Joachim Kemmer

Unter dem Meer* (Video)

Der Seetang blüht immer grüner,
wenn er Dich von fern erfreut
Deshalb willst Du zu den Menschen,
doch das hast Du schnell bereut.

Schau Deine Welt doch genau an
Ja, hier wo Du schwimmst und lebst,
voll Wunder siehst Du das Blau** dann
Sag selbst, was Du noch erstrebst!

Unter dem Meer, unter dem Meer
Wo wär' das Wasser besser und nasser als es hier wär'?
Die droben schuften wie verrückt,
d'rum wirken sie sie auch so bedrückt
Wo haßt man streben? Wo lebt man eben? Unter dem Meer!

Bei uns sind die Fische glücklich
Man tummelt sich und hat Spaß
An Land bist Du garnicht glücklich
Du landest in einem Glas.

Dem Schicksal bist Du echt schnuppe
Du bist schon ein armer Fisch
Hat Dein Boß mal Lust auf Suppe,
schwups, bist Du auf seinem Tisch - oh nein!

Unter dem Meer, unter dem Meer
Niemand frittiert Dich, brät und serviert Dich hier zum Verzehr***
Der Mensch hat uns zum Fressen gern,
doch hier sind seine Haken fern
Laß Stress und Haß sein, Leben muß Spaß sein unter dem Meer.

Unter dem Meer, unter dem Meer
Ist es nicht toll hier, ganz wundervoll hier, voller Esprit?
Sogar die Sprotten und der Lachs,
die spielen spottend mit dem Flachs
Hier spielen alle, Zander und Qualle, unter dem Meer.

Die Kröt' spielt die Flöt', die Larv' zupft die Harf'
Die Brass' schlägt den Baß - klingt der Sound nicht scharf?
Der Barsch bläst den Marsch, die Schlei spielt Schalmei
Und hier ist der King of Soul!

Der Hecht jazzt nicht schlecht, der Schellfisch singt hot
Der Wal bläst nasal, der Butt am Fagott
Der Molch und der Lurch, die schwimmen nur durch
Und der Fisch, der bläst sich auf.

Unter dem Meer, unter dem Meer,
wenn der Delphin beginnt die Beguine, wollen wir immer mehr
Was haben die außer viel Sand?
Nur wir sind außer Rand und Band
Jedes Tier hier, das musiziert hier, unter dem Meer.

Selbst jede Schnecke kriecht aus der Ecke unter dem Meer
Jede Languste kommt aus der Puste
Sie ist unter Wasser heißer und nasser
Uns geht es toll hier, ganz wundervoll hier unter dem Meer.


*Gewiß, das ist nur ein Kinderfilm. Dennoch - oder gerade deshalb - ist es ein Unding, eine derartige Ansammlung von geologischen, biologischen und soziologischen Falschheiten zu verzapfen. Unter dem Meer ist garkein Leben, sondern nur totes Gestein.
**Die unteren Meeresschichten sind ebensowenig blau wie der Himmel - das scheint uns nur so; in Wirklichkeit sind sie pechschwarz.
***Daran ist soviel richtig, daß die Beutefische im Meer weder frittiert noch gebraten werden; aber ansonsten gilt dort - mehr noch als an Land - das Gesetz des Fressens und Gefressenwerdens. Die falsche Idylle des friedlichen Mit- und Nebeneinanderlebens im Meer ist in höchstem Maße irreführend!

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