Protestbrief an die Süddeutsche Zeitung
Wlodzimierz Kaluza
 
Süddeutsche Zeitung, München
Email: [email protected]

Sehr geehrte Damen und Herren,

Polens Primas Jozef Glemp sagte in dem Interview für KAI (1), das in der Wochenzeitschrift "Niedziela" [Sonntag] gedruckt wurde:

"Chcemy przeprosic przede wszystkim Boga, ale takze wszystkich pokrzywdzonych, za tych polskich obywateli, którzy uczynili zlo obywatelom wyznania mojzeszowego."

Es bedeutet: Wir wollen uns vor allem bei Gott, aber auch bei allen Beschädigten, für diese polnischen Bürger entschuldigen, die den Bürgern des mosaischen Glaubens Böses angetan haben."

Dieser Text wurde fälschlicherweise in dem Artikel "Kirche entschuldigt sich für Juden-Massaker" der Süddeutschen Zeitung vom 27.05.2001 (2) folgend übersetzt:

"Wir wollen uns vor allem bei Gott, aber auch bei denen, denen Unrecht angetan wurde, im Namen der polnischen Bürger entschuldigen, die den Bürgern des mosaischen Glaubens Böses angetan haben."

Also hat er die Entschuldigung nicht "im Namen", sondern "für " jemanden angekündigt. Übrigens sind keine konkreten Namen der Täter bekannt, und keine Daten aus denen man schliessen kann, dass es Katholiken waren.

Weiter in dem Artikel, in dem Satz:

"Nachdem lange Zeit der deutschen Besatzungsmacht das Verbrechen angelastet wurde, fand der Historiker Jan Gross vergangenes Jahr Belege, daß die polnische Bevölkerung das Massaker begangen hatte."

wurde fälschlicherweise der J.T.Gross als Historiker vorgestellt, wobei er ein Soziologe ist, aber es ist nur noch eine kleine Verfälschung im Vergleich zu dem übrigen Teil des Satzes. Der J.T.Gross fand nämlich nicht die "Belege", sondern lediglich zwei Erzählungen von zwei jüdischen "Augenzeugen", die in der kritischen Zeit gar nicht in der Stadt Jedwabne anwesend waren! Einer dieser Zeugen behauptet, dass damals 3300 Juden zu Opfer gefallen sind, und der andere, dass es dort 1600 Tote gab. In dieser Zeit haben in der Stadt insgesamt nicht mehr als 2100 Einwohner gelebt. In geologischen Untersuchungen (ohne Ausgrabungen, die lange Zeit von den Juden nicht erlaubt wurden), die man an der Begräbnisstelle durchgeführt hat, hat man festgestellt, dass das Grab die Größe zwei mal fünf Meter hat. Prof. Kola, der schon bei ähnlichen Untersuchungen auch u.a. in Katyn teilgenommen hat, hat behauptet, dass es in diesem Grab maximal bis zu 300 Leichen geben kann. Wie das möglich ist, hat er übrigens nicht verraten, aber die vorstehende Exhumation wird demnächst die wirkliche Anzahl klären. Man muss über jedes Opfer traurig sein, aber die verschiedenen Aussagen sogenannter "Augenzeugen" zeigen nur, wie unglaubwürdig sie sind.

Der J.T.Gross beruft sich außerdem auf die Untersuchungsakten aus dem Gerichtsprozeß des Jahres 1949, hat aber davon nur die Teile verwendet, die auf irgendeine Art die Polen belasteten. Alle andere Aussagen, die nicht in sein antipolnisches Vorurteil gepaßt haben, hat er einfach ignoriert. Darüber schrieb ausführlich der Prof. Tomasz Strzembosz in dem Artikel "Jedwabne - ein anderes Bild der Nachbarn" (3) von der Tageszeitung "Rzeczpospolita" vom 31.März 2001 (die deutsche Übersetzung ist vorhanden - siehe unten die Internet Adresse)

Er schrieb u.a. über einige Hauptzeugen, von Prof.Gross komischerweise als "Augenzeugen" bezeichnet, z.B. den Juden Schmul Wasersztajn, der als Agent des Kommunistischen Geheimdienstes (genannt UB) gearbeitet hat, folgende Sätze:

"Von Szmul Wasersztajn stammen die drastischsten Fragmente des Buches von Prof. Gross. Tatsachen, die so sehr die Phantasie beflügeln, finden keine Bestätigung in allen anderen Quellen"

"Man sollte auch die Aufmerksamkeit darauf lenken, dass der Bericht des vom Gericht nicht vernommenen Szmul Wasersztajn, sowie die Aussagen der Anklagezeugen Abram Boruszczak und Eljasz Gradowski faktisch missbilligt wurden. Es stellte sich nämlich aus den Aussagen der Einwohner von Jedwabne heraus, und ganz besonders aus der Aussage des polnischen Staatsbürgers jüdischer Herkunft Jozef Gradowski, dass Abram Gradowski nie in Jedwabne wohnhaft gewesen war, und Eljasz Gradowski wegen Diebstahl von der sowjetischen Macht zur Gefängnisstrafe verurteilt und noch 1940 weit in die UdSSR verschleppt wurde. Er kam erst 1945 nach Polen zurück, sah also nichts." (zur Erinnerung geht hier es um Ereignisse vom 10.07.1941)

So sehen die "Augenzeugen" des Prof.Gross aus.

In dem kurzen Artikel in der SZ gibt es aber noch eine Unwahrheit. "23 Polen wurden als Mittäter verurteilt" schrieb die Süddeutsche in dem angesprochenen Artikel. Dies entsprict nicht der Wahrheit. Die kommunistischen Geheimdienste (UB) haben im Jahr 1949 zwar 23 Personen vor Gericht gestellt, aber verurteilt wegen Mithilfe der Deutschen wurden lediglich 12 Personen. Alle haben auch schon während des Prozesses im Jahr 1949 vor dem Gericht bekräftigt, dass die Aussagen im Untersuchungshaft durch Folter und Erpressung erzwungen wurden. Anbei bemerkt, wurden alle Personen nach dem Zusammenbruch des stalinistischen Systems im Jahre 1956 rehabilitiert. Nicht ohne Bedeutung für die ganze Angelegenheiten ist, dass direkt nach dem 2.Weltkrieg Bürger jüdischer Abstammung die Spitze des kommunistischen Staats-, Partei- und Terrorapparates in der Hand hatten, was auch reichlich in der historischen Literatur belegt wird. Es gab damals also keinen Grund, die Geschichte zu vertuschen, aber die Aussagen der jüdischen Zeugen waren so unglaubwürdig, daß sogar dieses Gericht sich gezwungen fühlte, die 11 Angeklagten freizusprechen.

Ich frage mich, wie es möglich sein kann, dass eine so seriöse Zeitung wie die "Süddeutsche" in der Lage ist solche Artikel zu veröffentlichen, die eindeutig falsche Aussagen und Lügen beinhalten. Diese antipolnischen Lügen in einer deutschen Zeitung sind besonders bitter, wenn man das Leid betrachtet, das die Deutschen den Polen in letzten Jahrhundert angetan haben. Es ist an der Zeit, von der deutschen Seite ein anderes Verhalten verlangen zu können. Ich hoffe, Sie werden diese Klarstellung publizieren.

Mit freundlichen Grüßen
Wlodzimierz Kaluza

(1) http://www.niedziela.pl/cgi-bin/sas.cgi?nr=21&wyd=*&rok=2001&txt=antyjudaizmu&autor=&f=QUERY
(2) http://www.sueddeutsche.de/index.php?url=/ausland/weltspiegel/11311/index.php
(3) http://www.iyp.org/polish/history/jedwabne/english/inny_obraz_sasiadow_de.htm

PS. Mehr Informationen über den Mord in Jedwabne und über die Lügenkampagne gegen Polen kan man unter der Adresse:
   http://www.iyp.org/polish/history/jedwabne/english/ bzw.
   http://www.geocities.com/jedwabne/english/
finden.

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