Sargnagel "Testpflicht"

Wie die Bürokratie die Wirtschaft knechtet

von Julius Marius Plutz (Neomarius, 13. April 2021)

Bilder, Links und Anmerkungen: Nikolas Dikigoros

Berlin. Das Kabinett beschließt die so genannte Notbremse. Im Kampf gegen ein Virus, an dem eine Person von 500 in aller Regel mit schweren Vorerkrankungen stirbt, wird die freie Gesellschaft weiter abgebaut. FFP2-Masken sollen zum Standard werden, obwohl die Gesellschaft für Krankenhaushygiene davon abrät. Ausgangssperren von 21 Uhr bis 5 Uhr dürfen von nun an per odre Mutti angeordnet werden, was Aerosolforscher kritisieren. Die Unversehrtheit der Wohnung darf nun auch offiziell vom Bund verletzt werden. Auch ist es den Damen und Herren in Berlin gestattet, die wirtschaftliche Freiheit einzuschränken: So dürfen sie für geschlossene Läden und Hotels sorgen. Das haben wir uns verdient, soweit haben wir es gebracht. Dystopien von früher sind heute Realität. Und die Verachtung der Freiheit wird von den Regenten Regierend*innen (wir wollen doch bitte politisch und genderisch korrekt bleiben, Anm. Dikigoros) immer weiter getrieben.

Die müssen sterben, wenn wir leben wollen!

Bei dem ganzen prädikatorischen und postliberalen Irrsinn geht jedoch ein Detail dieser „Notbremse“, man fragt sich, welche Not, unter. Ein Detail, auf das sich Arbeitgeber bereits seit Wochen einstellen: Die Testpflicht am Arbeitsplatz. Das Kabinett beschloss, dass Unternehmen ihren Mitarbeitern einmal in der Woche einen Test anbieten müssen. Dieser Schritt ist nur folgerichtig. So ist es seit langem Wille der SPD, einst Partei der Arbeit, eben diese Arbeit zu vernichten. Seien es die absurden Forderungen nach einem Mindestlohn, der die Produktivität vieler Tätigkeiten schlicht nicht widerspiegelt. Oder das Arbeitsschutzkontrollgesetz, das, wie ein 12-Euro-Mindestlohn, Arbeitslosigkeit erzeugt.

Bürokratieabbau ausgeschlossen

Ich frage mich - und das meine ich wirklich ernst - woher die Lust bei SPD, Grüne und Co kommt, Unternehmen zu schaden! Wie ich es wende und drehe, ich komme zum einzigen Ergebnis, das Sinn macht: Neid. Ja. Das Urgefühl des Zurückgelassenseins aufgrund der prallen Haben-Seite des Anderen. Rational macht es keinen Sinn, Unternehmen mit einer Testpflicht zu schaden. Im Zweifel verringert es das Steueraufkommen, was die SPD gerne hochhalten will und muss. Und die Pflicht sorgt für geringere Löhne, die die Sozis eigentlich auch nicht wollen. Olaf Scholz lehnte im Deutschlandfunk eine Kostenübernahme durch den Staat ab. [Anm. Dikigoros: Wenn Heinrich v. Kleist das gewußt hätte...]

Medaille von Kurz Götz mit Kleist-Zitat

Die Pandemiebekämpfung sei eine „nationale Kraftanstrengung“, bei der „alle mitmachen müssen“. Jawoll! Mit Wumms und Bazooka aus der Krise. Wenn jetzt noch Frau Giffey das „Coole-Corona-Gesetz“ beisteuert, kann eigentlich nichts mehr schief gehen.

Man muss dem Wirtschaftsminister Altmaier doch tatsächlich dankbar sein, dass er wenigstens die Dokumentationspflicht der Tests abwenden konnte. Das hieße dann für meine Niederlassung: jeder Mitarbeiter müsste einmal in der Woche zu uns kommen und per Unterschrift bestätigen, dass ihm einen Test angeboten wurde. Bei rund 100 Mitarbeiter können Sie sich vorstellen, wie hoch der bürokratische Akt ist. Nebenbei bemerkt: Ist es nicht Ziel der Politik, Kontakte zu minimieren? Stay at home?

Die neuen Helden der Nation
Jauche und Blindenberg entbieten den Aluhut-Gruß. Bleibt ruhig zuhause, ihr Covidioten!

„Mensch Herr Plutz, da gibt es doch eine digitale Lösung“, denen sei gesagt: Nein, gibt es nicht. Denn erstens müssen solche Dokumente im Original vorliegen. Und zweitens, das ist leider die Wahrheit: Meine Mitarbeiter sind keine Ingenieure, sondern meist Helfer. Viele sind intellektuell oder sprachlich überfordert. Eine digitale oder postalische Lösung würde einen solchen Aufwand mit sich ziehen, der kein Ende haben wird. Mehr als 50% unserer Zeit verschwenden wir an staatliche Vorgaben. Ich dachte, seit der Datenschutzgrundverordnung könne nichts mehr kommen. Aber Corona belehrte mich eines besseren. Und das Schlimme: Jedes Gesetz, jede Verordnung bleibt. Bürokratie wird nie abgebaut. Nirgends.

Ein Blick in die Praxis

Ich möchte Ihnen anhand eines Einstellungsprozess zeigen, wie bürokratisch zersetzt dieser ist. Und fast alles geschieht auf Geheiß des Staates, oder indirekt, um staatliche Sanktionen zu vermeiden. Die Höhe der Strafe für Unternehmen, einem Mitarbeiter einen Test zu verweigern, liegt bei bis zu 30.000 Euro.

Doch zum Einstellungsprozess: Der Bewerber klingelt und sagt die magischen Worte: „Suche Arbeit“. Nach den Corona Regeln müsste ich ihn nach Hause schicken und ihm ein Online, oder telefonisches Bewerbungsgespräch anbieten. Da er aber nicht die Kompetenz besitzt, dieses durchzuführen - Mimik und Gestik fehlt und macht die Sprache zu einer nicht überwindbaren Barriere, bitte ich ich ihn hinein.

Nach einigen Formalitäten mache ich mit ihm einen Termin bei einem niedergelassenen Arzt zur Unterweisung nach §43 Infektionsschutzgesetz. Das „Gesundheitszeugnis“ wird benötigt, wenn Mitarbeiter im Lebensmittelbereich eingesetzt werden – was hier der Fall ist. Diese Belehrung kostet je nach Arzt zwischen 11 und 20 Euro und ist mit das sinnloseste, was Sie sich vorstellen können. Der Arzt erzählt dem Bewerber, der ihn nicht versteht, dass man sich die Hände waschen muss. Hört er brav zu und unterschreibt er, dass er alles verstanden hat, hat er die Bescheinigung. Arzt unterschreibt, der Stempel stempelt.

Bis zum Vertrag sind noch weitere Hürden zu nehmen. Möglicherweise gibt es einen Kennenlerntag beim Kunden. Und, natürlich benötigen wir ein negatives Coronatestergebnis vor Arbeitsbeginn. Die Termine koordinieren wir. Zum Termin des Arbeitsvertrages hat der Mitarbeiter rund einhundertmal zu unterschreiben. Von Hygienevorschriften, bis zu Themen aus der Arbeitssicherheit. Nichts bleibt dem Mitarbeiter und uns erspart. Eine Reiseauskunft - Stichwort Corona - inklusive, gehört ebenso dazu, wie - und das empfinde ich als übergriffig - ein Blatt zur Auskunft, in welcher Situation denn der Kandidat wohnt. Pension? Wohnung? Flüchtlingsunterkunft? Hat er eine Küche? Ein eigenes Bad? Wir sind hierzu gezwungen, eine Revision würde das ankreiden. Mich hat es jedoch überhaupt nicht zu interessieren, wie mein Mitarbeiter wohnt. Diese Frage ist nichts weiter, als ein Eingriff in die Intimsphäre.

Die Regierung wird zum Problem

Nun folgt die Testpflicht. Der nächste Schritt ist die Dokumentationspflicht. Das wäre dann die einhunderterste Unterschrift. Und die einhundert zweite und dritte. Jede Woche, bis der Mitarbeiter ausscheidet. Oder bis wir dicht machen.

Ich habe die Hoffnung realitätsnaher Politik längst aufgegeben. Von einem Arbeitsminister, der nichts anderes kennt, als Parteiarbeit, ist das nicht zu erwarten. Diese Regierung ist in Sphären unterwegs, die mit der Realität nichts zu tun haben. Die Testpflicht ist nur ein Detail. Ein winziger Nagel auf den Sargdeckel. Das Schreddern der Unternehmen ist im vollen Gange. Und die Politiker können sich auf die Schulter klopfen, weil sie glauben, etwas für die Menschen getan zu haben. Dabei ist die Regierung nicht Teil der Lösung. Sie ist das Problem.


Nachbemerkung: Warum hat Dikigoros diesen Aufsatz übernommen und verlinkt? Um zu zeigen, daß er nichts gegen schwule Juden hat? Falsch! Er hat das getan um zu zeigen, daß auch ein ehemals überzeugter Marxist wie J.M.P. zum Anti-Marxisten mutieren kann (nicht nur Viren mutieren :-), wenn er am eigenen Leib erfährt, welch desaströse Auswirkungen diese Ideologie - unter welcher falschen Flagge auch immer segelnd [es weiß ja noch nicht jede*r, daß "CDU" für "Corona-Diktatur Dummlands" steht] - in der Praxis auf die Gesellschaft haben kann.


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