Barbara Thalheim

Ich leb' versteckt

Weit weg von Fernsehkameras, dämlichen Conférenciers,
degenerierten Blablas, der ganzen Zuhälterarmee,
weit weg von Zeitung, Radio, angepassten Interviews,
von Idioten im Zombiezoo, bißchen gewollt, meistens Stuß,
weit weg von diesem Fragenschnee, albern und obszön,
den Nullen vom UKW, dem ganzen Schnulzengestöhn'.

Was für ein Glück, ich leb' versteckt,
im letzten Kneipenhimmelszelt,
vom trüben Licht gut zugedeckt,
weit weg von der verquatschten Welt.

Weit weg von jedem Szenefest, von Jetset und Showbetrieb,
von koksgefüllter Fotzenpest und pädophiliem Trieb,
weit weg von Springers Seite 1, ganz Berlin macht da den Heinz
kein Paparazzo übt Diät, jagt lieber jede Nullität,
weit weg von Cocktail-rendezvous, mondäner Schwachsinnigkeit,
von Starlets einer Sommerzeit mit idiotischem IQ.

Was für ein Glück, ich leb' versteckt
im letzten Kneipenhimmelszelt,
mit echten Freunden eingedeckt,
weit von der Scheinwerferwelt.

Weit weg von Demos, weg von Streiks, von Straßenmanifestation,
lausche ich der Bitterkeit über Herrschaftskorruption
Doch meinen Arsch kriegt keiner mehr, und bettelt Ihr auch noch so sehr,
außer vielleicht der Cohn-Bendit fragt mich, dann ging' ich mit ihm mit
Ich will ja auch 'ne bess're Welt, doch lass' ich Cohn und Bendit zieh'n
Hab' keinen Bock mehr auf jegliche Doktrin! Ohne mich - nichtmal für Geld!

Was für ein Glück, ich leb' versteckt
im letzten Kneipenhimmelszelt,
illusionslos, angeeckt,
weit weg von der Barbarenwelt.

Weit weg von niedlichem Geschwätz auf Short-Message-Niveau,
weit von dem Jugendwahngekrächz in einem telegenen Klo,
weit weg vom Superstarsuchtick, weg von Stars aus Pipapo,
die steh'n ja doch nur zur Musik wie der Teufel steht zu Gott
Nicht einen Cent - schon aus Prinzip - für den Kanaillenradau,
für Ärsche hält uns das TV, den Wichsern singe ich kein Lied.

Was für ein Glück, hab' mich versteckt
in meinem Kneipenhimmelszelt,
vom trüben Licht gut zugedeckt,
weit weg von der bekloppten Welt, von der Welt.

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