OSWALD  SPENGLER

(29.5.1880 - 8.5.1936)

Ein Kapitel aus N. Dikigoros' Webseite
DAS WAGNIS MIT DER WAHRHEIT
Große Historiker des 20. Jahrhunderts

Manche Bücher verdanken ihren Erfolg mehr ihrem gut gewählten, schlagwortartigen Titel als ihrem Inhalt - wie könnte es auch anders sein? Wer ein Buch kauft, kauft es ja nicht nach dem Inhalt (wenn er den schon kennte, könnte er auf den Kauf ja verzichten :-), sondern nach dem, was er sich davon auf den ersten Blick verspricht. Und so kurz nach dem Ersten Weltkrieg - dessen furchtbare Nachwehen ja noch lange nicht vorbei waren - waren nur allzu viele Menschen geneigt, an den "Untergang des Abendlandes" zu glauben. Dabei hatte Spenglers Hauptwerk damit allenfalls am Rande zu tun; tatsächlich handelte es sich um einen Streifzug durch die Geschichte, der den Aufstieg und Niedergang der großen Weltreiche zum Gegenstand hatte - und der den guten Mann - studierter Lehrer für Biologie, Fysik, Chemie und Mathematik - schlicht überforderte, da es ihm an den notwendigen Sprachkenntnissen mangelte, mit denen er sich die einschlägigen Quellen hätte erschließen können; es war vielmehr eine Fleißarbeit anhand von Sekundärliteratur, wie sie jeder brave Obersekundaner, die notwendige Freizeit vorausgesetzt, auch hätte leisten können.

Die Anlage - ausweislich des Untertitels - Morfologie, die Geschichte naiver Weise als "biologischer Bau" gedeutet :-)
(...)

Aber manchmal kommt es vor, daß sich das Nietzsche-Wort nicht bestätigt, wonach jeder große Schriftsteller nur ein Werk schreibt; alle anderen seien bloß Vorreden und Nachworte. Oder daß jemand, nachdem er durch ein Werk berühmt geworden ist, danach nur noch Schrott abliefert im Vertrauen darauf, daß die Leute es wegen seines Namens dennoch kaufen werden. Nein, es gibt auch die seltene Ausnahme, daß jemand nach seinem Hauptwerk noch Werke zu anderen Themen verfaßt, die eigentlich viel bemerkenswerter sind - aber leider erleidet er damit meist Schiffbruch, und was letzteres angeht, so bildet auch Spengler keine Ausnahme.

Fortsetzungen folgen