Sékouba Bambino Diabaté

Photo: Martin Sinnock

Sékouba Bambino, mit eigentlichem Namen Sékouba Diabaté, wurde 1963 in Guinea in Kintiya, einem Dorf 25 km entfernt von Siguiri, nahe der malischen Grenze, in einer traditionellen Griot-Familie geboren. (Schon der Name Diabaté oder Jobarteh, in noch weiteren Schreibweisen variierend, zeigt dies an - es ist der Name, der in Westafrika auf musikalisches Erbe hinweist.) Besonders kurz nach der Unabhängigkeit bedeutete dies allerdings einige Schwierigkeiten. Man wollte modern sein und die Griots verloren gewaltig an Respekt.

Sékoubas Mutter Mariama Samoura war eine der bekanntesten Sängerinnen ihrer Generation, allerdings kannte er sie kaum. Als er noch klein war, trennte sie sich von seinem Vater, und sie starb ziemlich jung. Bambino wurde von seiner Großmutter aufgezogen.
Mit drei Jahren hörte er seine Mutter einmal im Radio und wollte das Radio zerstören, um sie daraus zu befreien. Schon zu diesem Zeitpunkt hatte er entschieden, Musiker zu werden. Doch sein Vater El Hadj Baba Diabaté war absolut gegen eine musikalische Karriere. Eigentlich war dieser ebenfalls Griot, aber er wollte nie Sänger oder Musiker sein, sondern leitete eine Transportfirma und wollte seinen Sohn lieber einen Beruf in diese Richtung einschlagen sehen.

Aber Sékouba traf sich nach der Schule jede Woche mit lokalen Gruppen, zuerst spielte er in der "Revolution Band", später in der Gruppe "Manden Kono".
Zu dieser Zeit, unter dem Regime von Sékou Touré, der ein großer Musikliebhaber war und etliche Bands aus der Staatskasse mitfinanzierte, gewann die Gruppe mit Sékouba als Sänger einen lokalen Bandwettbewerb, der Vater musste aber erst überzeugt werden, seinen Sohn am nationalen Wettbewerb teilnehmen zu lassen. Dort gewann die Gruppe wieder, diesmal sang Sékouba den Song "Mandjou" von Salif Keïta (Link Frank Bessem; Link Radio Africa). Sékouba – noch ein Schuljunge – wurde vom Präsidenten persönlich eingeladen.
Letzterer, der einige Jahre später mit den besten lokalen Musikern die Gruppe "Bembeya Jazz National"(Link Frank Bessem; Link Forest Beat – Desert Jazz; Link Africasounds) zum Nationalensemble Nr. 1 erhob, veranlasste nach dem Tod des gefeierten Sängers Aboubacar Demba Camara 1973, dass Sékouba, damals 16, der neue Sänger der Band würde. Schnell avancierte dieser zur Attraktion in der Gruppe.
Um eine Verwechslung mit dem gleichnamigen Gitarristen der Band, Sékouba Bembeya Djabaté auszuschließen, gab man ihm, dem Jüngsten, den Beinamen Bambino.

1990 gründete er seine erste eigene Band und startete seine Solokarriere. Sékouba lernte den erfolgreichsten westafrikanischen Produzenten Ibrahima Sylla kennen, mit dem er seither eng zusammenarbeitet.
Er beteiligte sich auch seit 1998 an einem weiteren Projekt, das der Arrangeur der beiden, Boncana Maïga startete – die Salsa-Combo "Africando". (Da in Bambinos Jugendzeit afrikanischer Rumba und afrokubanische Musik noch ziemlich in war, war auch er früh damit vertraut geworden.)

2003 konkurrierte sein Album "Sinikan" in den Weltmusikcharts mit dem Album "Moffou" von Salif Keïta um den ersten Platz und gewann.
Sein neuestes Album "Ambiance Ballon" erschien im Mai 2004 bei Syllart und vereint die beiden nur in Afrika herausgekommenen Kassetten "Soutien au Syli National de la Guinée" und "Warasso", welche Sékouba zur Unterstützung der guineischen Fussball-Nationalmannschaft im CAN (Cup of African Nations) 2002 in Mali sowie 2004 in Tunis herausbrachte.

Im November 2004 feierte Sekouba Bambino seine 15-jährige Solokarriere in Conakry und brachte gleich noch ein internationales Album heraus.

Sein Gesangsstil erinnert stark an den des legendären Sory Kandia Kouyaté, im klassischen Mandingo-Stil. Vor allem sein erstes Soloalbum ist noch sehr dem "traditionellen Mandingo-Pop" verschrieben. Doch wird man ihm lange nicht gerecht, wenn man nur das mandengische Element seiner Musik betont. Bambino integriert seit seinem zweiten Album viele Elemente und Stile in seiner Musik, Bluesiges taucht ebenso auf wie Soul und Funk, es wird mit Hip Hop experimentiert, womit er die Verbindung von Generationen anstrebt. Doch auch die traditionellen Instrumente wie Ngoni (Laute) und die Peulh-Flöte werden in unkonventioneller Weise integriert.

Einen kurzen Bericht über Sékouba Bambino von Martin Sinnock auf englisch mit vielen Fotos findet man auf der Seite Africa Sounds.
Reichlich Musik von ihm sowie Infos zu den letzten Kassetten und ein Interview auf französisch gibt es auf der Seite des guineischen Internetradios Radio KanKan.

Lydia Gärtner

Quellen: Radio KanKan; CD-Booklets Sinikan, Kassa und Le Destin; Africultures; Bender, Wolfgang (2000): Sweet Mother; Sinnock, Martin;
Counsel, Graeme; Mali K7 SA, Stern's Music; Nick Dean von N.A.T.A.R.I.

Diskographie

	1991 Sama (Kassette - Super Selection Production / Camara Production, 91001) Titel: A: Kessaly / N’diati / Tougna B: Sama / Ougnafola / N’diati
	1992 Le Destin (Kassette - Super Selection Production, 92001) Titel: A: Ka Souma Man / Banko Ka / A Nyara N’na B: Dioula / A Barana / Super Landaya
Von dieser zweiten Kassette Sékoubas, aufgenommen in Abidjan (Elfenbeinküste), wurden angeblich innerhalb von drei Monaten allein in Guinea, Mali, der Elfenbeinküste und Senegal 160 000 Kopien verkauft.
	1992 Le Destin (CD - Popular African Music, Out of Africa Series, oa202) Titel: 01. Ka Souma Man / 02. Banko Ka / 03. A Nyara N'na / 04. Dioula / 05. A Barana / 06. Super Landaya / 07. Sama / 08. N'diati reinhören unter Stern's Music
Alle Lieder wurden von Sékouba selbst komponiert, ausgenommen "Ka Souma Man", welches seine Mutter 1973 für ihn komponierte.
	1993 Le Destin Japanischer Re-Release mit 3 Bonus-Tracks (CD - Bomba Records, BOM2055) Titel: 01. Ka Souma Man / 02. Banko Ka / 03. A Nyara N'na / 04. Dioula / 05. A Barana / 06. Super Landaya / 07. Kessaly / 08. Tougna / 09. Sama / 10. Ougnafola / 11. N'diati reinhören unter Stern's Music
	1995 Hommage au Sylinational de Guinea (Kassette - Super Selection Production, SS 1270 / BGDA 95005) Titel: A: Syli National / Ballon Tant / Ka Souma Man B: Lanaya / Pot Pourri / A Nyara – N’na
"Ka Souma Man" und "A Nyara – N’na" sind die gleichen Aufnahmen wie auf "Le Destin", "Lanaya" eine andere Version von "Super Landaya".
	1995? Kassa (Kassette - Syllart, SYL-83200) Titel: A: Cinema Wondo / Maloya / Koumakan B: Kassa / Autorail / Damansena
Die erste von zwei gleichzeitig in Paris im Studio Harryson aufgenommen Kassetten, mit äußerst hochkarätiger musikalischer Besetzung.
	1995? Bonya (Kassette - Syllart, SYL-83201) Titel: A: An Nya Deme / Miri / Canadia B: Imakoun / Bonya / Autorail Andere Version: A: Miri / An nya deme / Imakoun B: Canadia / Bonya / Kassou mama
Nummer Zwei aus dem Studio Harryson.
	1997 Kassa (CD - Stern's Africa, STCD1074, ebenfalls Syllart, SYL 83200) Titel: 01. Bonya / 02. Autorail / 03. Koumakan / 04. An Nya Deme / 05. Kassa / 06. Damenséna / 07. Iti Miri Nma / 08. Na Soumbou / 09. Acanadia /10. Diommaya / 11. Kassouma Ma reinhören unter Stern's Music
Auslese der beiden Kassetten Kassa und Bonya.
	1997 Diommaya (Kassette - Syllart Productions, SYLAF 96011) Titel: A: Diommaya / Kassouma ma (Apolo) B: Na Soumbou / An Nya Deme (nouvelle version)
Diommaya ist die gleiche Aufnahme wie auf der Kassa-CD, mit Kandia Kouyaté. Kassouma ma ist eine neue Version der alten Aufnahme von Le Destin.
	2002 Soutien au Syli National de la Guinée (Kassette - Super Selection Productions, BGDA 0001, Camara Productions, CK7 350) Titel: A: Syli National / Mogo Kelen Ko / Dabia Baba B: Taximan / Synani / Ballontan
	2002 Sinikan (CD - Sono, CDS 8932, ebenfalls Syllart) Titel: 01 Sinikan (Vorurteil) 02 Découragé (Entmutigend) 03 Ni Mafélé! (Schau!) 04 Famou (Ich verstehe) 05 Ndiwa Ndiwa (Ich werde gehen) 06 Diougouya Magni (Wider die Bosheit) 07 Até Tolama (Nichts gehört mir) 08 Gnagnini (Ratsuchend) 09 Banandiou (der Baobab) 10 Promesse (das Versprechen) - featuring Diziz La Peste 11 It's a Man's Man's World 12 Famou (remix dance) reinhören unter Stern's Music
	2002 Sinikan (Kassette - Syllart Production, keine Nummer) Titel: A: Sinikan / Découragé / Ni Mafélé / Famou / Ndiwa Ndiwa / Diougouya Magni B: Até Tolama / Gnagnini / Banandiou / Promesse (mit Diziz La Peste) / It's a Man's Man's World / Famou (remix dance)
	2003/4 Warasso (Kassette) Titel: A: Warasso / Syli National (remix) / Sebema / Croix Rouge / Afogne B: Koly / Lahidou / Watisse / Wassoba / Sébéma
Diese Kassette wurde komplett aufgenommen in Salif Keitas Tonstudio Mafou in Bamako, Mali, immer noch eine Seltenheit bei westafrikanischen Produktionen, ausgenommen vielleicht dem Senegal - zumindest einzelne Arbeitsschritte werden meist in Europa (Paris) vorgenommen.
	2004 Ambiance Ballon (CD - Syllart, SEKOU2004CD) Titel: 01. Sily 2004 / 02. Sebema / 03. Afogne / 04. Lahidou / 05. Sily National 2000 / 06. Wassaba / 07. Koli / 08. Warasso / 09. Taximan / 10. Watisse / 11. Balonta / 12. Mogo Kelenko / 13. Dabia Baba / 14. Sinani reinhören unter Stern's Music
	2004 15e Anniversaire (CD - Syllart, SEKOU15CD) Titel: 01. Anniversaire / 02. Mbambou / 03. Sory / 04. Dalaka / 05. Telegramme / 06. Bambino Show / 07. Bamako Jolie Den / 08. Saratenite reinhören unter Stern's Music
	2006 Allez Sily National Caire 2006 (Kassette)

	???? Faso Kouyate & Kouyate (Kassette, LP, CD - Syllart/Melodie, 38783) Titel: A: Syliphone Bands medley: Armee Guineenne / Sasilon / Mousogbe / Toubaka / Sara / Beni Barale / Diaraby / Waraba / Nanimbaly / Fatoumata / Wousse B: Kouyate Sory Kandia medley: Conakry / Tinkisso / Nina / Minawa / Souaressi / Sakodougou / Malissadio / Fouaba / Heleya Sékouba Bambino singt Lead-Vocal bei "Souaressi", führt ansonsten die Backing Vocals.
	1995? Kankou Moussa Djeli Moussa Kouyate (Kassette - Bolibana, BIP90) Titel: A: N’kanou / Samagbera / Ibaragna B: Badengna / Denko / Kankou Moussa Gesang: Sékouba Bambino und Boubacar Camara Bass: Fode Baro.
	1995 La Continuite Sona Tata Conde (Kassette - Sonia Store, BGDA 95008) Titel: A: Djelisola / Sona Mady / Aye Nanine B: Ko E Bebara / N’nah / Aicha Arrangements: Sékouba Bambino und Ansoumane Camara.
	???? Urgence Fodé Baro (Kassette - Malicassette) Titel: A: Donsoke / N'na / Diaraby Kanou / Niamakoro / N'koro B: Allah Kabo / Niamakoro (inst.) / Fanta Gbe / Solibana / Koumayema Sékouba Bambino unterstützt Fode Baro mit Gesang.
	1996 Donsoke Fodé Baro (CD - Stern's Africa, STCD 1067) Titel: 01. N'na / 02. Donsoke / 03. Fanta Gbe / 04. Allah Kabo / 05. Diaraby Kanou / 06. Niamakoro / 07. Solibana / 08. N'koro / 09. Koumayema / 10. Allah Kabo (instrumental) Sékouba unnterstützt Fode Baro auf dieser CD mit Gesang.
	1999? Wara Soneya Sona Tata Conde (Kassette - Sonia Store, keine Nummer) Titel: A: Fansawaly / Dabo / Mama Rose / Alloh / Aicha B: Wara Soneya / Kodo Benin / Djeneba / Fadama / A.B.D. Arrangements und musikalische Direktion: Sékouba Bambino. Er singt außerdem auf A.B.D. und spielt diverse "Ngoni" (Lauten).
	2001 Les Leaders de la Guinée Various Artists (CD - Syllart, SYLART 96125) Titel: Tolonke / Tonton / Abadan / Mousso / Conakry / Wodike / Mafidjen / Trinsaba / Djanto / Photo star / Longoba / Africa Musiker: Sékouba Bambino, Sékouba Fatako, Ibro Diabaté, Fodé Baro, Djely Fodé Kouyaté, Kerfala Kanté, Amoudou Sodia.
	2004 Mandekalou Vol. 1 (Das Volk der Mandé) Various Artitsts (Kassette - Syllart) Titel: A: Nare Maghan / Touramakan / Keme Bourema B: Malissadio / Anka de gnanimadjougou / Mouktary
Diese Kassette ist eine Ode an die Mandingo-Musik und die Epoche des mandengischen Großreiches unter Soundiata Keita im 13. Jahrhundert, außer Sékouba Bambino waren vor allem malische Musikgrößen wie Kassé Mady Diabaté, Kandia Kouyaté, Kerfala Kanté und Bako Dagnon, aber auch Fodé Baro (ebenfalls Guinea) beteiligt. Aufgenommen wurde das Album im Studio Bogolan in Bamako, Mali.
	2004 Mandekalou - The Art & Soul of the Mande Griots Various Artitsts (CD - Melodie / Syllart, 79663-2) Titel: 01. Malissadio / 02. Keme Bourama / 03. Touramagan / 04. Anka De / 05. Mouctari / 06. Nare Maghan (Soundiata)

Compilations: