Geschichtsbild. Die Völker wurden sich ihrer Eigenart
    im Spiegel ihrer Geschichte
    bewußt. So wurde die Geschichtsschreibung für die jahrzehnte der Selbstbesinnung zur eigentlichen nationalen Wissenschaft des Südostens. Auch der stille Archivarbeiter war mit den Bestrebungen seines Volkes verbunden, wenn er Urkunden ans Tageslicht förderte und herausgab, da bereits die nächste Forschergeneration daraus den geschichtlichen “Mythos” zusammenstellte, der das Bewußtsein einstiger Größe zur Gewißheit erhob und Rechtsansprüche für die Zukunft bot.”
     


     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

    Richtig: eingebildeten Eigenart
    Richtig: ihrer erdachten, erdichteten Geschichte.
     
     
     
     
     
     

     


    (298) “Deutsche Orientierung” bei den geschichtlichen Arbeiten von Sincai, “noch eindeutiger gelangt die deutsche Orientierung bei den geschichtlichen Arbeiten von Budai-Deleanu zum Ausdruck.”
    (299f.) Georg Pray (1723-1801), Daniel v. Cornides (1732-1787)

    (302-308) d) Sonstige Wissenszweige

    (305) Die Verbreitung der deutschen theologischen Literatur ergab sich bei den Protestanten zwangsläufig.

    (306) “Zusammen mit der Wiener Universität und anderen binnendeutschen Universitäten hat die ungarische Landesuniversität daran mitgewirkt, auf wissenschaftlichem Gebiet den deutschen Vorbildern für mehrere Menschenalter bestimmende Geltung zu sichern.”
     

     

    (309-341) 8. Sprache und nationales Bewußtsein

    a) Nationale Sprachpflege

    (312f.) Gottscheds Einfluß in Ungarn.
    (313) “Die Hauptrolle fiel in der Folgezeit Adelung zu, der in Ungarn seit 1793 wirkte.”
    (314) “ist die Übereinstimmung im Spracherneuerungsprogramm bei allen Südostvölkern außerordentlich groß.”
    (319) “Ungleich größere Schwierigkeiten als bei den Südslawen hatte das Werk der Spracherneuerung beim Rumänentum.”

    (324) “Wir sehen, daß bei all diesen Völkern des Südostens die Sprachreformen als Auftakt nationaler Bewußtwerdung mehr oder weniger mit deutschen Anregungen in Verbindung zu bringen sind. Fast bei allen Südostvölkern (mit Ausnahme der Bulgaren und Albaner) gewann die Sprachreform seit der spättheresianischen Zeit unter “josephinischem” Einfluß starken Auftrieb. Sie hat sich meist auch in der Folgezeit in Verbindung mit deutschen Gelehrten vollzogen. Erst seit der Mitte des 19. Jh.s traten deutsche Anregungen in den Hintergrund.”
     

     

    (309-341) 8. Sprache und nationales Bewußtsein

    a) Nationale Sprachpflege

    (312f.) Gottscheds Einfluß in Ungarn.
    (313) “Die Hauptrolle fiel in der Folgezeit Adelung zu, der in Ungarn seit 1793 wirkte.”
    (314) “ist die Übereinstimmung im Spracherneuerungsprogramm bei allen Südostvölkern außerordentlich groß.”
    (319) “Ungleich größere Schwierigkeiten als bei den Südslawen hatte das Werk der Spracherneuerung beim Rumänentum.”

    (324) “Wir sehen, daß bei all diesen Völkern des Südostens die Sprachreformen als Auftakt nationaler Bewußtwerdung mehr oder weniger mit deutschen Anregungen in Verbindung zu bringen sind. Fast bei allen Südostvölkern (mit Ausnahme der Bulgaren und Albaner) gewann die Sprachreform seit der spättheresianischen Zeit unter “josephinischem” Einfluß starken Auftrieb. Sie hat sich meist auch in der Folgezeit in Verbindung mit deutschen Gelehrten vollzogen. Erst seit der Mitte des 19. Jh.s traten deutsche Anregungen in den Hintergrund.”
     

     

    b) Das nationale Erwachen

    (325f.) Bei den Madjaren soll schon im Mittelalter ein Sendungsbewußtsein existiert haben (Anm.6: Jozséf Déer, A magyar nemzeti öntudat kialakulása, Kecskemét 1936).
    (326) Zwischen 1711 und 1780 festigte sich ein ständisch-barockes Staatsgefühl.
    (327) “das wesenhafte barocke Bemühen, die Herkunft des eigenen Volkes in die graue Vorzeit zu verlegen und mit Vorgängen der Antike in Verbindung zu setzen. Es ist keine Frage, daß gerade bei der Entstehung der dakoromanischen Lehre diese barocken Triebkräfte wirksam gewesen waren.”

    “Die Anfänge der nationalen Bewußtwerdung hängen mit geistigen Wirkungen des philosophischen Jahrhunderts auf eine vielfach verschlungene Weise zusammen, nicht nur im Südosten, sondern in weiten Teilen Europas überhaupt. Um diesen Zusammenhang richtig zu sehen, ist es allerdings nötig zu wissen, daß bei den nationalen Bewegungen in Ostmittel- und in Südosteuropa zwei Abschnitte zu unterscheiden sind: ein sprachlich-kultureller und ein politischer.”

    (328) “Es ist jedenfalls nicht zu verkennen, daß die Begründung kultureller wie politischer Forderungen immer im aufgeklärten Sinne erfolgt.” U.a. Beispiel der siebenbg. Rumänen.

    (330-333) “die rumänische Volkwerdung”

    (331) “Wesentlich ist, daß damit (mit der römischen Abstammung) dem Volke das Bewußtsein einer ruhmvollen geschichtlichen Vergangenheit, eine Idee von mythischer Kraft geschenkt wurde.”

    (333) “Wien hat es damit (mit schulischer u. geistiger Förderung) dem Rumänentum möglich gemacht, seinen Nationsbegriff auch kulturell zu unterbauen.”
     

     

    IV.

    Das 19. Jahrhundert

    Aus dem Nachlaß herausgegeben von Felix von Schroeder
    München 1965

    (11) Die politischen und kulturellen Wandlungen

    “gewann seit dem beginnende 19. Jh. das Politische auch für Südosteuropa eine Bedeutung.”

    (12) “Seit dem ausgehenden 18. Jh. ergeben sich Zusammenhänge zwischen diesem Reformbestreben (dem des aufgeklärten Absolutismus des Hauses Habsburg) und der nationalen Bewegung.”

    Der madjarische Nationalismus

    (13) “Wendung gegen das Deutschtum im Lande, namentlich gegen das deutsche Bürgertum der Städte, gegen die Stellung der deutschen Sprache und gegen deutsche Gesittung im Lande überhaupt.”
     


     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

    Darstellung, als ob die Madjaren nun eine Hexenjagd gegen alles Deutsche veranstalteten. Es fehlen überzeugende Belege. 


    “Solche Stimmungen” sollen in Ungarn unter den Madjaren nicht vorherrschend “gewesen sein, auch nicht unter den Anhängern der nationalen Richtung. Aber sei erlangten immerhin doch so weit Geltung, daß den Beziehungen zu Deutschland schwerer Abbruch bereitet wurde.”

    Madjarisierung: “Sie hat das deutsche städtische Bürgertum vernichtet und damit eine wichtige, seit dem 13. Jh. bestehende feste Klammer zwischen Deutschland und dem Südosten gesprengt.”
     

    Postulat und apodiktisch:V. erwähnt mit keinem Wort, dass der Madjarisierungsprozess bereits vor der offenen, bewussten Äußerung der national-ungarischen Ambitionen im Gange war – zum Vergleich ziehe man das siebenbürgische Klausenburg heran, in dem bereits im Reformationszeitater dieser Prozess weit vorangeschritten war – bzw. die deutschen Bürger die Notwendigkeit der Madjarisierung erkannten, um ihre wirtschaftlichen und politischen Chancen zu bewahren

    (14) Aus der Forderung der ungarischen Stände auf dem Landtag 1790/91, das Madjarische als Amts- und Schulsprache einzuführen, leitet V. das “Ziel” ab, “die nichtmadjarische Mehrheit des Landes zu Madjaren zu machen.”
    Ein eindeutigerIntentionalismus mit deutschzentristischen Wurzeln.

    Das Madjarische 1839/40 zur Staatssprache erklärt.

    Im temescher Komitat begann seit 1790 “Der gewaltsame Abbau des deutschen, rumänischen und serbischen Schulwesens” (Anm.10: Hans Wolf, Die Anfänge des Sprachenkampfes im Banat, SFSO II, 1943, 635ff.) 
     
     
     
     

    “1806 bzw. 1815 ging das Preßburger Komitat zur madjarischen Amtssprache über”
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

     

    Widerspruch zu Bd. III, 269-277 und z.T. zur abschließenden Behauptung Valjavec’s auf S. 280f.: “Zusammenfassend ist zu sagen, daß der Ausbau des Unterrichtswesens in Ungarn seit der theresianischen Zeit bis in den Vormärz einen gewissen Abschluß erreicht hatte. Vieles war noch verbesserungswürdig, zu ergänzen und zu erweitern, aber die Grundlagen und Voraussetzungen waren gegeben, auf denen die kommenden Jahrzehnte aufbauen konnten [...]

    Was ist daran verdammenswert ? Es ist doch selbstverständlich, dass die Ungarn in den Landesteilen des Habsburgerreiches, die historisch zum Königreich Ungarn gehört hatten, ihre Sprache zur Staats- bzw. Behördensprache erhoben. Das war doch keine gezielt antideutsche Maßnahme. Dass dadurch auch der Stand der deutschen Sprache, der deutschen Stadtbürger in Mitleidenschaft gezogen wurde, ist nicht die Hauptfolge dieser Maßnahmen, sondern nur eine der zahlreichen Folgen. Dass die Zielsetzung ausschließlich gegen das Deutschtum gerichtet gewesen sein soll, das kann nur einer wie Valjavec behaupten, der von einem krankhaften Deutschzentrismusbeherrscht war.


    (14f.) “Die Madjarisierung der Schulen vollzog sich im allgemeinen geräuschlos.”

    (15) “1825 wurden im Komitat Neutra die Madjarisierung der Schule und der Verwaltung mit Nachdruck, ja selbst unter Androhung der Prügelstrafe für Dorfrichter, eingeleitet.” (Anm. 16: Bernhard Hans Zimmermann, “Beförderung der Landessprache” in Ungarn, in: Südostdt. Heimatbll. III, 1954, S.170-72) “So wurde schon bis zum Vormärz die Herrschaft der madjarischen Sprache auf Kosten der anderen Völker des Llandes, insbesondere des deutschen, Schritt für Schritt, ausgebaut”
     

    Valjavec  funktioniert einen Prozess in einen Willküraktum.
     
     

    Ausgehend von einigen Beispielen, die auch von suspekten, weil NS-belasteten Verfassern, stammen (Wolf, Zimmermann), wird einfach postuliert.
     
     
     
     
     


    V. verbindet das Recht der Madjaren als Staatsvolk, ihre Sprache auszubauen, mit:

    “wenn man ein solches Recht anerkennen will” – er ist also offenbar nicht gewillt, dieses Recht anzuerkennen – und formuliert: “die Madjaren glaubten mit dem Recht des Staatsvolkes [...] die Stellung ihrer Sprache in Ungarn weiter ausbauen zu dürfen.” Dem stellt er das deutsch-nationalistische Argument gegenüber: “Das Mißliche lag aber darin, daß die Madjaren im Lande selbst nur eine Minderheit (Anm.18: Julius Szekfü (MT VI, 174f.) gibt an, daß im Jahre 1720 die Bevölkerung des Königreichs Ungarn 2.500.000 Seelen ausmacht, von denen 1.160.000, also 45,5% Madjaren waren) waren und daß die anderen Nationalitäten, vor allem die Kroaten, Serben und Rumänen, ihrerseits über ein starkes Selbstbewusstsein und über gut ausgebaute kulturelle Positionen verfügten.”

    (16) Die Leittragenden des Sprachenkampfes sollen “in erster Linie die Deutschen” gewesen sein.
     


    (18) Unterdrückung der Burschenschaften und der studentischen Zusammenschlüsse überhaupt bis zur Mitte der 20er Jahre erfolgreich durchgeführt und abgeschlossen.
    (22) Der Landtag 1830 Kristallisationspunkt liberaler Willensbildung in Ungarn.

    (23) “Zur Verbreitung jungdeutscher Anschauungen trugen in Ungarn in starkem Maße die deutschsprachigen jüdischenPublizisten und Schriftsteller bei, die sich bereits seit dem Vormärz entfalteten und immer mehr an die Stelle des deutschen Elementes traten.”
     


    “Am deutlichsten wird das am Einfluß Heinrich Heines. Er wurde in den mitteleuropäischen Randgebieten, bei den Tschechen wie bei den Madjaren, etwa
    (24) seit der Mitte der dreißiger Jahre bekannt. Gerade seine Kritik an den deutschen Zuständen und Umgangsformen fand bald auch in Ungarn Wiederhall und mußte in den Augen der ungarischen Jugend die Achtung vor den deutschen Kulturwerten zerstören.”

    “Die jungdeutsche Kritik ist auch deswegen bedeutsam, weil sie erstmals in Deutschland weit über das bis dahin denkbare Maß von Selbstkritik hinaus Angriffe gegen das eigene Volk und seine Kultur vorbrachte und sich darin gefiel, die Grundlagen der eigenen Existenz herabzusetzen".
     


    Valjavec treibt den Keil des Nationalismus, der Deutschzentriertheit und des Deutschenexklusivismus in seine kultur- und geistesgeschichtlichen Betrachtungen zum Leidwesen und zum Nachteil der Tatbestände und der historischen Wahrheit, zum Nachteil der historischen Forschung !

    Es ist unverkennbar, daß hier eine auf den südosteuropäischen Kulturraum abgestimmte und zugeschnittene Form des Kulturchauvinismus und Kulturimperialismus am Werk ist.

    Der auf Deutschzentrismus beruhende Totalitarismusdrang der völkischen und NS-Wissenschaft fand nicht nur in Einzelwerken, sondern in den zahlreichen enzyklopädisch angelegten Projekten der ehemaligen NS-Wissenschaftler seinen Niederschlag. So auch in der von Fr. Valjavec redigierten “Historia mundi” (Weltgeschichte = Geschichte der Welt).
     





    Kritische Blätter zur Geschichtsforschung und Ideologie«


    Datei: Kulturbeziehungen        Erstellt: 03.03.2007        Geändert:  14.03.2007                              Autor und ©Klaus Popa