Der 11. September 2001 und der
Tiroler Freiheitskampf von 1809

von Felix Mitterer, Markus Mathieu, Franz
Lachermeier & Petra Kilgenstein (27.6.2002)

(Anmerkungen & Links: Nikolas Dikigoros)

Die Dreharbeiten zum Film ”Andreas Hofer - Die Freiheit des Adlers” hatten schon begonnen, da geschah am 11. September 2001 das Ungeheuerliche. Moslemische Fundamentalisten stürzten sich selbstmörderisch und mordend in das Herz der kapitalistischen Welt. Und Amerika erklärte dem Terror den Krieg, erklärte besonders einem Mann den Krieg - Osama Bin Laden, dem Mann mit dem sanften Jesusgesicht, mit dem Schnellfeuergewehr in den Händen.

Und unsere Geschichte vom Freiheitskampf der Tiroler im Jahre 1809, die bisher einfach als spannendes Historiengemälde gedacht war, wurde plötzlich durch die Jahrhunderte ins Heute katapultiert.

Das heißt, es gibt keine Zeit, das heißt, die Menschheit lernt nichts.

Tirol 1809, das war ein Agrarland mit selbstbewussten, stolzen Bauern, denen Freiheit und Religion (eher Naturreligion als Katholizismus) so viel bedeuteten, dass sie sich in einem erbitterten Guerillakampf gegen die Besatzungsmacht der Bayern und gegen die Heere Napoleons lange Zeit erfolgreich zur Wehr setzten.

Der christliche Humanist Hofer hätte die Sache zu einem guten Ende geführt, hätte sein geliebtes Tirol nicht in Blut und Asche untergehen lassen, hätte noch rechtzeitig kapituliert, als alles zu Ende war, als Österreichs reguläre Armeen wiederum draußen auf den Schlachtfeldern verloren hatten.

Aber an Hofers Seite stand ein fanatischer Fundamentalist, der Kapuzinerpater Joachim Haspinger, der einen Gottesstaat Tirol wollte, und dieser trieb den verzweifelten, zermürbten, desinformierten Hofer in die letzten sinnlosen Gefechte, die dann Napoleon zum brutalen Zurückschlagen herausforderten.

Wie sagt Haspinger?

”Die Engel wollen unser Blut sehen, dann sind sie auf unserer Seite, dann schlagen wir mit ihrer Hilfe der ganzen Welt aufs Haupt.”

Und: ”Weißt, Andre, i hab einen Traum. Wir Tiroler für uns alloan. Über uns nur der Herrgott. Koa Kaiser, koa König. Das Heilige Land Tirol.”

Und: ”Is des nit schön, zu wissen, dass es den Tod nit gibt, dass jeder, der fallt unter der feindlichen Kugel, heute noch bei unserem Herrn im Paradies sein wird?”

So spricht Bin Laden noch heute. Und wie Bin Laden verschwindet auch Haspinger spurlos, obwohl ein gigantisches Kopfgeld auf ihn ausgesetzt ist, obwohl alle ihn hetzen.

Lernen wir wirklich nichts? Sind wir wirklich so dumm? Können wir sogenannten Aufgeklärten eine andere Kultur, eine andere Religion nicht akzeptieren, nicht dulden, ihr nicht einen Wert zugestehen?

Die Bayern verfochten damals mit geradezu stalinistischen Methoden ihre Vorstellung von Aufklärung, von Modernität, von Zivilisation gegenüber diesen ”rückständigen” Tirolern. Wer würde heute auf die Idee kommen, die Wallfahrten zu verbieten, das Wetterläuten, die Mitternachtsmette? Niemand, gewiss nicht.

Aber wollen wir nicht in der Schule dem moslemischen Mädchen das Kopftuch verbieten? Ist das nicht dasselbe?

(Anm. Dikigoros: Nein, das ist es nicht: Die Tiroler waren in Tirol zuhause, d.h. es war ihr Land, und die Franzosen waren fremde Besatzer, die ihnen ihre althergebrachten Rechte schmälern wollten. Ihr Widerstand war also - so aussichtslos er militärisch gesehen auch sein mochte - legitim. Dagegen sind die Muslime als Fremde in unsere christlichen Länder gekommen, größtenteil unter dem Vorwand, politisch Verfolgte oder [Bürger]Kriegs-Flüchtlinge zu sein. Wenn sie es denn wirklich wären, dann hätten sie sich verdammt nochmal unseren Sitten und Gebräuchen anzupassen, und dazu zählt nun mal auch das Vermummungsverbot. [Nachtrag: Jedenfalls bis zur "Corona"-Panhysterie von 2020, die es in ein Vermummungsgebot verkehrte.] Tatsächlich sind sie ja wohl nicht als solche gekommen, sondern vielmehr als Eroberer, und der auf Frauen und selbst junge Mädchen ausgeübte Zwang, sich zu verschleiern - und sei es "nur" durch ein Kopftuch - ist ein Zeichen, uns ihre Sitten und Gebräuche aufzwingen zu wollen. Dagegen können, sollen, ja müssen wir uns zur Wehr setzen, wenn wir nicht in der islamischen Flut untergehen wollen!)

Wollen wir nicht mit allen Mitteln die Assimilation der ”Fremden” erzwingen, die in unserem Europa leben, wollen wir ihnen nicht ihre Kultur austreiben? Ist das nicht dasselbe?

(Anm. Dikigoros: Nein, ganz und gar nicht. Was sollen die Anführungsstriche? Die Muslime sind Fremde; und als solche haben sie bei uns nichts verloren, jedenfalls nicht mehr, sobald die - vorgeblichen - Gründe für ihr Hiersein entfallen sind: Nachdem so gut wie alle Staaten, aus denen sie gekommen sind, muslimisch geworden sind - z.T. nach langen Kriegen -, würden sie dort nicht mehr politisch oder religiös verfolgt, wenn sie heim kehrten - im Gegenteil: Sie werden dort dringend für den Wiederaufbau gebraucht. Dort gibt es also auch genug Arbeit für sie, d.h. sie bräuchten nicht mehr in unseren Sozialsystemen herum zu schmarotzen! Und last but not least: Wer arbeitet, kommt auch nicht auf dumme Gedanken wie Terroranschläge: Bin Laden & Co. sind - ähnlich wie die Baader, Meinhof & Co. bei uns - mißratene Millionärskinder, denen es zu gut geht, und die deshalb glauben, die Welt erobern zu müssen, noch bevor sie bei sich zuhause etwas zustande gebracht haben.)

Wir, die sogenannten Aufgeklärten, wir, die westliche Welt, sind selbst schuld am Fundamentalismus, wir bringen ihn selbst hervor. Durch unsere Arroganz, durch unsere Überheblichkeit, durch die von uns betriebene Ausbeutung ganzer Weltgegenden, auch durch unsere Dekadenz. Solange wir das nicht verstehen, so lange wir uns nicht ändern, wird es immer ein 1809 geben, und immer einen 11. September 2001.


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