Zuerst möchten wir betonen, dass wir die Situation in Österreich nicht sehr gut kennen, aber wir wissen, dass Österreich, anders als Nepal, ein fortgeschrittenes kapitalistisch-imperialistisches Land mit einer bürgerlichen Diktatur ist, dass die Arbeiter/innenklasse die Mehrheit der Bevölkerung ausmacht. Die Aufgabe des Proletariats in Ländern wie Österreich ist die proletarische sozialistische Revolution. Selbst in diesen Ländern muss sich die politische Partei des Proletariats bemühen, alle anderen Klassenkräfte zu vereinigen, die vereinigt werden können, um dem Hauptfeind zu widerstehen, ihn zu bekämpfen und zu besiegen, das heißt den Staat, der die Monopolbourgeoise repräsentiert und führt. Auch in solchen Ländern können die Arbeiter/innenklasse und die anderen arbeitenden Massen die politische Macht ohne Revolution, das heißt ohne einen revolutionären (notwendigerweise gewaltsamen) Umsturz der herrschenden gesellschaftlichen Verhältnisse, auf die ein revolutionärer Bürgerkrieg folgt, nicht gewinnen. Insgesamt ist für Revolutionäre in Ländern wie Österreich der Weg der Bolschewistischen Revolution oder der Oktoberrevolution in Russland 1917 am lehrreichsten.
Die Kommunistische Aktion (ML) deklariert sich als marxistisch-leninistisch.
Derzeit bezeichnen sich viele Parteien als ML, aber wir glauben, dass seit
der Zeit Lenins, der den Marxismus enorm bereichert hat, viele Änderungen
und Wechsel stattgefunden haben, darunter auch dramatische Ereignisse. Viele
Ereignisse und Entwicklungen innerhalb der Internationalen Kommunistischen
Bewegung (IKB) sind ein Grund für große Freude, doch es gab auch
viele Dinge in der Bewegung, die uns traurig stimmen sollten. Die Lehren aus
diesen Geschehnissen würden zur Weiterentwicklung der Wissenschaft der
proletarischen Revolution, unserer Ideologie, dem Marxismus, beitragen.
Warum die unterdrückte Klasse notwendigerweise eine politische Partei
braucht, hat Marx deutlich erklärt: "In seinem Kampf gegen die
kollektive Macht der besitzenden Klassen kann das Proletariat nur dann als
Klasse handeln, wenn es sich selbst als besondere politische Partei im Gegensatz
zu allen alten, von den besitzenden Klassen gebildeten Parteien konstituiert." (aus:
Allgemeinen Statuten der Internationale, beschlossen am Haager Kongress 1872,
d. Übers.)
Genosse Mao drückte es ganz deutlich aus: "Wenn eine Revolution
passieren soll, dann muss es eine revolutionäre Partei geben." Daher
ist der Aufbau einer Avantgarde-Partei des Proletariats eine lebenswichtige
Frage für die Durchführung der Revolution.
Wir halten es für
eine neue kommunistische Organisation notwendig, sich in viele dieser großen
Ereignissen und Entwicklungen zu vertiefen, um so unsere Schwächen wie
unsere Stärken zu erkennen und daraus zu lernen. Unserer Ansicht nach
fanden einige der herausragendsten Entwicklungen, die zur Weiterentwicklung
der proletarische Ideologie beitrugen, im Verlauf der Chinesischen Revolution
statt, sowohl der neudemokratischen als auch der sozialistischen Revolution
und besonders im Verlauf der Großen Proletarischen Kulturrevolution.
Diese wurden von Mao Zedong angeführt, der ausgehend vom Standpunkt des
Marxismus-Leninismus in der Lage war, wichtige Zusammenfassungen zu machen
und unschätzbare Erkenntnisse und Schlüsse abzuleiten, wodurch er
die proletarische Ideologie so enorm bereichert hat, dass diese heutzutage
für jede Revolution einfach unentbehrlich sind. Wir wollen damit sagen,
dass eine "marxistisch-leninistische" Partei bzw. Organisation es
außerordentlich schwer hat, wenn sie es verabsäumt die Gesamtheit
der neuen Beiträge Maos zum Marxismus anzuerkennen, hochzuhalten, zu verteidigen
und anzuwenden.
Wir sind der Ansicht, dass Maos Beiträge in ihrer Gesamtheit als Maoismus
bezeichnet werden können, der ein neues, höheres und drittes Stadium
des Marxismus darstellt. Insgesamt sind Maos Beiträge keineswegs geringer
als die Lenins. Das ist der Hauptgrund, warum die KP Nepal (Maoistisch) darauf
besteht, dass die von der Revolutionären Internationalistischen Bewegung
(RIM) vertretenen Positionen richtig sind, auch in imperialistischen Ländern.
Wir meinen, dass der Marxismus-Leninismus-Maoismus universelle Gültigkeit
hat und bitten daher höflich, dass eure gesamte Organisation die Erklärung
der RIM studiert, damit gesunde ideologische und politische Diskussionen und
Debatten unter revolutionären Kommunist/innen stattfinden können.
Das ist von entscheidender Bedeutung.
Wir stimmen mit der KOMAK-ML völlig überein, dass wir im Zeitalter des Imperialismus und der proletarischen Revolution leben, dass die Welt vom Imperialismus beherrscht wird und dass die meisten Volkswirtschaften und Gesellschaften durch monopolkapitalistische Konzerne und Banken weltweit kontrolliert werden. Doch sie werden auch durch mächtige Organisationen wie die Welthandelsorganisation (WTO), den Internationalen Währungsfonds (IWF) und die Weltbank (WB) kontrolliert, welche ihrerseits vor allem durch den US-Imperialismus kontrolliert werden. Auch wir sind der Meinung, dass es heute auf der ganzen Welt kein sozialistisches Land gibt. Die proletarische Revolution ist auch in revisionistischen Ländern (China, Vietnam, Nordkorea und Kuba) notwendig.
Der Imperialismus agiert in seiner Gesamtheit vereint, wenn es gilt die bestehende
soziale Ordnung und die internationalen Beziehungen, die auf der Ausbeutung
der Vielen (die Armen im allgemeinen) durch die Wenigen (die Reichen) beruht,
aufrecht zu erhalten; das ist der zugrunde liegende grundlegende Widerspruch
("underlying fundamental contradiction", d. Übers.); es gibt
auch Konkurrenz und Rivalität zwischen den Imperialisten selbst. Die große
Spaltung im UNO-Sicherheitsrat während der Vorbereitungszeit zum Krieg
gegen den Irak ist Ausdruck des Ringens unter den imperialistischen Mächten
um Macht, Einflusssphären und Hegemonie.
Unserer Meinung nach ist dies ein bedeutsamer und sich verschärfender
Widerspruch, doch er ist nicht der Hauptwiderspruch in der heutigen Welt. Der
Hauptwiderspruch ist noch immer der zwischen unterdrückten Völkern
und Nationen auf der einen Seite und dem Imperialismus auf der anderen. Daher
müssen die proletarischen Parteien die unterdrückten Nationen und
Völker in ihrem Kampf gegen den Imperialismus unterstützen. Diese
Kämpfe können die Form eines Kampfes für nationale Selbstbestimmung
gegen nationale Unterdrückung annehmen oder für die Verteidigung
der nationalen Souveränität und Unabhängigkeit, welche die (europäischen
genauso wie die amerikanischen) Imperialisten nicht anerkennen. Dies kann man
von Tag zu Tag klarer sehen. Darum haben wir die Pflicht, unterdrückte
Nationen (gegen den Imperialismus) zu unterstützen, selbst wenn Herrscher
(wie Saddam) in diesen Ländern selbst sehr reaktionär sind.
Wir denken, dass die wichtigste Aufgabe beim Aufbau einer politischen Partei
des Proletariats die Entwicklung einer ideologischen-politischen Linie als
Grundlage der Einheit der Partei ist. Die politische Linie der proletarischen
Partei in einem imperialistischen Land muss darauf ausgerichtet sein, die Staatsmaschinerie
zu zerstören. Dies ist ein grundlegender Lehrsatz von Lenin. Schon von
Anfang an, sogar noch bevor die Parteiorganisation aufgebaut wird, muss Klarheit
herrschen über die allgemeine politische Linie, nämlich die Machtergreifung
durch bewaffnete Gewalt. Dies kann, wie in imperialistischen Ländern,
in Form eines Aufstands gefolgt von einem Bürgerkrieg passieren. Eine
kommunistische Organisation muss ihre Augen immer auf das Ziel richten, nämlich
die Eroberung der Staatsmacht. "Ohne politische Macht ist alles eine
Illusion" (Lenin).
Wir sagen nicht, dass dies ohne Vorbereitung geschehen kann, insbesondere die
Vorbereitung der öffentlichen Meinung. Die Revolutionär/innen werden
später mit großen Schwierigkeiten und Rückschlägen konfrontiert
sein, wenn sie den Aufbau der Parteiorganisation fortsetzen, ohne eine Basis
für die Einheit - die allgemeine politische Linie entwickelt zu haben
- es kommt zu Spaltungen und viele große Anstrengungen könnten umsonst
gewesen sein.
Der Vorsitzende Mao Zedong lehrte, dass das Proletariat für die Eroberung
der politischen Macht drei Instrumente des Klassenkampfes haben muss, die er
auch die drei "Zauberwaffen" der Revolution nannte. Dies sind: Die
politische Partei des Proletariats, die Volksarmee, und eine Einheitsfront
(EF) verschiedener Klassenkräfte, die im Aufbau einer Bewegung für
den revolutionären Umsturz der alten Ge- sellschaft vereinigt werden können.
Von diesen drei Kräften ist die Partei die Hauptsache - gemäß Lenin,
der darauf bestand, dass es ohne revolutionäre Theorie keine revolutionäre
Bewegung geben kann. Mao erläuterte und bewies, dass es ohne eine revolutionäre
Partei des Proletariats keine Revolution für die Arbeiter/innenklasse
und die anderen ausgebeuteten und unterdrückten Klassen und soziale Schichten
geben kann.
Die Einheitsfront verschiedener Klassenkräfte ist äußerst wichtig, damit die revolutionäre Bewegung zur Bewegung der breiten Volksmassen wird und nicht nur einer Klasse, die von den anderen isoliert dasteht. Nur dann kann die soziale Veränderung zu einer wirklichen Volksbewegung für breite und tiefgehende soziale Veränderungen werden. Daher ist die revolutionäre Einheitsfront (EF) absolut unentbehrlich, wenn es darum geht, das Gewicht, die Tiefe, Breitenwirkung und Macht zu erzielen, die es der Revolution ermöglichen, die Konterrevolution (politisch) zu isolieren und zu zerstören. Doch die EF muss von der Vorhut des Proletariats, der proletarisch-revolutionären Partei, angeleitet und geführt werden, muss von der Wissenschaft der Revolution (MLM) bewaffnet und gelenkt werden. Andernfalls wird die EF zu zersplittert werden oder sogar unter die Führung anderer Klassenkräfte kommen, die reformistisch, nicht-revolutionär oder konterrevolutionär sein könnten. Dies gilt ebenso für imperialistische Ländern wie für "Dritte Welt"-Länder, die durch Imperialismus, Feudalismus bzw. Semi-Feudalismus unterdrückt werden. Aber in imperialistischen Ländern muss die Partei dem Volk dienende, gegen Ausbeutung und Unterdrückung gerichtete Massenorganisationen aufbauen bzw. deren Aufbau unterstützen und ermutigen, um die EF aufzubauen. Die Parteiorganisationen müssen sich daher aktiv an Kämpfen beteiligen, und dabei nicht nur Arbeiter/innen aller Schichten einbeziehen, sondern auch die Jugend, die Stu- denten, die Frauen und Leute aus anderen sozialen Klassen und Schichten, wie Kleinbürgertum, Mittelbourgeoisie und arbeitende Menschen wie das Halbproletariat. Sie muss sich an verschiedenen sozialen Bewegungen wie Umwelt- und Friedens- oder Antikriegsbewegungen beteiligen, sowie an Bewegungen von Arbeitsmigrant/innen, die mit Überausbeutung, Rassismus und Diskriminierung konfrontiert sind.
Der Aufbau solcher Massenorganisationen findet, anders als in unterdrückten Nationen, lange vor der Organisierung bewaffneter Abteilungen (oder der zukünftigen Volksarmee) statt. In unterdrückten Nationen hingegen vollzieht sich der Aufbau der Volksarmee im Lauf des Aufbaus der EF. Die Volksarmee wird im Verlauf des revolutionären Volkskriegs aus bewaffneten Abteilungen oder bewaffneten Gruppen geschmiedet, die von der Partei initiiert und geführt werden. "Ohne eine Volksarmee hat das Volk gar nichts" (Mao). Die Volksarmee ist das unverzichtbare dritte Instrument des Klassenkampfes und eine Waffe zur Eroberung der Staatsmacht (die Partei und die EF sind die anderen beiden). Die Volksarmee lernt das Kriegsführen (wie man kämpft) durch das Kriegsführen, durch das Führen des revolutionären Kriegs der Massen. In einem revolutionären Krieg sind das Volk und die Kämpfer/innen entscheidend und nicht die Waffen, Maschinen oder Ausrüstung. Es sind die Menschen und nicht die materiellen Dinge, die über den Ausgang des Krieges (Sieg oder Niederlage) entscheiden.
Die proletarische Kommunistische Partei muss sowohl die Volksarmee, als auch
die Einheitsfront führen, da die Partei von der fortschrittlichsten und
einzig wissenschaftlichen Ideologie, dem Marxismus-Leninismus-Maoismus (MLM)
und einer politischen Linie geleitet wird (die auf den sozialökonomischen
und politischen Bedingungen der Gesellschaft beruht), woraus sie ein Programm
für die Revolution ausarbeiten und entwickeln könnte.
Zu allen Zeiten muss die Politik die Waffe führen, und niemals darf sie
zulassen, dass die Waffe die Politik bestimmt. Politik ist das Lebensblut der
Partei und daher ist der Kampf zweier Linien die treibende Kraft (oder der
Motor), der die Partei weiterbringt und vorantreibt. Darum fürchtet sich
die Partei des Proletariats nicht vor Meinungsverschiedenheiten und Diskussionen
innerhalb der Partei. In Wirklichkeit sind parteiinterne Auseinandersetzungen
für die proletarische Partei, so sie wirklich revolutionär ist, willkommener
Anlass demokratischen Zentralismus zu üben.
Wir denken, dass das Verständnis der oben angeführten Punkte von
größter Wichtigkeit ist, um eine politische Generallinie für
jede proletarische Partei zu schmieden.
Nutan Sharma, Anti-imperialistisches Revolutionäres Forum, Nepal
Unsere ausfürliche Antwort auf diesen Brief findet ihr hier.