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Letzte Aktualisierung am 03.03.2004
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Die RKAS und die
Arbeiterbewegung in der Ukraine
In
der Verbreitung der Ideen des Anarchismus in Arbeiterkollektiven sieht die RKAS
ein Ziel ihrer Tätigkeit. Durch die Erfahrung der sowjetischen Zeit sind die
Arbeiter in der Ukraine daran gewöhnt, daß im unteren Bereich, an der Basis
nichts entschieden wird. Alle sind an eine strenge hierarchische Struktur gewöhnt,
bei der alle wesentlichen Fragen ganz oben entschieden werden. In den
Gewerkschaften sieht es genauso aus. Aber andererseits ist auch eine elementare
syndikalistische Selbstorganisation vorhanden, doch in diesen Fällen versuchen
die offiziellen Gewerkschaften die Aktionen der Arbeiter zu unterdrücken oder
die Führung an sich zu reißen. Zum
Beispiel hatten 1997 in Perwomajsk – einer Bergarbeiterstadt - die
Bergarbeiter mehrere Räume der lokalen Verwaltung besetzt. Sie bildeten ein
Revolutionskomitee, an welchem keinerlei politische Kräfte beteiligt wurden und
besetzten mehrere Gebäude der Bergwerke. Die Forderungen waren: Rückzahlung
aller zurückgehaltenen Löhne, Entlassung aller Vertreter der Staatsmacht in
der Stadt, die «Errichtung einer wahrhaften Volksherrschaft in der Stadt» –
des Rates der Vertreter aller Betriebe. Die Aktion wurde mit der üblichen
Methode beendet – den Bergarbeitern wurden die Lohnrückstände für einige
Monate ausgezahlt und sie kehrten zur Arbeit zurück. Seit
der Gründung der Organisation haben Aktivisten versucht in den Betrieben tätig
zu werden, doch das war nur episodisch, und wir wurden von den Arbeitern als
fremde Elemente wahrgenommen. Dazu kam, daß wir in vielen Arbeiterkollektiven
zunächst einmal das sowjetische Bild des Anarchisten – des Chaoten und
sinnlosen Banditen – zerstören mußten. Eine
aktive propagandistische Tätigkeit unter den Arbeitern begann im Jahre 1995, während
einer großen Protestaktion in der Stadt Gorlowka, im Donezker Gebiet. Invalide
Bergleute, die in Folge ihrer Tätigkeit im Bergwerk ihre Arbeitsfähigkeit
verloren haben und von Sozialhilfe leben, besetzten zwei Verwaltungsgebäude der
Bergwerke und traten in Hungerstreik. Sie forderten die rechtzeitige und regelmäßige
Auszahlung der Unterstützung, die zu dem Zeitpunkt bereits den 9. Monat zurückgehalten
wurde. Die Massenmedien verschwiegen diese Aktion und die Regierung beachtete
sie nicht weiter, die Krüppel zerstören ihre Gesundheit – wer braucht sie
schon. Die arbeitenden Bergleute äußerten sich auch in keiner Weise zu der
Aktion der Invaliden. Die RKAS begann eine Zeitung – «Golos truda» – die
«Stimme der Arbeit» herauszugeben und die Informationen über den Hungerstreik
in der Bevölkerung zu verbreiten. Wir riefen alle – insbesondere die
arbeitenden Bergleute – dazu auf, Solidarität zu zeigen und die Invaliden zu
unterstützen. Der
Hungerstreik wurde vier Monate lang fortgesetzt. In dieser Zeit befanden sich in
den besetzten Gebäuden zusammen mit den Invaliden auch Aktivisten der RKAS. Den
Hungerstreikenden die in ein Krankenhaus kamen, halfen wir mit Lebensmitteln und
Medikamenten. Gleichzeitig waren wir in den Bergwerken aktiv, riefen in
Redebeiträgen zur Solidarität auf und verteilten die «Stimme der Arbeit».
Gleichzeitig wurden Flugblätter und Plakate geklebt, die ebenfalls zur
Solidarität aufriefen. Im
Ergebnis wurde in Gorlowka ein allgemeiner Streik ausgerufen. Alle Bergwerke
standen still, die Schulen stellten ihre Arbeit ein, und die Einwohner
versammelten sich zu einer Kundgebung vor der Stadtverwaltung. Erst dann nahm
die Regierung die Forderungen der Arbeiter wahr und zahlte einen Teil der Löhne
und Unterstützungen aus. Und damit sich ähnliche Aktionen nicht wiederholen,
schloß sie die zwei aktivsten und revolutionärsten Bergwerke. Im
Sommer 1996 riefen die beiden größten Bergarbeitergewerkschaften einen
allukrainischen Branchenstreik aus - mit der Forderung nach Lohnauszahlung. In
den Gebieten von Donezk und Lugansk wurde in den Räteversammlungen der
Vertreter der Bergwerke beschlossen, daß neben der Arbeitsniederlegung auch die
Verkehrswege blokiert werden sollten. Es wurden lediglich Rettungsfahrzeuge
durchgelassen, bei der Eisenbahn – Personenzüge. Die
gesamte RKAS beteiligte sich an den Blokaden und rief die Bevölkerung der Städte
durch die «Stimme der Arbeit», Flugblätter und Plakate zur Solidarität mit
den Bergleuten auf. Die Aktion wurde zwei Wochen lang fortgesetzt. Dann zahlte
die Regierung einen Teil der Lohnrückstände an einige Bergwerke aus. Die
Gewerkschaftsführung wurde unter Androhung der Einführung des Kriegszustandes
zu Verhandlungen gezwungen. Die Gewerkschaften erklärten den Streik für
beendet und ein Teil der Bergwerke
(denen die Rückstände ausgezahlt wurden) nahm die Arbeit wieder auf. Die
Einigkeit war aufgehoben. In einigen Tagen beendeten alle Bergwerke die Blokade
der Verkehrswege und nahmen die Arbeit wieder auf. Einige
Streikführer wurden vor Gericht gestellt. Die RKAS sorgte für den Rechtsschutz
vor Gericht, verbreitete in ihren Publikationen Informationen darüber und war
weiterhin in den Bergwerken aktiv. Seit dieser Zeit und bis heute sind wir in
den Bergwerken aktiv und verbreiten die Ideen des Anarcho-Syndikalismus. Unserer
Organisation sind bereits Bergarbeiter beigetreten. Unter
Mitwirkung der RKAS gab es Versuche anarcho-syndikalistische Gewerkschaften zu
bilden. 1998 wurde die «Unabhängige Studentengewerkschaft» an einer Donezker
Universität gebildet. Sie besaß 200 Mitglieder, wurde aber schon nach wenigen
Monaten durch die Universitätsverwaltung in Zusammenarbeit mit dem Geheimdienst
SBU zerschlagen. Die aktivsten Mitglieder wurden exmatrikuliert. Im Jahr 2000
gab es in einem Donezker Bergwerk von Bergleuten die Mitglieder der RKAS sind,
den Versuch eine anarcho-syndikalistische Gewerkschaft zu bilden. Es wurde ein
Streik ausgerufen, doch die Verwaltung entließ alle Organisatoren der
Gewerkschaft (wobei die offiziellen Gewerkschaften PRUP und NPG ihr Einverständnis
dazu gaben). Die RKAS half den entlassenen Bergleuten finanziell, bis sie eine
neue Arbeit fanden. Im
Sommer 2001 wurde die Unabhängige Gewerkschaft der Bergarbeiter der Ukraine (NPGU)
reformiert. In dieser Gewerkschaft verschwand dabei das Prinzip der direkten
Delegation, es wurden leitende Organe eingeführt und die Basisorganisationen
wurden wieder rechtlos, wie zu Sowjetzeiten. In Donezk wandten sich die
Basisgruppen der NPGU mit der Bitte an uns, ihnen zu helfen die Politik in der
Gewerkschaft zu ändern, oder eine neue Gewerkschaft zu gründen. Wir fuhren
dann zusammen mit den Bergarbeitern zur Agitation in andere Gebiete der Ukraine.
Es ist noch zu früh über Ergebnisse zu sprechen – die Arbeit steht im Herbst
noch bevor. Aber bereits jetzt gibt es in zwei Bergwerken in Donezk Anlaufpunkte
zur Verbreitung unserer Publikationen. Ab September hoffen wir die «Stimme der
Arbeit» wieder herausgeben zu können, um unsere Ideen unter den Bergarbeitern
zu verbreiten. Wir hoffen dann Anlaufpunkte in allen Donezker Bergwerken bilden
zu können. T.N. |
Das ABC des revolutionären Anarchisten von Nestor Machno
Die Flamme der Liebe und des Aufstandes - Historischer Roman aus revolutionären Zeiten - eine Buchbesprechung
Spendenstand am 02.03.04 234,00 Euro
Wer war Nestor Machno ?
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