Das Autoritäre wird immer kleinkarierter

Kulturkampf der EU gegen die Wegwerfgesellschaft

von Christoph Lövenich (Die Achse des Guten, 8. Februar 2024)*

Anmerkungen und ergänzende Links: Nikolas Dikigoros

(mit hinzugefügten Karikaturen von Götz Wiedenroth u.a.)

[EU-Diktatur - Karikatur von Götz Wiedenroth]

Was und womit wir essen, wie wir trinken, was wir rauchen, welche Tattoofarben wir tragen - all das reguliert die Europäische Union detailversessen. Unser Alltag wird Schritt für Schritt eingeengt.

"Dem Hauptzollamt Pforzheim ist ein großer Schlag gegen den organisierten Handel mit strengstens verbotenen Plastik-Strohhalmen gelungen", meldete ein Medium im November. 5.000 davon wurden konfisziert. Ein Restaurant wollte offenbar nicht nach jedem Strohhalm greifen - die Alternativen zu den Plastik-Produkten haben so ihre Nachteile -, sondern klammerte sich an den rettenden Strohhalm in Form einer Online-Bestellung. Bis ihm der unermüdliche Einsatz deutscher Beamter gegen die international operierende Plastikmafia einen Strich durch die Rechnung machte.

Zwei Jahre zuvor hatte der Hamburger Zoll sogar jeweils mehr als 100.000 Trinkhalme und Getränkebecher sichergestellt. Die Rechtsgrundlage dafür bildet die Einwegkunststoffverbotsverordnung zur Umsetzung der Einwegkunststoff-Richtlinie der Europäischen Union. Seit 2021 ist überall in der EU neues Plastikbesteck und -geschirr verboten. (Anm.: Zum Glück hat Dikigoros noch reichlich alte Plastikhalme - die sind abwaschbar und unverwüstlich :-) Als Gründe für diese Einschränkung angeführt wurden der Plastikmüll in den Weltmeeren und mögliche Gesundheitsgefahren durch Mikroplastik. Beim Mikroplastik spielen Plastikhalme jedoch keine Rolle, Schuhsohlen schon eher, und Fleece-Jacken erst! Dass sich im Großen Pazifischen Müllteppich jemals Plastikgabeln von einem Kindergeburtstag in Zella-Mehlis befunden haben, wird die EU-Kommission wohl nicht beweisen können. Der Abfall stammt woanders her. Und doch gilt das Verbot.

Immerhin kann man wunderbar einen Kulturkampf gegen die "Wegwerfgesellschaft" führen, deren Symbol z.B. Plastiktüten sind. Mit dem Massenkonsum haben es die heutigen Eliten nicht so - außer als weites Feld zur regulierenden Bestellung. Es finden sich viele Agenden, die eines gemeinsam haben: Sie lassen sich von den Eurokraten in Verbotsverordnungen gießen. In immer mehr und immer neue, in solche, die schrittweise in Kraft treten und/oder solche, die durch Novellierungen verschärft werden.

Erst den Käufern künstlich aufgedrängt und dann verboten

Partes pro toto seien genannt:

Erfasst, eingeschränkt, verboten oder umgewandelt

Wer bei EU-Regulierung noch an den berüchtigten Krümmungsgrad von Bananen denkt, hat die letzten Jahrzehnte verschnarcht. Alle Gegenstände des täglichen Lebens, alle Produkte, mit denen man in Berührung kommt, werden nach und nach erfasst, eingeschränkt, verboten oder umgewandelt. Entziehen kann man sich dem nicht. Eine ganze Maschinerie aus Politikern, Bürokraten, Lobbyisten und Journalisten lebt dafür - und davon.

Ein wachsender Mikroautoritarismus wuchert in alle Ecken. Das Begriffspaar Mikro-/Makroautoritarimus sei hier in Anlehnung an seine Prägung in einer rechtsalternativen deutschen Youtuberszene verwendet. Bei Makroautoritarismus handelt es sich um offene und klassische staatliche Repression gegen Kritiker, die man zum Beispiel in den Knast wirft und foltert. Das Gegenstück bildet das Mikromanagement der Gesellschaft und Wirtschaft, ohne "drakonische Strafe, dafür aber Nudging ohne Ende bis in den letzten Winkel des Privatlebens und der Köpfe." Und eben der Gesetzgebung, wo man als Strohhalm-Schmuggler zwar nicht standrechtlich erschossen wird, aber doch Konsequenzen zu tragen hat. Weiteres Kennzeichen: Die um sich greifende Detail-Bevormundung soll nur zu unserem Besten sein, oder doch wenigsten zu dem des Planeten.

Beides kann zusammen auftreten, so in Nordkorea, aber auch hierzulande, wo inzwischen - was dem Makroautoritarismus zuzurechnen wäre - sogar im Gefängnis landen könnte, "wer eine öffentlich gezeigte Flagge der Europäischen Union entfernt, zerstört, beschädigt [...] oder beschimpfenden Unfug daran verübt". Der Unfug, den die EU verübt und der der Freiheit Hohn spricht, ist hingegen in jedem Wortsinne legal.

[Unfug mit der Europaflgge]


*Christoph Lövenich ist Novo-Redakteur und wohnt in Bonn. Dieser Beitrag erschien zuerst bei Novo-Argumente.


LESERPOST
(ausgewählt und z.T. leicht gekürzt von Dikigoros)

Sam Lowry (08.02.2024)
Bitte hier keine weiteren bizarren Vorschläge posten - sie könnten irgendwann umgesetzt werden...

Ilona Grimm (08.02.2024)
[...] Geschwärzte Fotos von nackten erwachsenen Frauen, aber Masturbationsräume (für Groß und Klein) in Kitas. Und Kinderpornos für Transfrauen als Therapie. Paßt! Der Untergang ist nicht mehr fern.

Nikolaus Neininger (08.02.2024)
Tja - früher gab es Plastikhalme in einer Papierhülle, jetzt gibt es Papierhalme in einer Plastikhülle - welch ein Fortschritt!

Markus Ringger (08.02.2024)
Da sind wir Schweizer glücklicher: wir nehmen unser Taschenmasser (schw. Sackmesser) und schneiden den Deckel ab. Ob darum das Taschenmesser auch bald verboten wird? (Anmerkung/Antwort Dikigoros: Für eingeborene Schweizer bestimmt - für zugereiste "Fachkräfte" eher nicht :-)

[Karikatur von Götz Wiedenroth] [wie vor]


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