Rühmann beriet Ulbricht

(N-TV, 14. Oktober 2001)

Der Schauspieler Heinz Rühmann hat unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs offenbar politisch mit dem späteren DDR-Chef Walter Ulbricht zusammengearbeitet. Das geht aus bisher verschlossenen beziehungsweise ungeachtet gebliebenen Dokumenten im Bundesarchiv und in der Gauck-Behörde hervor, berichtet die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung".

Die Unterlagen sollen belegen, dass Rühmann an politischen Entscheidungen der ostdeutschen Kommunisten in der Zeit vor Gründung der DDR beteiligt war. Ulbricht habe den Auftrag gehabt, für die 20 Berliner Bezirke antifaschistisch-demokratische Bezirksverwaltungen zu bilden, in denen die Schlüsselpositionen in den Händen der SED liegen sollten. Als deren Berater in kulturpolitischen Fragen habe auch der damals 43-jährige Rühmann mitgewirkt - allerdings nur wenige Monate.

In den Berichten Ulbrichts stehe geschrieben: "Zur Mitarbeit in der Abteilung hat sich bereit erklärt Heinz Rühmann, einer der bekanntesten Schauspieler und Regisseure. Er hat in keinem politischen Film für die Nazis mitgewirkt. Er hat Genossen bei der illegalen Arbeit gegen das Hitlerregime geholfen. Er ist sowjetfreundlich gesinnt."

Rühmann soll jedoch während der NS-Diktatur engen Kontakt zum Reichspropaganda-Minister Joseph Goebbels gehabt haben und galt als einer von Hitlers Lieblingsschauspielern. Außerdem spielte er auch in Propagandafilmen wie "Wunschkonzert" (1940) und "Fronttheater" (1942). Rühmann war aber kein Mitglied der NSDAP und ging offenbar gezwungenermaßen Kompromisse ein, da er mit einer Jüdin verheiratet war. Rühmann starb 1994 im Alter von 92 Jahren.


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