Alfred Riezinger, Salinenarbeiter und Fischer aus Ebensee

nach einem Tonbandprotokoll:

Im Gemeindegebiet Ebensee gibt es 5 Seen. Die Fischerei hat mich immer fasziniert und zwar nicht die Netzfischerei, sondern die Fischerei mit der Rute. Ich verwehre mich gegen das Wort Sportfischerei, weil f�r mich ist Sport etwas ganz anderes als Fischen. Es hat sich in den letzten 10, 20 Jahren die Fischerei weiterentwickelt, es ist ein Wirtschaftszweig geworden. Wenn ich zur�ckdenke, wie mir mein Vater das Fischen gelernt hat: Meine erste Stange war ein Haselnussstecken, dies geht wunderbar. Heutzutage wird viel Geld in die Ausr�stung gesteckt und keiner setzt sich mehr mit der Natur auseinander. Wenn sie dann keinen Fisch fangen, fahren sie zu einem Fischteich, denn dort ist die Regenbogenforelle drinnen, da muss man nichts k�nnen, die f�ngt man. Da ist gar nix dabei. Die Regenbogenforelle ist nicht aus Europa, sie ist aus Kanada eingef�hrt worden: sie frisst und raubt alles. Die besten Fischwasser hat man mit der Regenbogenforelle ruiniert. Fr�her war die Gmundner Traun, beim Ausfluss aus den Traunsee, das sch�nste  �schengew�sser, die �sterreichweit bekannt war, dort waren auch Bachforellen drinnen. Aus wirtschaftlichen Gr�nden hat man aus lauter Gier Regenbogenforellen eingesetzt, um noch mehr Fischfangberechtigungskarten verkaufen zu k�nnen. Binnen 3 Jahren war das �schenwasser weg, weil die Regenbogenforelle so viel gefressen hat, dass die �sche keine Lebensgrundlage mehr hatte. Sie m�ssen verhungert sein. Das ist sehr schade.
Bei mir geh�rt zum Fischen sehr viel Wissen dazu. Ich kann nicht an einen See fahren und die die Angel einfach ins Wasser h�ngen, um etwas zu fangen. Da wird man wahrscheinlich Pech haben. Man muss sich damit besch�ftigen, z.B. welche Fische leben in dem Gew�sser? Hier beim Altausseersee ist der Saibling beheimatet, d.h. aber noch lange nicht, dass ich den alpinen Saibling, der im Langbathsee lebt, mit derselben Methode hier am Altausseersee fangen kann. Den Saibling im Traunsee muss man ganz anders fangen, als den im Langbathsee. Als erstes muss ich mich mit dem Wasser besch�ftigen, wo ich hingehe. Am besten mit jemandem, der einen einf�hrt, erstens auf die Pl�tze, zweitens wie sie dort gefangen werden. Es kann passieren, dass man sich eine Jahreskarte kauft, ein ganzes Jahr fischt und nichts fangt bzw. wenig fangt. Bis man herausfindet, was f�r Organismen in diesem See vorkommen: gibt es einen Krebs, welche Larven liegen vor, welche M�cken, welche steigenden Nymphen gibt es dort. Wenn man sich damit besch�ftigt, hat man Chancen, etwas zu fangen.
Als Schulbub haben wir die Rotaugen gefangen, die gibt es noch sehr viel im Traunsee, nur nicht mehr im Uferbereich, weil mit der Kanalisation und den Kl�rwerken die Rotaugen verschwanden. Sie sind aber noch da, fressen jetzt aber was anderes, gehen dem Plankton nach, sind jetzt mitten am See in ca. 30m Tiefe. Es kommt darauf an, wo sich das Plankton befindet, dort sind auch die Rotaugen. Die Reinheit der Gew�sser ist nicht immer das Beste gewesen f�r die Fische und f�r die Fischer. Zwischen Kanal hineinlassen und hineinlassen gibt es gro�e Unterschiede, wenn man bedenkt, was vor ca. 50 Jahren in den Kanal kam und was heute an Chemikalien hineinflie�en. Eine Rotauge zu fangen ist nicht unbedingt die hohe Kunst. Meistens haben wir es mit dem Brot gefangen. Man muss das Brot so aufk�dern, dass man das Brot zusammendr�ckt, dass es auf dem Hakerl h�ngt und aber dass der Rand ein bisschen aufquillen kann. Mit diesem Produkt konnten wir aber nicht weit auswerfen, da das Brot sich wieder vom Haken l�ste. So wiederholte sich der Prozess dauernd. So sprach ich mit meiner Mutter �ber dieses Problem, worauf sie die Idee hatte, einen Mehlteig herzustellen, der in ihrer Kindheit als Kleber verwendet wurde. Also versuchte ich mit diesem Mehlteig als K�der mein Gl�ck. So konnte ich mit der Angel weiter auswerfen. Besch�ftigen mit der Materie steht also im Vordergrund.
Ich sprach mit einem alten Mann, der viele sch�ne Fische gefangen hatte, wie er das denn gemacht habe. Seine Antwort war: "ihr Buben, ihr m�sst halt schauen, nicht nur die Angel hineinh�ngen und geht schon".
Dies ist bei allen Dingen so. Jeder der sich mit der Natur besch�ftigt, muss schauen, dann hat man auch Erfolg. Wenn man einen Hecht fangen will, ist dies eine komplett andere Materie. Der Hecht ist ein Stammfisch, d.h. er bleibt in dem gleichen Gebiet. Eine Forelle zieht ewig herum. Der Hecht raubt nicht immer, denn wenn er satt ist, frisst er nichts, auch nicht wenn ich ihm eine sch�ne Forelle vor die Nase h�nge. F�ngt er das Rauben wieder an, dann ist er pfeilschnell, das erkennt man, wenn die Seitenflosse sich langsam bewegt, er dreht sich um wie ein U-Boot, dann wei� man, dass man jetzt eine Chance hat, ihn zu fangen. Er ist pfeilschnell, packt jeden Fisch auf der Seite, h�lt ihn, dreht sich langsam um, schluckt den Fisch dann mit dem Kopf voran. Als Fischer l�sst man sich Zeit, dann zieht der Hecht langsam weg in seinen Unterstand, wenn einem das Gl�ck hold ist. Es h�rt sich jetzt sehr leicht an, einen Hecht zu fangen, es kann aber sein, dass man mehr als ein Monat auf einen Hecht geht ohne Erfolg. Auf das Wetter muss man achten: wenn der Ostwind geht, braucht man nicht fischen. Dasselbe gilt f�r Imker, der bekommt keinen Honig bei Ostwind.
So eine Lachsforelle von 30kg, wie hier auf dem Foto zu sehen, gibt es heute nicht mehr. Heute gibt es die Ausbeute, im Salzkammergut ist eine Fischkarte noch erschwinglich, kann sich dies ein jeder leisten. In Nieder�sterreich kostet eine Fischkarte ATS 2.000,00 pro Tag und 2 St�ck Entnahme. Mahlzeit. Wenn man dann die B�che und Fl�sse, die heute leer sind, mit den Regenbogenforellen best�ckt, dann hat man ganz sicher alle anderen Fische auch noch umgebracht. Regenbogenforellen kann man mit Brot und allem fangen, dies ist das Leichteste was es gibt. Bachforelle kann man niemals mit Brot fangen. Man wei� heutzutage gar nicht mehr, wie ein Fisch aus einem See schmeckt, weil man nur noch die gez�chteten Fische kennt. Nur noch die Regenbogenforelle wird aufgetischt, die nach 6 Monaten ca. 50dag hat. F�r mich hat sie ein batziges Fleisch, hat zwar einen Fischgeschmack, aber weit nicht so, wie eine Bachforelle aus einem Gew�sser. Die meisten Fischw�sser sind hier im Bundesforstebesitz, die gewinnorientiert arbeiten m�ssen. Es m�ssen immer Fische eingesetzt werden. Eingesetzt wurde aber immer schon. In Altaussee gibt es noch ein paar Fischer, die die Nachzucht selber betreiben und sich den ganzen Winter mit viel M�he darum bem�hen. In Ebensee gab es den letzten Bundesforstefischereij�germeister, der hat die Traun vom Traunsee bis zum wilden Lauffen herauf, ca. 100km Flusslauf, betreut, hat die schweren Fische herausgefangen, sie ausgestreift und aufgez�chtet und wieder eingesetzt. Heute tut man dies nicht mehr, ich frage mich was gewinnorientierter ist, weil trotzdem nachgesetzt werden muss. Auch vor hundert Jahren hat man nachgesetzt, weil man mehr herausgefangen hat, als was nachgekommen ist. In D�nemark gibt es gro�e Zuchtanstalten, von denen man Fische bei uns einsetzt. Ich weiss nicht, was da wirtschaftlicher ist....
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