The White Man's Burdenby RUDYARD KIPLING(McClure's Magazine, Feb. 1899)
Take up the White man's burden |
* Des Weißen Bürde *in aktueller Übersetzungvon DIKIGOROS (Jul. 2002)
Weißer, trag deine Bürde, |
* Vor allem unter geistig minderbemittelten Literatur-"Wissenschaftlern" und Schreibtisch-"Historikern" hält sich hartnäckig das Gerücht, Kipling habe dieses Gedicht auf die Besetzung der Filippinen durch die USA gemünzt; aber das dürfte eine bloße zeitliche Koïnzidenz mit einer anderen Geschichte sein. Wie jeder, der ein wenig Grips im Kopf hat, unschwer erkennen kann, beschreibt Kipling vielmehr eine verfehlte Politik des weißen Mannes, dessen gut gemeintes Bestreben, den Kolonialvölkern Entwicklungs- und sonstige Hilfe jeglicher Art zu leisten, nur Undank ernten und ihn am Ende in den eigenen Untergang führen wird (ein Gedanke, den übrigens ein Vierteljahrhundert später ein gewisser Adolf H. in "Mein Kampf" wieder aufgreifen sollte). Dikigoros hält das Gedicht für eine warnende Antwort auf die großkotzige Rede, die der damalige Premierminister Lord Salisbury (nach dem die Hauptstadt der britischen Kolonie Rhodesien benannt wurde) alias Robert Gascoyne - nicht verwandt und nicht verschwägert mit dem gleichnamigen Balltreter aus der Premier Leage - im Mai 1898 vor der von seinem Vorvorgänger Lord Beaconsfield alias Benjamin D'Israeli initiierten und von Earl Marlborough alias Winston Churchill - nicht verwandt und nicht verschwägert mit dem Marlboro Man - geführten "Primrose Leage [Primel-Liga]" gehalten hatte (gemeinsam mit Houston Stewart Chamberlain, dem Verfasser der berühmt-berüchtigten "Grundlagen des 20. Jahrhunderts", der die Rede im Dezember 1898 wiederholte, was der unmittelbare Anlaß für Kiplings Gedicht gewesen sein dürfte). Salisbury und sein Kollege hatten sich nicht entblödet, die Weißen als "living nations" und die farbigen Kolonialvölker als "dying nations" darzustellen. So kann man sich täuschen... Kipling aber sollte mit seiner düsteren Profezeiung Recht behalten.
Nachbemerkung. Diese Seite hat sich - zu Dikigoros' eigener Überraschung - zu einer seiner am meisten verlinkten im Internet entwickelt. Man kann sich diejenigen, die das tun, nicht immer aussuchen, aber man kann wenigstens Stellung dazu nehmen, und dies will Dikigoros in zwei Punkten tun: 1. Dies ist keine wörtliche Übersetzung, sondern der Versuch, den Inhalt des englischen Gedichts in deutsche Worte zu fassen, dabei das Versmaß zu wahren und einen Schlußreim hin zu bekommen. Dies ist nicht immer einfach, gerade bei Kipling nicht; wie fleißige Leser von Dikigoros' Reisen durch die Vergangenheit wissen, hat er das auch an anderer Stelle versucht, u.a. mit Kiplings bestem Gedicht, If, und mit seinem bekanntesten, Die Ballade von Ost und West. Diese Versuche eignen sich aber schwerlich, Schülern korrektes Übersetzen beizubringen. 2. Dennoch mag diese Seite einen Wert gerade für junge Leser haben, und deshalb ärgert es Dikigoros, wenn einer seiner Verlinker flapsig daher schreibt, sein Schlußkommentar sei "nicht ganz ernst zu nehmen". Doch, liebe Leser, nehmt ihn bitte ganz, ganz ernst, besonders wenn Ihr heute noch Schüler seid. Wenn Ihr aus der Geschichte lernen wollt, dann müßt Ihr aus den Fehlern des Imperialismus lernen, die der alte Imperialist Kipling selber viel zu spät erkannt hat. Wenn Ihr in ein, zwei Generationen vielleicht selber an die Schalthebel der Macht gelangt und mit dem Anliegen konfrontiert sein werdet, zur "Befreiung", zur "Demokratisierung" oder unter irgendwelchen anderen schönen Vorwänden "Friedenstruppen" oder "Schutztruppen" in alle Welt - vor allem in die Dritte Welt - zu schicken, dann denkt bitte an dieses Gedicht, an den Dank, den Ihr [nicht] ernten werdet und daran, daß Ihr zuhause genug zu tun habt, damit Eure Nationen nicht zu sterbenden werden...
Und noch ein Nachtrag: Wie Dikigoros erst später durch Zufall erfahren hat, hat sich Kipling bei "The White Man's Burden" und "If" ein Gedicht des deutsch-ungarischen Dichters Alexander ("ándor") Petöfi (1823-49) zum Vorbild genommen, das er seinen Lesern nicht vorenthalten will:
Bist du als Mann geboren, dann wank und schwanke nicht Bei jedem Schlag des Schicksals gleich einem feigen Wicht. Das Schicksal ist ein Kläffer, der schnell den Schwanz einzieht Wenn man ihm unerschrocken fest in die Augen sieht Bist du als Mann geboren Dein Tun beweise es! So klar wie Taten sprechen spricht kein Demonthenes. Du magst erbau'n, zerstören, doch wenn dein Werk getan Rühm dich nicht deiner Taten, verstumm wie der Orkan. Bist du als Mann geboren, zeig's durch Bekennermut. Und müßtest du's bezahlen sogleich mit deinem Blut. Das Leben mag vergehen. Was dir als Wahrheit gilt Verleugne nicht, bewahr es, wie deiner Ehre Schild. Bist du als Mann geboren, gib um die Gunst der Welt nicht auf dein freies Leben, noch gar um schnödes Geld. Mit käuflichen Subjekten mach niemals dich gemein! Nein - "Bettelstab und Freiheit!" soll deine Losung sein. Bist du als Mann geboren zeig stets dich stark und fest, als Kerl, der sich vom Schicksal nicht unterkriegen läßt. Der keine Feinde fürchtet, ein unbeugsamer Mann, der Eiche gleich, die stürzen, doch nie sich krümmen kann.
weiter zu Rudyard Kipling : If
zurück zu Kalkutta liegt nicht am Ganges
heim zu Reisen durch die Vergangenheit