Udo Wildemann

Die Seelenwanderung*

An Jesus, Allah, Mohammed und sonstwen glaubt man heute
Zwar glauben viele nichts, auch nicht an einen schwarzen Mann
Die allerschärfste Religion hab'n Inder für die Leute:
Du gibst den Löffel ab und fängst von vorne wieder an.

War Deine Seele keusch und rein,
kommst Du als Träumer nieder
Warst Du beim erstenmal ein Schwein,
dann wirst Du es auch wieder.

Erdulde Rüge und Verweis, hat man Dich angeschissen
Tut's weh, mach Dir nichts draus, beim nächstenmal kennst Du den Trick
Und hat Dein Feind beim erstenmal vor Dir ins Gras gebissen,
beim zweitenmal hast Du dafür 'nen messerscharfen Blick.

Warst Du einst wohlgemut und brav,
dann freue Dich auch weiter,
denn deine Seele geht im Schlaf
in einen hohen Leiter.

Warst Du ein Straßenkehrer einst, ein Meister wirst Du werden
Aus diesem Meister wird dann ein Minister hinterdrein
Doch warst Du dumm wie Stroh, fliegst Du als Matte auf die Erden
und kannst dann tausend Jahre lang ein Fußabtreter sein.

Es ist doch Mist, als Papagei
oder Reptil zu leben
Ich glaube, daß es lohnend sei,
sich anständig zu geben.

Wir wissen nicht, wer war, wer ist, wer schlüpft in welche Pelle
Genetiker sind blaß vor lauter Gen und Chromosom
Denn die verlauste Katze hier war eine Kriminelle,
und dieser nette Mensch vielleicht ein Hündchen mit Diplom.

Ich springe vor Begeisterung
Charakter kann sich lohnen
Der Inder Seelenwanderung - 
der Clou der Religionen.


*Ich erspare mir Ausführungen zu den vielen sprachlichen Fehlern - den Text hat übrigens ein Deutscher namens Reinhold Ändert verbrochen - und beschränke mich ausnahmeweise mal auf den Inhalt, der ja in allen Fassung mehr oder weniger gleich ist, also auf das Konto von Wladimir Wysozkij geht: Die Inder glauben nicht an Seelenwanderung - ebensowenig wie sie an "Wiederauferstehung" oder "Wiedergeburt" glauben. "Sanskar" ist der Kreislauf der Gene, der sich durchaus nicht nur auf die "Seele" beschränkt. Was in diesem Lied referiert wird, ist ein kindlicher Glaube, den kein echter Hindu ernst nimmt. Natürlich gibt es auch in Indien einfältige Menschen, die zu Ganesh oder Saraswati beten, daß sie sie zu Millionären machen mögen - möglichst zu Lotto-Millionären, denn Arbeit schändet bekanntlich -, wenn nicht schon in diesem, dann vielleicht im nächsten Leben. Und natürlich ist es einer Gesellschaft zuträglich, wenn ihre Mitglieder daran glauben, daß gute Taten belohnt werden - wenn nicht schon in diesem, dann vielleicht im nächsten Leben. Aber das ist keine Erfindung der Hindus, oder jedenfalls haben sie kein Monopol darauf. Auch im Christentum - und selbst im Islam - galt diese Doktrin, bis sie in ihr Gegenteil pervertiert wurde. Im Christentum galt es irgendwann schon als "gute Tat", der Kirche Geld zu spenden, dafür bekam man einen "Ablaß" - und dadurch wurde das genaue Gegenteil der ursprünglich Lehre erreicht, denn nun glaubten die Menschen, daß sie unbegrenzt sündigen durften - wenn sie nur anschließend einen Ablaßbrief kauften, konnten sie trotzdem ins Paradies kommen. (Ich habe nicht allzuviel für Martin Luther übrig; doch ich verstehe sehr gut, daß er - durchaus nicht als einziger - dagegen Sturm lief. Aber ich halte es für noch einfältiger und noch perverser, zu glauben, man könne ein Leben lang sündigen und brauche diese seine Sünden nur auf dem Sterbebett zu bereuen, um dann doch noch in den Himmel zu kommen. Oder gar, es sei eh alles vom lieben Gott vorherbestimmt, wie es die Vertreter der protestantischen "Prädestinationslehre" tun.) Und der Islam wurde dahingehend pervertiert, daß es eine gute Tat sei, statt Almosen an die Bedürftigen zu geben, den Krieg gegen die "Ungläubigen" zu finanzieren - oder ihn gar selber aktiv zu führen, um ins Firdaus zu kommen, wo man dann zur Belohnung täglich 72 Jungfrauen ficken durfte. Das, was man im Westen "Hinduismus" nennt, ist ganz anders: Es ist eigentlich garkeine "Religion", sondern ein philosophisches System, das nicht auf Glauben beruht, sondern auf Wissen - dem Wissen um den janatan Dharm, dem wir alle unterliegen, und von dem wir niemanden überzeugen müssen oder wollen - schon garnicht mit Gewalt -; denn das Ganze hat nur dann einen Wert, wenn man von selber darauf kommt, wenn nicht schon in diesem, dann vielleicht im nächsten Leben ;-)

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