Der Wille zur Macht und seine Wurzeln

Von Julius Caesar über Napoleon zu Bill Gates

von Wolfgang Baudisch (24. August 2000)

Links, Bilder und Nachbemerkung von Nikolas Dikigoros

Der Wille zur Macht ist fast jedem Menschen angeboren und ist die wichtigste, ja fast die einzige und primäre Triebfeder des menschlichen Handelns. Allerdings ist es unmöglich, dass jeder einzelne die angestrebte Macht ausübt, denn ein Machtmensch kann nur viele andere weniger mächtige Menschen beherrschen. Daher gibt es einen sehr intensiven Kampf aller gegen alle um die Macht, der mit dem Sieg von ganz wenigen, herausragenden und überdurchschnittlich begabten Menschen über die große Masse der sogenannten Durchschnittsmenschen "Otto Normalverbraucher" endet.

Worin wurzelt dieser Wille zur Macht letztlich? Ist er wie Friedrich Nietzsche annahm, ein aus der Natur stammender, also allem Leben angeborener Instinkt oder ist er eine geistige Anlage des Menschen? Wenn man den Fall der universellen, absoluten Macht, also einer sich über alle Mitmenschen oder zumindest alle in einem Kulturkreis bekannten Menschen sich erstreckenden Macht, als den Idealfall der Macht annimmt, kommt man sehr schnell zur Einsicht, dass das wahre Ziel der Macht ist, Gott ähnlich zu sein, oder sogar selbst als Gott angebetet zu werden. Das klassische Beispiel dafür ist der Japanische Tenno, der allen Ernstes als Gott verehrt wird. Der absolute Machtmensch möchte also selbst Gott sein, oder zumindest wie ein Gott von den anderen angesehen werden. Es ist aber nicht nur das vielleicht verständliche Bedürfnis selbst als Gott zu gelten, sondern auch das in allen Kulturen und Zeiten auftretende Bedürfnis des Menschen, einen Gott über sich zu wissen, einen Gott verehren und anbeten zu können, welches dies erst ermöglicht. Somit wurzelt der Wille zur Macht nicht in tierischen Instinkten, sondern in der Religion.

Im Tierreich gibt es Macht nur in ganz beschränkten Formen, z.B. die Macht des Löwen über seinen Harem, die Macht des Raubtiers über seine Beute. Eine absolute Macht, d.h. die Herrschaft eines Individuums über alle lebenden Artgenossen ist im Tierreich völlig unbekannt. Nur das religiöse Bedürfnis des Menschen und der Versuch, einen zum Menschen gewordenen Gott anzubeten, erzeugt den Willen zur Macht. Auf den Punkt gebracht kann man sagen, Gott sei in der Gestalt von Jesus Christus, Julius Cäsar, Napoleon, Adolf Hitler oder Bill Gates zum Menschen geworden.

Um Himmels Willen - ist denn Jesus ein Machtmensch? Ich vermute, dass er selbst niemals von sich behauptet hat, der Messias oder gar Sohn Gottes zu sein. Alles was wir an solchen Aussagen aus seinem Mund im Evangelium lesen, dürfte erfunden sein. Erst nach seinem Tod wurde er von seinen Anhängern sehr bald in dieser Rolle hochstilisiert und wurde so posthum zum ersten und in jeder Hinsicht aller größten Machtmenschen des christlichen Abendlandes. Mit Sicherheit war er eine so starke, eindrucksvolle und revolutionär denkende Persönlichkeit, dass die nachträgliche Verklärung zum Gottessohn alles andere als schwer oder willkürlich herbeigeholt war.

Die grundlegende Voraussetzung für den Sieg im Kampf um die Macht ist auch paradoxerweise nicht eine herrschsüchtige, überhebliche und tyrannenhafte Persönlichkeit, sondern ganz im Gegenteil ein übermäßig sympathisches, freundliches und echte Zuneigung gewinnendes Wesen, und die Fähigkeit andere von den eigenen Zielen und Ideen innerlich zu überzeugen und ihnen somit Inspiration zu vermitteln. Sogar Adolf Hitler hat diese positiven Eigenschaften in großem Maß gehabt. Der tyrannische Charakter darf sich erst dann zeigen, wenn man die absolute Macht schon besitzt. Der reine Machtmensch kommt meist aus niedrigsten Bevölkerungskreisen, also buchstäblich aus dem Nichts und beginnt den Aufbau seiner Macht zumeist unbemerkt von der Öffentlichkeit ganz im Stillen. Wenn die Öffentlichkeit ihn zur Kenntnis nimmt, ist oft seine Machtbasis schon vollendet gefestigt.

Macht ist nicht ein Mittel zum Zweck, sondern ist der Zweck an sich. Es ist egal zu welchem Zweck die Macht dann eingesetzt wird, die Ausübung der Macht und ihre Erhaltung oder ständige Erweiterung ist das eigentliche Ziel des Machtmenschen. Macht ermöglicht den Erwerb von Reichtum. Aber die wahren Machtmenschen haben sich nie besonders um persönlichen Reichtum gekümmert. Wenn ein Machtmensch damit beginnt, sich eine große private Kunstsammlung zuzulegen, wie der ehemalige Reichsmarschall, dann ist das schon ein deutliches Anzeichen für den Verlust seiner Macht. Sogar das Familienleben spielt eine untergeordnete Rolle, sofern eine Familie überhaupt existiert, die z. B. bei Hitler völlig fehlte. Der Machtmensch hat nur ein einziges Ziel: Macht zu haben über möglichst viele "Untertanen", die seinem Willen möglichst willenlos folgen (müssen).

Wenn ein Machtmensch dieses Stadium erreicht hat, beginnt eine neue Periode: der Kampf der Gegner und Neider zum Sturz des nunmehr als Tyrannen empfundenen Machtmenschen. War er am Anfang seines Aufstiegs noch als der große universelle Heilsbringer gefeiert und mit Enthusiasmus begrüßt worden, so wächst mit zunehmender Macht auch die Anzahl der Enttäuschten oder sogar geschädigten Menschen, vor allem dann wenn sich die vor dem Erwerb der Macht gemachten Versprechungen nicht erfüllen lassen, oder wenn zum Erhalt der Macht die ursprünglichen Ziele in ihr Gegenteil umgewandelt werden müssen.

Sogar Jesus Christus dürfte mit dem Anwachsen seiner Popularität auch in zunehmender Zahl mächtige Feinde gehabt haben. Bei seinem Einzug in Jerusalem am Palmsonntag wurde er von der ganzen Stadt jubelnd gefeiert. Dies zeigt seine allgemeine Wertschätzung, die aber zugleich der Grund für seine Kreuzigung wurde.

Der Kampf um den Sturz eines Tyrannen ist immer eine große, ja oft sogar welterschütternde Tragödie. Denn der Tyrann der noch im Vollbesitz seiner Macht und meistens auch seiner eigenen Gesundheit und Fähigkeiten ist, wird wie ein wahrer Löwe gegen die Gegner kämpfen und lieber alle Welt zu Grunde richten, als seine Macht, die ja sein einziger Lebensinhalt geworden ist, zu verlieren. Es ist kein Zufall, dass viele Machtmenschen eines gewaltsamen Todes gestorben sind, angefangen mit Jesus Christus. Die noch für alle Beteiligten günstigste Lösung ist der Mord der Tyrannen, wie bei Julius Cäsar. Viel schrecklicher dagegen ist es, wenn der Tyrann vor seinem Untergang noch den Weltuntergang herbeiführen möchte, wie Napoleon oder Hitler. Der Tenno glaubte in totaler Verblendung über die Art seiner göttlichen Mission, seine Gott-Herrschaft über ganz Asien und vielleicht auch über Amerika ausdehnen zu können. Nur in den aller seltensten Fällen wird ein wirklich mächtiger Herrscher im Vollbesitz seiner Kräfte friedlich abdanken und sich ins Privatleben zurückziehen, wenn der Kampf um die Erhaltung oder das Ende seiner Macht beginnt. Charakteristisch für die absoluten Machtmenschen ist es, dass sie alle eines gewaltsamen Todes durch Mord, Hinrichtung oder Selbstmord starben. Auch Napoleon wurde nach jüngsten Forschungen mit Arsen vergiftet.

Ebenso gelingt es einem Machtmenschen nur selten, Werte zu schaffen, die über seinen Tod oder Rücktritt hinaus Bestand haben. Macht schafft keine Werte, sondern nur vergängliche Strukturen. Mit dem Verlust der Macht zerfallen auch diese Strukturen, so dass eigentlich nur die Erinnerung an eine einzigartige, kometenhafte Erscheinung zurückbleibt. Der wesentliche bleibende Wert ist die Aura der einzigartigen Persönlichkeit des Machtmenschen selbst.

In der heutigen Zeit und in den parlamentarischen Demokratien ist es nicht mehr möglich, auf legalem Weg eine absolute politische oder militärische Macht zu gewinnen. Nach gewissen schlechten Erfahrungen mit allen Formen dieser Macht hat man alles menschenmögliche getan um dies mit Hilfe von Konstitutionen und Institutionen praktisch unmöglich zu machen, manchmal sogar bis hin zur Unregierbarkeit eines Staates. Der noch bleibende Ausweg für das Streben nach Macht ist daher die Wirtschaft oder das Verbrechen.

Das organisierte oder individuelle Verbrechen ist von Natur aus keinen Gesetzen der Machtbeschränkung unterworfen. Der Lustmörder tötet nur aus dem zwanghaften Bedürfnis heraus, selbst die Rolle Gottes zu übernehmen, der Leben schenkt und nimmt wie es ihm gefällt. Besonders krass tritt dies zu Tage, wenn er das Opfer seiner Vergewaltigung tötet. Dieser perverseste Mord entsteht aber nicht, wie manch rational denkender Kriminologe glauben könnte, zu dem Zweck sich selbst vor Zeugen und Anklagen zu schützen, sondern einzig allein zur Steigerung seiner gottähnlichen Funktion, in der er sowohl das Leben durch den Akt der Vergewaltigung schenkt als auch durch den Akt der Ermordung wieder nimmt. Oft werden sogar Taten geschildert, bei denen das Opfer direkt im Moment der Zeugung oder des Orgasmus gleichzeitig getötet wird. Es braucht nicht erwähnt zu werden, dass dies den Gipfelpunkt der Perversion vielleicht unter allen Verbrechen darstellt. Es ist unmöglich, solche Verbrechen rational, sinnhaft zu "verstehen", wenn man nicht die Hypothese des Willens zur Macht und seiner tief unbewussten Wurzeln heranzieht.

Im organisierten Verbrechen bestehen sehr ausgeprägte Machtstrukturen, die in der Macht eines Paten über Leben und Tod gipfeln. Es gibt kein Gesetz, das diese Macht begrenzt.

Der Holocaust, der als eines der größten Verbrechen in ewiger Erinnerung bleiben wird, wurde von Adolf Hitler nicht als Verbrechen empfunden. Adolf Hitler sah sich selbst als Gott oder mit seinen eigenen Worten als einen Sendboten der Vorsehung, der als solcher auch das Recht hat, ganze Völker oder Erdteile zu vernichten. Dass dies überhaupt geschehen konnte, ist der Beweis dafür, dass nicht nur er selbst, sondern auch viele Deutsche damals so über ihren "Führer" dachten.

Von den vielen kleinen Möchtegern-Hitlern geht heute keine ernste Gefahr für die Demokratie aus, wie viel Geld, Waffen oder Sympathisanten sie auch immer besitzen sollten, denn ihnen fehlt allen das Wesentliche: das weltgeschichtlich einmalige Charisma eines großen Führers. Viel ernster zu nehmen ist dagegen die Gefahr die von der Konzentration wirtschaftlicher Macht in ganz wenigen Händen und Unternehmen ausgeht. Sie sind es, die sich mit Erfolg darauf vorbereiten, die gesamte Welt zu versklaven!

In der modernen Wirtschaft gibt es auch heute noch keine gesetzliche Grenze für das Wachstum von Reichtum und damit wirtschaftlicher Macht. Alles was für politische Macht in früheren Zeiten gegolten hat, gilt daher unverändert für wirtschaftliche Macht heute.

Das beste personelle Beispiel ist der jetzt reichste Mann der Welt, Bill Gates. Er ist der Napoleon unseres Jahrhunderts. In seinem Imperium Microsoft verfügt er über fast göttliche Macht und dieses Imperium beherrscht seinerseits die Schlüsselindustrie des 20. und 21. Jahrhunderts. Der Aufstieg des Bill Gates erinnert sehr an den Napoleons. Beide sind aus dem Nichts, Bill Gates vom gescheiterten Informatik-Studenten, in sehr kurzer Zeit zum absoluten Herrscher der Welt aufgestiegen.

Die oft kolportierte Legende, Microsoft sei in einer Garage entstanden, beruht auf einer Verwechslung mit Steven Jobs, dem Apple-Gründer. Die ersten Apple Computer wurden tatsächlich in einer Garage zusammengebaut. Bill Gates dagegen war nicht der geniale Software-Entwickler, für den ihn viele heute noch halten. Software entwickeln können andere viel besser als er und seine Firma Microsoft. Genial war Bill Gates nur als Vermarkter von Software. Obwohl er von Volkswirtschaftslehre wahrscheinlich nicht mehr weiß als ein durchschnittlicher Volksschüler, hat er die Fähigkeit, weit in der Zukunft liegende technische Entwicklungen mit hellseherischer, ja prophetischer Sicherheit richtig zu erkennen und schneller als alle Konkurrenten daraus die richtigen Handlungen in der Gegenwart abzuleiten. Vielleicht ist er damit tatsächlich der genialste Marketing-Stratege aller Zeiten, mit Sicherheit der finanziell erfolgreichste. Sein Erfolg bestand nicht darin, ein Monopol zu schaffen, sondern allgemein akzeptierte technische Standards, oder als erster jene Techniken anzuwenden, die sich später als Standard durchsetzen sollten.

Wird der sich nun aber abzeichnende Sturz von Bill Gates als Führer der Computer-Welt durch die Missgunst der Kartellwächter und Konkurrenten auch ähnlich dramatische Formen wie bei Napoleon annehmen? Bei letzterem war es nur die vereinte Kraft des ganzen noch nicht von ihm beherrschten Europa, die letzten Endes nach schwerem Kampf zum Sturz in den Abgrund geführt hat. Wir können in den nächsten Jahren oder Jahrzehnten miterleben, wie das weitere, vielleicht tragische Schicksal des Software-Giganten verlaufen wird!


Nachbemerkung Dikigoros:
So kann man sich täuschen. Weniger als 20 Jahre, nachdem dieser Artikel geschrieben wurde, war William Maxwell alias "Bill Gates" nicht etwa gestürzt, sondern Herr der Welt: Er und seine Helfershelfer[innen] hatten es fertig gebracht, die seit Menschengedenken in jedem Frühjahr und Spätherbst auftretenden harmlosen Grippewellen durch Manipulation der Massenmedien zu tödlichen "Pandemien" aufzubauschen und unter dem Vorwand, diese bekämpfen zu wollen, die ganze Erde in ein riesiges Konzentrationslager zu verwandeln, das nur diejenigen verlassen dürfen, die sich zuvor einer Zwangsimpfung unterworfen haben, die sie zu lenkbaren Robotmenschen ohne eigenen Willen macht. Fast niemand hat es rechtzeitig bemerkt, und die wenigen, die es haben, wurden erst mundtot, dann tot gemacht. Am Ende rissen sich einige Dummköpfe geradezu um diese Impfung. Darauf wären weder Caesar noch Napoleon und/oder Hitler - obwohl die letzten beiden große Impf-fans waren - jemals gekommen.


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