Labg. DI Heinz Gach, steirischer Landesj�germeister

Die Jagd im Wandel

Nach einem Tonbandprotokoll:

Ich hab Maschinenschlosser gelernt, hab eine HTL gemacht, dann die Montanuni in Leoben besucht, was zu diesem Thema gar nicht passt. Ich wollte aber damals unbedingt die Forstschule in Bruck a.M. machen. Das ging aber nicht, weil wir 5 Buben waren.  So ist es in diese Richtung gegangen. Man hat mich gefragt vor eineinhalb Jahren, ob ich nicht die Wirtschaft im Landtag vertreten w�rde, nach langen �berlegungen bin ich es angegangen. Heute ist die Entscheidung zur Teilnahme zwischen mehreren Veranstaltungen gewesen. Ich habe mich f�r Wildwuchs entschieden, weil ich mir dachte,  das ist eine sehr wichtige Veranstaltung. Ich war vorgestern in Salzburg, weil die Steiermark gerade den Vorsitz hat in der �sterreichischen Landesj�germeisterkonferenz hat, wo wir den Artenschutzpakt des �sterreichischen Naturschutzbundes unterschrieben haben. Dort war ein gesellschaftlicher Trend zu erkennen, der etwas Sorge bereitet. Darum finde ich, dass durch solche Veranstaltungen, wie sie heute stattfindet, wirklich sehr bodennahes, praxisnahes Wissen wieder ins Bewusstsein gehoben wird oder auch versucht wird weiter zu vermitteln. Das ist ganz wichtig, vor allem in die nicht jagende, nicht agrarische Bev�lkerung hineinzutragen, damit sie �berhaupt ein Verst�ndnis bekommen, f�r unser Tun, f�r unser Handeln und f�r unsere Anliegen.
Im 1993 Jahr, wo ich zum steirischen Landesj�germeister gew�hlt wurde, haben wir ein Programm aufgestellt, und zwar eine Strategie f�r die 90iger. Ich hab da ein Dreieck gebildet:
Tier � Lebensraum � Gesellschaft. In diesem Spannungsfeld befindet sich die Jagd. Voriges Jahr hat man mich gebeten, den Vorsitz in der internationalen Jagdkonferenz zu �bernehmen. Dies ist eine Institution aus den 60iger Jahre mit 10 zentraleurop�ische L�nder (von D�nemark �ber Beneluxl�nder, Schweiz, Italien, �sterreich, Deutschland). Da haben wir in St. Gallen in der Schweiz ein erstes Zusammentreffen mit dem Thema Jagd im Wandel. Das ist ein Thema, was eine gro�e Chance ist, dieser Wandel, dieser st�ndige. In dem Dreieck Tier Lebensraum und Gesellschaft investiere ich bereits 70% meiner Zeit im Gesellschaftseck, weil es nutzt nichts, wenn wir uns intern �ber Gewichte und Krucken heftig unterhalten, wenn wir uns in der Gesellschaft nicht positionieren k�nnen.
Bei diesem Thema spielt vor allem das Eigentum eine ganz wesentliche Rolle spielt. Unser Revierjagdsystem, das in �sterreich und Deutschland platz greift, ist, so glaub ich auf der ganzen Welt angesehen. Gegen�ber dem Patentjagdsystem, wo  eben die Jagd Allgemeingut ist wie in Schweden oder den nordischen L�ndern, da gehen sie zur Post, l�sen eine Lizenz, ziehen eine gelbe Jacke an, setzen ein rotes Kapperl auf und gehen 14 Tage jagen, des war es. �berall. Ich war in Westverginia, wo ich beruflich unterwegs war, die fahren auf der Autobahn kurz ab, und gehen mit der Rifle schie�en. W�hrend bei uns das Jagdrecht untrennbar an Grund und Boden gebunden ist und auch ganzj�hrig die Verantwortung klar zugeordnet ist. Ich muss sagen, dass sollten wir weiterf�hren, weil das sich �ber Jahrhunderte bew�hrt hat.
Ich wei�, dass in gewissen Gegenden die Jagd belastet war, dass der Adel und die Kirche die Jagd f�r sich in Anspruch genommen haben,  in weiterer Folge in Nachfolge der Habsburger die Bundesforste. Da waren auch viel Spitzbuben da im Ausseerland, die sich ihr Bartl oder ihre Hahnfeder noch selber geholt haben. Es gibt viele Aspekte der Wilderei, die sich aus der Tradition heraus entwickelt haben oder auch aus Auflehnung gegen die Obrigkeit aber auch der schneidige Bursch im Dorf, der den Dorfsch�nen besonders gefallen hat und leider auch die moderne Wilderei, wo mit Scheinwerfern hinausgefahren wird und mit Kleinkalibergewehren und Schalld�mpfern Hasen, Fasane und auch Rehe erschossen werden.

Zur�ck zum Konzept: ich habe intern gro�e Schwierigkeiten gehabt, dieses Konzept auch umzusetzen. Die J�ger sagten, wir gehen in unseren Graben, ziehen den J�gervorhang herunter, und alles was hereinkommt, ist ein Feindbild. Die sollen gescheiterweise draussen bleiben. Ich sagte ihnen, dass dies nicht lange gut gehen wird, wir m�ssen sie hereinlassen. Mit ihnen in einen konstruktiv kritischen Dialog treten, was wir seit 10 Jahren heftigst tun, mit, wie ich denke, relativ guten Erfolgen. Denn es w�re bei den J�gerversammlung sch�n gewesen, aufzustehen und zu sagen, welches Unverst�ndnis diese bl�de Gesellschaft hat, um einen sch�nf�rberischen Applaus zu kriegen. Das wollte ich nicht. Die Wissenschaft haben wir hereingeholt, ich hab 2 Wild�kologen in der Steiermark angestellt. Da haben auch die Berufsj�ger gesagt, um Gottes Willen, des Wissen haben wir alle selber, was brauchen wir die Obergescheiten dazu. In der Zwischenzeit gibt es einen sehr guten Dialog zwischen der Wissenschaft und der Praxis, beide brauchen sich gegenseitig.
Es hat auch zu der Einstellung zu den Wildtieren eine starke Ver�nderung gegeben, wir tun nimmer
Raubzeug bek�mpfen, sondern wir bejagen Raubwild und akzeptieren das als gleichwertig und sehen es nicht als gro�en Konkurrenten.

Man muss sich vorstellen: in den Lebensr�umen der Wildtiere gibt es 42 outdoor Sportarten, vom Drachenfliegen, bis zu Canyoning. Weiters der arbeitende, wirtschaftende, bauende, erholende Mensch drau�en. Dazu wird vom sanften Tourismus gesprochen, das ist der Schwachsinn pur, das hei�t, es taucht da mal wer auf, dort mal wer. Es gibt Untersuchungen, dass klare Beunruhungslinien durch die Natur das Wild eher akzeptiert.Wenn 70 � 80 m neben den Rehen was los ist, nehmen diese das schon gar nicht mehr wahr.
Im Gesellschaftsrevier zu jagen haben wir alle gelernt. Dazu m�ssen wir eine schwierige Pr�fung  ablegen, n�mlich die
Gesellschaftsvertr�glichkeitspr�fung. Die nichtjagende, nichtagrarische oder nichtwildwuchsorientierte �ffentlichkeit, die m�ssen wir �berzeugen. Die Troph�en, die dort zu erjagen sind, sind Toleranz und Akzeptanz. Nur �ber unsere Kompetenz, die wir dort einbringen und von der wir die �ffentlichkeit �berzeugen, kann es gelingen, dass wir wahr und ernst genommen werden.

Ein weiteres Argument ist das
Defizit nach Heimat. Heimat hat man lang nicht anreden d�rfen, da es besetzt war. Da ist diese Sehnsucht der Menschen nach Echtheit, nach Innerlichkeit, nach Angreifbarkeit, nach Orientierung, Wohingeh�ren, wo Dazugeh�ren und vor allem nach den d�rflichen Strukturen. Das ist ganz was Wichtiges, was wir nutzen sollen. Der kulturelle Aspekt war immer sehr wichtig. Ich hab mit den Almbauern und dem Volksliedwerk zusammen in der Steiermark das 2. Liederbuch herausgebracht und wir haben festgestellt:  es wird wieder gesungen. Und Sennerin und J�ger gibt auch was her, das ist ein spannendes Kapitel.
Die gemeinsame Basis ist die Natur, diese F�higkeiten, die im Verborgenen schlummern, ist ein hoher Anspruch, es ist eine tolle Sache.
Noch eine Beobachtung: wir haben in der Steiermark das Auerwild 5 Jahre geschont, und siehe da:  kein Auerhahn oder Auerhenne ist
mehr geworden! Dieser K�seglockennaturschutz kann es nicht sein! Mit hat das mit dem Speik gut gefallen: sch�tzen durch n�tzen, und zwar durch sinnhaftes, sinnerf�lltes N�tzen, dazu muss man die Wirkungsgef�ge und die Zusammenh�nge kennen. Dabei darf man die rechtlichen Rahmenbedingungen wie Eigentum nicht aus den Augen verlieren. Da habe ich heute auch was gelernt, das Gemein- und Allgemeineigentum, alles was allgemein wird, wird beliebig. Es muss am Eigentum noch die Emotion h�ngen.
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