Mag. Alfred Grieshofer, Lebensministerium

Immaterielles Kultur-Erbe im Bereich des Themenfeldes FORST + KULTUR: Potentiale, laufende Arbeitsprozesse auf internationaler und �sterreichischer Ebene und ausgew�hlte Projektbeispiele

Motivierung und Einbindung der Waldbewirtschafter steht im Vordergrund

Bei der Entwicklung kultureller Potentiale und Leistungen der �sterr. Forstwirtschaft sollen eingangs einige Kernpunkte hervorgehoben werden: Unter den grunds�tzlichen Arbeitspr�missen  M o t i v a t i o n  und  F r e i w i l l i g k e i  t  mit denen seitens des Ressorts an die Thematik herangegangen wird, soll die Themen- und Projektentwicklung (von Beginn an) auf (forst-)betriebliche Bewirtschaftungsziele und �Bedingungen abgestimmt werden; die f�r die jew. Region besonders in Frage kommenden Themen/Ziele/Projekte sollen durch die Akteure gemeinsam definiert, vor Ort partnerschaftlich umgesetzt und damit u. a. eine st�rkere Verankerung der Land- und Forstwirtschaft in der Regionalentwicklung erreicht werden.
Im Sinne einer gew�nschten Vermeidung von Interessenkonflikten bedeutet dies die Entwicklung konkreter Projekte durch die Wald-Bewirtschafter selbst � unter Abstimmung mit interessierten/bzw. geeigneten Projektpartnern � jedenfalls jedoch eine m�glichst f r � h z e i t i g e  (!) Einbindung von betroffenen Waldeigent�mern bei der Erarbeitung von Strategien / Planungsvorhaben oder konkreten Projektierungen.

Im Hinblick auf den Referatstitel soll einleitend auch hervorgehoben werden, dass bisher k e i n e  explizite Pr�zisierung immaterieller Aspekte (eine Trennung mat. - immat. Aspekte) das forstl. Kulturerbe betreffend erfolgt ist (s.u.)

Internationale Arbeitsprozesse als Impuls und Erfahrungsaustausch

Das Themenfeld Kultur + Forst gewinnt generell (sowohl auf internationaler bzw. gesamteurop�ischer Ebene als auch in �sterreich) an Interesse: Ein wesentliches Arbeitsinstrument auf informeller Ebene stellt die sogen. �Wiener Resolution 3� welche  im Rahmen der Ministerkonferenz zum Schutz der W�lder in Europa (n�here Infos unter www.mcpfe.org ) unter �sterr. Federf�hrung entwickelt wurde dar. Darin werden durch die zust�ndigen Forstminister sehr  k o n k r e t e  E m p f e h l u n g e n  die dem Erhalt und der nachhaltigen Nutzung kultureller Potentiale/Objekte/Standorte/�berlieferten Wissens im Umfeld der Forstwirtschaft dienen k�nnen, ausgesprochen. �sterreich hat � neben einigen nordischen Staaten (Schweden, Finnland) - diese Resolution engagiert mitentwickelt und dabei (als einziges mitteleurop�isches Land) die zahlreichen Besonderheiten der (klein strukturierten, sehr kostenintensiven und von traditionellen / kulturbewussten (!) Familienbetrieben gepr�gte) B e r g w a l d b e w i r t s c h a f t u n g  vertreten und verdeutlicht.
Neben einer Nutzung der einschl�gigen F�rderinstrumente im l�ndlichen Raum (z.B. im Rahmen der VOLE 07/13 bzw. darin im besonderen LEADER) wird in der Wr. Resolution auch die  Integration kultureller Aspekte der Forstwirtschaft in entsprechende A u s -   u n d  W e i t e r b i l d u n g s p r o g r a m m e   empfohlen.

Neuer �Zertifikatslehrgang Forst + Kultur� als fundierte Informationsdrehscheibe und Impulsgeber f�r (LEADER)Projekte 

U. a. auf diese Empfehlungen der Wr. Resolution Bezug nehmend, wurde durch ein Expertenteam des Lebensministeriums und des �sterreichischen Forstvereines ein  s p e z i e l l e r   �Z e r t i f i k a t s l e h r g a n g   F o r s t   +   K u l t u r� (Details unter www.fastort.at od. www.lebensministerium.at) entwickelt, dessen 1. Modul in der 3. Juni Woche d. J. an der Forstlichen Ausbildungsst�tte Ort/Gmunden erfolgreich durchgef�hrt worden ist. Dieser (europaweit einzigartige) Lehrgang richtet sich sowohl an ausgebildete Forstleute als auch an interessierte Projektpartner aus dem kulturell/touristischen Umfeld der Forstwirtschaft (Tourismus / Denkmalpflege Raumplanung / Volkskunde / Arch�ologie / Regionalmanagement etc.) und dient als zentrale �Drehscheibe� zur Projekt- und Themenentwicklung.
Der  deutlich p r o j e k t -  und p r a x i s - orientierte Lehrplan umspannt in 4 Modulen mit insges. 120 Unterrichtseinheiten (siehe die folg. graphische Darstellung) einen sehr breit gespannten fachlichen Bogen unter Heranziehung namhafter ExpertInnen des jew. Fachgebietes; jedes Thema wird in Theorie und Praxis dargestellt und in Form von Exkursionen in Betriebe zu laufenden, vorbildhaften Projekten vermittelt. Um das Zertifikat zu erlangen, m�ssen die Teilnehmer ein  e i g e n e s   P r o j e k t  entwickeln, als Abschlussarbeit pr�sentieren und � im Optimalfall - im eigenen Betrieb/Arbeitsumfeld/der jew. Region praktisch umsetzen. Eine auf die Gesamtziele der jew. Region bzw. des Betriebes abgestimmte allf. t o u r i s t i s c h e  N u t z u n g   sollte dabei von den Teilnehmern durchaus ins Auge gefasst werden.
Ausgehend von der spannenden und vielf�ltigen Geschichte des Forstwesens und dessen breit gef�chertem kulturellem Umfeld, werden dabei fachliche Zusammenh�nge/ Objekte/Themen/Potentiale materieller und/oder  immaterieller Natur:

�   zun�chst e r f o r s c h t  / e  r k a n n t  und  b e w u s s t   g e m a c h t  und/oder,
�   in fachlich fundierter Form und abgestimmt auf die jeweiligen Zielgruppen bei  Veranstaltungen oder in Form von Projekten, durch F�hrungen,
Pr�sentationen, etc. v e r m i t t e l t / d a r g e s t e l l t   und/oder
�   mit fachlich relevanten Experten/Partnern  w e i t e r e n t w i c k e l t / g e n u t z t.

Ein �forst-kulturelles Projekt� in diesem Sinne kann b e i s p i e l s w e i s e sein:

�   die Erhebung von Daten/Objekten/Standorten in einer Region / einem (Forst-) Betrieb oder zu einem bestimmten Thema,
�  die Gestaltung einer Ausstellung oder einer Fachveranstaltung (z.B. einer Tagung / eines Workshops etc.)
�   die Revitalisierung und Nutzung von Objekten/Standorten/Landschaftsteilen,
�  der Aufbau von F�hrungen/Exkursionen/kulturp�dagogischen Aktionen f�r Schulen und/oder Touristen, etc. 

Es wird im Lehrgang ein fundierter aber durchaus breiter fachlicher Zugang zum Themenfeld vermittelt: Neben der Geschichte der Waldnutzung werden Themen wie Arch�ologie im Wald, Denkmalpflegerische Aufgaben im (Forst-)Betrieb, Histor./Moderne Holzarchitektur, und LandART, Volkskundliche Aspekte, Erhalt/Nutzung Histor. G�rten, Wald und bildende Kunst/Musik/Film/Digitale Medien/Photographie genau so behandelt, wie die Nutzung besonders geeigneter F�rderschienen (z.B. die Initiierung/ Einreichung/ Umsetzung eines LEADER-Projektes), der Aufbau regionaler Netzwerke, kultur- und museumsp�dagogische Erfahrungen, relevante Rechtsfragen, die Integration in touristischer Strategien etc.  

Das Salzkammergut: Paradebeispiel f�r schlummernde Potentiale

Als aktuelles Beispiel f�r schlummernde/bzw. vernachl�ssigte Potentiale, soll hier die ansteh. Salzkammergut Landesausstellung 2008 (im o�. Teil des Salzkammergutes) angef�hrt werden: Obwohl in der Gesamtregion die Forstwirtschaft - neben und in engstem Zusammenhang mit der Salzgewinnung � zumindest zwischen dem 14. und dem ausgehenden 19. Jht. e d i e  zentrale landschafts- und Kultur pr�gende Rolle gespielt hat, fand man es bisher an keinem der (�ber 10!) Standorte in den Gemeinden wert, dieses Thema gesondert darzustellen. Stellt man dabei in Rechnung, dass es � europaweit - wenig Regionen gibt, in denen der Forst eine derart zentrale Rolle gespielt hat, wird dieser � scheinbar harmlose Anlassfall zu einem Symbol der Missverh�ltnisse zwischen kultur-touristischen Potentialen und deren Untersch�tzung bzw. Vernachl�ssigung.

Immaterielles Kulturerbe im forstl. Umfeld: erste Arbeitsans�tze

Der Begriff des immateriellen Kulturerbes wurde im Zusammenhang mit der hier skizzierten Entwicklung kultureller Potentiale (noch) nicht gesondert behandelt. Bis dato wurden eher  materielle Aspekte betont (Bauten/Standorte/Objekte. etc.)
In den n�chsten Jahren ist daran gedacht dieses Themenfeld � gemeinsam mit der �sterr. UNESCO-Agentur und dem �sterr. Forstverein - etwas n�her zu beleuchten und entspr. Potentiale/vordringliche Aufgaben aus zu loten: Aufbauend auf die Ergebnisse dieses Symposiums, soll z.B. im Advent des heurigen Jahres ein Expertentreffen in einem Stiftsforstbetrieb (evtl. Stift Schl�gl /O�.) stattfinden.

Fixe Verankerung des Themas Forst + Kultur im �sterr. Waldprogramm ; Vorrangig: betriebs- und regionsorientierte Weiterentwicklung 
Das Themenfeld Forst + Kultur wurde durch das Lebensministerium und den �sterr. Forstverein innerhalb weniger Jahre (mit sehr bescheidenen personellen und finanziellen Mitteln!) auf verschiedenen Ebenen verankert: Es wurde im �sterreichischen Walddialog behandelt und ist daher im �sterr. Waldprogramm bereits mit konkreten Ma�nahmenempfehlungen enthalten.
Das im Herbst 2003 von Lebensministerium und Forstverein gegr�ndete �Netzwerk Forst-Kultur� (eine lockere Arbeitsplattform zum fachl. und Daten-Austausch) veranstaltet j�hrlich rd. ein bis zweimal Seminare/Tagungen/Workshops etc. zu ausgew�hlten Themen.
Erg�nzend wurde in den vergangenen Jahren durch das Ressort an drei ausgew�hlten forstlichen Betriebsstandorten mit hohen kulturell-touristischen Potentialen jeweils ein �Waldfachplan zu kulturellen Potentialen und Leistungen� initiiert und direkt durch die Leiter des jew. Betriebes erstellt (Starhemberg�sche Familienstiftung/O�., Stift Geras /N�., Steir. Eisenwurzen).
Hier werden aufbauend auf die Besonderheiten der histor. Entwicklung der Region/des Betriebes bestehende bzw. m�gliche Standorte/Themen beschrieben und konkrete (kurz-mittel-langfristige) Ma�nahmen vorgeschlagen, die auf die besteh. Betriebsabl�ufe abgestimmt sind.  

In den n�chsten Jahren sollen ausgew�hlte Leitbetriebe und -Projekte noch gezielter unterst�tzt und st�rker miteinander vernetzt werden. Es ist in wenigen Jahren gelungen, die Chancen f�r die Entwicklung und Nutzung kultureller Potentiale zu pr�zisieren. Die bisherigen Erfahrungen und Reaktionen haben uns best�rkt, das Themenfeld �Forst + Kultur� gemeinsam mit interessierten Partnern schrittweise weiter zu entwickeln.
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