Die fünf Stationen des Exodus
The 5 Stations of Exodus

Inhaltsverzeichnis

  • Einleitung
        Introduction

  • Die Stationen des Exodus     The Stations of Exodus

  • Zusammenfassung der Exodus Stationen
        Summary

  • Literatur


  • ein Pilger mit Hut und Wanderstab
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    Soli Deo Gloria!


    1. Einleitung

    Der Lebensweg des Menschen entspricht einer Reise. Das Ziel können ihm seine Eltern vermitteln. Er kann auch auf sich selbst gestellt sein, herauszufinden, was er mit seinem Leben anfangen möchte. Welche Leitbilder oder Richtlinien hat der Mensch, um sein Lebensziel nicht zu verfehlen? Ist ein von Erfolg gekröntes Leben auch ein glückliches und freudenreiches Leben? Mit welchen Kriterien kann er das beurteilen?

    Der Mensch entfaltet sich wie eine Blume. Es gibt Umstände, die sich für seine Entfaltung fördernd oder hindernd auswirken können. So wie die Blume zum guten Gedeihen die für sie benötigten Umweltbedingungen braucht wie Licht, Wärme, Wasser, eine günstige Lage und guten Nährboden, so braucht der Mensch zu seiner Entfaltung ebenfalls Umstände, die helfen, seine angeborenen Talente zu erkennen und zu fördern. Er benötigt Freiräume zum Wachsen und zur Entfaltung.

    Angelegt ist der Mensch auf Freiheit und Liebe. Jedoch wie oft und wie leicht kann der Mensch versklavt werden. Wie leicht kann er in Unfreiheit geraten aus Angst um sich selbst. Wie leicht kann Liebe in Haß umschlagen. Es benötigt die größte Anstrengung das eigene Tun und Lassen jederzeit zu überwachen.

    Mit den fünf Stationen des Exodus:

    kann jeder Mensch sein Leben faktisch oder fiktiv beschreiben oder auch künstlerisch verarbeiten, so daß Ähnlichkeiten zu lebenden oder verstorbenen Personen rein zufällig sind. Das Thema "Exodus" läßt sich seelsorgerlich verwenden.

    Es folgt nun eine Untersuchung der Stationen des Exodus, daran anschließend ein Versuch die fünf Stationen des Exodus auf Lebenssituationen anzuwenden. Musikalisch, poetisch und biblisch lassen sich die Exodus Stationen ebenfalls durchschreiten. Hier sind der kreativen Entfaltung keine Grenzen gesetzt.

    Aus dem Buch "Exodus" kann der Mensch lernen, daß er guten Mutes leben kann und darf. Er hat zu keiner Zeit irgendwelchen Grund an seinem Leben oder an seiner Zukunft zu verzweifeln, da Gott für ihn sorgt. Möge "Exodus" als Hilfe und Anreiz dienen, den Weg in die Freiheit zu suchen, zu finden und anzutreten, "damit wir das Leben haben und es in Fülle haben" (Johannes 10, 10).



    So segne dich der gütige Gott

    Der Herr sei vor dir,
    um dir den rechten Weg zu zeigen.

    Der Herr sei neben dir,
    um dich in die Arme zu schließen
    und dich zu beschützen.

    Der Herr sei hinter dir,
    um dich zu bewahren
    vor der Heimtücke böser Menschen.

    Der Herr sei unter dir,
    um dich aufzufangen,
    wenn du fällst,
    und dich aus der Schlinge zu ziehen.

    Der Herr sei in dir,
    um dich zu trösten,
    wenn du traurig bist.

    Der Herr sei um dich herum,
    um dich zu verteidigen,
    wenn andere über dich herfallen.

    Der Herr sei über dir,
    um dich zu segnen.
    So segne dich der gütige Gott.

    Text: Unbekannt



    So segne dich

    Noten und Akkorde für  So Segne Dich ...

    2. Die Stationen des Exodus

    Station 1: In Ägypten - Versklavt in der Fremde *)

    Versklavt in der Fremde<--->

    Unter Druck gesetzt, beherrscht,
    behindert, gefangen, festgehalten,
    bevormundet, außengesteuert,
    benutzt, erniedrigt, sich selbst
    entfremdet -- aber auch
    abgesichert und versorgt.


    Das Volk stöhnt, klagt, schreit
    um Hilfe -- aber paßt sich auch an,
    richtet sich ein, duckt sich,
    verfällt der eigenen Angst,
    Ohnmacht und Resignation.


    Zwischen Menschenfurcht <--->

    (Menschenabhängigkeit,
    Menschvergötterung)
    Im Dienst Pharaos
    Mein Ägypten,
    das mich lähmt, fesselt,
    unfrei macht,
    dem Leben entfremdet?
    Exodus 1, 1-22; 2,11-14; 2, 23-25

    Ruf zum Aufbruch

    In Mose erwacht ein Impuls:
    Es gibt ein anderes, neues
    Land; es gibt einen Weg aus
    der Abhängigkeit und Unmündig-
    keit; Freiheit ist möglich:
    Geh, führ mein Volk aus Ägypten
    ich bin bei dir;
    ich bin alle Zeit der "Ich bin da".
    "Ich habe das Elend meines
    Volkes in Ägypten gesehen
    und ihre laute Klage gehört.
    Ich kenne ihr Leid.
    Ich bin herabgestiegen, um sie
    aus der Hand der Ägypter zu
    entreißen."
    und Gottesfurcht



    oder im Dienst Jahwes
    Der Mose in mir oder neben mir,
    der in die Freiheit ruft.


    Exodus 3, 1-20; 4, 10-17;
    Apostelgeschichte 7, 20-25
    *) Grundkurs Bibel - Altes Testament. Workbuch für die Bibelarbeit mit Erwachsenen. Exodus, Seite 60



    Station 2: Der schwierige Weg bis zum Ausbruch und Aufbruch

    Suche nach "einvernehmlichen" Lösungen

    Zuerst ängstlicher Versuch, den Weg in die Freiheit zu finden, ohne mit den alten Herrschaften brechen zu müssen; Mose bittet den Pharao um Erlaubnis, gehen zu dürfen. Dieser kompromißlerische Versuch muß fehlschlagen; die pharaonischen Mächte spielen sich immer mehr auf.

    Plagen erzwingen den Ausbruch

    Erst als das Volk den Fronvögten Ägyptens und sich selbst zur Plage wird, als die Anwesenheit des Volkes für es selber und Ägypten unerträglich wird und buchstäblich alle Plagen Ägyptens das Land heimsuchen, geschieht ein eher fluchtartiger Ausbruch als ein überlegter und innerlich nachvollzogener Aufbruch.

    Angst vor der neuen Freiheit

    Aber kaum ist dieser erste Schritt in die Freiheit getan, werden die Ausgebrochenen von ihren alten Abhängigkeiten eingeholt: Das ganze Heer der Ägypter ist plötzlich hinter Israel, hinter mir her und verbreitet Panik. Die neue Situation löst plötzlich lähmende Angst aus.

    Exodus 5 - 12
    *) Grundkurs Bibel - Altes Testament. Workbuch für die Bibelarbeit mit Erwachsenen. Exodus, Seite 60


    Station 3: Gefahr und Rettung am Schilfmeer


    Auf dem Weg in die Freiheit <--->
    plötzlich von allen Seiten
    bedrängt


    Freiheit ist gefährlich:
    Die Ausgebrochenen kommen
    in Lebensgefahr,
    als das Meer ihnen den Weg
    abschneidet und das Heer der
    Ägypter sie verfolgt:
    von vorne Wasserfluten,
    Untergang, Weglosigkeit, Angst
    -- von hinten die Flut der Ägypter, <
    die alten Bedränger, die alten
    Ängste, die das Volk einholen
    und zu überschwemmen drohen.
    Erfahrung der Ausweglosigkeit,
    wie eingekreist und umzingelt sein:
    zurück geht es nicht,
    vorn geht es auch nicht weiter.

    Am liebsten zurück wollen <--->

    "Warum hast du, Mose, uns
    das angetan?
    Warum hast du uns aus Ägypten
    herausgeführt?
    Haben wir dir in Ägypten nicht
    gleich gesagt: Laß uns in Ruhe.
    Wir wollen Sklaven in Ägypten
    bleiben.
    Denn es ist für uns immer noch
    besser, Sklaven der Ägypter zu
    sein, als in der Wüste zu sterben."

    Untergang am Schilfmeer <--->

    Verwandlung steht an.
    Das macht Angst,
    das tut weh.
    Etwas muß sterben.
    Das Alte muß endgültig sterben,
    der alte Mensch,
    die alten Abhängigkeiten,
    der Pharao in mir.

    In der Ausweglosigkeit
    auf einen Weg vertrauen


    Ich weiß, daß in dieser Richtung
    noch nie ein Weg für mich war
    und ich mich fortan auf nichts
    Bekanntes mehr verlassen kann.
    Aber ich will jetzt glauben,
    ich gehe ins Haltlose,
    ich springe ins Wasser ...
    Und da:
    Enge und Angst öffnen sich.
    In der Ausweglosigkeit und
    mitten in der Weglosigkeit
    tut sich ein Weg auf.





    oder auf das Wunder bauen

    "Fürchtet euch nicht,
    bleibt stehen, und
    schaut zu,
    wie der Herr euch heute rettet."








    Rettung am Schilfmeer

    Aufatmen.
    Ägypten ist hinter mir,
    untergegangen.
    Endlich frei.
    Das Leben liegt vor mir:
    "Singt dem Herrn ein Lied,
    denn er ist hoch und erhaben!
    Roß und Wagen warf er ins
    Meer."
    Exodus 13, 17 - 14 , 31; 15, 1-21
    *) Grundkurs Bibel - Altes Testament. Workbuch für die Bibelarbeit mit Erwachsenen. Exodus, Seite 61



    Station 4: Der lange Weg durch die Wüste

    Nach dem Fest der Befreiung und dem Freudentaumel: Erfahrung der Wüste

    Ägypten ist untergegangen in den Wasserfluten.
    Aber das neue Land ist noch nicht da.
    Und so zeigt sich plötzlich nach dem Freudenfest
    • Leere,

    • Orientierungslosigkeit,

    • Wüste;

    langsames, mühseliges Sich-Vortasten in ein noch unbekanntes Land.

    Wüste durchwandern und durchleiden:

    • Hitze am Tag,

    • Kälte in der Nacht;

    • Durst,

    • Einsamkeit,

    • Leere,

    • nichts,

    • ausgeliefert der eigenen Leere,

    • hilflos,

    • dem Tode nah,

    • dem Leben nah?

    Wüste: die Stunde der Wahrheit.
    Meine wahre Wirklichkeit offenbart sich mir.
    Wie Staub zerfällt die Fassade, Täuschungen verwehen.
    Was bleibt von mir übrig?
    Wüste läßt sichtbar werden, worauf ich baue.
    Wirklich auf Gott?
    Auf welchen Gott?

    Zwischen Sicherheitsdenken,<--->
    dem Egoismus, der Angst
    und dem Habenwollen

    Kein Brot in der Wüste.
    Die ganze Gemeinde der
    Israeliten murrte:
    Wären wir doch an den
    Fleischtöpfen Ägyptens!
    Jetzt müssen wir an Hunger
    sterben.

    Kein Wasser in der Wüste.
    Das Volk dürstet nach Wasser
    und murrt gegen Mose:
    Warum hast du uns überhaupt
    aus Ägypten hierher geführt?

    und der Freiheit des
    Sich-Verlassens


    Geschenktes Brot; Manna







    Geschenktes Wasser



    Matthäus 4, 1 - 11


    Station 5: Am Gottesberg Sinai

    Gottesherrschaft <--->



    Besiegelung der Befreiung
    von der Herrschaft der
    "Weltmächte" zu einem Leben
    unter der Herrschaft Gottes,
    des Befreiers:
    Ihr habt gesehen, wie ich euch
    hergebracht habe zu mir und
    euch zu einem jahwe-gemäßen
    Leben befreit habe.
    Siehe Exodus 19, 4ff.


    Übernahme der Lebens-
    ordnung dieser Gottes-
    herrschaft (Dekalog):
    Ich habe euch befreit --
    darum könnt ihr jetzt auch
    Freiheit, Gleichheit und
    Geschwisterlichkeit
    leben.

    Worauf baue ich mein Leben:
    Wirklich auf Jahwe,<--->

    der mich aus meinem Ägypten
    befreit,
    und baue ich auf den
    wirklichen Gott




    Exodus 19, 1 - 20, 21
    Gefahr, sich erneut in
    Knechtschaften zu begeben;
    Goldener Stier

    Kaum in die Freiheit entlassen,
    verfällt der Mensch der ur-
    menschlichen Gefahr des
    Traums von Macht und Größe
    und eigener Lebenstüchtigkeit.
    Und so beginnt Israel, sich den
    unverfügbaren Gott in den
    Bildern dieses Traums vorzu-
    stellen, im Bild des Stieres,
    der für Stärke, Fruchtbarkeit
    und Lebensmächtigkeit steht.

    Israel will sich nicht von seinem
    Gott schaffen und formen lassen,
    sondern ihn selber nach eigenen
    Wünschen und Vorstellungen
    formen, als Verlängerung des
    eigenen Strebens nach Größe
    und Macht. Das aber bedeutet
    letztlich einen Rückfall in die
    Knechtschaft Ägyptens.

    oder auf andere "Götter" ?
    (1. Gebot)



    oder auf einen selbstgemachten,
    der nur ein Bild eigener
    Wünsche und Interessen
    ist?(2. Gebot)

    Exodus 31, 18 - 32, 20
    *) Grundkurs Bibel - Altes Testament. Workbuch für die Bibelarbeit mit Erwachsenen. Exodus, Seite 61


    3. Zusammenfassung der Exodus Stationen

    1. Station: Versklavt sein

    Versklavt sein kann der Mensch innerlich wie äußerlich.
    Verschiedene Lebenssituationen können als Versklavung empfunden werden:
      • Familie,

      • Schule / Universität,

      • Arbeit,

      • Ehe,

      • ein politisches System.

    Auch
      • Abhängigkeit von Geld,

      • Selbstzweck (verselbständigtes Mittel),

      • Sucht (verselbständigter Wille),

      • Selbstentfremdung (Lebenslüge),

      • fehlgeleitetes Vertrauen (Götze) oder

      • Begierde(n)

    lähmen und machen unfrei.

    2. Station: Ausbruch und Aufbruch

  • a) Zuerst beginnt die Suche nach "einvernehmlichen" Lösungen.


  • b) Streit, Schlägerei, Mobbing, Folgen der Sucht, etc. erzwingen
    den Ausbruch aus dieser Situation.
    Gewaltsam werden die Ketten oder Fesseln der Beziehung gesprengt.


  • c) Die neue Freiheit macht Angst.
    Das Netz der alten Abhängigkeiten ist zerrissen.
    Man steht vor gähnender Leere.


  • 3. Station: Gefahr und Rettung

    • a) Auf dem Weg in die Freiheit erfährt man Bedrängnis von allen Seiten.
      Freiheit ist gefährlich.


    • b) Die "Sklaverei" bedeutet die Grundversorgung des Lebens,
      in der Freiheit glaubt man sich in Lebensgefahr.
      Zurück kann man nicht und vor sich sieht man keinen Weg.


    • c) Bewußtseinsumwandlung bedeutet Verwandlung.
      Der alte Mensch, die alten Abhängigkeiten müssen sterben.
      Dann erst tut sich ein neuer Weg auf.


    4. Station: Wüstenerfahrung

    • a) Auf dem neuen Weg ist man zuerst orientierungslos.
      Es beginnt ein langsames, mühseliges Sich-Vortasten in ein noch unbekanntes Land.
      Meine wahre Wirklichkeit offenbart sich mir.
      Wie Staub zerfällt die Fassade, Täuschungen verwehen.
      Was bleibt von mir übrig?
      Die Wüste läßt sichtbar werden, worauf ich baue.


    • b) Auf diesem Weg treffe ich die Entscheidung, ob ich den Weg der Unfreiheit

      • Sicherheitsdenken,

      • dem Egoismus,

      • der Angst,

      • dem Habenwollen

      einschlage oder den Weg der Freiheit, des Sich-Verlassens.

    5. Station: Gottesherrschaft

    • a) Werde ich Gott oder dem Mammon (Geld) dienen?

    • b) Gott dienen bedeutet Freiheit von "Sklaverei".

    • "Nur dieser Herr läßt mit seiner Herrschaft über uns
      auch uns selbst sein"(Berger, 1991: 57).


      1. Station: Versklavt sein

      2. Station: Ausbruch und Aufbruch

      3. Station: Gefahr und Rettung

      4. Station: Wüstenerfahrung

      5. Station: Gottesherrschaft



    Literatur

    Grundkurs Bibel - Altes Testament. Workbuch für die Bibelarbeit mit Erwachsenen. Exodus,
    Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart, ISBN 3-460-32612-3.

    Neue Jerusalemer Bibel. Einheitsübersetzung, Herder Verlag, Freiburg, 1995,
    ISBN 3-451-20002-3.



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