Ein Land im Totentanz

von Hubert Geißler (Die Achse des Guten, 17. Juli 2022)

Bilder, Anmerkungen und ergänzende Links: Nikolas Dikigoros

Dieser Tage könnte man einen gesellschaftlichen Todestrieb konstatieren. Im späten Mittelalter gab es den Bildtypus der Totentänze: Geführt von Hein, taumelten vom Kaiser bis zum Bettelmann alle Richtung Abgrund.

Dass die Grabenkämpfe der letzten Jahre zwischen Impfgläubigen und Coronaleugnern geradezu religiöse Züge angenommen haben, scheint überdeutlich. Der "kleine Piks" wurde zur Kommunion der Rechtschaffenen verklärt, die, die ihn verweigerten, galten als Schädlinge am Volkskörper, als egoistische Gefährder ihrer Mitmenschen. Auch das Motiv, sich impfen zu lassen, ist letztlich ein religiöses: schlicht und ergreifend Todesangst, ausgelöst durch die am Anfang der Epidemie kolportierten Horrorzahlen.

Die Maske war das Zeichen der Rechtgläubigen, Zwangsbekehrungen durch Strafgelder und Repressalien mit eingeschlossen. Umso verständlicher ist nun das allgegenwärtige Festklammern am Impfnarrativ: Schützt es doch offensichtlich nicht vor dem Bösen, so mildert es doch angeblich den Verlauf: Die Ähnlichkeit zum Ablass der frühen Neuzeit ist unübersehbar. Im Fegefeuer schmoren müssen so ziemlich alle, aber die Zeit kann verkürzt werden. Das ist doch schon etwas.

Dagegen halten die Dissidenten eher vergeblich, aber penetrant; würde man aber denen glauben, dann müsste man sich ja eingestehen, dass man sich selbst in Gefahr gebracht hat. Wer will das schon, und schon gar die Vertreter der "Wissenschaft" und ihrer politischen Vollstrecker können vom rechten Weg keinen Deut abweichen. Für die Ungläubigen stellt sich diese Wissenschaft infrage: Dem Mangel an Daten auf der einen Seite steht eine Überfülle an möglichen Nebenwirkungen dieser Communio gegenüber, die für die Gläubigen furchteinflößend sein muss. Also wird der Zweifel unterdrückt und das Denken eingestellt. Die Kardinäle des Staates und der Pharmaindustrie dürfen nicht unrecht haben.

Aber Corona ist ja gewissermaßen "out", zumindest momentan. Die neue Katastrophe ist die Energiesicherheit, oder besser gesagt die fehlende. War Gas noch vor wenigen Monaten die Brückentechnologie in ein neues Ökotopia, ein vom Winde bewegtes Paradies, so werden jetzt die ersten Wärmestuben errichtet; der Streit, ob nun die Produktion oder die Privathaushalte zuerst abgeschaltet werden sollen, fängt an, und Habeck beschwört die solidarische Verteilung der nicht vorhandenen Ressourcen in Westeuropa. Man darf gespannt sein, ob das so harmonisch klappt wie die konzertierte Aktion gegen Corona.

Eine gewisse Scheinheiligkeit

Gerade Herr Habeck wird gelegentlich apokalyptisch in seinen Vorhersagen, was ihm nicht schadet, kann er sich doch zumindest als Verdienst anrechnen, ehrlich zu sein. Von anderen Politikern hört man wenig, höchstens von wirtschaftsnahen Kreisen, wie dem BASF-Chef: Uns droht nicht weniger als ein Zusammenbruch wichtiger Produktionszweige mit schwer kalkulierbaren Folgen, damit auch ein Zusammenbruch des Sozialsystems, von der prekären Situation des Gesundheitswesens mal abgesehen. Wenn es kälter wird und man sitzt in der eisigen Wohnung, könnte das der Gesundheit nicht förderlich sein.

Was die Grünen und ihre Exponenten vergessen, ist ihre ideologische Verantwortung für die gegenwärtige Misere. Gasterminals wurden nicht gebaut, Atomkraftwerke gesprengt oder abschaltet, Zechen zubetoniert. Dabei fehlt es für das Windparadies an allem: Arbeitskräften, Grundstoffen und wer weiß was noch. Frackinggas ist o.k., nur nicht hier. Atomenergie soll bitte importiert werden, aber keinesfalls hier produziert. Man könnte eine gewisse Scheinheiligkeit konstatieren.

Schuldige werden auch schon benannt: Die kürzlich noch sakrosankte Kanzlerin kommt zunehmend ins Schussfeld, und für Schröder wird schon der Scheiterhaufen in Hannover am Maschsee aufgeschichtet: Er ist nach wie vor der Meinung, man müsste mit den Russen reden.

Die Bauernkriege haben schon wieder begonnen

In jedem religiösen System gibt es natürlich einen Vertreter des absolut Bösen, einen Diabolus oder Satanas, und diese Rolle spielt Putin. Wird er Nordstream nach der Reparatur wieder aufdrehen? Ehrlich gesagt, ich weiß das auch nicht. Ich kann nur auf die kognitive Dissonanz hinweisen, mit der Putin in der Presse einerseits als kranke Inkarnation dämonischer Mächte hingestellt wird, von dem man aber andererseits vertragstreue Lieferung von Energie erwartet. Westeuropa ist doch längst Kriegspartei, da helfen auch Mätzchen wie Waffenlieferungen über die Bande nichts. Das ist das eine, das andere ist die offensichtliche Tatsache, dass ohne Russengas die nächsten Jahre bitter werden.

Unsere Politiker scheinen sich paralysiert in die Sommerpause zu verabschieden. Was noch bleibt, ist eine Art von Cargo-Kult. Ein Schiff wird kommen und das eine bringen, das Öl und Gas: Nur dass es offensichtlich auch an Schiffen fehlt. Mir persönlich wird durchaus angst und bange.

Man könnte einen gesellschaftlichen Todestrieb konstatieren. Im späten Mittelalter gab es den Bildtypus der Totentänze: Geführt von Hein, taumelten vom Kaiser bis zum Bettelmann alle Richtung Abgrund. Man fühlt sich manchmal 500 Jahre in die Zeit der Reformation zurück versetzt. Apropos: Die Bauernkriege haben schon wieder begonnen. In den Niederlanden.


LESERPOST
(ausgewählt und z.T. leicht gekürzt von Dikigoros)

Gerhard Küster 17.07.2022
Ein Schiff wird kommen und das eine bringen, das Öl und Gas: Nur dass es offensichtlich auch an Schiffen fehlt.Mir persönlich wird durchaus angst und bange.” Ja, mir auch. Besonders deshalb, weil es anscheined nur noch Politiker gibt, die Mathe irgendwo ab- oder nie ausgewählt haben. Oder Mathe einfach für weissen Herrschafts-Voodoo halten und deshalb ablehnen. Da ich aber kaum glauben kann, das es da niemanden gibt, der rechnen kann, muss ich vermuten, dass solche Leute irgendwo im Keller angekettet wurden. Bei vollen Bezügen, Geld ist ja kein Problem, das druckt man eben. Leider habe ich keinen offenen Kamin und einen eigenen kleinen Wald, sonst würde ich mich mit gehortetem Popkorn davor zurückziehen und die Show geniessen. OK, vielleicht wäre eine Schrotflinte auch noch nötig, zur Resourcenverteidigung.

Michael Dost (17.07.2022)
[...] Peter Adel wies bereits 2019 auf die Begrenztheit der Wind-Energie hin. Diese Pionierarbeit blieb leider nahezu folgenlos, obwohl sie beweiskräftig und auf streng naturwissenschaftlicher Grundlage nachwies, dass eines der beiden Standbeine der "Energiewende" in keiner Weise tragfähig und damit das ganze Unternehmen, so wie es in D durchgezogen wird, zum Scheitern verurteilt ist.
Es ist unglaublich, wie arrogant die Politik (und mit ihr die staatsnahe Wissenschaft) über diese klugen Gedanken und diese dringenden Warnungen vor dem Totentanz der deutschen Energieversorgung hinweggegangen ist. Es wäre ein Leichtes gewesen, diese Stimme wahrzunehmen und sich das Ganze vom Physiklehrer erklären zu lassen.
Ich bin mir leider sicher, dass auch dieses Mal keine Schlussfolgerungen aus dem physikalisch Offensichtlichen gezogen werden. Die Politiker werden weiter die Rettung vor dem herbeigeredeten putin'schen Gas-Stopp darin sehen, dass nun die Wind-Energie noch schneller ausgebaut werden müsse. Kritiker werden weiterhin als "rechts", "Verschwörungstheoretiker", "Reichsbürger" oder - das wäre neu, aber folgerichtig - als "Physiker" diffamiert und als "Phänomen" unter Beobachtung gestellt werden. Und ich, ja, ich werde weiter an meiner Studie arbeiten, die auch den Solarbereich umfassen soll; denn auch dieses andere Standbein dürfte sich als wenig tragfähig erweisen. [...]

Dr Stefan Lehnhoff (17.07.2022)
Das Volk wird die Politiker und die Oligarchen töten, oder die Oligarchen und die Politiker werden das Volk töten.

Wilfried Cremer (17.07.2022)
[...] Der Tod ist kein Meister aus Deutschland, sondern ein weltumspannendes Ereignis. [...] (Anm. Dikigoros: So ist es; der Irrsinn hat die ganze Welt erfaßt - nicht umsonst spricht man "Panhysterie"!)

Heinrich Friedrich Klemm (17.07.2022)
Mein Business-Modell: "Bringt die Toten heraus!" - analog zu 17. Jahrhundert. Ich brauche weder Strom, Gas für meinen Betrieb - mit dem beim Gang durch die Ortschaften von mir zu verkündenden Slogan für den den Winter steht fest. Die alte Handglocke des damaligen "Mitteilungsausrufers" der hiesigen Gemeinde habe ich bereits im Besitz, ein Handwagen mittlerer Größe, des Komforts wegen gerne mit Gummibereifung, befindet sich nach kurzfristiger Überholung bereit zur Indienstnahme. Gesucht werden noch Kooperationspartner, Schreiner, Bestattungsunternehmen (keine Krematorien, wegen Gasmangellage) und einige weitere, möglichst religionsübergreifend oder neutral, werden noch gesucht. Angedacht ist ein bundesweites Franchisemodell als zukunftsfestes Investment. Eventuell lässt sich sogar eine Kooperationsvereinbarung oder Vertrag mit dem "salzarmen Karl" als Anführer der neuzeitlichen Apolkalyptischen Horden - Hitzetod, Impftod, Erfrierungen, Hungertod ist dort alles im Programm - aus der (H)ampelkoalition treffen. Besonders angesprochen dürfen sich Mitglieder des Bundestag aus den Regierungsparteien fühlen; Provisionsregelungen werden strikt vertraulich behandelt, mit nicht nachverfolgbarer Zahlung nach Panama oder ein Steuerparadies ihrer Wahl.

Peer Munk (17.07.2022)
Ich denke an Hieronymus Bosch: Die Farbgebung seiner Darstellung der Hölle ist dieselbe wie die der Deutschlandkarten mit den Höllentemperaturen. Und dann ist da noch das Gemälde "Das Narrenschiff". Passt.

[Die müssen sterben, wenn wir leben wollen]

Esther Braun (17.07.2022)
[...] A propos Gas als Brückentechnologie ins Ökotopia: Anderes Beispiel, vor zwei Jahren wurden Pelletheizungen noch mit 45 Prozent Zuschüssen vom Bund gefördert, gestern verkündet das Bundesumweltamt, dass der Einbau von Pellet- und sonstigen Holzheizungen (Holzschnitzel usw.) sofort zu unterbleiben habe, weil diese Heizart mehr Feinstaub produzieren würde wie der Autoverkehr. Früher war ich der Ansicht, daß wir von Verbrechern regiert werden, die von Idioten gewählt werden. Heute streiche ich das Verbrecher. Es sind tatsächlich Idioten, die von ihresgleichen gewählt werden. (Anm. Dikogoros: Da schreibt eine Jüdin über Juden; und so etwas sollte man immer mit Vorsicht genießen; denn Juden wissen, was sie tun!

Horst Jungsbluth (17.07.2022)
Die Totengräber kommen wie immer, was ja auch fast niemand bemerken will, aus den Positionen wo sie den Staat eigentlich so regieren und verwalten sollen, dass er funktioniert und die Mehrheit der Bürgern einigermaßen zufrieden ist. Seit einigen Jahren läuft fast alles schief in unserem Land und das Schlimme daran ist, dass viele falsche und kontraproduktive Entscheidungen ganz bewusst getroffen werden und die jeweilige Opposition sowie die Justiz und die Medien das dann alles auch noch mitmachen und dafür sorgen, dass Kritiker zur Räson gebracht werden. "Narrenhände beschmieren Tisch und Wände", aber das reicht diesen längst nicht, sie wollen bestimmen und das tun sie auch in meist grotesker Form, aber es wirkt. Nicht die Merkel-Regierungen waren übrigens der Anfang, sondern der Berliner SPD/AL-Senat, der 1989 mit krimineller Unterstützung der SED gebildet werden konnte und der damals das gesetzte Ziel verfehlte, weil "die Mauer zur falschen Seite fiel". Jetzt hat sich diese Seuche mit alten Parolen, absurden Argumenten und neuen Kräften auf das gesamte Bundesgebiet ausgebreitet, und niemand gebietet diesem erneuten zerstörerischen Irrsinn Einhalt.


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