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Letzte Aktualisierung am 03.03.2004
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REVOLUTION IN DER
UKRAINE
Bericht
von meinem Besuch der RKAS im Zeitraum vom 31.10. – 8.11.2000 Während
eines Ukraine-Besuches, den ich zusammen mit zwei Arbeitskollegen durchführte,
besuchte ich die RKAS – die Revolutionäre Konföderation der
Anarcho-Syndikalisten. Nach
dem faktischen Zerfall der KAS (einer ziemlich großen anarcho-syndikalistischen
Organisation der Wende-Zeit in der UdSSR), wurde 1994 in der Ukraine die RKAS
gegründet. Gerade während meines Besuches feierten die Genossen der RKAS mit
einem Rockkonzert ihren 6. Geburtstag. Obwohl nur in kleinen Kreisen durch
Handzettel bekannt gemacht, kamen zum Konzert mehr als 30 Besucher (Öffentlich
angekündigte Konzerte versucht die Miliz zu verhindern – was z.B. bei einem
Soli-Konzert gegen den 1. Tschetschenien-Krieg zu einem 4-maligen Raumwechsel
und der Entlassung eines Symphatisanten der RKAS von seinem Arbeitsplatz führte).
Mittlerweile ist die RKAS ungefähr so groß wie die FAU in Deutschland, hat
jedoch einen wesentlich bedeutenderen Einfluß auf die Gesellschaft als
Letztere. Die
meiste Zeit meines Besuches verbrachte ich bei Genossen in Donezk, einer Großstadt
im Donbass (dem Kohlebecken der Ukraine). Ihr lokaler Zusammenschluß - die Föderation
der Anarchisten des Donbass (FAD) hat mehrere Dutzend Mitglieder, zumeist aus
den Reihen der radikalisierten Arbeiterjugend und anarchistischen Arbeitern. Die
FAD besitzt außerdem eine Schutzorganisation – die Schwarze Garde – deren
Mitglieder eine Kampfsportausbildung (WT) durchführen und sozusagen den
militanten Arm der Organisation repräsentieren. Die Schwarze Garde befaßt sich
vor allem mit dem Schutz der Veranstaltungen der RKAS, sowie mit dem aktiven
Antifaschismus. Die
Präsenz der RKAS in Donezk fiel mir bereits am Tag meiner Ankunft auf, denn die
ganze Stadt ist mit ihren Propagandaplakaten förmlich zugeklebt. Ganz anders
als ich es mir vorgestellt habe, besitzt die RKAS eine ungeheure Popularität
bei den Arbeitern. Kurz vor meiner Abreise begann ein Streik in einem Bergwerk,
welches ich daraufhin auch aufsuchte. Shenja
(die Hälfte der RKAS-ler heißen Shenja), ein Arbeiter aus dem Bergwerk „Oktjabrskaja“
und seit 1992 in der anarchistischen Bewegung aktiv, und Sergej,
Geschichtslehrer und mein Gastgeber, zeigten mir das Werk, die Räume der unabhängigen
Gewerkschaft der Bergarbeiter NPG (die dereinst von Anarcho-Syndikalisten
mitgegründet wurde) und machten mich mit den Problemen der Bergarbeiter
bekannt. Die von uns mitgebrachte Zeitung der RKAS „Anarchija“ wurde uns förmlich
aus den Händen gerissen. Von den Bergleuten kamen dazu Kommentare wie „Warum
kommt ihr nicht häufiger vorbei?“ - „Bringt
uns beim nächsten Mal Maschinengewehre mit!“ und „Anarchie ist die Mutter
aller Ordnung!“ Die
Streiks der Bergarbeiter, die, wie in diesem Fall
meist spontan wegen nicht ausgezahlter Löhne ausbrechen, enden allzuhäufig
negativ, was bei den Bergleuten eine ungeheure Wut anstaut. Viele leben heute
hart an der Hungergrenze oder sogar darunter, perspektivlos und durch den
Kohleabbau völlig ausgezehrt (Dieser wird aufgrund der verrottenden Technik
zunehmend wieder in Handarbeit ausgeführt). Bislang
sind es nur wenige die sich in der RKAS organisiert haben, aber das Erlebte
macht mir Hoffnungen für die Zukunft. Denn, so Shenja, die Sympathien für den
Anarcho-Syndikalismus sind auch in den anderen Bergwerken stark ausgeprägt –
es dauert allerdings seine Zeit eh ein Arbeiter organisatorische Konsequenzen
daraus zieht. Neben
dem Bergwerk nahmen mich die Genossen auch zu einem Abstecher nach Guljaj-Polje
mit, der einstigen Hochburg Nestor Machnos. Dort wurde von uns ein Kranz an der
Gedenktafel für Nestor Machno niedergelegt, die Stadt bekam eine Verzierung mit
FAD-Plakaten und die „Anarchija“ wurde uns wiederum – nun von den
Einheimischen - aus den Händen
gerissen. Und dann das offensichtlich übliche - Arbeiter beschwerten sich bei
uns, warum wir denn keine Waffen mitgebracht hätten – sie bekämen monatelang
ihren Lohn in Farbe ausgezahlt, die ihre Frauen dann auf dem Markt verkaufen dürften
– und wer braucht schon Farbe? Mit einem leichten Wink in Richtung einer
Nobelkarosse, die irgendein Neureicher in der Nähe geparkt hatte und deftigen
Flüchen auf die Regierung, bekamen wir mitgeteilt gegen wen sie die Waffen gern
einsetzen würden. „Kommt wieder und wir kämpfen zusammen!“ Wieder
in unserer Absteige, dem kleinen Hotel von Guljaj Polje angelangt, kam zu uns
prompt der Bürgermeister angelaufen. Sichtlich beunruhigt fragte er, was wir
denn so im Schilde führten und wie lange wir noch bleiben wollten. Dann äußerte
er Verständnis für unsere Ansichten und sicherte uns bei etwaigen Problemen
mit den Ordnungshütern seinen völligen Beistand zu. Außerdem teilte er uns
freundlicherweise mit, daß der SBU (Nachfolger des KGB) ihn unseretwegen
bereits angerufen hätte. Als
wir uns danach wieder auf den Weg nach Donezk machten, boten uns die Straßen
Guljaj Poljes ein interessantes Bild – wir hatten nur 100 Exemplare der „Anarchija“
mitgebracht – und nun saßen überall auf den Bänken Gruppen von Arbeitern,
die die Zeitung kollektiv lasen und die Inhalte lebhaft diskutierten. Obwohl
ich nur wenig mehr als eine Woche bei den ukrainischen Genossen verbracht habe,
hat mir diese Woche Mut gemacht. In so mancher Hinsicht scheinen die Uhren in
der Ukraine schneller zu laufen als bei uns. Und ich bin voller Zuversicht, daß
dem Anarcho-Syndikalismus in der Ukraine dadurch eine große Zukunft bevorsteht. Ergänzung: Neben
den Donezker GenossInnen habe ich während meines Besuches auch Genossinnen der
RKAS aus Kiew, sowie einen Genossen aus Lwow getroffen.
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Das ABC des revolutionären Anarchisten von Nestor Machno
Die Flamme der Liebe und des Aufstandes - Historischer Roman aus revolutionären Zeiten - eine Buchbesprechung
Spendenstand am 02.03.04 234,00 Euro
Wer war Nestor Machno ?
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