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Coumba Gawlo Seck


Quelle: Coumba Gawlo Pressbook

Coumba Gawlo Seck, Absolventin der Martin Luther King Universität in Dakar, wurde 1972 in Thiés im Senegal geboren. Mütterlicher- und väterlicherseits stammt sie aus traditionellen Musikerfamilien, ihre Eltern sind beide professionelle Musiker: Ihre Mutter Fatou Kiné Mbaye ist eine gefeierte Sängerin ihrer Generation, ihr Vater Laye Bamba Seck ist Regisseur und Komponist. Letzterer gab ihr den Beinamen "Gawlo", was auf Peulh Griot heißt.
Beide Eltern nahmen ihre Tochter schon mit etwa sieben Jahren mit ins Konservatorium. 1986 begann sie mit 14 zu singen und gewann beim ersten Concours National de Chant "Voix d�Or" mit dem Lied "Soweto", geschrieben von ihrem Vater. Vier Jahre später brachte sie ihr erstes Album "Seytane" (Satan) heraus (das Böse ist immer da), das sich schnell zum Hit auf allen Parties entwickelte � ein weiteres Jahr später � sie war schon Star im Senegal � folgte das Album "Accident" (sie singt im Titelsong über die Vermeidbarkeit von Verkehrsunfällen).

1995 wurde Coumba Gawlo nach einigen weiteren Alben von dem französischen Künstler und Produzenten Patrick Bruel "entdeckt". Dieser förderte vor allem ihre internationale Karriere, so dass sie 1998 mit dem Album "Yo Malé" den internationalen Durchbruch schaffte, vor allem mit dem Remake des Miriam Makeba-Klassikers "Pata Pata". Dieser wurde in Frankreich der Sommerhit. Insgesamt ist "Yo Malé" das am wenigsten afrikanische Album, französische Chansons wechseln mit für Europäer eher ohrgängigen Stücken ab. Seither hat sich Coumba Gawlo wieder mehr auf Mbalax-orientierte Albem konzentriert.

1999 gewann sie bei den Kora-Awards in Sun City, Südafrika die goldene Kora als beste Nachwuchssängerin, 2001 gewann sie mit ihrem Album "Sa Lii Sa Léé" die goldene Kora gleich doppelt � sowohl als beste Sängerin Westafrikas als auch als beste Sängerin des gesamten Kontinents.
Coumba Gawlo, die "Sängerin mit der ungewöhnlich starken Stimme", schaffte als erste Senegalesin zwei Platinalben (Yo Malé, Sa Lii Sa Léé).

Auch afrikaweit tritt sie inzwischen bei den verschiedensten Veranstaltungen als "charmante senegalesische Botschafterin" auf: FESPAM (Festival Panafricain de Musique; Brazzaville, Kongo) 2001 � SIAO (Salon International de l�Artisanat de Ouagadougou, Burkina Faso) 2002, um nur einige zu nennen, und singt auch zusammen mit nicht-senegalesischen Stars, so ist sie z.B. auf Koffi Olomidés Album "Attentat" zu hören.

Die Sängerin schreibt und komponiert einen Großteil ihrer Lieder selber, früher oft unterstützt durch ihren Vater.
Sie arbeitete auch viele Jahre mit dem Daniel Sorano National Theatre zusammen, für das sie einige Themenmelodien komponierte. Ihre Mutter singt auf einigen ihrer Alben selbst mit.

Coumba Gawlo ist (vermutlich bedingt durch den frühen Beginn ihrer Karriere) eine Pionierin der modernen senegalesischen Sängerinnen � inzwischen steht sie allerdings längst nicht mehr alleine da: auch Sängerinnen wie Viviane Ndour u.a. halten sich inzwischen nicht mehr an das, was sich nach islamischer oder traditioneller Vorstellung für eine Frau schickt, sondern provozieren auch schon mal kleine "Skandale" durch ihr Auftreten.
Doch zu Beginn der Karriere von Coumba Gawlo sah das noch ein bißchen anders aus:
Sie war stolz auf ihre Herkunft aus einer traditionellen Griotfamilie, doch ebenso sah sie sich von Anfang an als Kind des 20. Jahrhunderts, mit Vorbildern wie Aretha Franklin oder Whithney Houston.
Für traditionell geprägte Senegalesen war ihr modisches Auftreten in hautengen Jeans und Tops zu viel, auch ihr zwischendurch "männlicher" Kurzhaarschnitt erregte einiges Missfallen.
Schlimmer noch fanden viele Senegalesen allerdings, dass sie mit dem Musikvideo zu ihrem Lied "Bine-bine" (Langsam) 1997 einen ganzen Trend auslöste:
Sie trug die traditionellen Hüftketten, eines der starken weiblichen erotischen Symbole in Westafrika, über statt unter der Kleidung. Da sie mit der Zeit viele Nachahmerinnen fand, wird inzwischen beklagt, dass dadurch die Erotik der "Bine-bine", wie die Ketten seit ihrem Hit allgemein statt dem eigentlichen Wolof-Wort "Ferr" genannt werden, ausgelöscht wird.
Auch hat die Sängerin sich öfter ihrer Liedtitel zu verteidigen, nach dem Album "Ma Yeur Li Nga Yor" 2002 (Zeig mir, was Du hast), erörterte sie öffentlich den Unterschied zwischen Sinnlichkeit (eher noch positiv) und Erotik (schon zu stark für die Öffentlichkeit � manche fanden ihre Anspielungen schon zu obszön).

Mit dem Sänger Souleymane Faye arbeitet Coumba Gawlo schon relativ lange immer wieder zusammen, 2003 veröffentlichten sie das gemeinsame Album "Gawlo & Diego". Dieses, der Sommerhit 2003 in Dakar, glättete wieder etwas die Wogen seit "Ma Yeur Li Nga Yor".
Doch ebenso wie die Tatsache, dass Coumba mit 30 Jahren noch unverheiratet war, führte auch diese Zusammenarbeit in der Presse zu den verschiedensten Gerüchten und Geschichten.

Anders als die schon genannte Viviane Ndour sind aber die Texte der jungen Sängerin durchaus nicht nur seicht, sondern auch sozialkritisch, und vor allem in den letzten Jahren hat sie sich mehr und mehr sozial engagiert.

Das Funkhaus Europa schrieb vor einiger Zeit über Coumba Gawlo: " ... Die Besonderheit ihrer Musik liegt auch an der gelungenen Fusion von traditionellen Instrumenten wie Kora oder Balafon mit E-Gitarre, Synthesizern und anderen elektronischen Instrumenten. Die Texte sind meistens realistisch und aus dem Alltag gegriffen. Migration, Rassismus oder Emanzipation der Frauen: Themen, die Coumba Gawlo gern in ihren Liedern behandelt. ... " Die sozialkritische Tendenz hat sich in den letzten Jahren eher noch verstärkt.

Coumba Gawlo gründete die Organisation "Association pour l�enfance AWAG" für Straßenkinder und ist Mentorin eines Kinderkrankenhauses im Senegal. Deshalb wird sie mitunter auch "Sängerin der Kinder" genannt.
Neben ihrer Zusammenarbeit mit UNICEF und PLAN INTERNATIONAL ist Coumba Gawlo auch UN-Botschafterin im Hohen Flüchtlingskommissariat und hat in dieser Eigenschaft die verschiedensten Flüchtlingscamps besucht.
2004 in der Woche "Bildung für alle" sang Coumba Gawlo in Zusammenarbeit mit dem regionalen UNESCO-Büro für eine bessere Schulbildung von Mädchen. Außerdem sang sie für Africa 2015 � für ein AIDS-freies Afrika das Lied "We are the Drums" zusammen mit 17 anderen bekannten afrikanischen Musikern. Ihre letzte große Senegal-Tournee nutzte sie als Kommunikationsforum über das Thema Staatsbürger im Senegal.

Ihre Musik kann man mit etwas Glück in den senegalesischen Internetradios hören.

Im Sommer 2004 brachte Coumba Gawlo zwei Live-Kassetten - "Live au Dakar - Takussan I et II" heraus. Den Vorwurf, damit wärme sie bloß wieder alte Lieder auf, entkräftete sie damit, dass sich ihre Fans schon lange ein Live-Album wünschten. Auch sei das Album eine gute Mischung aus alt und neu, und die neu aufgenommenen Versionen enthielten durchaus Neues - so z.B. ein Duett mit den Sängern Baaba Maal und Abdou Guité Seck.

Neben den Anstrengungen, ein neues Album für den internationalen Markt zu produzieren, nimmt Coumba Gawlo inzwischen ein Projekt in Angriff, was ihr schon länger sehr am Herzen liegt: Ein Album mit traditionellen Griot-Gesängen.

Quellen: Panzacchi, Cornelia (1997): Mbalax Mi; Coumba Gawlo Press Book; Frank Bessem; Funkhaus Europa; Walfadjri; Senegalaisement.com; Le Quotidien; Xalima.com; www.sentoo.sn; www.lesoleil.sn

Diskographie

Es gibt nur eine unübertreffliche Diskographie von Coumba Gawlo, und diese befindet sich auf der japanischen Seite von Forest Beat. Da ich ihr nichts hinzuzufügen habe, verweise ich an dieser Stelle nur darauf, anstatt die ganze Diskographie zu kopieren...

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© 2004 Lydia Gärtner,  Kontakt Last Updated: 02.11.2004

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