Scholl-Latour läßt sich von Islamisten ehren

von Herakleitos (Politically Incorrect, 25. Oktober 2008)

Peter Scholl-Latour gilt in Gutmenschenkreisen als einer der größten Islam-Experten aller Zeiten, der in Talk-Shows nicht fehlen darf. Sein emsiges Werben für den Islam wurde jetzt mit einem Knochen belohnt: Tariq Ramadan verlieh ihm gemeinsam mit dem Präsidenten der IGD, El-Zayat, anlässlich des 50-jährigen Bestehens der IGD im Berliner Tempodrom den “Dr. Said Ramadan Friedenspreis für Dialog und Völkerverständigung”.

In Deutschland gilt die "Islamische Gemeinschaft in Deutschland" (IGD) als Vertretung der Muslimbrüder und wird vom Verfassungsschutz beobachtet. Der in Kairo wohnhafte oberste Führer der islamistischen Muslimbruderschaft, Mohammed Mahdi Akef, bezeichnete den Präsidenten der IGD, Ibrahim el-Zayat, in einem ARD-Fernsehbeitrag als Chef der Muslimbrüder in Deutschland.

Die Muslimbruderschaft wurde 1928 in Ägypten gegründet und unterhält weltweit Verbindungen zu radikalislamischen Gruppierungen wie der palästinensischen Hamas oder der algerischen „Islamischen Heilsfront“. Die Bruderschaft versteht den Islam als Lösung aller gesellschaftlichen Probleme und vertritt das Motto: „Der Koran ist unser Gesetz, Dschihad ist unser Weg. Der Märtyrertod ist unser Verlangen.“ Nach Johnsons Recherchen schließen die Muslimbrüder die Anwendung von Gewalt nicht aus, versuchen aber zuerst die Islamisierung der Gesellschaft mit legalen Mitteln zu erreichen.

Mit diesem Hintergrundwissen versteht man auch den Satz des IGD-Präsidenten El-Zayat:

El-Zayat betonte in seiner Rede weiter, dass alle wichtigen muslimischen Verbände ein klares Verhältnis zur Gewalt hätten.

Wir haben das nicht bezweifelt, reagieren aber manchmal nicht wunschgemäß:

Dr. Klaus Lefringhausen, Leiter des Annemarie-Schimmel-Forums, wünschte sich eine intelligente Plattform für den interreligiösen Dialog. Es kann nicht angehen, dass die Sicherheitspolitik und die Terrorhysterie die Themen für den Dialog bestimmen.

Stimmt, wir sollten auf Terroranschläge wie die von New York, Madrid oder London gelassener reagieren und uns Hysterie-frei zerfetzen lassen. Denn das alles hat nichts mit dem Islam zu tun, und Unfälle passieren schließlich alle Tage. Wir sollen aufeinander zugehen und uns von den Muslimen bereichern lassen, die von der Gesellschaft einfach nicht akzeptiert werden und sich immer in der Opferrolle befinden.

Beide Seiten müssen aufeinander zugehen und für mehr Akzeptanz werben. Juristische Erfolge können nicht darüber wegtäuschen, dass diese Akzeptanz in der Gesellschaft noch fehle. Harald Bock, Generalsekretär der Deutsch-Arabischen Gesellschaft, beglückwünschte die Muslime für ihr Engagement der letzten Jahre. Vieles sei erreicht worden, und darauf dürfe man stolz sein. Der Generalsekretär der Milli-Görus Oguz Ucüncu wollte dennoch einige Missstände beim Namen nennen. Es kann nicht angehen, dass die Bundesärztekammer die Beschneidung muslimischer Jungen verurteile und die Kindswohl-Debatte auf den Rücken der SchülerInnen ausgetragen werde.

Wie modern man doch ist! Man hat ein I mitten im Wort plaziert. Warum allerdings die Beschneidung der Jungen auf dem Rücken auch der Mädchen ausgetragen wird, entzieht sich unserer Kenntnis. Geht's vielleicht auch um die Verstümmelung weiblicher Geschlechtsorgane?

Das Wahrheitsministerium fälscht den ganzen Tag lang die Geschichte, und im Ministerium für Liebe sind die Folterkeller. Krieg bedeutet Frieden, Freiheit ist Sklaverei und Unwissenheit ist Stärke. Wir sind mitten in “ 1984“. Neusprech 2008 klingt so:

Der Islam achtet die Menschenrechte und fordert zur Gleichheit der Menschen auf. Er lehnt jede Form des Rassismus ab. Das Recht auf Freiheit ist ein hohes Gut. Darüber hinaus lehnt der Islam Glaubenszwang ab. Die freie Wahl des Glaubens ist garantiert. Der Islam bietet ein ausgewogenes Konzept von Freiheit geleitet durch ethische Werte und legalen Grenzen wie z.B. keine Gewalt gegen sich oder andere auszuüben.

Der real existierende Sozialismus wies regelmäßig erhebliche Diskrepanzen zur reinen Lehre auf. Im Islam sind die Diskrepanzen zwischen reiner Lehre und Realität nicht vorhanden. Umso krasser allerdings zwischen dem westlichen Verständnis der reinen Lehre und der Realiät.

Prof. Islam Al-Attar erinnerte das Publikum über die Notwendigkeit der sozialen Gerechtigkeit, die alle Lebensbereiche umfasse. Man dürfe nicht zufrieden einschlafen, während die Nachbarskinder hungerten oder die Obdachlosen frieren. Islam ist eine humanitäre Religion. Soziale Engpässe zu beseitigen sei genauso wichtig wie die gottesdienstlichen Handlungen.

Da fragt man sich schon, warum die Ölscheichs ihre armen palästinensischen Brüder und Schwestern im Elend hocken lassen…

Scholl-Latour fragt sich das alles nicht. Er freut sich, von solch seriösen Herrschaften geehrt zu werden. Wir gratulieren!