Geschichte des Dorfes Schmottseiffen   Seite 10              

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         Aus der Jubiläumsschrift        
         750 Jahre Schmottseiffen
                     1241 -1991

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Darin veröffentlichte Franz Scholz (Nr.97) den vierteiligen Artikel: "Schmottseiffens leidvollste Zeit 1945-1947", der hier in Auszügen wiedergegeben wird.

Quellen: Tagebuchaufzeichnungen von Emma Neugebauer, geb. Rothe, eigene Erlebnisse und Aussagen der eigenen Familienangehörigen und 1990 noch lebender Schmottseiffener, sowie einige schriftliche Berichte aus dem Jahre 1990.

Die letzten Kriegsmonate: Der Krieg hatte bis 1945 im Ort Schmottseiffen selbst keine Spuren hinterlassen. Im Januar 1945 trat der Krieg in seine Endphase ein. Die Rote Armee erreichte schlesisches Gebiet, nachdem die Ostfront praktisch zusammengebrochen war. Die deutsche Wehrmacht versuchte mitten im Winter die deutsche Zivilbevölkerung aus dem Kampfgebiet zu evakuieren. Die Ereignisse überschlugen sich. So war dies mit vorhandenen Verkehrsmitteln nicht zu bewältigen. Ab dem 23. Januar kamen die ersten Flüchtlingstrecks mit Pferd und Wagen, z.T. mit Handwagen oder Schlitten ins Dorf. Sie durften nur für eine Nacht oder wenige Tage bleiben. Häuser, Stallungen und Scheunen waren bald überfüllt mit Flüchtlingen, deren Vieh und Habe. Am 13. Februar wurde das mit Flüchtlingen, besonders aus Schlesien vollgestopfte Dresden weitgehend zerstört. Die Rote Armee näherte sich dem Kreisgebiet, der Volkssturm wurde aufgerufen (alle Männer von 16 bis zu 60 Jahren). Das Chaos auf den verstopften Straßen nahm zu. Am 13. Februar bekam Löwenberg den Räumungsbefehl, der wertlos blieb, da in der folgenden Nacht alle Boberbrücken gesprengt wurden. Die Russen zogen ein und stießen Richtung Görisseiffen und Mois den Deutschen nach. An der Panzersperre in Obermois vor Schmottseiffen hielt der Volkssturm Wache. Als deutsche Soldaten, von Löwenberg her kommend diese passieren wollten, hielt Alwin Scholz (Nr.97) sie auf mit dem Hinweis, daß es doch unmöglich sei, dem praktisch unbewaffneten Volkssturm zuzumuten, sich von den Russen erschlagen zu lassen, während die Wehrmacht sich absetze. Darauf nahm ein Hptm. (Schenck?) die strategische Lage in Augenschein und befand das Gelände als günstig für eine Verteidigung. Der Volkssturm wurde von ankommen- den Soldaten verstärkt. Einer von mehreren nachrückenden russischen Panzern konnte im Vorfeld der Sperre zerstört werden. Die anderen Panzer drehten ab , und so blieb Schmottseiffen das Schicksal der Nachbardörfer Görisseiffen und Mois erspart, die fast völlig niederbrannten. Schützengräben wurden gebaut und mit Volkssturm und Soldaten schwach besetzt. Für den Volkssturm kochten einige Frauen. Die Front war so nur wenige hundert Meter vor dem Niederdorf zum Stehen gekommen. Im März wurde der größte Teil Schmottseiffens geräumt, die Bewohner auf die Oberkreis-Dörfer Ullersdorf bis Rabishau verteilt. Die Kirche wurde am 22. März geschlossen. Prälat Hemmer mit Anhang und die Ordensschwestern waren in Bad Flinsberg, Pfr.-Vikar Maniera in Ullersdorf. In Hs.Nr. 203 wurde in dieser Zeit eine Ortkommandantur eingerichtet. Chef war Oblt. Carstens (Nr. 6). Hauptaufgabe war, Verbindung mit den wechselnden militärischen Verbänden zu halten, die von umkämpften Frontabschnitten hierher verlegt wurden, sich einige Tage zu erholen. Zum Bau von Schützengräben und Bunkern wurden Dorfbewohner, auch Frauen eingesetzt. Später wurden 2 Strafkompanien dafür nach Schmottseiffen verlegt, die tagsüber in vom Feind einsehbarem Gelände, bei knappster Verpflegung, Schanzarbeiten verrichteten.

Die Russen drängten nicht ins Gebirge, ihnen war die Richtung Westen, nach Berlin wichtiger. Am 08. Mai 1945 kapitulierte die deutsche Wehrmacht.

Am 7. Mai wurde Schmottseiffen von der deutschen Wehrmacht geräumt. Nur wenige konnten sich dieser Maßnahme durch Verstecken im Wald oder sonst wie entziehen. In der folgenden Nacht wurden fast alle Straßen- und Bahnbrücken gesprengt. Ein Teil der evakuierten Schmottseiffener brach auf in Richtung Tschechei. Am Abend des 9. Mai wurden sie bei der Tafelfichte im Isergebirge von den nachrückenden Russen eingeholt und zur Umkehr gezwungen.Lehrer Meißner kümmerte sich um sie. Ihnen kamen russische Kolonnen entgegen. Das war für die Frauen in der Nacht furchtbar. Sie wurden von Russen überfallen, beraubt und vergewaltigt. Lehrer Meißner wurde bei der versuchten Hilfeleistung für die Frauen bewußtlos geschlagen und starb an den Folgen am 17. Mai.

 

Die Russenzeit: Am Himmelfahrtstage, dem 10. Mai, waren die meisten Schmottseiffener wieder zu Hause. Endlich war das Sterben zu Ende! Vieles war verwüstet und geplündert, aber alle waren froh. Doch die Freude war kurz. Die Russen gingen nachts auf Frauenjagd, manche Frau wurde bis zu fünf mal hintereinander vergewaltigt. Diese Not gehörte zur Tagesordnung. Viele versteckten sich im Heu, Stroh oder im Wald. In diesen Wochen und Monaten wurden ca. 2,2 Millionen Frauen in Ostdeutschland vergewaltigt.

Den Bauern wurden die meisten Kühe und Pferde weggenommen zum Verbrauch für die Armee und als Reparation. Bei den Feldhäusern wurde ein russ. Barackenlager gebaut, bei dem Schmottseiffener Frauen Hilfsarbeiten leisten mußten. Doch am 12. Juni zogen die Russen ab und hinterließen nur ihre Ortskommandantur noch für längere Zeit. Ende Mai wurde Albert Baumert,(Nr196A) Kirchschmied , als Bürgermeister eingesetzt. Er konnte vielen im Dorf Hilfe leisten und war für die Stellung von Hilfskräften zuständig. Mit Genehmigung der Russen fand sogar die Fronleichnamsprozession (30. Mai) statt, von der diese sehr angetan waren. Nach Fertigstellung der dringendsten Brückenreparaturen, wurden Jungen und Männer über die Lager Lauban/Neuhammer z. T. nach Rußland verschleppt.

 

Die leidvolle Polenzeit: Nach dem Abzug der Russen faßten alle wieder neuen Lebensmut, und dachten, das Schlimmste sei vorbei. Jedoch am Samstag, dem 23. Juni 1945 stürmten gegen Abend Polen in die Häuser des Oberdorfes ab Nr.203. Sie schrieen:" In 15 Minuten alle raus! Schnell, schnell". Die Bauersleute, die auf dem Feld waren, durften nicht mehr ins Haus, mußten, schmutzig wie sie waren, mit dem, was sie gerade auf dem Leib hatten, mit in den Treck. Sie kamen mit den Holzlatschen in den Händen, barfuß, denn sie wurden von den Polen regelrecht auf die Straße gejagt. Am 26 Juni war Görlitz erreicht. Die Polen trieben sie über die Brücke und sagten: "Jetzt hier Deutschland". Am Sonntag, 24. Juni kamen die Leute aus dem Niederdorf in die Kirche und erfuhren, das Oberdorf ist gestern rausgetrieben worden. Verstört machten sie sich auf den Heimweg. Etwa, als das Mittagessen auf dem Tisch stand, ereilte sie das gleiche Schicksal. In den folgenden Nächten konnte ein Teil sich absetzen und auf Schleichwegen ins Dorf zurückkommen. Dieser Treck brauchte 14 Tage bis Görlitz. In Görlitz war Himmel und Menschen, keine Lebensmittel, Verzweiflung. Wie viele, auch Schmottseiffener in diesem Chaos verhungert oder sonst umgekommen sind, wird nie geklärt werden. Sie ernährten sich von Pilzen, Beeren, Brennesseln und Gras. Viele starben an Ruhr und Mangelkrankheiten. Schließlich versuchten viele in ihrer Verzweiflung die Rückkehr über eine Eisenbahnbrücke nach Schlesien. Gertrud Herden:" Am 7. August gingen wir wieder an den Ort, den uns die Landser beschrieben hatten. Dort teilte ein Schienenstrang die riesige Wiese, die täglich von wartenden Menschen belagert war. Ein Schuppen unweit davon, wo Kranke am Erdboden lagen und in einer Ecke eine Frau ein Kind bekam... Am 10. August fuhr bei anbrechender Dunkelheit ein Zug mit offenen Güterwagen von Osten her ein, den wir besteigen durften und der wenig später wieder in östlicher Richtung mit uns abfuhr. Wir wollten nach Hause, weil wir keinen Ausweg sahen. Plötzlich waren junge Polen auf den Wagen, die uns die Sachen stehlen wollten. Wir hatten Angst, daß diese uns in die Neiße werfen würden. Gegen Mitternacht hielt der Zug in Siegersdorf. Vom Bahnhofsgebäude drangen Hilferufe, lautes Weinen und Klagen, Menschen in Not. Schon stürzten sich poln. Soldaten auf uns "Neuankömmlinge" mit brutaler Gewalt, warfen uns vom Zug, schlugen und beraubten die wehrlosen Menschen. Es ist ein Wunder, daß wir den poln. Soldaten entkamen. Es ist nicht abzuschätzen, wie viele Menschen täglich in Siegersdorf beraubt, geschlagen ,vergewaltigt, mißhandelt und zu Tode gequält worden sind".

All das Elend und die Not dieser gequälten Menschen nahm die zivilisierte Welt nicht zur Kenntnis. Vom 17.Juli - 2. August 1945 versammelten sich in Potsdam die Mächtigen dieser Welt: Truman, Stalin und Churchill. Stalin konnte hier die Oder-Neiße-Linie durchsetzen mit der Behauptung (sicher von poln. Seite geschürt), östlich dieser Linie gäbe es keine Deutschen mehr.

Es handelte sich daher bei dieser schrecklichen, grauenhaften und die primitivsten Menschenrechte mißachtenden blitzartigen Vertreibung der Deutschen im Juni/Juli 1945 offenbar von Stalin befohlene, zumindest gern gesehene Aktionen der Polen, um für die Konferenz in Potsdam vollendete Tatsachen zu schaffen. Nur das wußte niemand, am wenigsten die Leidtragenden, da es keine Informationen für diese gab. Auf dieser Konferenz wurde die Ausweisung der deutschen Bevölkerung jenseits der Oder und Neiße auch von den Westmächten gebilligt, wobei diese eine humane Durchführung verlangten. Die Wirklichkeit sah anders aus!!

Ein Problem war die Einbringung der Ernte 1945, die jetzt ohne Zugvieh und Maschinen einbracht werden. Mußte. Am 13. Juli wurde der poln. Bürgermeister Jan Trabala eingesetzt. Versammlungen wurden gehalten, die Leute zur Einbringung der Ernte angespornt. Alle Deutschen mußten eine weiße Armbinde zur Unterscheidung von den langsam einsickernden Polen tragen. Ab September war wieder elektrischer Strom verfügbar, so konnte gedroschen werden. Ablieferungsbefehle wurden erteilt. Da es viele verminte Felder gab, war die Einbringung der Ernte z.T. lebensgefährlich. So fand Josef Baumert (Nr.263) im Oktober beim Pflügen eines abgeernteten Feldes, durch eine Mine den Tod.

Die Besiedlung Schmottseiffens durch Polen schritt fort. Die deutschen Besitzer waren nur noch - wenn überhaupt - in ihren Häusern geduldet oder waren Knechte auf ihren eigenen Höfen. Das begann schon ab Juli 1945 und ging meist nach folgendem Schema vor sich: Ein Pole (oder mehrere) kam ins Haus, sah sich die Gebäude an, fragte dann: "Wieviel Hektar? Wieviel Kuh? Wieviel Schwein?" usw. Wenn ihm die Auskünfte zusagten, sagte er "Das jetzt mein". Er kam dann mit einem jener berüchtigten Milizern, zurück oder nahm den deutschen Besitzer gleich mit zur Miliz. Dann mußte der Deutsche ein poln. abgefaßtes Papier unterschreiben und war somit Haus und Hof los. Dann verschwanden sie nach Polen, um ihre Familien zu holen. Es waren meist Polen aus Galizien, ukrainischen oder weißrussischen Gebieten, die Polen 1919 von den Russen erobert hatte. Sie brachten ihren gesamten Hausrat, sogar Pferde, Kühe, Schweine, Hühner usw. mit. Dazu konnte man Umsiedlung sagen im Gegensatz zur Vertreibung der Deutschen. Jene fuhren auch wiederholt nach Hause, um noch mehr Sachen zu holen.

Ihr religiöses Verhalten trieb oft merkwürdige Blüten. Polinnen und Polen kamen seelenruhig zur Kirche mit den gestohlenen Kleidungsstücken, die den Deutschen teils unter Prügeln abgenommen worden waren. Ein Pole wollte eine Deutsche vergewaltigen, sie wehrte sich, er drohte mit Erschießen, auch ihres Kindes, sie schrie laut um Hilfe, da ließ er ab. Dem Vater schlug er die Zähne aus. Trotzdem richtete er sich einen Herrgottswinkel her, vor dem er abends kniend betete. Frau Lange, (Kirchschule), berichtet von dem erschütternden Erlebnis bei der Fronleichnamsprozession 1946. "Da gingen doch Milizer, von denen ich wußte, mit welcher Niederträchtigkeit sie schon viele unserer Schmottseiffener mißhandelt, getötet und ermordet hatten, mit aufgepflanzten Bajonetten neben dem Allerheiligsten. Da habe ich geweint."

Die Polen gestatteten den Deutschen kirchliches Leben. Die Sonntags- und Werktagsmessen waren gut besucht. Sie gaben eine gute Gelegenheit nach der Messe miteinander zu sprechen, mit Absprachen, wann und wo die Leute, die nicht Landwirte waren, sich etwas zu Essen holen konnten. Das mußte dann meist ganz früh geschehen, wenn die Polen noch ihren Rausch ausschliefen. Das erhaltene Getreide wurde mühsam mit der Kaffeemühle gemahlen und für Suppen und Brotbacken verwendet.

Neben den noch zu beschreibenden schweren Verbrechen an den deutschen Schmottseiffenern, bedrückte der völlig rechtlose Zustand der Deutschen. Jeder Pole oder jede Polin konnte mit den Deutschen machen, was er (sie) wollte. Die Miliz half nur den Polen. Die Deutschen waren "vogelfrei", mitten im 20. Jahrhundert, unter dem Joch christl.-kath. Polen.

Kinder oder Erwachsene wurden auf der Straße eingefangen und zu irgendwelchen Arbeiten mitgenommen. Wer sich wehrte, wurde zusammengeschlagen. Manchmal tauchten sie erst nach Tagen oder gar Wochen wieder auf. Man war als Deutscher mit weißer Armbinde völlig recht- und wehrlos. Selbst auf Mord und Totschlag an Deutschen stand keine Strafe, bis heute nicht.

Um die Lebensmittelversorgung der Deutschen kümmerte sich niemand. In den von den Polen aufgemachten Geschäften, konnte kein Deutscher kaufen, da sie keine Zlotys hatten. Die landwirtschaftliche Bevölkerung konnte sich immer noch mal was (von den eigenen Sachen)wegstehlen oder bekam etwas zugeteilt für ihre Arbeit , aber die andere Bevölkerung litt große Not, mehr noch in den Städten. Medikamente zu ergattern war fast unmöglich. Die Ordensschwestern halfen so gut sie konnten. Sr. Talida wurde der Engel von Schmottseiffen genannt.

Die Einwohnerzahl (Deutsche) in Schmottseiffen mag Ende 1945 bei ca. 1200 plus minus 100 gelegen haben. Direkt nach Kriegsende waren die meisten Bewohner ins Dorf zurückgekehrt. Manche waren vor dem Russeneinmarsch ins westl. Reichsgebiet geflohen, manche von der wilden Vertreibung (23/24 Juni 45) nicht mehr zurückgekommen, auch verhungert oder gestorben. Etwa 130 waren im Krieg gefallen, einige hundert noch in Kriegsgefangenschaft.

 

Die endgültige Vertreibung: Am Vormittag des 6. Juli 1946 mußten die für die Austreibung Ausgesuchten auf die Dorfstraße. Die Polen nannten das Repatriierung, das heißt soviel wie "Heimbringung ins Vaterland", (re = zurück, patria = Vaterland), ein Begriff, der den wahren geschichtlichen Tatsachen völlig entgegenstand. Dieses, jedem Menschen- und Völkerrecht zutiefst widersprechende Verbrechen der Vertreibung von etwa 12 Millionen Deutschen aus ihrer mehr als 750jährigen Heimat, war nur möglich infolge der horrenden Unkenntnis, in den USA und den westeuropäischen Ländern, über die Geschichte dieser deutschen Länder: Schlesien, Pommern, Ostpreußen und Sudetenland. Nur so konnte vor der ganzen Welt dieses Verbrechen, auch als human und annehmbar hingestellt werden.

Jeder durfte nur soviel mitnehmen, wie er tragen konnte. Es war ein warmer Sommertag. Frau Maria Lange (Kirchschule), berichtet: Die meisten Ausgetriebenen mühten sich im Fußmarsch mit Rucksäcken, Koffern und Taschen des Weges dahin, begleitet von Flüchen, Beleidigungen und Kolbenschlägen der polnischen Eskorte. Schließlich erreichten wir nach 13 km Fußmarsch unsere Sammelstelle Plagwitz b. Löwenberg, zum Abtransport. Am nächsten Abend ging ein Gewitterregen nieder. Aber die zuvor nochmals ausgeplünderten Opfer durften den in Sichtweite stehenden Güterzug erst am nächsten Morgen besteigen. 30-35 Personen wurden mit ihrer Habe in einen Güterwagen gezwängt. An Verpflegung war nicht zu denken. Besonders die älteren Leute mußten die Notdurft auf Eimern oder dergleichen verrichten.

Nach einer Irrfahrt von ca. 30 Stunden wurde das nur etwa 35 km entfernte Kohlfurt erreicht. Hier wurden die Transporte von einem englischen Kommando übernommen. Nach Registrierung, Verpflegung und Entlausung ging ein Transport Schottseiffener ins Rheinland, der andere ins Lager Uelzen. Letzterer wurde um Hannover und im Kreis Osterode/Harz verteilt. Die einheimische Bevölkerung nahm die neuen, zwangsweise eingewiesenen Mitbürger mit Skepsis und Abneigung auf, aber man mußte zusammenleben. In den meisten Vertriebenen war die Hoffnung auf Rückkehr wach und das ließ sie ihr hartes Schicksal besser ertragen. Man denke dabei an die Landwirte, die ihr Leben lang ihr eigener Herr gewesen waren und nun nichts mehr besaßen. Sie mußten jetzt als Knechte oder Hilfsarbeiter Arbeit suchen. Sie hatten ja keinen Beruf erlernt. Je älter die Leute waren, um so schmerzhafter traf es sie.

Zwei kleinere Gruppen mußten Schmottseiffen im Juli 46 und Mai 47 verlassen. Der letzte große Vertreibungstreck verließ Schmottseiffen im Juni 1947 auf ähnliche Weise wie der erste große Transport. Er wurde vor allem auf Ortschaften um Berlin verteilt, aber vorwiegend im Kreis Nauen untergebracht. Prälat Hemmer und Pfr.-Vikar Maniera waren auch dabei und fielen der Totalplünderung an der Neiße-Grenze wie alle anderen auch zum Opfer.

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