Ingerlind

Und nebenbei hast Du noch mich (Audio)

Am Morgen, da ist immer schon die Zeitung da,
der Hund und das Rasieren geg'n den Strich
Das Telefon, der Rundfunk und der Krach ist da
Und nebenbei bin da noch ich.

Am Mittag, ja, da sparst Du Deinen Heimweg aus
Den Mittagstisch gibt's nicht für mich und Dich
Am Abend hast Du Pflichten, aber außer Haus'
Und nebenbei hast Du noch mich.

Frag' ich Dich: Wie soll das weitergeh'n?
Da läßt Du mich mit meinen dummen Fragen steh'n 
und sagst: Halt mit sowas mich nicht auf, mein Kind, wiederseh'n.

Freunde hast Du mehr als es Dir gut sein mag
Alle sind sie mächtig stolz auf Dich
Jeder ist für jeden da den ganzen Tag
Und nebenbei bin da noch ich.

Geld hast Du von Jahr zu Jahr mir mehr gebracht
Das war wohl das A und O für Dich
Dieses Rennen hast Du ganz bestimmt gemacht
Und nebenbei hast Du noch mich.

Sag nicht immer, daß an mir es lag
Da nützen auch die Blumen nichts am Hochzeitstag
Ich warte jede Stunde nur auf das, was ich nicht zu hoffen wag'.

Manchmal denk' ich, besser ist's Du sagst ihm schlicht:
Bitte leb Dein Leben ohne mich
Du hast ja Deine Freunde, hast Beruf und Pflicht
Und nebenbei hast Du noch mich.

Das denk' ich, doch ich tu's nicht, und es bleibt dabei:
Ich setz' mich hin und warte still auf Dich
Und morgen hast Du Großes vor, und nebenbei
|: Und nebenbei hast Du noch mich :|


Dieser Text spiegelt ein damals - Mitte der 1960er Jahre - entstehenendes soziales Problem wider: Das faule Weib, das einen fleißigen Mann geheiratet hat, der den ganzen Tag schuftet, um ihr jedes Jahr mehr Geld nach Hause zu bringen, die weder einen Job noch Kinder, also nichts zu tun hat und nichts mit sich anzufangen weiß, sich deshalb langweilt und selber leidtut und nun herummault, wie sehr sie doch vernachlässigt werde, statt ihm auf Knien zu danken, welch schönes, bequemes Leben er ihr ermöglicht! Früher, d.h. vor der Automatisierung, war "Hausfrau und Mutter" noch ein echter Beruf, in dem die Frauen richtig hart 'ranklotzen mußten; und heute müssen die meisten einem Job außer Hauses nachgehen und mitverdienen, um den Lebensstandard zu halten, da gäbe es für solche albernen Liedertexte keinen Anlaß und keine Käufer - letztere waren freilich auch damals schon dünn gesät ;-)

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