The White Man's Burden

by RUDYARD KIPLING

(McClure's Magazine, Feb. 1899)

Take up the White man's burden
Send forth the best ye breed
Go bind your sons to exile
To serve your captives' need;
To wait in heavy harness
On fluttered folk and wild
Your new-caught, sullen peoples,
Half devil and half child.

Take up the White Man's burden
In patience to abide,
To veil the threat of terror
And check the show of pride;
By open speech and simple,
A hundred times made plain.
To seek another's profit,
And work another's gain.

Take up the White Man's burden
The savage wars of peace
Fill full the mouth of Famine
And bid the sickness cease;
And when your goal is nearest
The end for others sought,
Watch Sloth and heathen Folly
Bring all your hope to nought.

Take up the White Man's burden
No tawdry rule of kings,
But toil of serf and sweeper
The tale of common things.
The ports ye shall not enter,
The roads ye shall not tread,
Go make them with your living,
And mark them with your dead!

Take up the White man's burden
And reap his old reward:
The blame of those ye better,
The hate of those ye guard
The cry of hosts ye humour
(Ah, slowly!) t'wards the light:
"Why brought ye us from bondage,
"Our loved Egyptian night?"

Take up the White Man's burden
Ye dare not stoop to less
Nor call too loud on freedom
To cloak your weariness;
By all ye cry or whisper,
By all ye leave or do,
The silent, sullen peoples
Shall weigh your God and you.

Take up the White Man's burden
Have done with childish days
The lightly proffered laurel,
The easy, ungrudged praise.
Comes now, to search your manhood
Through all the thankless years,
Cold-edged with dear-bought wisdom,
The judgment of your peers!

* Des Weißen Bürde *

in aktueller Übersetzung

von DIKIGOROS (Jul. 2002)

Weißer, trag deine Bürde,
schick deine Besten fort,
die Söhne in die Fremde
den Eingebor'nen dort
zu dienen, sie versorgen,
die wild und störrisch sind,
die neuen, finst'ren Völker
halb Teufel noch, halb Kind.

Weißer, trag deine Bürde,
üb dich in Toleranz.
Bedroht man dich mit Terror
sei stolz auf Konzilianz.
Mit einfach-off'nen Worten
erklär' es hundert mal:
Du suchst nur ihren Vorteil
und sei's dir selbst zur Qual.

Weißer, trag deine Bürde,
führe den Friedenskrieg.
Bekämpf die Hungersnöte,
die Krankheiten besieg'.
Und wenn das Ziel ganz nah ist,
auf das du warst erpicht
schau wie der Heiden Torheit
dein Hoffen macht zunicht'.

Weißer, trag deine Bürde,
der du kein König bist,
nur ein Entwicklungshelfer.
Vom Lied das Ende ist:
Den Hafen und die Straße,
die allen Leben bot,
darfst du nicht mehr betreten,
es sei denn, du wärst tot!

Weißer, trag deine Bürde,
empfange deinen Lohn
von denen, die du hegtest:
Beschimpfungen und Hohn.
Doch nimm es guten Mutes
und höre ihr Geschrei:
Was nahmst du uns die Fesseln?
Woll'n Sklaven sein, nicht frei!

Weißer, trag deine Bürde,
geh keinen Schritt zurück.
Ruf nicht zu laut nach Freiheit,
das zeigt nur: du bist müd'.
Denn ob du schreist, du flüsterst,
du handelst oder nicht,
schaun stumme, finst're Völker
auf deinen Gott und dich.

Weißer, trag deine Bürde,
vergiß den Kindertraum
vom leicht errung'nen Lorbeer,
für Lob bleibt hier kein Raum.
Nun kommt nach all den Jahren,
die sinnlos du verbracht,
das Urteil deiner gleichen,
wozu du sie gemacht!


* Vor allem unter geistig minderbemittelten Literatur-"Wissenschaftlern" und Schreibtisch-"Historikern" hält sich hartnäckig das Gerücht, Kipling habe dieses Gedicht auf die Besetzung der Filippinen durch die USA gemünzt; aber das dürfte eine bloße zeitliche Koïnzidenz mit einer anderen Geschichte sein. Wie jeder, der ein wenig Grips im Kopf hat, unschwer erkennen kann, beschreibt Kipling vielmehr eine verfehlte Politik des weißen Mannes, dessen gut gemeintes Bestreben, den Kolonialvölkern Entwicklungs- und sonstige Hilfe jeglicher Art zu leisten, nur Undank ernten und ihn am Ende in den eigenen Untergang führen wird (ein Gedanke, den übrigens ein Vierteljahrhundert später ein gewisser Adolf H. in "Mein Kampf" wieder aufgreifen sollte). Dikigoros hält das Gedicht für eine warnende Antwort auf die großkotzige Rede, die der damalige Premierminister Lord Salisbury (nach dem die Hauptstadt der britischen Kolonie Rhodesien benannt wurde) alias Robert Gascoyne - nicht verwandt und nicht verschwägert mit dem gleichnamigen Balltreter aus der Premier Leage - im Mai 1898 vor der von seinem Vorvorgänger Lord Beaconsfield alias Benjamin D'Israeli initiierten und von Earl Marlborough alias Winston Churchill - nicht verwandt und nicht verschwägert mit dem Marlboro Man - geführten "Primrose Leage [Primel-Liga]" gehalten hatte (gemeinsam mit Houston Stewart Chamberlain, dem Verfasser der berühmt-berüchtigten "Grundlagen des 20. Jahrhunderts", der die Rede im Dezember 1898 wiederholte, was der unmittelbare Anlaß für Kiplings Gedicht gewesen sein dürfte). Salisbury und sein Kollege hatten sich nicht entblödet, die Weißen als "living nations" und die farbigen Kolonialvölker als "dying nations" darzustellen. So kann man sich täuschen... Kipling aber sollte mit seiner düsteren Profezeiung Recht behalten.


Nachbemerkung. Diese Seite hat sich - zu Dikigoros' eigener Überraschung - zu einer seiner am meisten verlinkten im Internet entwickelt. Man kann sich diejenigen, die das tun, nicht immer aussuchen, aber man kann wenigstens Stellung dazu nehmen, und dies will Dikigoros in zwei Punkten tun: 1. Dies ist keine wörtliche Übersetzung, sondern der Versuch, den Inhalt des englischen Gedichts in deutsche Worte zu fassen, dabei das Versmaß zu wahren und einen Schlußreim hin zu bekommen. Dies ist nicht immer einfach, gerade bei Kipling nicht; wie fleißige Leser von Dikigoros' Reisen durch die Vergangenheit wissen, hat er das auch an anderer Stelle versucht, u.a. mit Kiplings bestem Gedicht, If, und mit seinem bekanntesten, Die Ballade von Ost und West. Diese Versuche eignen sich aber schwerlich, Schülern korrektes Übersetzen beizubringen. 2. Dennoch mag diese Seite einen Wert gerade für junge Leser haben, und deshalb ärgert es Dikigoros, wenn einer seiner Verlinker flapsig daher schreibt, sein Schlußkommentar sei "nicht ganz ernst zu nehmen". Doch, liebe Leser, nehmt ihn bitte ganz, ganz ernst, besonders wenn Ihr heute noch Schüler seid. Wenn Ihr aus der Geschichte lernen wollt, dann müßt Ihr aus den Fehlern des Imperialismus lernen, die der alte Imperialist Kipling selber viel zu spät erkannt hat. Wenn Ihr in ein, zwei Generationen vielleicht selber an die Schalthebel der Macht gelangt und mit dem Anliegen konfrontiert sein werdet, zur "Befreiung", zur "Demokratisierung" oder unter irgendwelchen anderen schönen Vorwänden "Friedenstruppen" oder "Schutztruppen" in alle Welt - vor allem in die Dritte Welt - zu schicken, dann denkt bitte an dieses Gedicht, an den Dank, den Ihr [nicht] ernten werdet und daran, daß Ihr zuhause genug zu tun habt, damit Eure Nationen nicht zu sterbenden werden...


Und noch ein Nachtrag: Wie Dikigoros erst später durch Zufall erfahren hat, hat sich Kipling bei "The White Man's Burden" und "If" ein Gedicht des deutsch-ungarischen Dichters Alexander ("Šándor") Petöfi (1823-49) zum Vorbild genommen, das er seinen Lesern nicht vorenthalten will:

Bist du als Mann geboren,
dann wank und schwanke nicht
Bei jedem Schlag des Schicksals
gleich einem feigen Wicht.
Das Schicksal ist ein Kläffer,
der schnell den Schwanz einzieht
Wenn man ihm unerschrocken
fest in die Augen sieht

Bist du als Mann geboren
Dein Tun beweise es!
So klar wie Taten sprechen
spricht kein Demonthenes.
Du magst erbau'n, zerstören,
doch wenn dein Werk getan
Rühm dich nicht deiner Taten,
verstumm wie der Orkan.

Bist du als Mann geboren,
zeig's durch Bekennermut.
Und müßtest du's bezahlen
sogleich mit deinem Blut.
Das Leben mag vergehen.
Was dir als Wahrheit gilt
Verleugne nicht, bewahr es,
wie deiner Ehre Schild.

Bist du als Mann geboren,
gib um die Gunst der Welt
nicht auf dein freies Leben,
noch gar um schnödes Geld.
Mit käuflichen Subjekten
mach niemals dich gemein!
Nein - "Bettelstab und Freiheit!"
soll deine Losung sein.

Bist du als Mann geboren
zeig stets dich stark und fest,
als Kerl, der sich vom Schicksal
nicht unterkriegen läßt.
Der keine Feinde fürchtet,
ein unbeugsamer Mann,
der Eiche gleich, die stürzen,
doch nie sich krümmen kann.


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